Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Sieben und Zwantzigste (Dritte) des Gebet. Gott urtheilet dein Gebet nicht nach dem Maul/ sondernnach dem Hertzen/ Gott hat nicht fleischliche Augen und Ohren/ daß er höre und sehe wie ein Mensch sihet/ das rechte beten ist inwendig/ sehet den Luc. 18, 11. 13.Phariseer an/ wie zierlich redet er in seinem Gebet; Jch dancke dir Gott/ noch ward sein Gebet verworffen. Sehet den Zöllner an/ der sprach: Gott sey mir Sünder gnädig! dessen Gebet ward nicht verschmähet. Eine kleine Gabe/ die aus gutem Hertzen geben wird/ ist viel angenehmer/ dann eine grosse Gabe/ mit falschem Hertzen/ Vrsach/ der die kleine Gabe gibet/ der gibt das Hertz mit/ der ander behelts; so ists bey Gott Luc. 21, 2. 3. 4.auch/ darumb verschmähet Gott das Gebet der Elenden nicht/ das Schärfflein/ das die Wittbe aus gutem Hertzen in Gottes-Kasten gab/ war Gott lieber/ dann die grossen stück Silber der Heuchler/ so ists mit dem Gebet auch. Gott schauet von seiner heiligen Höhe. Sihet uns nun Muß ein anderer durch böse Zungen sich schlagen lassen/ deren die gen
Die Sieben und Zwantzigſte (Dritte) des Gebet. Gott urtheilet dein Gebet nicht nach dem Maul/ ſondernnach dem Hertzen/ Gott hat nicht fleiſchliche Augen und Ohren/ daß er hoͤre und ſehe wie ein Menſch ſihet/ das rechte beten iſt inwendig/ ſehet den Luc. 18, 11. 13.Phariſeer an/ wie zierlich redet er in ſeinem Gebet; Jch dancke dir Gott/ noch ward ſein Gebet verworffen. Sehet den Zoͤllner an/ der ſprach: Gott ſey mir Suͤnder gnaͤdig! deſſen Gebet ward nicht verſchmaͤhet. Eine kleine Gabe/ die aus gutem Hertzen geben wird/ iſt viel angenehmer/ dann eine groſſe Gabe/ mit falſchem Hertzen/ Vrſach/ der die kleine Gabe gibet/ der gibt das Hertz mit/ der ander behelts; ſo iſts bey Gott Luc. 21, 2. 3. 4.auch/ darumb verſchmaͤhet Gott das Gebet der Elenden nicht/ das Schaͤrfflein/ das die Wittbe aus gutem Hertzen in Gottes-Kaſten gab/ war Gott lieber/ dann die groſſen ſtuͤck Silber der Heuchler/ ſo iſts mit dem Gebet auch. Gott ſchauet von ſeiner heiligen Hoͤhe. Sihet uns nun Muß ein anderer durch boͤſe Zungen ſich ſchlagen laſſen/ deren die gen
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Die Sieben und Zwantzigſte (Dritte)
des Gebet. Gott urtheilet dein Gebet nicht nach dem Maul/ ſondern
nach dem Hertzen/ Gott hat nicht fleiſchliche Augen und Ohren/ daß er
hoͤre und ſehe wie ein Menſch ſihet/ das rechte beten iſt inwendig/ ſehet den
Phariſeer an/ wie zierlich redet er in ſeinem Gebet; Jch dancke dir
Gott/ noch ward ſein Gebet verworffen. Sehet den Zoͤllner an/ der
ſprach: Gott ſey mir Suͤnder gnaͤdig! deſſen Gebet ward nicht
verſchmaͤhet. Eine kleine Gabe/ die aus gutem Hertzen geben wird/ iſt viel
angenehmer/ dann eine groſſe Gabe/ mit falſchem Hertzen/ Vrſach/ der die
kleine Gabe gibet/ der gibt das Hertz mit/ der ander behelts; ſo iſts bey Gott
auch/ darumb verſchmaͤhet Gott das Gebet der Elenden nicht/
das Schaͤrfflein/ das die Wittbe aus gutem Hertzen in Gottes-Kaſten
gab/ war Gott lieber/ dann die groſſen ſtuͤck Silber der Heuchler/ ſo iſts
mit dem Gebet auch.
Luc. 18, 11.
13.
Luc. 21, 2. 3.
4.
Gott ſchauet von ſeiner heiligen Hoͤhe. Sihet uns nun
Gott aus ſeiner verborgenen Majeſtaͤt/ aus ſeinem Himmel/ ſeiner
Herrligkeit/ die Himmel und Erden erfuͤllet/ alle Creaturen in ſich beſchleuſ-
ſet/ haͤlt und traͤget/ regieret und verſorget; da ſihet er nach ſeiner allgemei-
nen Verſehung auff alles/ ſo im Himmel und Erden iſt/ ſpecialiter aber
inſonderheit auff das Gebet ſeiner glaubigen Kinder/ und ſihets alſo/ daß
ers auffmercket/ und daß es ein Denck-Zedul iſt fuͤr ſeinen Augen/ Ma-
lach. 3. Ja daß es in Gott und zu Gott gehet/ daſelbſt auffgeſamlet
wird als ein Schatz/ gezehlet wird als koͤſtliches Gold. Da erhoͤret
Gott die Seuffzen der Gefangenen/ ſie duͤrffens ſonſten keinem
Menſchen klagen/ man darff kein Woͤrtlein davon ſagen/ die Scorpion-
Peitſche iſt ihm ſchon auff dem Ruͤcken/ und der Verraͤchter lauret in
den Hoͤlen wie ein Loͤue/ daß er den Elenden erhaſche/ daruͤber
ſeuffzen die Leute/ klagen ihr Trangſal Gott nicht mit leiblicher Stimme/
ſondern mit Seuffzen und mit Furcht/ ſie thun den Mund des Hertzers
auff durch ſeuffzen/ darauff Gott vorlaͤngſt geantwortet hat im 12.
Pſalm/ Weil dann die Elenden verſtõret ſeyn/ und die Armen
ſeuffzen/ will ich auff/ ſpricht der HErr/ ich will ihnen Huͤlffe
ſchaffen.
Mal. 3, 16.
Pſ. 10, 9.
Pſ. 12, 6.
Muß ein anderer durch boͤſe Zungen ſich ſchlagen laſſen/ deren die
ihre Zunge ſchaͤrffen wie eine Schlange/ Otter-Gifft iſt unter ihren Lippen;
wann ſie ihr Hertz mit boͤſen blutgierigen Gedancken erfuͤllet haben/ ſo laſ-
ſen ſie ihren Gifft aus durch die Zunge wie eine Schlange/ wie die Schlan-
gen
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