lichen Namen/ die sie dem Tode gibt/ wann sie ihn nennet bechor Iob. 18, 13. 14. Apoc. 6, 8.maveth,den Fürst des Todes/melech balaoth,den Furst des Schreckens; theils auch infiguren und Bildern/ in dem sie ihn praesentiret als einen Reuter auff dem fahlen Pferde/ dem die Hölle folget.
Als vorzeiten Kaiser Domitianus des Todes Schrecken dem Rath zu Rom wohl einbilden wolte/ fieng er ein abentheuerlich Tragoedispiel an/ er ließ ein sonderbar Hauß inwendig allenthalben schwartz anstreichen/ und etliche schwartze Bäncke darein stellen/ befahl darauff hinein zu brin- gen allerley Werckzeug und ornat, den man zu den Begäbnüssen brauch- te. Auff der Erden neben den Seulen stunden Todenbahren/ darauff die Namen der jenigen geschrieben stunden/ so dahin beruffen waren. Zu oberst hieng ein klein Liechtlein/ wie die Amplen sind/ so in dem Toden- Häußlein brennen/ auch lagen Tücher da/ darein man die Toden zu wi- ckeln pfleget/ und war alles auffs schrecklichste und traurigste zugerichtet: An diesen Ort wurden die Rathherren geführet/ gantz allein ohne Diener/ und da sie mit Furcht umbgeben waren/ lieffen noch kleine Jungen aus den Löchern herfür kohlschwartz gefärbt/ wie die Gespenster oder Teufel/ und erschrecken diese Männer noch mehr/ dann sie ihnen an die Seite stunden. Man hörte da kein Wort/ sondern war alles still und einsam. Letzlich trat der Käyser seibst hinein/ that eine Rede von dem Tode/ wie man den mit Gedult leiden solte/ da meynten sie alle anderst nicht/ dann es müste ietzt gestorben seyn. Jn diesen Nöthen/ als er sie fast die gantze Nacht gequälet hatte/ ließ er sie zuletzt hingehen/ schicket ihnen stattliche Verehrungen nach/ in ihre Häuser/ schencket ihnen auch die jungen Kna- ben für eigen/ welche sie kurtz znvor in gestalt der Gespenster geschreckt hat- ten/ doch waren sie schön gebadet und abgewaschen. Vber diesem Fast- nacht-Spiel hatte Domitianus eine solche Freude/ als wann er etwas grosses außgerichtet hätte.
II. Horroris solatium,Des Schreckens Trost/ damit das bittere Gifft gleichsam überzuckert/ ist die freudigeresolution; dann es meldet die Histori/ Agag sey getrost gegangen/maada- noth, cum deliciis,mit Freude und Lust/ und sich selber ermun- tert und gesagt: Also muß man des Todes Bitterkeit vertreiben! Die Hebreische Wort sind zwar etwas dunckel/ achensar mar hama- veth, das ist von Wort zu Wort: vere recessit amaritudo mor-
tis,
Die Neun und Dreiſſigſte (Dritte)
lichen Namen/ die ſie dem Tode gibt/ wann ſie ihn nennet bechor Iob. 18, 13. 14. Apoc. 6, 8.maveth,den Fuͤrſt des Todes/melech balaoth,den Fůrſt des Schreckens; theils auch infiguren und Bildern/ in dem ſie ihn præſentiret als einen Reuter auff dem fahlen Pferde/ dem die Hoͤlle folget.
