Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. den haben keinen Trost/ ob sie wohl sich vanissime vergebens und ohneGrund und Hoffnung getröstet*. Alles vergebens und umbsonst! wann ein Heyd oder heydnischer Mensch stirbt/ so heisset es fuit, er ist gewest. Augustus der Römische Käyser hat viel Jahr glückselig und herrlich re- giert/ aber da ist kein Schatten mehr von ihm über/ Fuit, Er ist einmal in der Welt gewesen/ aber er ist nicht mehr. Käysers Severi letzte Wort sind gewesen: Omnia fui, & nihil mihi prodest, Jch bin alles und der höchste gewest/ aber was nützts mich ietzo da ich davon muß? Cyrus befihlet nach seinem Tod bey seinem Grab sein köstliches Leib-Pferd der Sonnen zu opffern/ und außzuruffen: Heic Fuit Cyrus Asiae Dominus, Da ligt der grosse Herr über gantz Asia/ er ist einmal gewesen/ aber er ist nicht mehr. Was sagt aber unser Herr Christus von Abraham/ JsaacMatth. 22, 13. 32. und Jacob/ und allen dero Nachfolgern/ glaubigen Abrahamiten? Sie sind nicht gestorben/ sondern sie leben Gott. Hie nicht Fuit, sondern Est. Dieses Trost-Tröpfflein erquicket die Seel mehr in der letzten Noth/ dann ein gantz Faß voll Perlen und Krafft-Wasser. * Wie zu sehen bey Platone in Phoedone, Herodot. l. 7. p. 401. Cic. l. 1. Papisten haben keinen Trost/ das Fegfeuer macht lauter Angst im Petrus Damian. epist. ad. Teuzonem ait, se quendam Sanctum Eremitam servire P p p 3
Predigt. den haben keinen Troſt/ ob ſie wohl ſich vaniſſimè vergebens und ohneGrund und Hoffnung getroͤſtet*. Alles vergebens und umbſonſt! wann ein Heyd oder heydniſcher Menſch ſtirbt/ ſo heiſſet es fuit, er iſt geweſt. Auguſtus der Roͤmiſche Kaͤyſer hat viel Jahr gluͤckſelig und herrlich re- giert/ aber da iſt kein Schatten mehr von ihm uͤber/ Fuit, Er iſt einmal in der Welt geweſen/ aber er iſt nicht mehr. Kaͤyſers Severi letzte Wort ſind geweſen: Omnia fui, & nihil mihi prodeſt, Jch bin alles und der hoͤchſte geweſt/ aber was nuͤtzts mich ietzo da ich davon muß? Cyrus befihlet nach ſeinem Tod bey ſeinem Grab ſein koͤſtliches Leib-Pferd der Sonnen zu opffern/ und außzuruffen: Hîc Fuit Cyrus Aſiæ Dominus, Da ligt der groſſe Herr uͤber gantz Aſia/ er iſt einmal geweſen/ aber er iſt nicht mehr. Was ſagt aber unſer Herr Chriſtus von Abraham/ JſaacMatth. 22, 13. 32. und Jacob/ und allen dero Nachfolgern/ glaubigen Abrahamiten? Sie ſind nicht geſtorben/ ſondern ſie leben Gott. Hie nicht Fuit, ſondern Est. Dieſes Troſt-Troͤpfflein erquicket die Seel mehr in der letzten Noth/ dann ein gantz Faß voll Perlen und Krafft-Waſſer. * Wie zu ſehen bey Platone in Phœdone, Herodot. l. 7. p. 401. Cic. l. 1. Papiſten haben keinen Troſt/ das Fegfeuer macht lauter Angſt im Petrus Damian. epiſt. ad. Teuzonem ait, ſe quendam Sanctum Eremitam ſervire P p p 3
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Predigt.
den haben keinen Troſt/ ob ſie wohl ſich vaniſſimè vergebens und ohne
Grund und Hoffnung getroͤſtet*. Alles vergebens und umbſonſt! wann
ein Heyd oder heydniſcher Menſch ſtirbt/ ſo heiſſet es fuit, er iſt geweſt.
