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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sieben und Zwantzigste (Dritte)
Apoc. 14,
19.
Ezech. 23,
33.
Esa 51, 22.
Psal. 18, 5.
Exod.
7.
21. 24.
schenckt seyn gewest? Der grimmige Zorn Gottes/ der Traur- und Jam-
mer-Kelch/ der Daumel-Kelch/ voll Hefen des Grimmes Gottes/ die
Bäche Belial/ das ist die gantze Fülle und Ströme des Göttlichen Zorns
von unerschwinglichen/ unermessenen Schmertzen/ der tartarus des höl-
lischen Giffts/ die Colocynthen des ewigen Todts/ alles Blut und Blut-
Schulden/ viel greßlicher als der Blut-Tranck/ den die Egyptier in Man-
gel des Wassers trincken solten/ aber nicht mochten/ hinc illae lachrymae
sanguineae!
das triebe ihm den Blut-Schweiß/ die Blut-Zähren
heraus.

II. Passionis dirissimae indeprecabilem necessitatem,
Die unvermeidenliche/ unabbitteliche Nothwendigkeit des Lei-
dens und Sterbens Christi.
Er der HErr wäre dieses Truncks gern
quitt gewesen/ es hat ihm nicht munden noch schmecken wollen/ seuffzet
gen Himmel hinauff zu seinem Vater/ er wolle seiner schonen mit diesem
Kelch/ erwartet gewährliche Antwort vom Himmel herab; Aber es er-
scheinet der Englische Ehrnhold vom Himmel herab/ bringet den Kelch
wider mit sich/ zeiget ihm die negativam an/ es seye abgeschlagen/ er müsse
trincken/ diß und anders nicht; Vrsach/ das solte das soterium seyn/ der
Schwitz-Becher und Gesund-Tranck/ zur Artzney/ Heil/ Leben und Se-
ligkeit der in Sünden kranck-ja todligenden Menschen; es seye kein ander
Heil noch Namen den Menschen gegeben/ darinnen selig zu werden/ als
dieser Passions Kelch. Wie bißweilen eine Mutter eine herbe/ unanmutige
Artzney zu sich nimmt ihre Leibesfrucht/ die sie unter dem Hertzen/ oder auch im
Schos träget und säuget zum besten: Also muste Christus auch diesen Artz-
ney Becher schlucken auff Gesundheit des armen menschlichen Geschlechts.

III. Passionis necessariae malagmata & solatia, Des
nothwendigen Leidens Jesu Christi Heil und Trost.
Kein
Medicus ist so herbe/ hart und unfreundlich mit seinen Träncklen/ daß er
nicht auch Zucker oder Citronen-Safft und dergleichen anmuthige Labsal
mit einmische/ und den Tranck durchsüsse/ damit er desto besser munde und
schmacke/ und zugleich dem patienten zuspreche/ mit lieblichen Worten den
Psal. 75, 9.Tranck einschwatze: Also auch der himmlische Vater hat einen
Becher in der Hand/ und mit starckem Wein voll einge-
schenckt/
last auch himmlischen Trost mit einfliessen aus ihme selbst/ als der
lebendigen Quell alles Trosts/ den bietet nun auch der Engel als ein
Apotheker dem HERREN Christo an in diesem Kelch/ und

erquicket

Die Sieben und Zwantzigſte (Dritte)
Apoc. 14,
19.
Ezech. 23,
33.
Eſa 51, 22.
Pſal. 18, 5.
Exod.
7.
21. 24.
ſchenckt ſeyn geweſt? Der grimmige Zorn Gottes/ der Traur- und Jam-
mer-Kelch/ der Daumel-Kelch/ voll Hefen des Grimmes Gottes/ die
Baͤche Belial/ das iſt die gantze Fuͤlle und Stroͤme des Goͤttlichen Zorns
von unerſchwinglichen/ unermeſſenen Schmertzen/ der tartarus des hoͤl-
liſchen Giffts/ die Colocynthen des ewigen Todts/ alles Blut und Blut-
Schulden/ viel greßlicher als der Blut-Tranck/ den die Egyptier in Man-
gel des Waſſers trincken ſolten/ aber nicht mochten/ hinc illæ lachrymæ
ſanguineæ!
das triebe ihm den Blut-Schweiß/ die Blut-Zaͤhren
heraus.

II. Paſſionis diriſſimæ indeprecabilem neceſſitatem,
Die unvermeidenliche/ unabbitteliche Nothwendigkeit des Lei-
dens und Sterbens Chriſti.
Er der HErr waͤre dieſes Truncks gern
quitt geweſen/ es hat ihm nicht munden noch ſchmecken wollen/ ſeuffzet
gen Himmel hinauff zu ſeinem Vater/ er wolle ſeiner ſchonen mit dieſem
Kelch/ erwartet gewaͤhrliche Antwort vom Himmel herab; Aber es er-
ſcheinet der Engliſche Ehrnhold vom Himmel herab/ bringet den Kelch
wider mit ſich/ zeiget ihm die negativam an/ es ſeye abgeſchlagen/ er muͤſſe
trincken/ diß und anders nicht; Vrſach/ das ſolte das ſoterium ſeyn/ der
Schwitz-Becher und Geſund-Tranck/ zur Artzney/ Heil/ Leben und Se-
ligkeit der in Suͤnden kranck-ja todligenden Menſchen; es ſeye kein ander
Heil noch Namen den Menſchen gegeben/ darinnen ſelig zu werden/ als
dieſer Paſſions Kelch. Wie bißweilen eine Mutter eine herbe/ unanmutige
Artzney zu ſich nim̃t ihre Leibesfrucht/ die ſie unter dem Hertzẽ/ oder auch im
Schos traͤget und ſaͤuget zum beſten: Alſo muſte Chriſtus auch dieſen Artz-
ney Becher ſchlucken auff Geſundheit des armen menſchlichẽ Geſchlechts.

