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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
non est idem*, Wann drey eines leiden/ so ist es offt nicht einerley; Der
Burger zu Samaria/ der verlohrne Sohn und der arme Lazarus leiden
alle drey Hunger/ ist aber ein ungleich Leiden/ bey dem ersten Straffe Hun-
ger/ beym andern Zucht-Hunger/ beym dritten Märterer-Hunger. Saul
und Job werden beyde vom Teufel angefochten/ beyder humores braucht
er zu instrumenten seiner Boßheit/ beyde treibt er zum Lebens-Verdruß:
Aber weil jener dem Sathan durch vorsetzliche Sünde Thier und Thor
geöffnet/ und sich ie länger boßhafftiger weise verhärtet/ mehr ein agent als
patient gewesen/ so macht er sich Trost-unfähig/ Gott der Herr wolt
ihm nicht mehr antworten/ weder durch Wort noch durch Traum; dieser
aber der liebe Job war vielmehr patient als agent, fromm/ Gottfürchtig
und gedultig/ der Allerhöchste verhengt zwar über ihn deliquia, des Sa-
thans Anfechtungen/ daß er den Tag seiner Geburt/ und die Göttlichen
Gutthaten (die er hätt ohn unterlaß loben sollen) und durch dieselbe den
gutthätigen Gott im Himmel selbst verflucht/ gewündschet erhangen zu
seyn/ den Tod aus der Erden heraus gekratzet/ aber der Herr lässet ihn
nicht dem höllischen Drachen gar in den Rachen hinein fallen/ sondern Er
tröstet ihn hernach widerumb reichlich/ da bey ihm der Strick am härtesten
war/ da brach er/ das Thal Achor ist das ostium bonae spei, davon zu lesenvide Luth.
tom. 8.
Witteb. in
Ose. p. 258.
seqq. & ib.
in Michae
p.
517.

beym Luthero. Saul/ Josias/ Jonathan kommen alle drey im Kriege
umb; beym ersten ists ein Straffe Tod/ beym andern ein Zucht-Tod/ beym
dritten ein Märterer-Tod; Elimas/ Saul/ Tobias sind alle drey blind;
beym ersten Straff-Blindheit/ beym andern Zucht-Blindheit/ beym drit-
ten Märterer-Blindheit; Christus und seine zween Creutz-Brüder leiden
einerley Schmertzen/ aber in unterschiedlicher figur und Gestalt; beym
unbekehrten Schächer Straff-Creutz/ beym andern Zucht-Creutz/ bey
Christo Märterer-Creutz.

* Vt flagellorum, inquit Beda, distantia in disparibus me-
ritis longe dispar appareat, videamus una eademque coecitatis molestia To-
biam, Saulum, Elymam fuisse percussos. Sed Tobiam ob hoc, ut virtus
patientiae ejuslatius in exemplum cunctis claresceret, Tob. 2, v. 11. seqq. Saulum
ob hoc, ut de Saulo persecutore in Paulum mutaretur Apostolum. Actor. 9, v. 8.
Elimam vero, ut dignas suae perfidiae poenas luens, ab eorum quoque, qui credi-
turi erant, dementatione cessaret. Actor. 13, v. 11. Et mihi si detur optio, malim
cum tanto patre (Tobia) sive divinis sive humanis subjacere justus verberibus,
quam ab injustitia verborum vi ad justitiae studia trahi: rursumq; malim a culpa
flagello retrahi, (cum Paulo) quam pro insanabili pondere peccatorum aeternae
ultioni subjici (cum Elyma.)

Gnothi seauton! Da gehe nun ein ieder in sein Hertz außzuspüren/ in
welche Claß sein Leiden gehör? kommet nun Vnglück daher; alsobald

gedacht
Sechster Theil. R r

Predigt.
non eſt idem*, Wann drey eines leiden/ ſo iſt es offt nicht einerley; Der
Burger zu Samaria/ der verlohrne Sohn und der arme Lazarus leiden
alle drey Hunger/ iſt aber ein ungleich Leiden/ bey dem erſten Straffe Hun-
ger/ beym andern Zucht-Hunger/ beym dritten Maͤrterer-Hunger. Saul
und Job werden beyde vom Teufel angefochten/ beyder humores braucht
er zu inſtrumenten ſeiner Boßheit/ beyde treibt er zum Lebens-Verdruß:
Aber weil jener dem Sathan durch vorſetzliche Suͤnde Thier und Thor
geoͤffnet/ und ſich ie laͤnger boßhafftiger weiſe verhaͤrtet/ mehr ein agent als
patient geweſen/ ſo macht er ſich Troſt-unfaͤhig/ Gott der Herr wolt
ihm nicht mehr antworten/ weder durch Wort noch durch Traum; dieſer
aber der liebe Job war vielmehr patient als agent, fromm/ Gottfuͤrchtig
und gedultig/ der Allerhoͤchſte verhengt zwar uͤber ihn deliquia, des Sa-
thans Anfechtungen/ daß er den Tag ſeiner Geburt/ und die Goͤttlichen
Gutthaten (die er haͤtt ohn unterlaß loben ſollen) und durch dieſelbe den
gutthaͤtigen Gott im Himmel ſelbſt verflucht/ gewuͤndſchet erhangen zu
ſeyn/ den Tod aus der Erden heraus gekratzet/ aber der Herr laͤſſet ihn
nicht dem hoͤlliſchen Drachen gar in den Rachen hinein fallen/ ſondern Er
troͤſtet ihn hernach widerumb reichlich/ da bey ihm der Strick am haͤrteſten
war/ da brach er/ das Thal Achor iſt das oſtium bonæ ſpei, davon zu leſenvide Luth.
tom. 8.
Witteb. in
Oſe. p. 258.
ſeqq. & ib.
in Michæ
p.
517.

