Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Vier und Viertzigste (Dritte) Wort außgekläret/ und wird selbst ein contra Spiegel/ darinnen schöneTrost-Bilder von Gottes unbetrüglicher Gnade und Treue füncklen/ sol- Gal. 3, 1[0]cher Art waren die Hertzen der Galater/ welche als klare Passion-Spiegel durch St. Pauli Predigten den gecreutzigten Jesum so hell und klar ge- fasset/ als wär Er mitten unter ihnen auff ihrem Ring-Platz gecreutziget worden. Wir werden und sollen verkläret und durchgläntzet werden von einer Klarheit zur andern/ strohmweise/ als vom HErren der der Geist ist/ wann der spricht/ es werde liecht im Hertzen/ so bricht der schö- ne Morgen-Stern herfür. Wer dort will verkläret werden an seinem Leibe/ der muß sich hie verklären lassen an seiner Seel. Ein grosser Trost wider die Vngestaltsamkeit/ Hinckende/ So ist auch das Trauren über die liebe in Gott entschlaffenen Jen.
Die Vier und Viertzigſte (Dritte) Wort außgeklaͤret/ und wird ſelbſt ein contra Spiegel/ darinnen ſchoͤneTroſt-Bilder von Gottes unbetruͤglicher Gnade und Treue fuͤncklen/ ſol- Gal. 3, 1[0]cher Art waren die Hertzen der Galater/ welche als klare Paſſion-Spiegel durch St. Pauli Predigten den gecreutzigten Jeſum ſo hell und klar ge- faſſet/ als waͤr Er mitten unter ihnen auff ihrem Ring-Platz gecreutziget worden. Wir werden und ſollen verklaͤret und durchglaͤntzet werden von einer Klarheit zur andern/ ſtrohmweiſe/ als vom HErren der der Geiſt iſt/ wann der ſpricht/ es werde liecht im Hertzen/ ſo bricht der ſchoͤ- ne Morgen-Stern herfuͤr. Wer dort will verklaͤret werden an ſeinem Leibe/ der muß ſich hie verklaͤren laſſen an ſeiner Seel. Ein groſſer Troſt wider die Vngeſtaltſamkeit/ Hinckende/ So iſt auch das Trauren uͤber die liebe in Gott entſchlaffenen Jen.
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Die Vier und Viertzigſte (Dritte)
Wort außgeklaͤret/ und wird ſelbſt ein contra Spiegel/ darinnen ſchoͤne
Troſt-Bilder von Gottes unbetruͤglicher Gnade und Treue fuͤncklen/ ſol-
cher Art waren die Hertzen der Galater/ welche als klare Paſſion-Spiegel
durch St. Pauli Predigten den gecreutzigten Jeſum ſo hell und klar ge-
faſſet/ als waͤr Er mitten unter ihnen auff ihrem Ring-Platz gecreutziget
worden. Wir werden und ſollen verklaͤret und durchglaͤntzet werden von
einer Klarheit zur andern/ ſtrohmweiſe/ als vom HErren der der
Geiſt iſt/ wann der ſpricht/ es werde liecht im Hertzen/ ſo bricht der ſchoͤ-
ne Morgen-Stern herfuͤr. Wer dort will verklaͤret werden an ſeinem
Leibe/ der muß ſich hie verklaͤren laſſen an ſeiner Seel.
Gal. 3, 10
Ein groſſer Troſt wider die Vngeſtaltſamkeit/ Hinckende/
Blinde/ Taube/ Hofferige/ Hoffer/ Bruͤch/ Steine/ podagra und dergleichẽ
Gebreſten/ Gott machet beydes; geſchicht alles zum guten/ die Erb-
Suͤnde einzubilden/ Begierde zu erwecken nach der himmliſchen Klarheit/
und Pracht zu verleiden/ und mit Paulo zu ſagen: Jch bin gutes
Muths in meiner Schwachheit/ 2. Cor. 12. Trage deinen Hoffer
gedultig als eine Laſt/ die dir Gott aufferleget/ ie ſchwerer die Laſt/ ie groͤſ-
ſer und herrlicher wird dermahl eins die Krone ſeyn/ die dir dort wird auff-
geſetzet werden/ da wird kein Mephiboſeth mehr hincken. Troſt wider
alle Kranckheiten/ ja den Tod ſelbſten/ dafuͤr ſoll man zwar ſich
fuͤrchten und nicht ſicher in Wind ſchlagen. Die Egyptier/ wie Herodo-
tus bezeuget/ lieſſen allezeit bey ihren Gaſtereyen einen Toden-Coͤrper vor-
ragen/ ſagende: Dieſen ſchau wohl an/ trinck und ergetze dich/ ein ſolcher
wirſtu kuͤnfftig in deinem Tode ſeyn. Bekant und mehr erzehlet iſt die
Hiſtori von dem edlen jungen Schleinitz/ der ſchoͤnſte Juͤngling/ da er
kranck worden/ haben ſeine Freunde nicht erlangen koͤnnen/ daß er ſich ab-
contrafeyen ließ/ aber das zugelaſſen/ ſie ſolten ihn abmahlen/ wie ſie ihn
inden wuͤrden im Grabe/ nach etlichen Tagen/ da ſie das Grab geoͤffnet/
inden ſie ſein Angeſicht halb verzehret von den Wuͤrmen und Schlangen
unb ſeinen Leib/ und in ſolcher figur haben ſie ihn gemahlet. Das war
in ſcheutzliches und ſchreckliches ſpectacul.
Exod. 4, 6.
2. Cor. 12,
10.
Herod. l. 3.
So iſt auch das Trauren uͤber die liebe in Gott entſchlaffenen
Freunde/ die uns und wir ſie mit dem Ruͤcken anſehen muͤſſen/ erlaubt/
aber wie fern? Was ſagt der Apoſtel in ſeiner erſten Epiſtel an die Theſ-
alonicher im 4. Cap. (aus welchen Worten D. Luther vorzeiten zwo
Troſt-reiche Leich-Predigten gehalten/ eine Anno 1525. Churfuͤrſt Fride-
ichen/ die andere Anno 1532. Churfuͤrſt Johanni/ ſo zu befinden tom. 2.
Jen.
1. Theſſ. 4
13. ſeqq
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