Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. hätten/ so ist er doch unteutsch/ untreu/ unbeständig/ stehet auff Triebsand;Gleich wie die Sonn selten ohne Wolcken/ also auch der Friede ohne Auff- ruhr und Vnruhe. Es ist ein schädlicher Friede/ dann der Welt- und Land-Friede hat Sodom den garaus gemachet; Der Friede hat eine Stieff-Tochter/ die heisset Securitas, die schnöde Höll-stürtzende Sicherheit/ deren Ottergezücht ist die Vndanckbarkeit für die Himmel-trieffenden Wolthaten Gottes. Dannenhero Nasica, ein Rathherr zu Rom/ als er ge- höret/ daß ein Friede auffgerichtet worden/ nach dem die Statt Carthago gantz verheeret und zerstöret/ gesagt: Nun stehen unsere Sachen gefährlich. Es ist ein Stück-Friede/ der nicht zu allem Schaden tauglich und Jst dem also/ so lasset uns dem Evangelio und dessen Friede Friede/ P p p 2
Predigt. haͤtten/ ſo iſt er doch unteutſch/ untreu/ unbeſtaͤndig/ ſtehet auff Triebſand;Gleich wie die Sonn ſelten ohne Wolcken/ alſo auch der Friede ohne Auff- ruhr und Vnruhe. Es iſt ein ſchaͤdlicher Friede/ dann der Welt- und Land-Friede hat Sodom den garaus gemachet; Der Friede hat eine Stieff-Tochter/ die heiſſet Securitas, die ſchnoͤde Hoͤll-ſtuͤrtzende Sicherheit/ deren Ottergezuͤcht iſt die Vndanckbarkeit fuͤr die Himmel-trieffenden Wolthaten Gottes. Dannenhero Naſica, ein Rathherr zu Rom/ als er ge- hoͤret/ daß ein Friede auffgerichtet worden/ nach dem die Statt Carthago gantz verheeret und zerſtoͤret/ geſagt: Nun ſtehen unſere Sachen gefaͤhrlich. Es iſt ein Stuͤck-Friede/ der nicht zu allem Schaden tauglich und Jſt dem alſo/ ſo laſſet uns dem Evangelio und deſſen Friede Friede/ P p p 2
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Predigt.
haͤtten/ ſo iſt er doch unteutſch/ untreu/ unbeſtaͤndig/ ſtehet auff Triebſand;
Gleich wie die Sonn ſelten ohne Wolcken/ alſo auch der Friede ohne Auff-
ruhr und Vnruhe. Es iſt ein ſchaͤdlicher Friede/ dann der Welt- und
Land-Friede hat Sodom den garaus gemachet; Der Friede hat eine
Stieff-Tochter/ die heiſſet Securitas, die ſchnoͤde Hoͤll-ſtuͤrtzende Sicherheit/
deren Ottergezuͤcht iſt die Vndanckbarkeit fuͤr die Himmel-trieffenden
Wolthaten Gottes. Dannenhero Naſica, ein Rathherr zu Rom/ als er ge-
hoͤret/ daß ein Friede auffgerichtet worden/ nach dem die Statt Carthago
gantz verheeret und zerſtoͤret/ geſagt: Nun ſtehen unſere Sachen gefaͤhrlich.
Es iſt ein Stuͤck-Friede/ der nicht zu allem Schaden tauglich und
genug iſt; dannenhero Plutarchus ſchreibet/ Fuͤr das Zipperlein hilfft kein
Semiſcher oder anderer herrlicher Schuh/ fuͤr das Gliederwehe kein koͤſt-
licher mit Edelgeſteinen verſetzter Ring/ fuͤr das Kopffwehe keine guͤldene
Koͤnigliche Kron; Alſo auch die Gewiſſens-Wunde/ Gewiſſens-Blat-
tern/ und darauff folgende Gall-Bitterkeit des ſchwartzen Todes laſſen ſich
mit nichts vertreiben/ als mit dem honigſuͤſſen Evangelio/ ſo in den Bien-
Koͤrben der Cantzel/ des Tauffſteins/ des Beichtſtuls/ des Tiſchs des HEr-
ren/ des Loͤſe-Schluͤſſels zu finden. Tritt iemand dieſen Honig mit Fuͤſſen/
der muß mit Wermuth und Entzian in der Hoͤllen buͤſſen. Warlich/
warlich ich ſage euch: (ſpricht der Herr der nicht luͤgen kan.
Hoc dixit Dominus; ſi parum promiſit, ſi adhuc parum? juravit, Au-
guſtin. in Pſal. 110.) Wer mein Wort hoͤret/ und glaubet dem
der mich geſand hat/ (wer geiſtlicher weiſe dieſes mein honigſuͤſſes
Evangelium und Troſt-Wort iſſet/ wie Simſon; davon ſeine Augen
erleuchtet und erwackert wie Jonathan/) der hat das ewige Leben.
Jſt kein Vogel auff dem Dache/ er hat das ewige Leben ſchon in der
Hand/ er kommt nicht in das ſtrenge Gericht/ ſondern er findet
alsbald ſeinen Fuͤrſprecher und Mittler Chriſtum/ der dem Wuͤrg-Engel
gebeut/ und ſagt: Laß deine Hand ab/ laß mir dieſen gehen/ er iſt ge-
zeichnet/ ſondern er iſt vom Tod zum Leben hindurch gedrungen/
das iſt/ er hat den Tod nicht recht geſehen/ iſt in einem hui uͤber das To-
den-Meer hinuͤber geflogen. Ein ſolch Evangelium iſt lauter Milch und
Honig: es gibt Krafft und Safft/ iſt das beſte Pflaſter wider die gifftige
Sterb-Druͤſe/ alſo muß man des Todes Bitterkeit vertreiben.
Ioh. 5, 24.
Iud. 14, 9.
1. Sam. 14,
27.
2. Sam. 24,
16.
Jſt dem alſo/ ſo laſſet uns dem Evangelio und deſſen Friede
nachjagen/ der hoͤher iſt als alle Vernunfft/ dem innerlichen
Friede/
Phil. 4, 7.
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