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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Erste
Iob. 31, 7-Böhmische Dörffer/ Glaub- und Gebet-loß/ Lust-loß/ sintemal was einer
Luc. 13, 11.nicht weiß/ das begehret er nicht/ das Hertz trauet den Augen/ der Will
Rom. 8, 7.und alle affecten sind auff das Jrrdische geneiget/ Krafft-loß. Das
Matt. 7, 18.böse ohnmächtige Fleisch/ vermag nicht dem Gesetz unterthan
Ioh. 15, 5.zu seyn/ ein fauler Baum kan nicht gute Fruchte bringen/
Ohne mich/
sagt Christus/ könnet ihr nichts thun; verstehe aduna-
mian, non passivam, nicht eine leidende Vnmögligkeit/ als wann der Mensch
ein Klotz were oder der Sathan selbst/ der nicht könte der Göttlichen Bewe-
gungen fähig werden/ passive & obedientialiter, durch Nicht-Widerstre-
bung/ sondern potentiam activam, aus eignen Kräfften/ welche bey diesem
Wercke nichts überall vermögen; derowegen ist von nöthen der Lebendig-
machung Gottes des Heiligen Geistes.

Hier möchte iemand auff diese Gedancken gerathen/ und fragen/
warumb Gott gebiete Glauben/ Bekehrung/ Heiligkeit etc. als unmögliche
Dinge? Esscheinet als sey es ein unbillichs Begehren/ gleich des Königs
Nebucadnezars an seine Weisen. Antwort/ officium nomen exigit
Dan. 2, 5.non potentiam, das Ampt erfordert die Schuld/ nicht die Möglichkeit/
Luc. 7, 14.ist eben so wenig unrecht/ als unrecht/ wann der Herr sagt zum toden
Gen. 1, 3.Jüngling: Jch sage dir/ stehe auff! also auch/ Gen. 1. Es werde
Matth. 8, 3.liecht/ und Matth. 8/ 3. Katharitheti, sey gereiniget/ werde rein!
Dann in dergleichen Worten befiehlet Er 1. paedagogiam externam &
ordinem divinum,
seine Göttliche Ordnung und dero Folg/ daß man die
groben eusserlichen Laster meide/ und also obices und Riegel der Gött-
lichen Gnade hinderlich hinweg thue. 2. Passivam non resistentiam,
die Vnwiderstrebligkeit/ daß man die Göttliche Bewegungen soll lassen
Act. 2, 40.Krafft gewinnen/ und das Hertz einnehmen ohne Widerstehung; dan-
2. Reg. 2,
11.
nenhero schreyet der Apostel in passivo sothete, Lasset euch helffen;
gleich wie der Prophet Elias für sich aus seinem Vermögen und Natur
nicht were gen Himmel gefahren/ aber da Gott ihm den Himmel-Wa-
gen sendet/ da hätte zuvor Elias widerstehen/ oder nicht widerstehen kön-
nen/ hätte er sich sperren und schwer machen wollen/ so were er wol hierun-
ten blieben. Also ists auch beschaffen mit den Menschen und seiner Bekehrung.

II. Jn dem wir bekennen Ecclesiam, eine Gemein der Hei-
ligen/ eine Christliche Kirche/
das ist ein Außschutz aus den Men-
schen/ und sehnen uns in diese Gemeine zur Gemeinschafft der Heiligen/
eben in diesem Stück verrathen wir uns abermals/ daß der Mensch ihm

selbst

Die Erſte
Iob. 31, 7-Boͤhmiſche Doͤrffer/ Glaub- und Gebet-loß/ Luſt-loß/ ſintemal was einer
Luc. 13, 11.nicht weiß/ das begehret er nicht/ das Hertz trauet den Augen/ der Will
Rom. 8, 7.und alle affecten ſind auff das Jrrdiſche geneiget/ Krafft-loß. Das
Matt. 7, 18.boͤſe ohnmaͤchtige Fleiſch/ vermag nicht dem Geſetz unterthan
Ioh. 15, 5.zu ſeyn/ ein fauler Baum kan nicht gute Frůchte bringen/
Ohne mich/
ſagt Chriſtus/ koͤnnet ihr nichts thun; verſtehe άδυνα-
μὶαν, non paſſivam, nicht eine leidende Vnmoͤgligkeit/ als wañ der Menſch
ein Klotz were oder der Sathan ſelbſt/ der nicht koͤnte der Goͤttlichen Bewe-
gungen faͤhig werden/ paſſivè & obedientialiter, durch Nicht-Widerſtre-
bung/ ſondern potentiam activam, aus eignen Kraͤfften/ welche bey dieſem
Wercke nichts uͤberall vermoͤgen; derowegen iſt von noͤthen der Lebendig-
machung Gottes des Heiligen Geiſtes.

