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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Richter anzusehen/ Er ist für sich selbst nicht der Vrheber des Todes/ son-
dern vita essentialis, die lebendige Quell/ in welchem kein Tod/ und ausPs. 36, 10.
Ezech.
33,
11.

dessen Wefen kein Tod quellen kan: Er hat keine Lust am Tode des Sün-
ders/ wie Caligula der vielmehr Römische Vnflath und Tyrann als Käy-
ser sich an den suppliciis, deren die er so schuldig so unschuldig zum Tode
verdammt/ belustiget/ oder wie Hannibal/ welcher/ als er einen Graben voll
vergossen Menschen-Blut gesehen/ soll gesagt haben: O formosum spe-
ctaculum,
Welche eine lustige Augen-Weide ist diß! Gott der Herr
ist/ wie gesagt/ der Richter/ zu dem der fündhaffte Mensch den Tod mitbrin-
get/ und die Wurtzel des Todes im Busen trägt/ der Richter verschafft die
execution, spricht das Vrtheil und läst ihn fortführen/ so fahrt er alßdann
davon übel/ so er im Stande der Vnbußfertigkeit und Vnglauben;
wohl/ so er im Stande der Buß und des Glaubens abscheidet. Es han-
delt aber auch Gott allhie als ein lieber Vater an seinen Kindern/ der
Tod ist von der Sünde/ er treffe nun wen er woll/ umb der Sünde willen
ist Simeon gestorben: aber die Person/ die da stirbt/ wann sie selig in Christo
Jesu entschläfft/ das hat ein ander Ansehen für Gott/ da gewinnet der
Tod einen andern Namen/ und wird in ein apolusin und Schlaff ver-
wandelt/ die Aufflösung Leibes und der Seelen ist ein Werck des Gött-
lichen Gerichts/ Gottes Zorn machet/ daß wir so vergehen/ aber inPs. 90, 7.
einem rechtglaubigen Christen ists eine liebliche apolusis und Hinfahrt.

IV. Terminus a quo, Der Ort/ wovon die Abfahrt
geschicht/ ist/
wie zuvor gemeldet/ die Welt/ die Mörder-Grube/ gleich
einem Forst oder Wald/ so unsicher ist von Mördern und Strassen-Räu-
bern; Ein Gefängnüß und Zucht-Hauß/ darinn der Mensch mit saurer
Arbeit und empfindlicher Beschwernüß mahlen muß wie Simson/ anIud. 16, 21.
Ps.
105, 18,

Fesseln und Ketten ligt wie Joseph; Fessel und Ketten ist die Sünde/
unter welche auch der widergeborne verkaufft/ darüber sich St. PaulusRom. 7,
24.
Iohan. 5, 2.
seqq.

mehr bekümmert als über alle sein Creutz und martyria; Ein Siechen-
Hauß und Lazareth gleich dem Teich Bethesda, da der 38. jährige Bett-
riß gelegen; das exilium, darinnen wir wallen in mancher Gefahr/ der
Kampff-Platz/ darauff wir streiten und Ritterschafft üben müssen.
Summa/ in der Welt ist alles übel/ davon wir begehren erlöset zu werden.

V. Terminus per quem, Die Strasse und der Weg
dadurch man gehet/
den benamset König David in seinem geistrei-Ps. 23, 4.
chen Hirten-Lied/ nemlich das finstere Thal des Todes. Es ist

zwar
N n n 3

Predigt.
Richter anzuſehen/ Er iſt fuͤr ſich ſelbſt nicht der Vrheber des Todes/ ſon-
dern vita eſſentialis, die lebendige Quell/ in welchem kein Tod/ und ausPſ. 36, 10.
Ezech.
33,
11.

deſſen Wefen kein Tod quellen kan: Er hat keine Luſt am Tode des Suͤn-
ders/ wie Caligula der vielmehr Roͤmiſche Vnflath und Tyrann als Kaͤy-
ſer ſich an den ſuppliciis, deren die er ſo ſchuldig ſo unſchuldig zum Tode
verdammt/ beluſtiget/ oder wie Hannibal/ welcher/ als er einen Graben voll
vergoſſen Menſchen-Blut geſehen/ ſoll geſagt haben: O formoſum ſpe-
ctaculum,
Welche eine luſtige Augen-Weide iſt diß! Gott der Herr
iſt/ wie geſagt/ der Richter/ zu dem der fuͤndhaffte Menſch den Tod mitbrin-
get/ und die Wurtzel des Todes im Buſen traͤgt/ der Richter verſchafft die
execution, ſpricht das Vrtheil und laͤſt ihn fortfuͤhren/ ſo fahrt er alßdann
davon uͤbel/ ſo er im Stande der Vnbußfertigkeit und Vnglauben;
wohl/ ſo er im Stande der Buß und des Glaubens abſcheidet. Es han-
delt aber auch Gott allhie als ein lieber Vater an ſeinen Kindern/ der
Tod iſt von der Suͤnde/ er treffe nun wen er woll/ umb der Suͤnde willen
iſt Simeon geſtorben: aber die Perſon/ die da ſtirbt/ wann ſie ſelig in Chriſto
Jeſu entſchlaͤfft/ das hat ein ander Anſehen fuͤr Gott/ da gewinnet der
Tod einen andern Namen/ und wird in ein ἀπόλυσιν und Schlaff ver-
wandelt/ die Auffloͤſung Leibes und der Seelen iſt ein Werck des Goͤtt-
lichen Gerichts/ Gottes Zorn machet/ daß wir ſo vergehen/ aber inPſ. 90, 7.
einem rechtglaubigen Chriſten iſts eine liebliche ἀπόλυσις und Hinfahrt.

