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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
die Erde gefallen; Vnd warumb solte das nicht geschehen seyn? pfleget
doch unnatürliche Weise das herausschwitzende Blut eines erschlagenen
toden Cörpers den gegenwärtigen Thäter und Mörder zu verrathen/ von
deme es natürlicher Weise als den Feind per antipatheian fliehen solte;
Warumb solte nicht auch das Blut unnatürlicher Weise heraus geflos-
sen seyn/ das gantze menschliche Geschlecht eines Mordes zu überzeugen?
Nun diesem unnatürlichem Fluß muste auch höhere übernatürliche und
Englische Stillung widerfahren.

III. Confortatio medicinalis; Eine Artzney-Stär-
ckung.
Gleich wie die jenigen/ so in Ohnmacht gerathen/ mit Krafft-
Wasser oder Balsam erquicket/ und die Lebens-Geister recreirt werden.
Jn der Apostel Geschicht cap. 9. lesen wir von St. Paulo/ daß da er dreyAct. 9, 19.
Tage und drey Nacht gefastet und sich abgemattet/ hab er Speise zu sich
genommen und sich gestärcket/ enikhusen; die Speise war seine Artzney:
Also ist auch gar vermuthlich/ es hab der Engel törperliche Artzney-Mittel
mitgebracht/ virtuale balsamum, das die Balsam-Kraft/ oder die Tugend
eines Pezoars/ Krafft-Perlin oder Rosen-Wasser gehabt/ und die spiritus
widerumb auffgebracht; Eine Engel-Speise/ von dem Engel übernatür-
licher Weise bereitet/ wie dort vom Manna geschrieben stehet: Sie assenPs. 78, 25.
Engel-Brod. Dann sonst hätte ihn Gott der Herr wol un-
mittelbar stärcken können durch sein kräfftiges Wort/ wie Er dort gethan
denen/ die von den feurigen Schlangen gebissen wurden/ es heilete sieSap. 16, 12.
weder Kraut noch Pflaster/ sondern das Wort des HErren/
welches alles heilet.
Daß Er aber einen Englischen Schencken oder
Apotheker darzu gebraucht/ vom Himmel herab kommen lassen/ erscheinet/
daß derselche nicht mit leerer Hand kommen/ sondern gleich wie dem Pro-1. Reg. 19, 5.
6. 7. 8.

pheten Elia/ als er von Jsebel fliehen muste/ unter einem Wachol-
der-Baum lag und schlieff/ ein Engel rührete/
ihn gleichsam
speisen und stärcken muste/ und sprach zu ihm: Stehe auff und iß!
Vnd er sahe sich umb/ und sihe zu seinen Häupten lag ein ge-
röstet Brod/ und eine Kann mit Wasser; und da er gessen und
getruncken hatte/ legte er sich wider schlaffen/ und der Engel
des HErren kam zum andernmal wider/ und ruhret ihn an/
und sprach: Stehe auff und iß/ dann du hast einen Weg vor
dir/ und er stund auff/ aß und tranck/ und gieng durch Krafft

dersel-
Sechster Theil. X x

Predigt.
die Erde gefallen; Vnd warumb ſolte das nicht geſchehen ſeyn? pfleget
doch unnatuͤrliche Weiſe das herausſchwitzende Blut eines erſchlagenen
toden Coͤrpers den gegenwaͤrtigen Thaͤter und Moͤrder zu verrathen/ von
deme es natuͤrlicher Weiſe als den Feind per ἀντιπάϑειαν fliehen ſolte;
Warumb ſolte nicht auch das Blut unnatuͤrlicher Weiſe heraus gefloſ-
ſen ſeyn/ das gantze menſchliche Geſchlecht eines Mordes zu uͤberzeugen?
Nun dieſem unnatuͤrlichem Fluß muſte auch hoͤhere uͤbernatuͤrliche und
Engliſche Stillung widerfahren.

III. Confortatio medicinalis; Eine Artzney-Stär-
ckung.
Gleich wie die jenigen/ ſo in Ohnmacht gerathen/ mit Krafft-
Waſſer oder Balſam erquicket/ und die Lebens-Geiſter recreirt werden.
Jn der Apoſtel Geſchicht cap. 9. leſen wir von St. Paulo/ daß da er dreyAct. 9, 19.
Tage und drey Nacht gefaſtet und ſich abgemattet/ hab er Speiſe zu ſich
genommen und ſich geſtaͤrcket/ ἐνίχυσεν; die Speiſe war ſeine Artzney:
Alſo iſt auch gar vermuthlich/ es hab der Engel toͤrperliche Artzney-Mittel
mitgebracht/ virtuale balſamum, das die Balſam-Kraft/ oder die Tugend
eines Pezoars/ Krafft-Perlin oder Roſen-Waſſer gehabt/ und die ſpiritus
widerumb auffgebracht; Eine Engel-Speiſe/ von dem Engel uͤbernatuͤr-
licher Weiſe bereitet/ wie dort vom Manna geſchrieben ſtehet: Sie aſſenPſ. 78, 25.
Engel-Brod. Dann ſonſt haͤtte ihn Gott der Herr wol un-
mittelbar ſtaͤrcken koͤnnen durch ſein kraͤfftiges Wort/ wie Er dort gethan
denen/ die von den feurigen Schlangen gebiſſen wurden/ es heilete ſieSap. 16, 12.
weder Kraut noch Pflaſter/ ſondern das Wort des HErren/
welches alles heilet.
Daß Er aber einen Engliſchen Schencken oder
Apotheker darzu gebraucht/ vom Himmel herab kommen laſſen/ erſcheinet/
daß derſelche nicht mit leerer Hand kommen/ ſondern gleich wie dem Pro-1. Reg. 19, 5.
6. 7. 8.