Hier moͤchte iemand auff dieſe Gedancken gerathen/ und fragen/
warumb Gott gebiete Glauben/ Bekehrung/ Heiligkeit ꝛc. als unmoͤgliche
Dinge? Esſcheinet als ſey es ein unbillichs Begehren/ gleich des Koͤnigs
Nebucadnezars an ſeine Weiſen. Antwort/ officium nomen exigit
Dan. 2, 5.non potentiam, das Ampt erfordert die Schuld/ nicht die Moͤglichkeit/
Luc. 7, 14.iſt eben ſo wenig unrecht/ als unrecht/ wann der Herr ſagt zum toden
Gen. 1, 3.Juͤngling: Jch ſage dir/ ſtehe auff! alſo auch/ Gen. 1. Es werde
Matth. 8, 3.liecht/ und Matth. 8/ 3. Καϑαρίϑητι, ſey gereiniget/ werde rein!
Dann in dergleichen Worten befiehlet Er 1. pædagogiam externam &
ordinem divinum,
ſeine Goͤttliche Ordnung und dero Folg/ daß man die
groben euſſerlichen Laſter meide/ und alſo obices und Riegel der Goͤtt-
lichen Gnade hinderlich hinweg thue. 2. Paſſivam non reſiſtentiam,
die Vnwiderſtrebligkeit/ daß man die Goͤttliche Bewegungen ſoll laſſen
Act. 2, 40.Krafft gewinnen/ und das Hertz einnehmen ohne Widerſtehung; dan-
2. Reg. 2,
11.
nenhero ſchreyet der Apoſtel in paſſivo σώϑητε, Laſſet euch helffen;
gleich wie der Prophet Elias fuͤr ſich aus ſeinem Vermoͤgen und Natur
nicht were gen Himmel gefahren/ aber da Gott ihm den Himmel-Wa-
gen ſendet/ da haͤtte zuvor Elias widerſtehen/ oder nicht widerſtehen koͤn-
nen/ haͤtte er ſich ſperren und ſchwer machen wollen/ ſo were er wol hierun-
ten bliebẽ. Alſo iſts auch beſchaffen mit dẽ Menſchẽ und ſeiner Bekehrung.

II. Jn dem wir bekennen Eccleſiam, eine Gemein der Hei-
ligen/ eine Chriſtliche Kirche/
das iſt ein Außſchutz aus den Men-
ſchen/ und ſehnen uns in dieſe Gemeine zur Gemeinſchafft der Heiligen/
eben in dieſem Stuͤck verrathen wir uns abermals/ daß der Menſch ihm

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[22/0054] Die Erſte Boͤhmiſche Doͤrffer/ Glaub- und Gebet-loß/ Luſt-loß/ ſintemal was einer nicht weiß/ das begehret er nicht/ das Hertz trauet den Augen/ der Will und alle affecten ſind auff das Jrrdiſche geneiget/ Krafft-loß. Das boͤſe ohnmaͤchtige Fleiſch/ vermag nicht dem Geſetz unterthan zu ſeyn/ ein fauler Baum kan nicht gute Frůchte bringen/ Ohne mich/ ſagt Chriſtus/ koͤnnet ihr nichts thun; verſtehe άδυνα- μὶαν, non paſſivam, nicht eine leidende Vnmoͤgligkeit/ als wañ der Menſch ein Klotz were oder der Sathan ſelbſt/ der nicht koͤnte der Goͤttlichen Bewe- gungen faͤhig werden/ paſſivè & obedientialiter, durch Nicht-Widerſtre- bung/ ſondern potentiam activam, aus eignen Kraͤfften/ welche bey dieſem Wercke nichts uͤberall vermoͤgen; derowegen iſt von noͤthen der Lebendig- machung Gottes des Heiligen Geiſtes. Iob. 31, 7- Luc. 13, 11. Rom. 8, 7. Matt. 7, 18. Ioh. 15, 5. Hier moͤchte iemand auff dieſe Gedancken gerathen/ und fragen/ warumb Gott gebiete Glauben/ Bekehrung/ Heiligkeit ꝛc. als unmoͤgliche Dinge? Esſcheinet als ſey es ein unbillichs Begehren/ gleich des Koͤnigs Nebucadnezars an ſeine Weiſen. Antwort/ officium nomen exigit non potentiam, das Ampt erfordert die Schuld/ nicht die Moͤglichkeit/ iſt eben ſo wenig unrecht/ als unrecht/ wann der Herr ſagt zum toden Juͤngling: Jch ſage dir/ ſtehe auff! alſo auch/ Gen. 1. Es werde liecht/ und Matth. 8/ 3. Καϑαρίϑητι, ſey gereiniget/ werde rein! Dann in dergleichen Worten befiehlet Er 1. pædagogiam externam & ordinem divinum, ſeine Goͤttliche Ordnung und dero Folg/ daß man die groben euſſerlichen Laſter meide/ und alſo obices und Riegel der Goͤtt- lichen Gnade hinderlich hinweg thue. 2. Paſſivam non reſiſtentiam, die Vnwiderſtrebligkeit/ daß man die Goͤttliche Bewegungen ſoll laſſen Krafft gewinnen/ und das Hertz einnehmen ohne Widerſtehung; dan- nenhero ſchreyet der Apoſtel in paſſivo σώϑητε, Laſſet euch helffen; gleich wie der Prophet Elias fuͤr ſich aus ſeinem Vermoͤgen und Natur nicht were gen Himmel gefahren/ aber da Gott ihm den Himmel-Wa- gen ſendet/ da haͤtte zuvor Elias widerſtehen/ oder nicht widerſtehen koͤn- nen/ haͤtte er ſich ſperren und ſchwer machen wollen/ ſo were er wol hierun- ten bliebẽ. Alſo iſts auch beſchaffen mit dẽ Menſchẽ und ſeiner Bekehrung. Dan. 2, 5. Luc. 7, 14. Gen. 1, 3. Matth. 8, 3. Act. 2, 40. 2. Reg. 2, 11. II. Jn dem wir bekennen Eccleſiam, eine Gemein der Hei- ligen/ eine Chriſtliche Kirche/ das iſt ein Außſchutz aus den Men- ſchen/ und ſehnen uns in dieſe Gemeine zur Gemeinſchafft der Heiligen/ eben in dieſem Stuͤck verrathen wir uns abermals/ daß der Menſch ihm ſelbſt

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/54>, abgerufen am 24.11.2024.