Schauspiel/ da die Personen eine Weil auff dem theatro agiren/ spre- chen/ handlen/ endlich wider abtretten/ und das theatrum quittiren und leer lassen: Also gehe es auch im menschlichen Leben her/ da finden sich un- terschiedliche actus: Die Kindheit/ die Jugend/ das männliche/ das hohe Alter/ da ein ieder seine Stell/ König/ Bauren/ Herren und Knechte zu versehen haben. Jst eben das/ was auch Epictetus in Enchir. cap. 20. schreibet: Memento te esse actorem fabulae, Bedencke/ daß du eine Co- moedi agiren helffest/ und nimm deine Person in acht! und Seneca ep. 77. Audite juvenes, audite queruli senes; quomodo fabula sit vitae: non quam diu, sed quam bene acta sit refert. Höret ihr Jünglinge/ höret ihr Alten/ euer Leben ist eine Comoedi! Es liget nicht daran/ ob einer lange/ sondern ob er wohl agirt habe? & ibid. tantum bonam clausulam impo- ne, mache nur einen guten Schluß und Ende. Ja es lässet Gott der Heilige Geist selbst ihm dieses Gleichnüß belieben/ Psal. 90. da er unserPs. 90, 9. Leben nennet hegeh,ein Geschwätz/ verstehe ein theatrisch Geschwätz/ Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz.
II.Nach dercomparationbegehrt er auch das Vr- theil von der gehaltenenComoediae, dann so gehets her bey einer Comoedi: Der Actor suchet Ehre bey den Zuschauern/ redet sie würcklich an und sagt: Wie hats euch gefallen? da dann die Spectatores von den Per- sonen/ Habiten/ Auffzügen/ Gesprächen/ Gebärden judiciren/ einem den Preiß geben/ den andern verachten: Also begehret auch Augustus zu wis- sen/ wie er regiert/ gekrieget/ das Römische Reich in flor gebracht? Wir Christen trachten auch nach dem judicio und Lob/ aber achten mit St. Paulo den blossen Zungen-Lufft nicht/ sondern warten auff das judicium Agonothetae & Comoediarchae, auff das Lob des obersten Spiel-Her- ren Christi;
III. Judicii effectum,Die That so auff den Lob- Spruch gefolget;Plaudite, dote kroton, sagt Augustus, date plau- sum, Frolocket/ klopffet in die Hände für Freuden/ wann ich meine Käy- serliche Person recht vertretten! Das ist der Heyden höchster Trost; Wir Christen wissen bessers/ nemlich plaudite nicht nur humanum, nicht nur das menschliche klopffen und frolocken/ so da ist der gute Nachschall und Nachklopff einer ehrlichen parentation, Leich-Predigt/ etc. sondern plau- sum bonae conscientiae, den Lob-Schall eines guten Gewissens/ in wel- chem das angenehme und freudige Echo erschallet/ wann ein wahrer
Christ
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Predigt.
Schauſpiel/ da die Perſonen eine Weil auff dem theatro agiren/ ſpre- chen/ handlen/ endlich wider abtretten/ und das theatrum quittiren und leer laſſen: Alſo gehe es auch im menſchlichen Leben her/ da finden ſich un- terſchiedliche actus: Die Kindheit/ die Jugend/ das maͤnnliche/ das hohe Alter/ da ein ieder ſeine Stell/ Koͤnig/ Bauren/ Herren und Knechte zu verſehen haben. Jſt eben das/ was auch Epictetus in Enchir. cap. 20. ſchreibet: Memento te eſſe actorem fabulæ, Bedencke/ daß du eine Co- mœdi agiren helffeſt/ und nimm deine Perſon in acht! und Seneca ep. 77. Audite juvenes, audite queruli ſenes; quomodo fabula ſit vitæ: non quam diu, ſed quam bene acta ſit refert. Hoͤret ihr Juͤnglinge/ hoͤret ihr Alten/ euer Leben iſt eine Comœdi! Es liget nicht daran/ ob einer lange/ ſondern ob er wohl agirt habe? & ibid. tantùm bonam clauſulam impo- ne, mache nur einen guten Schluß und Ende. Ja es laͤſſet Gott der Heilige Geiſt ſelbſt ihm dieſes Gleichnuͤß belieben/ Pſal. 90. da er unſerPſ. 90, 9. Leben nennet hegeh,ein Geſchwaͤtz/ verſtehe ein theatriſch Geſchwaͤtz/ Wir bringen unſere Jahre zu wie ein Geſchwaͤtz.
