lige und wandelbare adiaphora und Mitteldinge/ behält die Kirche ihre Gal. 5, 1.Freyheit: als die frey ist von dem Joch der Mosaischen Satzungen; da ligt nichts dran/ ob man in einer Kirch die privat-absolution halte oder nicht; die Feyertage halte oder nicht; die Zehen Gebott an einem Ort theile wie am andern oder nicht; Vater unser oder unser Vater sage; Chor-Hembd habe oder nicht; den exorcismum in der Tauffe observire oder nicht; das Heilige Abendmahl mit der Hand nehme oder nicht; da behält die Königin die Christliche güldene Freyheit und Oberhand/ die Rom. 14, 1. 1. Cor. 8, 12. c. 10, 23.knechtische Dienstbarkeit muß weichen; da soll man den falschen Brü- dern nicht ein Haar weichen/ doch damit der Christlichen Klugheit und Liebe nicht vergessen werde.
II. Symphonia formata,Eine wolbestellte Music; bey einer Music soll sie wol klingen/ finden sich unterschiedliche toni, gradus, ordines, chori und Auffzüge/ in schöner Ordnung/ Form und Gestalt zu- sammen gefüget: Also in der Kirche Christi gehet es alles ehrlich und ordente 1. Cor. 14, 40.lich her/ und geschicht zur Besserung. Es hat die Kirche ihre gewisse hie- rarchias, und Stände/ gleichsam als drey Chör/ darein sie abgetheilet; Sie hat ihre ordines und Kirchen-Ordnungen/ darinn beschrieben/ wie es soll gehalten werden mit den predigen und deren Abtheilung/ Feyer- und Fest-Tagen/ Gebet und Betstunden/ Gesang und Orglen/ Catechismus und Schulen/ Ceremonien bey der Tauffe und Abendmahl/ bey der Ordi- nation, bey Kinder-Tauff/ Hochzeiten/ Begräbnüssen/ Ordnung des Kir- chen-Convents/ Visitation, Censur. Es sind solche wolverfassete Ordnungen/ davon Augustinus schreibet/ daß gleich wie kein gottseliger und gewissenhaffter Mensch sich aufflehnet wider die Heilige Schrifft/ kein Verständiger wider die Vernunfft/ also auch kein Friedsamer wider die Kirche und dero angetroffene Gebräuche; wie man eine Ordnung fin- det/ so soll man sie lassen/ frembde Leute wollen offtmal etwas besonders haben/ sind aber übel berichtet.
III. Symphonia separata & divisa,Eine abgesonderte und zertheilte Music/ von den dissonantibus, die einen bösen Nach- klang haben; Jn der Music gehet es so her/ daß man die dissonantien/ die sich nicht wollen reimen und schicken/ abschaffet/ sonst gibts ein Katzen- Geschrey; und das ist eben der Vnterscheid unter einer figürlichen und Matt. 18, 17. Act. 10, 28. Luc. 27, 28.gemeinen Music: Also ist in der Kirche geordnet die excommunicatio, der Bann/ wer sich nicht in die Ordnung schicken und reimen will/ den halt man als einen Heyden und Vnchristen/ in dem man ihn außschliesset
von
Die Drey und Dreiſſigſte (Fuͤnffte)
lige und wandelbare adiaphora und Mitteldinge/ behaͤlt die Kirche ihre Gal. 5, 1.Freyheit: als die frey iſt von dem Joch der Moſaiſchen Satzungen; da ligt nichts dran/ ob man in einer Kirch die privat-abſolution halte oder nicht; die Feyertage halte oder nicht; die Zehen Gebott an einem Ort theile wie am andern oder nicht; Vater unſer oder unſer Vater ſage; Chor-Hembd habe oder nicht; den exorciſmum in der Tauffe obſervire oder nicht; das Heilige Abendmahl mit der Hand nehme oder nicht; da behaͤlt die Koͤnigin die Chriſtliche guͤldene Freyheit und Oberhand/ die Rom. 14, 1. 1. Cor. 8, 12. c. 10, 23.knechtiſche Dienſtbarkeit muß weichen; da ſoll man den falſchen Bruͤ- dern nicht ein Haar weichen/ doch damit der Chriſtlichen Klugheit und Liebe nicht vergeſſen werde.
II. Symphonia formata,Eine wolbeſtellte Muſic; bey einer Muſic ſoll ſie wol klingen/ finden ſich unterſchiedliche toni, gradus, ordines, chori und Auffzuͤge/ in ſchoͤner Ordnung/ Form und Geſtalt zu- ſam̃en gefuͤget: Alſo in der Kirche Chriſti gehet es alles ehrlich und ordente 1. Cor. 14, 40.lich her/ und geſchicht zur Beſſerung. Es hat die Kirche ihre gewiſſe hie- rarchias, und Staͤnde/ gleichſam als drey Choͤr/ darein ſie abgetheilet; Sie hat ihre ordines und Kirchen-Ordnungen/ darinn beſchrieben/ wie es ſoll gehalten werden mit den predigen und deren Abtheilung/ Feyer- und Feſt-Tagen/ Gebet und Betſtunden/ Geſang und Orglen/ Catechiſmus und Schulen/ Ceremonien bey der Tauffe und Abendmahl/ bey der Ordi- nation, bey Kinder-Tauff/ Hochzeiten/ Begraͤbnuͤſſen/ Ordnung des Kir- chen-Convents/ Viſitation, Cenſur. Es ſind ſolche wolverfaſſete Ordnungen/ davon Auguſtinus ſchreibet/ daß gleich wie kein gottſeliger und gewiſſenhaffter Menſch ſich aufflehnet wider die Heilige Schrifft/ kein Verſtaͤndiger wider die Vernunfft/ alſo auch kein Friedſamer wider die Kirche und dero angetroffene Gebraͤuche; wie man eine Ordnung fin- det/ ſo ſoll man ſie laſſen/ frembde Leute wollen offtmal etwas beſonders haben/ ſind aber uͤbel berichtet.
