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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
gefordert? Er ist so dahin gestorben/ daß niemand gewiß schliessen und sa-
gen kan/ was die Rechnung für einen Außgang gewonnen/ was der Rich-
ter für ein Vrtheil gesprochen/ was die Seel nach ihrer Außfahrt für eine
Wohnung bekommen. Bellarminus wündschet ihm nicht mehr als
das Fegfeuer/ von seinem Tode schreibet Andreas Eudaemon, daß er in sei-
nen letzten Zügen gemeynet/ es geschehe ihm gar wohl/ wann er eine gerau-
me Zeit im Fegfeuer gequälet würde.

Wehe den andern/ die ihnen dieses soterion den Heiland nicht
recht einbilden/ dasselbe particuliren/ aus der Weite in die Enge ziehen/ und
nur auf die Bloßaußerwehlten richten/ und damit allen und ieden Menschen
einen unaufflößlichen Zweifel-Strick zurichten und einflechten. Wehe de-
nen/ deren Augen-Lust allein auff schöne Damen/ unnütze Gemälder/ flüch-
tige Blumen/ darauff der Könige Namen geschrieben oder gepräget sind/
Welt-Weißheit/ welsche Bücher richten. Was von religion lautet/ das
stinckt alles/ da ist keine Anmuth/ keine Verwunderung/ keine Freude.

Aber wie gesagt/ Christliche Hertzen freuen sich/ und fahren mit Fried
und Freud davon/ ob es gleich bißweilen hart hergehet/ mit Zerrückung des
Haupts/ toben und wüten der Sinnen/ mit ach und weh wegen der Todes-
Schmertzen. Augustus der Käyser ist/ wie er gewündscht/ eines sanfften
Todes gewürdiget/ aber weil er Jesum nicht gesehen/ wo ist er hin gefahren?
Wann sie Christum gesehen/ erkant/ entsetzen sie sich nicht für dem Todes-
Engel/ von welchem die Juden dichten/ daß er gantz voll Augen seye/
und stehe zu Haupten mit einem blossen Schwert/ von welchem ein Tropf-
fen Gall herab in des Krancken Mund falle/ welcher aus Furcht denselben
auffsperret/ etc. wann er von den Hunden gesehen werde/ so fahen sie an zu
heulen/ nehmen diese Fabel aus Exod. 11. und 12. da der Würg-Engel inExod. 11. 7.
c.
12, 29.

der Nacht alle erste Geburt der Egypter geschlagen/ stehet unter andern
auch/ daß doch bey den Kindern Jsrael im Lande Gosen kein Hund ge-
mucket habe; Aber es sind andere Todes-Engel/ das Alter/ die Kranck-
heiten/ Flüsse/ etc. die künden das Leben ab.

Wahre Christen trösten sich darwider mit dem Hertzog des Lebens/ wi-
der die Verdamnüß mit diesem Heiland/ wider die eussersten Finsternüß
mit diesem Liecht/ wider die leibliche Schmach und Schande mit dieser Ehr
und Preiß/ fassen ein Hertz wider die Furcht des Todes/ in dem letzten
Kampff und Zügen wendet sich das Hertz von den greßlichen Gespensten/
sihet sie hinderwerts/ Christum vorderwerts an: den Tod nicht in unserm
Leibe/ sondern in Christo dem Vberwinder: die Sünde nicht in unsermHebr. 2, 14,
Gewissen/ sondern in dem Lamb Gottes; das Gesetz nicht im Hertzen ge-

schrieben/
Sechster Theil. R r r

Predigt.
gefordert? Er iſt ſo dahin geſtorben/ daß niemand gewiß ſchlieſſen und ſa-
gen kan/ was die Rechnung fuͤr einen Außgang gewonnen/ was der Rich-
ter fuͤr ein Vrtheil geſprochen/ was die Seel nach ihrer Außfahrt fuͤr eine
Wohnung bekommen. Bellarminus wuͤndſchet ihm nicht mehr als
das Fegfeuer/ von ſeinem Tode ſchreibet Andreas Eudæmon, daß er in ſei-
nen letzten Zuͤgen gemeynet/ es geſchehe ihm gar wohl/ wann er eine gerau-
me Zeit im Fegfeuer gequaͤlet wuͤrde.

Wehe den andern/ die ihnen dieſes σωτήριον den Heiland nicht
recht einbilden/ daſſelbe particuliren/ aus der Weite in die Enge ziehen/ und
nur auf die Bloßaußerwehlten richten/ und damit allen und ieden Menſchẽ
einen unauffloͤßlichen Zweifel-Strick zurichten und einflechten. Wehe de-
nen/ deren Augen-Luſt allein auff ſchoͤne Damen/ unnuͤtze Gemaͤlder/ fluͤch-
tige Blumen/ darauff der Koͤnige Namen geſchrieben oder gepraͤget ſind/
Welt-Weißheit/ welſche Buͤcher richten. Was von religion lautet/ das
ſtinckt alles/ da iſt keine Anmuth/ keine Verwunderung/ keine Freude.