Auguſtus der Roͤmiſche Kaͤyſer hat viel Jahr gluͤckſelig und herrlich re-
giert/ aber da iſt kein Schatten mehr von ihm uͤber/ Fuit, Er iſt einmal in
der Welt geweſen/ aber er iſt nicht mehr. Kaͤyſers Severi letzte Wort ſind
geweſen: Omnia fui, & nihil mihi prodeſt, Jch bin alles und der hoͤchſte
geweſt/ aber was nuͤtzts mich ietzo da ich davon muß? Cyrus befihlet nach
ſeinem Tod bey ſeinem Grab ſein koͤſtliches Leib-Pferd der Sonnen zu
opffern/ und außzuruffen: Hîc Fuit Cyrus Aſiæ Dominus, Da
ligt der groſſe Herr uͤber gantz Aſia/ er iſt einmal geweſen/ aber er iſt nicht
mehr. Was ſagt aber unſer Herr Chriſtus von Abraham/ Jſaac
und Jacob/ und allen dero Nachfolgern/ glaubigen Abrahamiten? Sie
ſind nicht geſtorben/ ſondern ſie leben Gott. Hie nicht Fuit, ſondern
Est. Dieſes Troſt-Troͤpfflein erquicket die Seel mehr in der letzten
Noth/ dann ein gantz Faß voll Perlen und Krafft-Waſſer.
Matth. 22,
13. 32.
* Wie zu ſehen bey Platone in Phœdone, Herodot. l. 7. p. 401. Cic. l. 1.
Tuſc. qq. l. 5. ep. fam. 16. Senec. in conſol. ad Polyb. & Martiam. Plutarch ad Apol-
lonium & Vxorem; adde diſp. Theolog. Ioh. Iacob. Grynæi p. 470. confer ſo-
latia funebria veterum Sarmatorum & Ruthenorum, deſcripta à Boxhornio in
hiſtoriâ Vniv. p. 500.
Papiſten haben keinen Troſt/ das Fegfeuer macht lauter Angſt im
Gewiſſen/ es kuͤhlet nicht. Eigen Verdienſt und eigene Buß/ Welt-
Flucht und Allein-Sucht/ das iſt der blinden Papiſten Troſt. () Philip-
pus III. Koͤnig in Hiſpanien wuͤndſcht in ſeinem Tod-Bette/ daß ſo viel er
Jahr in der Koͤniglichen Regierung geſeſſen/ er haͤtte in der Einoͤde zuge-
bracht/ und ein Einſidel geweſt waͤre/ wie viel ſicherer und getroſter koͤnt ich/
ſagt er/ ietzo abtrucken/ und fuͤr Gottes Richterſtul erſcheinen? unter die ſe-
mitas ad regnum Dei, das iſt/ die Himmels-Pfad erzehlet () Bellatminus
die merita und Verdienſt/ wer einen Thurn bauen will/ der biß hinauff in
Himmel reichet/ der muß ihme Verdienſtwerck zu wegen bringen! Von
der Edlen Roͤmerin der Paula ruͤhmt er/ daß ſie all ihr Haab und Nah-
rung auff Cloͤſter ſpendirt/ ſich des Fleiſches/ der Eyer und des Weins
gaͤntzlich enthalten/ im Sack gekleidet/ auff der Erden im Staub gelegen/
das ſoll ihr ſemita und Weg ſeyn geweſt zum Himmelreich. Aber O des
leidigen Troſtes! wer darauff bauen will/ der bauet auff Trieb-Sand/ von
einem andern Troſt-Grund werden wir hoͤren in folgender Predigt.
() apud
Corn. à.
Lap. ad
Oſ. 2, p. 80.
() l. 1. de æ-
ternâ felic.
c. 8. & 10.
Petrus Damian. epiſt. ad. Teuzonem ait, ſe quendam Sanctum Eremitam
conſuluiſſe de ſe ſuoq́ue ſtatu; an ſcilicet ſibi expediret, Eccleſiæ & proximis
ſervire
P p p 3
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