III. Symphonia ſeparata & diviſa,Eine abgeſonderte und zertheilte Muſic/ von den diſſonantibus, die einen boͤſen Nach- klang haben; Jn der Muſic gehet es ſo her/ daß man die diſſonantien/ die ſich nicht wollen reimen und ſchicken/ abſchaffet/ ſonſt gibts ein Katzen- Geſchrey; und das iſt eben der Vnterſcheid unter einer figuͤrlichen und Matt. 18, 17. Act. 10, 28. Luc. 27, 28.gemeinen Muſic: Alſo iſt in der Kirche geordnet die excommunicatio, der Bann/ wer ſich nicht in die Ordnung ſchicken und reimen will/ den halt man als einen Heyden und Vnchriſten/ in dem man ihn außſchlieſſet
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Die Drey und Dreiſſigſte (Fuͤnffte)
lige und wandelbare adiaphora und Mitteldinge/ behaͤlt die Kirche ihre
Freyheit: als die frey iſt von dem Joch der Moſaiſchen Satzungen; da
ligt nichts dran/ ob man in einer Kirch die privat-abſolution halte oder
nicht; die Feyertage halte oder nicht; die Zehen Gebott an einem Ort
theile wie am andern oder nicht; Vater unſer oder unſer Vater ſage;
Chor-Hembd habe oder nicht; den exorciſmum in der Tauffe obſervire
oder nicht; das Heilige Abendmahl mit der Hand nehme oder nicht; da
behaͤlt die Koͤnigin die Chriſtliche guͤldene Freyheit und Oberhand/ die
knechtiſche Dienſtbarkeit muß weichen; da ſoll man den falſchen Bruͤ-
dern nicht ein Haar weichen/ doch damit der Chriſtlichen Klugheit und
Liebe nicht vergeſſen werde.
Gal. 5, 1.
Rom. 14, 1.
1. Cor. 8, 12.
c. 10, 23.
II. Symphonia formata, Eine wolbeſtellte Muſic;
bey einer Muſic ſoll ſie wol klingen/ finden ſich unterſchiedliche toni, gradus,
ordines, chori und Auffzuͤge/ in ſchoͤner Ordnung/ Form und Geſtalt zu-
ſam̃en gefuͤget: Alſo in der Kirche Chriſti gehet es alles ehrlich und ordente
lich her/ und geſchicht zur Beſſerung. Es hat die Kirche ihre gewiſſe hie-
rarchias, und Staͤnde/ gleichſam als drey Choͤr/ darein ſie abgetheilet;
Sie hat ihre ordines und Kirchen-Ordnungen/ darinn beſchrieben/ wie
es ſoll gehalten werden mit den predigen und deren Abtheilung/ Feyer- und
Feſt-Tagen/ Gebet und Betſtunden/ Geſang und Orglen/ Catechiſmus
und Schulen/ Ceremonien bey der Tauffe und Abendmahl/ bey der Ordi-
nation, bey Kinder-Tauff/ Hochzeiten/ Begraͤbnuͤſſen/ Ordnung des Kir-
chen-Convents/ Viſitation, Cenſur. Es ſind ſolche wolverfaſſete
Ordnungen/ davon Auguſtinus ſchreibet/ daß gleich wie kein gottſeliger
und gewiſſenhaffter Menſch ſich aufflehnet wider die Heilige Schrifft/ kein
Verſtaͤndiger wider die Vernunfft/ alſo auch kein Friedſamer wider die
Kirche und dero angetroffene Gebraͤuche; wie man eine Ordnung fin-
det/ ſo ſoll man ſie laſſen/ frembde Leute wollen offtmal etwas beſonders
haben/ ſind aber uͤbel berichtet.
1. Cor. 14,
40.
III. Symphonia ſeparata & diviſa, Eine abgeſonderte
und zertheilte Muſic/ von den diſſonantibus, die einen boͤſen Nach-
klang haben; Jn der Muſic gehet es ſo her/ daß man die diſſonantien/
die ſich nicht wollen reimen und ſchicken/ abſchaffet/ ſonſt gibts ein Katzen-
Geſchrey; und das iſt eben der Vnterſcheid unter einer figuͤrlichen und
gemeinen Muſic: Alſo iſt in der Kirche geordnet die excommunicatio,
der Bann/ wer ſich nicht in die Ordnung ſchicken und reimen will/ den
halt man als einen Heyden und Vnchriſten/ in dem man ihn außſchlieſſet
von
Matt. 18, 17.
Act. 10, 28.
Luc. 27, 28.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/444>, abgerufen am 22.11.2024.
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