pheten Elia/ als er von Jſebel fliehen muſte/ unter einem Wachol-
der-Baum lag und ſchlieff/ ein Engel ruͤhrete/
ihn gleichſam
ſpeiſen und ſtaͤrcken muſte/ und ſprach zu ihm: Stehe auff und iß!
Vnd er ſahe ſich umb/ und ſihe zu ſeinen Haͤupten lag ein ge-
roͤſtet Brod/ und eine Kann mit Waſſer; und da er geſſen und
getruncken hatte/ legte er ſich wider ſchlaffen/ und der Engel
des HErren kam zum andernmal wider/ und růhret ihn an/
und ſprach: Stehe auff und iß/ dann du haſt einen Weg vor
dir/ und er ſtund auff/ aß und tranck/ und gieng durch Krafft

derſel-
Sechſter Theil. X x
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[345/0377] Predigt. die Erde gefallen; Vnd warumb ſolte das nicht geſchehen ſeyn? pfleget doch unnatuͤrliche Weiſe das herausſchwitzende Blut eines erſchlagenen toden Coͤrpers den gegenwaͤrtigen Thaͤter und Moͤrder zu verrathen/ von deme es natuͤrlicher Weiſe als den Feind per ἀντιπάϑειαν fliehen ſolte; Warumb ſolte nicht auch das Blut unnatuͤrlicher Weiſe heraus gefloſ- ſen ſeyn/ das gantze menſchliche Geſchlecht eines Mordes zu uͤberzeugen? Nun dieſem unnatuͤrlichem Fluß muſte auch hoͤhere uͤbernatuͤrliche und Engliſche Stillung widerfahren. III. Confortatio medicinalis; Eine Artzney-Stär- ckung. Gleich wie die jenigen/ ſo in Ohnmacht gerathen/ mit Krafft- Waſſer oder Balſam erquicket/ und die Lebens-Geiſter recreirt werden. Jn der Apoſtel Geſchicht cap. 9. leſen wir von St. Paulo/ daß da er drey Tage und drey Nacht gefaſtet und ſich abgemattet/ hab er Speiſe zu ſich genommen und ſich geſtaͤrcket/ ἐνίχυσεν; die Speiſe war ſeine Artzney: Alſo iſt auch gar vermuthlich/ es hab der Engel toͤrperliche Artzney-Mittel mitgebracht/ virtuale balſamum, das die Balſam-Kraft/ oder die Tugend eines Pezoars/ Krafft-Perlin oder Roſen-Waſſer gehabt/ und die ſpiritus widerumb auffgebracht; Eine Engel-Speiſe/ von dem Engel uͤbernatuͤr- licher Weiſe bereitet/ wie dort vom Manna geſchrieben ſtehet: Sie aſſen Engel-Brod. Dann ſonſt haͤtte ihn Gott der Herr wol un- mittelbar ſtaͤrcken koͤnnen durch ſein kraͤfftiges Wort/ wie Er dort gethan denen/ die von den feurigen Schlangen gebiſſen wurden/ es heilete ſie weder Kraut noch Pflaſter/ ſondern das Wort des HErren/ welches alles heilet. Daß Er aber einen Engliſchen Schencken oder Apotheker darzu gebraucht/ vom Himmel herab kommen laſſen/ erſcheinet/ daß derſelche nicht mit leerer Hand kommen/ ſondern gleich wie dem Pro- pheten Elia/ als er von Jſebel fliehen muſte/ unter einem Wachol- der-Baum lag und ſchlieff/ ein Engel ruͤhrete/ ihn gleichſam ſpeiſen und ſtaͤrcken muſte/ und ſprach zu ihm: Stehe auff und iß! Vnd er ſahe ſich umb/ und ſihe zu ſeinen Haͤupten lag ein ge- roͤſtet Brod/ und eine Kann mit Waſſer; und da er geſſen und getruncken hatte/ legte er ſich wider ſchlaffen/ und der Engel des HErren kam zum andernmal wider/ und růhret ihn an/ und ſprach: Stehe auff und iß/ dann du haſt einen Weg vor dir/ und er ſtund auff/ aß und tranck/ und gieng durch Krafft derſel- Act. 9, 19. Pſ. 78, 25. Sap. 16, 12. 1. Reg. 19, 5. 6. 7. 8. Sechſter Theil. X x

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/377>, abgerufen am 25.11.2024.