IV. Terminus à quo, Der Ort/ wovon die Abfahrt
geſchicht/ iſt/
wie zuvor gemeldet/ die Welt/ die Moͤrder-Grube/ gleich
einem Forſt oder Wald/ ſo unſicher iſt von Moͤrdern und Straſſen-Raͤu-
bern; Ein Gefaͤngnuͤß und Zucht-Hauß/ darinn der Menſch mit ſaurer
Arbeit und empfindlicher Beſchwernuͤß mahlen muß wie Simſon/ anIud. 16, 21.
Pſ.
105, 18,

Feſſeln und Ketten ligt wie Joſeph; Feſſel und Ketten iſt die Suͤnde/
unter welche auch der widergeborne verkaufft/ daruͤber ſich St. PaulusRom. 7,
24.
Iohan. 5, 2.
ſeqq.

mehr bekuͤmmert als uͤber alle ſein Creutz und martyria; Ein Siechen-
Hauß und Lazareth gleich dem Teich Bethesda, da der 38. jaͤhrige Bett-
riß gelegen; das exilium, darinnen wir wallen in mancher Gefahr/ der
Kampff-Platz/ darauff wir ſtreiten und Ritterſchafft uͤben muͤſſen.
Summa/ in der Welt iſt alles uͤbel/ davon wir begehren erloͤſet zu werden.

V. Terminus per quem, Die Straſſe und der Weg
dadurch man gehet/
den benamſet Koͤnig David in ſeinem geiſtrei-Pſ. 23, 4.
chen Hirten-Lied/ nemlich das finſtere Thal des Todes. Es iſt

zwar
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[469/0501] Predigt. Richter anzuſehen/ Er iſt fuͤr ſich ſelbſt nicht der Vrheber des Todes/ ſon- dern vita eſſentialis, die lebendige Quell/ in welchem kein Tod/ und aus deſſen Wefen kein Tod quellen kan: Er hat keine Luſt am Tode des Suͤn- ders/ wie Caligula der vielmehr Roͤmiſche Vnflath und Tyrann als Kaͤy- ſer ſich an den ſuppliciis, deren die er ſo ſchuldig ſo unſchuldig zum Tode verdammt/ beluſtiget/ oder wie Hannibal/ welcher/ als er einen Graben voll vergoſſen Menſchen-Blut geſehen/ ſoll geſagt haben: O formoſum ſpe- ctaculum, Welche eine luſtige Augen-Weide iſt diß! Gott der Herr iſt/ wie geſagt/ der Richter/ zu dem der fuͤndhaffte Menſch den Tod mitbrin- get/ und die Wurtzel des Todes im Buſen traͤgt/ der Richter verſchafft die execution, ſpricht das Vrtheil und laͤſt ihn fortfuͤhren/ ſo fahrt er alßdann davon uͤbel/ ſo er im Stande der Vnbußfertigkeit und Vnglauben; wohl/ ſo er im Stande der Buß und des Glaubens abſcheidet. Es han- delt aber auch Gott allhie als ein lieber Vater an ſeinen Kindern/ der Tod iſt von der Suͤnde/ er treffe nun wen er woll/ umb der Suͤnde willen iſt Simeon geſtorben: aber die Perſon/ die da ſtirbt/ wann ſie ſelig in Chriſto Jeſu entſchlaͤfft/ das hat ein ander Anſehen fuͤr Gott/ da gewinnet der Tod einen andern Namen/ und wird in ein ἀπόλυσιν und Schlaff ver- wandelt/ die Auffloͤſung Leibes und der Seelen iſt ein Werck des Goͤtt- lichen Gerichts/ Gottes Zorn machet/ daß wir ſo vergehen/ aber in einem rechtglaubigen Chriſten iſts eine liebliche ἀπόλυσις und Hinfahrt. Pſ. 36, 10. Ezech. 33, 11. Pſ. 90, 7. IV. Terminus à quo, Der Ort/ wovon die Abfahrt geſchicht/ iſt/ wie zuvor gemeldet/ die Welt/ die Moͤrder-Grube/ gleich einem Forſt oder Wald/ ſo unſicher iſt von Moͤrdern und Straſſen-Raͤu- bern; Ein Gefaͤngnuͤß und Zucht-Hauß/ darinn der Menſch mit ſaurer Arbeit und empfindlicher Beſchwernuͤß mahlen muß wie Simſon/ an Feſſeln und Ketten ligt wie Joſeph; Feſſel und Ketten iſt die Suͤnde/ unter welche auch der widergeborne verkaufft/ daruͤber ſich St. Paulus mehr bekuͤmmert als uͤber alle ſein Creutz und martyria; Ein Siechen- Hauß und Lazareth gleich dem Teich Bethesda, da der 38. jaͤhrige Bett- riß gelegen; das exilium, darinnen wir wallen in mancher Gefahr/ der Kampff-Platz/ darauff wir ſtreiten und Ritterſchafft uͤben muͤſſen. Summa/ in der Welt iſt alles uͤbel/ davon wir begehren erloͤſet zu werden. Iud. 16, 21. Pſ. 105, 18, Rom. 7, 24. Iohan. 5, 2. ſeqq. V. Terminus per quem, Die Straſſe und der Weg dadurch man gehet/ den benamſet Koͤnig David in ſeinem geiſtrei- chen Hirten-Lied/ nemlich das finſtere Thal des Todes. Es iſt zwar Pſ. 23, 4. N n n 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/501>, abgerufen am 25.11.2024.