III. Paſſionis neceſſariæ malagmata & ſolatia, Des
nothwendigen Leidens Jeſu Chriſti Heil und Troſt.
Kein
Medicus iſt ſo herbe/ hart und unfreundlich mit ſeinen Traͤncklen/ daß er
nicht auch Zucker oder Citronen-Safft und dergleichen anmuthige Labſal
mit einmiſche/ und den Tranck durchſuͤſſe/ damit er deſto beſſer munde und
ſchmacke/ und zugleich dem patienten zuſpreche/ mit lieblichen Worten den
Pſal. 75, 9.Tranck einſchwatze: Alſo auch der himmliſche Vater hat einen
Becher in der Hand/ und mit ſtarckem Wein voll einge-
ſchenckt/
laſt auch him̃liſchen Troſt mit einflieſſen aus ihme ſelbſt/ als der
lebendigen Quell alles Troſts/ den bietet nun auch der Engel als ein
Apotheker dem HERREN Chriſto an in dieſem Kelch/ und

erquicket
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[328/0360] Die Sieben und Zwantzigſte (Dritte) ſchenckt ſeyn geweſt? Der grimmige Zorn Gottes/ der Traur- und Jam- mer-Kelch/ der Daumel-Kelch/ voll Hefen des Grimmes Gottes/ die Baͤche Belial/ das iſt die gantze Fuͤlle und Stroͤme des Goͤttlichen Zorns von unerſchwinglichen/ unermeſſenen Schmertzen/ der tartarus des hoͤl- liſchen Giffts/ die Colocynthen des ewigen Todts/ alles Blut und Blut- Schulden/ viel greßlicher als der Blut-Tranck/ den die Egyptier in Man- gel des Waſſers trincken ſolten/ aber nicht mochten/ hinc illæ lachrymæ ſanguineæ! das triebe ihm den Blut-Schweiß/ die Blut-Zaͤhren heraus. Apoc. 14, 19. Ezech. 23, 33. Eſa 51, 22. Pſal. 18, 5. Exod. 7. 21. 24. II. Paſſionis diriſſimæ indeprecabilem neceſſitatem, Die unvermeidenliche/ unabbitteliche Nothwendigkeit des Lei- dens und Sterbens Chriſti. Er der HErr waͤre dieſes Truncks gern quitt geweſen/ es hat ihm nicht munden noch ſchmecken wollen/ ſeuffzet gen Himmel hinauff zu ſeinem Vater/ er wolle ſeiner ſchonen mit dieſem Kelch/ erwartet gewaͤhrliche Antwort vom Himmel herab; Aber es er- ſcheinet der Engliſche Ehrnhold vom Himmel herab/ bringet den Kelch wider mit ſich/ zeiget ihm die negativam an/ es ſeye abgeſchlagen/ er muͤſſe trincken/ diß und anders nicht; Vrſach/ das ſolte das ſoterium ſeyn/ der Schwitz-Becher und Geſund-Tranck/ zur Artzney/ Heil/ Leben und Se- ligkeit der in Suͤnden kranck-ja todligenden Menſchen; es ſeye kein ander Heil noch Namen den Menſchen gegeben/ darinnen ſelig zu werden/ als dieſer Paſſions Kelch. Wie bißweilen eine Mutter eine herbe/ unanmutige Artzney zu ſich nim̃t ihre Leibesfrucht/ die ſie unter dem Hertzẽ/ oder auch im Schos traͤget und ſaͤuget zum beſten: Alſo muſte Chriſtus auch dieſen Artz- ney Becher ſchlucken auff Geſundheit des armen menſchlichẽ Geſchlechts. III. Paſſionis neceſſariæ malagmata & ſolatia, Des nothwendigen Leidens Jeſu Chriſti Heil und Troſt. Kein Medicus iſt ſo herbe/ hart und unfreundlich mit ſeinen Traͤncklen/ daß er nicht auch Zucker oder Citronen-Safft und dergleichen anmuthige Labſal mit einmiſche/ und den Tranck durchſuͤſſe/ damit er deſto beſſer munde und ſchmacke/ und zugleich dem patienten zuſpreche/ mit lieblichen Worten den Tranck einſchwatze: Alſo auch der himmliſche Vater hat einen Becher in der Hand/ und mit ſtarckem Wein voll einge- ſchenckt/ laſt auch him̃liſchen Troſt mit einflieſſen aus ihme ſelbſt/ als der lebendigen Quell alles Troſts/ den bietet nun auch der Engel als ein Apotheker dem HERREN Chriſto an in dieſem Kelch/ und erquicket Pſal. 75, 9.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/360>, abgerufen am 26.11.2024.