Aber wie geſagt/ Chriſtliche Hertzen freuen ſich/ und fahren mit Fried
und Freud davon/ ob es gleich bißweilen hart hergehet/ mit Zerruͤckung des
Haupts/ toben und wuͤten der Sinnen/ mit ach und weh wegen der Todes-
Schmertzen. Auguſtus der Kaͤyſer iſt/ wie er gewuͤndſcht/ eines ſanfften
Todes gewuͤrdiget/ aber weil er Jeſum nicht geſehen/ wo iſt er hin gefahren?
Wann ſie Chriſtum geſehen/ erkant/ entſetzen ſie ſich nicht fuͤr dem Todes-
Engel/ von welchem die Juden dichten/ daß er gantz voll Augen ſeye/
und ſtehe zu Haupten mit einem bloſſen Schwert/ von welchem ein Tropf-
fen Gall herab in des Krancken Mund falle/ welcher aus Furcht denſelben
auffſperret/ ꝛc. wann er von den Hunden geſehen werde/ ſo fahen ſie an zu
heulen/ nehmen dieſe Fabel aus Exod. 11. und 12. da der Wuͤrg-Engel inExod. 11. 7.
c.
12, 29.

der Nacht alle erſte Geburt der Egypter geſchlagen/ ſtehet unter andern
auch/ daß doch bey den Kindern Jſrael im Lande Goſen kein Hund ge-
mucket habe; Aber es ſind andere Todes-Engel/ das Alter/ die Kranck-
heiten/ Fluͤſſe/ ꝛc. die kuͤnden das Leben ab.

Wahre Chriſten troͤſten ſich darwider mit dem Hertzog des Lebens/ wi-
der die Verdamnuͤß mit dieſem Heiland/ wider die euſſerſten Finſternuͤß
mit dieſem Liecht/ wider die leibliche Schmach und Schande mit dieſer Ehr
und Preiß/ faſſen ein Hertz wider die Furcht des Todes/ in dem letzten
Kampff und Zuͤgen wendet ſich das Hertz von den greßlichen Geſpenſten/
ſihet ſie hinderwerts/ Chriſtum vorderwerts an: den Tod nicht in unſerm
Leibe/ ſondern in Chriſto dem Vberwinder: die Suͤnde nicht in unſermHebr. 2, 14,
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ſchrieben/
Sechſter Theil. R r r
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[497/0529] Predigt. gefordert? Er iſt ſo dahin geſtorben/ daß niemand gewiß ſchlieſſen und ſa- gen kan/ was die Rechnung fuͤr einen Außgang gewonnen/ was der Rich- ter fuͤr ein Vrtheil geſprochen/ was die Seel nach ihrer Außfahrt fuͤr eine Wohnung bekommen. Bellarminus wuͤndſchet ihm nicht mehr als das Fegfeuer/ von ſeinem Tode ſchreibet Andreas Eudæmon, daß er in ſei- nen letzten Zuͤgen gemeynet/ es geſchehe ihm gar wohl/ wann er eine gerau- me Zeit im Fegfeuer gequaͤlet wuͤrde. Wehe den andern/ die ihnen dieſes σωτήριον den Heiland nicht recht einbilden/ daſſelbe particuliren/ aus der Weite in die Enge ziehen/ und nur auf die Bloßaußerwehlten richten/ und damit allen und ieden Menſchẽ einen unauffloͤßlichen Zweifel-Strick zurichten und einflechten. Wehe de- nen/ deren Augen-Luſt allein auff ſchoͤne Damen/ unnuͤtze Gemaͤlder/ fluͤch- tige Blumen/ darauff der Koͤnige Namen geſchrieben oder gepraͤget ſind/ Welt-Weißheit/ welſche Buͤcher richten. Was von religion lautet/ das ſtinckt alles/ da iſt keine Anmuth/ keine Verwunderung/ keine Freude. Aber wie geſagt/ Chriſtliche Hertzen freuen ſich/ und fahren mit Fried und Freud davon/ ob es gleich bißweilen hart hergehet/ mit Zerruͤckung des Haupts/ toben und wuͤten der Sinnen/ mit ach und weh wegen der Todes- Schmertzen. Auguſtus der Kaͤyſer iſt/ wie er gewuͤndſcht/ eines ſanfften Todes gewuͤrdiget/ aber weil er Jeſum nicht geſehen/ wo iſt er hin gefahren? Wann ſie Chriſtum geſehen/ erkant/ entſetzen ſie ſich nicht fuͤr dem Todes- Engel/ von welchem die Juden dichten/ daß er gantz voll Augen ſeye/ und ſtehe zu Haupten mit einem bloſſen Schwert/ von welchem ein Tropf- fen Gall herab in des Krancken Mund falle/ welcher aus Furcht denſelben auffſperret/ ꝛc. wann er von den Hunden geſehen werde/ ſo fahen ſie an zu heulen/ nehmen dieſe Fabel aus Exod. 11. und 12. da der Wuͤrg-Engel in der Nacht alle erſte Geburt der Egypter geſchlagen/ ſtehet unter andern auch/ daß doch bey den Kindern Jſrael im Lande Goſen kein Hund ge- mucket habe; Aber es ſind andere Todes-Engel/ das Alter/ die Kranck- heiten/ Fluͤſſe/ ꝛc. die kuͤnden das Leben ab. Exod. 11. 7. c. 12, 29. Wahre Chriſten troͤſten ſich darwider mit dem Hertzog des Lebens/ wi- der die Verdamnuͤß mit dieſem Heiland/ wider die euſſerſten Finſternuͤß mit dieſem Liecht/ wider die leibliche Schmach und Schande mit dieſer Ehr und Preiß/ faſſen ein Hertz wider die Furcht des Todes/ in dem letzten Kampff und Zuͤgen wendet ſich das Hertz von den greßlichen Geſpenſten/ ſihet ſie hinderwerts/ Chriſtum vorderwerts an: den Tod nicht in unſerm Leibe/ ſondern in Chriſto dem Vberwinder: die Suͤnde nicht in unſerm Gewiſſen/ ſondern in dem Lamb Gottes; das Geſetz nicht im Hertzen ge- ſchrieben/ Hebr. 2, 14, Sechſter Theil. R r r

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/529>, abgerufen am 25.11.2024.