Jen. fol. 515. und tom. 5. fol. 511.) Wir wollen euch/ lieben Bruder nicht verhalten/ etc. Jn welchen Worten er unterschiedliche leben- dige Trost-Quellen eröffner wider das bittere Kraut/ die bittern Co- locynten/ das bittere Gifft des Todes/ und seiner scheutzlichen/ erschröck- lichen Larv/ als des Königes aller Schrecken. Die erste heisset:Hiob. 18, 14. upnonumia, Die Schlaffähnligkeit/ von denen die da schlaffen: in welchen Stucken der Schlaff und der Tod der Glaubigen mit einander comparirt und vergleicht werden/ ist droben angezeiget worden; sonderlich gehöret hieher im Alten Testament der wunderschöne und liebliche SchlaffGen. 28, 11. Jacobs/ der sich zwar dem Leibe nach auff ein steinhartes Küssen schlaffen gelegt/ aber der Seelen nach mit himmlischen phaenomenis und Augen- Lusten erfreuet worden/ einer geheimnüß-reichen Lustes/ der auff- und ab- steigenden Heiligen Engeln/ und sonderlich dessen der auff der Leyter ge- standen/ mit ihme gespracht/ nicht aRReta, sondern [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]reta, nemlich er- quickende Trost-Wort gehöret/ die ihm in seinem Hertzen/ Geist und Ge- müth so wohl gethan/ daß da er aufferwacht/ mit frolocken gleichsam auff-vide D. Chemnit. harm. c. 87. p. 1673. gesprungen und gesagt: Ey das ist GOttes Hauß/ diß ist die Pforte des Himmels/ und diß war mehr nicht als ein Traum.
Jm Neuen Testament ist auch sehr holdseelig zu lesen und zu betrach- ten der Schlaff der Jünger Christi auff dem heiligen Berge: Luc. 9. da sichLuc. 9, 32. der HErr vor ihnen verkläret/ entsetzten sie sich/ und suncken in einen tieffen Schlaff/ so bald sie erwacht/ erschiene ihnen die Heilige Dreyfaltigkeit/ der Vater in einer erträglichen lieblichen Stimm/ der Sohn Gottes in seinem verklärten Leibe/ der Heilige Geist in der Gestalt einer liechten Wolcken/ und werden Christo Moses und Elias zween außerkohrne Himmels- Burger und Bürgen in verklärten himmlischen Leibern/ redende von dem blutigen Auß- und Passions-Gang zu Jerusalem/ und das war ein Vor- blick/ zugesandt.
Was wird dann seyn bey denen/ die in Christo seelig und recht dem Leibe nach einschlaffen/ mancher auff einem harten Märter-Stein wie Stephan/ mancher auff einem harten Pflaster/ wann er zu tode fallt/ auchAct. 7, 59. 60. mancher auff dem Rabenstein/ der Seelen nach aber ap' arti, als bald see- lig ins Paradiß/ in Abrahams Schos/ in Gottes Qual-freye Hand/ und in die Ruh-Kammer: hic umbra, illic veritas, hie Schatten/ dort die War- heit selbst/ hie sihet der Mensch auch die himmlische phaenomena, Schätze und Güter im Glauben/ in der Hoffnung/ im Spiegel/ im duncklen Wort: Wann der Mensch seelig entschläfft und leibloß wird/ da sihet er den anti-
typum,
Predigt.
Jen. fol. 515. und tom. 5. fol. 511.) Wir wollen euch/ lieben Brůder nicht verhalten/ ꝛc. Jn welchen Worten er unterſchiedliche leben- dige Troſt-Quellen eroͤffner wider das bittere Kraut/ die bittern Co- locynten/ das bittere Gifft des Todes/ und ſeiner ſcheutzlichen/ erſchroͤck- lichen Larv/ als des Koͤniges aller Schrecken. Die erſte heiſſet:Hiob. 18, 14. ύπνωνυμία, Die Schlaffaͤhnligkeit/ von denen die da ſchlaffen: in welchen Stucken der Schlaff und der Tod der Glaubigen mit einander comparirt und vergleicht werden/ iſt droben angezeiget worden; ſonderlich gehoͤret hieher im Alten Teſtament der wunderſchoͤne und liebliche SchlaffGen. 28, 11. Jacobs/ der ſich zwar dem Leibe nach auff ein ſteinhartes Kuͤſſen ſchlaffen gelegt/ aber der Seelen nach mit himmliſchen phænomenis und Augen- Luſten erfreuet worden/ einer geheimnuͤß-reichen Luſtes/ der auff- und ab- ſteigenden Heiligen Engeln/ und ſonderlich deſſen der auff der Leyter ge- ſtanden/ mit ihme geſpracht/ nicht ἀῤῥητα, ſondern [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ρητὰ, nemlich er- quickende Troſt-Wort gehoͤret/ die ihm in ſeinem Hertzen/ Geiſt und Ge- muͤth ſo wohl gethan/ daß da er aufferwacht/ mit frolocken gleichſam auff-vide D. Chemnit. harm. c. 87. p. 1673. geſprungen und geſagt: Ey das iſt GOttes Hauß/ diß iſt die Pforte des Himmels/ und diß war mehr nicht als ein Traum.