Als vorzeiten Kaiſer Domitianus des Todes Schrecken dem Rath zu Rom wohl einbilden wolte/ fieng er ein abentheuerlich Tragœdiſpiel an/ er ließ ein ſonderbar Hauß inwendig allenthalben ſchwartz anſtreichen/ und etliche ſchwartze Baͤncke darein ſtellen/ befahl darauff hinein zu brin- gen allerley Werckzeug und ornat, den man zu den Begaͤbnuͤſſen brauch- te. Auff der Erden neben den Seulen ſtunden Todenbahren/ darauff die Namen der jenigen geſchrieben ſtunden/ ſo dahin beruffen waren. Zu oberſt hieng ein klein Liechtlein/ wie die Amplen ſind/ ſo in dem Toden- Haͤußlein brennen/ auch lagen Tuͤcher da/ darein man die Toden zu wi- ckeln pfleget/ und war alles auffs ſchrecklichſte und traurigſte zugerichtet: An dieſen Ort wurden die Rathherren gefuͤhret/ gantz allein ohne Diener/ und da ſie mit Furcht umbgeben waren/ lieffen noch kleine Jungen aus den Loͤchern herfuͤr kohlſchwartz gefaͤrbt/ wie die Geſpenſter oder Teufel/ und erſchrecken dieſe Maͤnner noch mehr/ dann ſie ihnen an die Seite ſtunden. Man hoͤrte da kein Wort/ ſondern war alles ſtill und einſam. Letzlich trat der Kaͤyſer ſeibſt hinein/ that eine Rede von dem Tode/ wie man den mit Gedult leiden ſolte/ da meynten ſie alle anderſt nicht/ dann es muͤſte ietzt geſtorben ſeyn. Jn dieſen Noͤthen/ als er ſie faſt die gantze Nacht gequaͤlet hatte/ ließ er ſie zuletzt hingehen/ ſchicket ihnen ſtattliche Verehrungen nach/ in ihre Haͤuſer/ ſchencket ihnen auch die jungen Kna- ben fuͤr eigen/ welche ſie kurtz znvor in geſtalt der Geſpenſter geſchreckt hat- ten/ doch waren ſie ſchoͤn gebadet und abgewaſchen. Vber dieſem Faſt- nacht-Spiel hatte Domitianus eine ſolche Freude/ als wann er etwas groſſes außgerichtet haͤtte.
II. Horroris ſolatium,Des Schreckens Troſt/ damit das bittere Gifft gleichſam uͤberzuckert/ iſt die freudigereſolution; dann es meldet die Hiſtori/ Agag ſey getroſt gegangen/maada- noth, cum deliciis,mit Freude und Luſt/ und ſich ſelber ermun- tert und geſagt: Alſo muß man des Todes Bitterkeit vertreiben! Die Hebreiſche Wort ſind zwar etwas dunckel/ achenſar mar hama- veth, das iſt von Wort zu Wort: verè receſſit amaritudo mor-
tis,
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Die Neun und Dreiſſigſte (Dritte)
lichen Namen/ die ſie dem Tode gibt/ wann ſie ihn nennet bechor
maveth, den Fuͤrſt des Todes/ melech balaoth, den Fůrſt
des Schreckens; theils auch in figuren und Bildern/ in dem ſie
ihn præſentiret als einen Reuter auff dem fahlen Pferde/ dem die Hoͤlle
folget.
Iob. 18, 13.
14.
Apoc. 6, 8.
Als vorzeiten Kaiſer Domitianus des Todes Schrecken dem Rath
zu Rom wohl einbilden wolte/ fieng er ein abentheuerlich Tragœdiſpiel an/
er ließ ein ſonderbar Hauß inwendig allenthalben ſchwartz anſtreichen/
und etliche ſchwartze Baͤncke darein ſtellen/ befahl darauff hinein zu brin-
gen allerley Werckzeug und ornat, den man zu den Begaͤbnuͤſſen brauch-
te. Auff der Erden neben den Seulen ſtunden Todenbahren/ darauff
die Namen der jenigen geſchrieben ſtunden/ ſo dahin beruffen waren. Zu
oberſt hieng ein klein Liechtlein/ wie die Amplen ſind/ ſo in dem Toden-
Haͤußlein brennen/ auch lagen Tuͤcher da/ darein man die Toden zu wi-
ckeln pfleget/ und war alles auffs ſchrecklichſte und traurigſte zugerichtet:
An dieſen Ort wurden die Rathherren gefuͤhret/ gantz allein ohne Diener/
und da ſie mit Furcht umbgeben waren/ lieffen noch kleine Jungen aus
den Loͤchern herfuͤr kohlſchwartz gefaͤrbt/ wie die Geſpenſter oder Teufel/
und erſchrecken dieſe Maͤnner noch mehr/ dann ſie ihnen an die Seite
ſtunden. Man hoͤrte da kein Wort/ ſondern war alles ſtill und einſam.
Letzlich trat der Kaͤyſer ſeibſt hinein/ that eine Rede von dem Tode/ wie man
den mit Gedult leiden ſolte/ da meynten ſie alle anderſt nicht/ dann es
muͤſte ietzt geſtorben ſeyn. Jn dieſen Noͤthen/ als er ſie faſt die gantze
Nacht gequaͤlet hatte/ ließ er ſie zuletzt hingehen/ ſchicket ihnen ſtattliche
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ben fuͤr eigen/ welche ſie kurtz znvor in geſtalt der Geſpenſter geſchreckt hat-
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dann es meldet die Hiſtori/ Agag ſey getroſt gegangen/ maada-
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tert und geſagt: Alſo muß man des Todes Bitterkeit vertreiben!
Die Hebreiſche Wort ſind zwar etwas dunckel/ achenſar mar hama-
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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