II.Nach dercomparationbegehrt er auch das Vr- theil von der gehaltenenComœdiæ, dann ſo gehets her bey einer Comœdi: Der Actor ſuchet Ehre bey den Zuſchauern/ redet ſie wuͤrcklich an und ſagt: Wie hats euch gefallen? da dañ die Spectatores von den Per- ſonen/ Habiten/ Auffzuͤgen/ Geſpraͤchen/ Gebaͤrden judiciren/ einem den Preiß geben/ den andern verachten: Alſo begehret auch Auguſtus zu wiſ- ſen/ wie er regiert/ gekrieget/ das Roͤmiſche Reich in flor gebracht? Wir Chriſten trachten auch nach dem judicio und Lob/ aber achten mit St. Paulo den bloſſen Zungen-Lufft nicht/ ſondern warten auff das judicium Agonothetæ & Comœdiarchæ, auff das Lob des oberſten Spiel-Her- ren Chriſti;
III. Judicii effectum,Die That ſo auff den Lob- Spruch gefolget;Plaudite, δότε κρότον, ſagt Auguſtus, date plau- ſum, Frolocket/ klopffet in die Haͤnde fuͤr Freuden/ wann ich meine Kaͤy- ſerliche Perſon recht vertretten! Das iſt der Heyden hoͤchſter Troſt; Wir Chriſten wiſſen beſſers/ nemlich plaudite nicht nur humanum, nicht nur das menſchliche klopffen und frolocken/ ſo da iſt der gute Nachſchall und Nachklopff einer ehrlichen parentation, Leich-Predigt/ ꝛc. ſondern plau- ſum bonæ conſcientiæ, den Lob-Schall eines guten Gewiſſens/ in wel- chem das angenehme und freudige Echo erſchallet/ wann ein wahrer
Chriſt
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Predigt.
Schauſpiel/ da die Perſonen eine Weil auff dem theatro agiren/ ſpre-
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leer laſſen: Alſo gehe es auch im menſchlichen Leben her/ da finden ſich un-
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Audite juvenes, audite queruli ſenes; quomodo fabula ſit vitæ: non
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ne, mache nur einen guten Schluß und Ende. Ja es laͤſſet Gott der
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Leben nennet hegeh, ein Geſchwaͤtz/ verſtehe ein theatriſch Geſchwaͤtz/
Wir bringen unſere Jahre zu wie ein Geſchwaͤtz.
Pſ. 90, 9.
II. Nach der comparation begehrt er auch das Vr-
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an und ſagt: Wie hats euch gefallen? da dañ die Spectatores von den Per-
ſonen/ Habiten/ Auffzuͤgen/ Geſpraͤchen/ Gebaͤrden judiciren/ einem den
Preiß geben/ den andern verachten: Alſo begehret auch Auguſtus zu wiſ-
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Chriſten trachten auch nach dem judicio und Lob/ aber achten mit St.
Paulo den bloſſen Zungen-Lufft nicht/ ſondern warten auff das judicium
Agonothetæ & Comœdiarchæ, auff das Lob des oberſten Spiel-Her-
ren Chriſti;
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Chriſten wiſſen beſſers/ nemlich plaudite nicht nur humanum, nicht nur
das menſchliche klopffen und frolocken/ ſo da iſt der gute Nachſchall und
Nachklopff einer ehrlichen parentation, Leich-Predigt/ ꝛc. ſondern plau-
ſum bonæ conſcientiæ, den Lob-Schall eines guten Gewiſſens/ in wel-
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/531>, abgerufen am 01.08.2024.
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