Jm Neuen Teſtament iſt auch ſehr holdſeelig zu leſen und zu betrach- ten der Schlaff der Juͤnger Chriſti auff dem heiligen Berge: Luc. 9. da ſichLuc. 9, 32. der HErr vor ihnen verklaͤret/ entſetzten ſie ſich/ und ſuncken in einen tieffen Schlaff/ ſo bald ſie erwacht/ erſchiene ihnen die Heilige Dreyfaltigkeit/ der Vater in einer ertraͤglichen lieblichen Stimm/ der Sohn Gottes in ſeinem verklaͤrten Leibe/ der Heilige Geiſt in der Geſtalt einer liechten Wolcken/ und werden Chriſto Moſes und Elias zween außerkohrne Himmels- Burger und Buͤrgen in verklaͤrten himmliſchen Leibern/ redende von dem blutigen Auß- und Paſſions-Gang zu Jeruſalem/ und das war ein Vor- blick/ zugeſandt.
Was wird dann ſeyn bey denen/ die in Chriſto ſeelig und recht dem Leibe nach einſchlaffen/ mancher auff einem harten Maͤrter-Stein wie Stephan/ mancher auff einem harten Pflaſter/ wann er zu tode fallt/ auchAct. 7, 59. 60. mancher auff dem Rabenſtein/ der Seelen nach aber ἀπ᾽ ἀρτι, als bald ſee- lig ins Paradiß/ in Abrahams Schos/ in Gottes Qual-freye Hand/ und in die Ruh-Kam̃er: hic umbra, illic veritas, hie Schatten/ dort die War- heit ſelbſt/ hie ſihet der Menſch auch die himmliſche phænomena, Schaͤtze und Guͤter im Glauben/ in der Hoffnung/ im Spiegel/ im duncklen Wort: Wann der Menſch ſeelig entſchlaͤfft und leibloß wird/ da ſihet er den anti-
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[551/0583]
Predigt.
Jen. fol. 515. und tom. 5. fol. 511.) Wir wollen euch/ lieben Brůder
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locynten/ das bittere Gifft des Todes/ und ſeiner ſcheutzlichen/ erſchroͤck-
lichen Larv/ als des Koͤniges aller Schrecken. Die erſte heiſſet:
ύπνωνυμία, Die Schlaffaͤhnligkeit/ von denen die da ſchlaffen:
in welchen Stucken der Schlaff und der Tod der Glaubigen mit einander
comparirt und vergleicht werden/ iſt droben angezeiget worden; ſonderlich
gehoͤret hieher im Alten Teſtament der wunderſchoͤne und liebliche Schlaff
Jacobs/ der ſich zwar dem Leibe nach auff ein ſteinhartes Kuͤſſen ſchlaffen
gelegt/ aber der Seelen nach mit himmliſchen phænomenis und Augen-
Luſten erfreuet worden/ einer geheimnuͤß-reichen Luſtes/ der auff- und ab-
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ſtanden/ mit ihme geſpracht/ nicht ἀῤῥητα, ſondern _ρητὰ, nemlich er-
quickende Troſt-Wort gehoͤret/ die ihm in ſeinem Hertzen/ Geiſt und Ge-
muͤth ſo wohl gethan/ daß da er aufferwacht/ mit frolocken gleichſam auff-
geſprungen und geſagt: Ey das iſt GOttes Hauß/ diß iſt die
Pforte des Himmels/ und diß war mehr nicht als ein Traum.
Hiob. 18,
14.
Gen. 28, 11.
vide D.
Chemnit.
harm. c. 87.
p. 1673.
Jm Neuen Teſtament iſt auch ſehr holdſeelig zu leſen und zu betrach-
ten der Schlaff der Juͤnger Chriſti auff dem heiligen Berge: Luc. 9. da ſich
der HErr vor ihnen verklaͤret/ entſetzten ſie ſich/ und ſuncken in einen tieffen
Schlaff/ ſo bald ſie erwacht/ erſchiene ihnen die Heilige Dreyfaltigkeit/ der
Vater in einer ertraͤglichen lieblichen Stimm/ der Sohn Gottes in ſeinem
verklaͤrten Leibe/ der Heilige Geiſt in der Geſtalt einer liechten Wolcken/
und werden Chriſto Moſes und Elias zween außerkohrne Himmels-
Burger und Buͤrgen in verklaͤrten himmliſchen Leibern/ redende von dem
blutigen Auß- und Paſſions-Gang zu Jeruſalem/ und das war ein Vor-
blick/ zugeſandt.
Luc. 9, 32.
Was wird dann ſeyn bey denen/ die in Chriſto ſeelig und recht dem
Leibe nach einſchlaffen/ mancher auff einem harten Maͤrter-Stein wie
Stephan/ mancher auff einem harten Pflaſter/ wann er zu tode fallt/ auch
mancher auff dem Rabenſtein/ der Seelen nach aber ἀπ᾽ ἀρτι, als bald ſee-
lig ins Paradiß/ in Abrahams Schos/ in Gottes Qual-freye Hand/ und
in die Ruh-Kam̃er: hic umbra, illic veritas, hie Schatten/ dort die War-
heit ſelbſt/ hie ſihet der Menſch auch die himmliſche phænomena, Schaͤtze
und Guͤter im Glauben/ in der Hoffnung/ im Spiegel/ im duncklen Wort:
Wann der Menſch ſeelig entſchlaͤfft und leibloß wird/ da ſihet er den anti-
typum,
Act. 7, 59.
60.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/583>, abgerufen am 16.02.2025.
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