beym Luthero. Saul/ Joſias/ Jonathan kommen alle drey im Kriege
umb; beym erſten iſts ein Straffe Tod/ beym andern ein Zucht-Tod/ beym
dritten ein Maͤrterer-Tod; Elimas/ Saul/ Tobias ſind alle drey blind;
beym erſten Straff-Blindheit/ beym andern Zucht-Blindheit/ beym drit-
ten Maͤrterer-Blindheit; Chriſtus und ſeine zween Creutz-Bruͤder leiden
einerley Schmertzen/ aber in unterſchiedlicher figur und Geſtalt; beym
unbekehrten Schaͤcher Straff-Creutz/ beym andern Zucht-Creutz/ bey
Chriſto Maͤrterer-Creutz.

* Vt flagellorum, inquit Beda, diſtantia in diſparibus me-
ritis longè diſpar appareat, videamus unâ eademq́ue cœcitatis moleſtiâ To-
biam, Saulum, Elymam fuiſſe percuſſos. Sed Tobiam ob hoc, ut virtus
patientiæ ejuslatius in exemplum cunctis clareſceret, Tob. 2, v. 11. ſeqq. Saulum
ob hoc, ut de Saulo perſecutore in Paulum mutaretur Apoſtolum. Actor. 9, v. 8.
Elimam verò, ut dignas ſuæ perfidiæ pœnas luens, ab eorum quoque, qui credi-
turi erant, dementatione ceſſaret. Actor. 13, v. 11. Et mihi ſi detur optio, malim
cum tanto patre (Tobia) ſive divinis ſive humanis ſubjacere juſtus verberibus,
quàm ab injuſtitiâ verborum vi ad juſtitiæ ſtudia trahi: rurſumq́; malim à culpâ
flagello retrahi, (cum Paulo) quàm pro inſanabili pondere peccatorum æternæ
ultioni ſubjici (cum Elyma.)

Γνῶθι σεαυτὸν! Da gehe nun ein ieder in ſein Hertz außzuſpuͤren/ in
welche Claß ſein Leiden gehoͤr? kommet nun Vngluͤck daher; alſobald

gedacht
Sechſter Theil. R r
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[313/0345] Predigt. non eſt idem*, Wann drey eines leiden/ ſo iſt es offt nicht einerley; Der Burger zu Samaria/ der verlohrne Sohn und der arme Lazarus leiden alle drey Hunger/ iſt aber ein ungleich Leiden/ bey dem erſten Straffe Hun- ger/ beym andern Zucht-Hunger/ beym dritten Maͤrterer-Hunger. Saul und Job werden beyde vom Teufel angefochten/ beyder humores braucht er zu inſtrumenten ſeiner Boßheit/ beyde treibt er zum Lebens-Verdruß: Aber weil jener dem Sathan durch vorſetzliche Suͤnde Thier und Thor geoͤffnet/ und ſich ie laͤnger boßhafftiger weiſe verhaͤrtet/ mehr ein agent als patient geweſen/ ſo macht er ſich Troſt-unfaͤhig/ Gott der Herr wolt ihm nicht mehr antworten/ weder durch Wort noch durch Traum; dieſer aber der liebe Job war vielmehr patient als agent, fromm/ Gottfuͤrchtig und gedultig/ der Allerhoͤchſte verhengt zwar uͤber ihn deliquia, des Sa- thans Anfechtungen/ daß er den Tag ſeiner Geburt/ und die Goͤttlichen Gutthaten (die er haͤtt ohn unterlaß loben ſollen) und durch dieſelbe den gutthaͤtigen Gott im Himmel ſelbſt verflucht/ gewuͤndſchet erhangen zu ſeyn/ den Tod aus der Erden heraus gekratzet/ aber der Herr laͤſſet ihn nicht dem hoͤlliſchen Drachen gar in den Rachen hinein fallen/ ſondern Er troͤſtet ihn hernach widerumb reichlich/ da bey ihm der Strick am haͤrteſten war/ da brach er/ das Thal Achor iſt das oſtium bonæ ſpei, davon zu leſen beym Luthero. Saul/ Joſias/ Jonathan kommen alle drey im Kriege umb; beym erſten iſts ein Straffe Tod/ beym andern ein Zucht-Tod/ beym dritten ein Maͤrterer-Tod; Elimas/ Saul/ Tobias ſind alle drey blind; beym erſten Straff-Blindheit/ beym andern Zucht-Blindheit/ beym drit- ten Maͤrterer-Blindheit; Chriſtus und ſeine zween Creutz-Bruͤder leiden einerley Schmertzen/ aber in unterſchiedlicher figur und Geſtalt; beym unbekehrten Schaͤcher Straff-Creutz/ beym andern Zucht-Creutz/ bey Chriſto Maͤrterer-Creutz. vide Luth. tom. 8. Witteb. in Oſe. p. 258. ſeqq. & ib. in Michæ p. 517. * Vt flagellorum, inquit Beda, diſtantia in diſparibus me- ritis longè diſpar appareat, videamus unâ eademq́ue cœcitatis moleſtiâ To- biam, Saulum, Elymam fuiſſe percuſſos. Sed Tobiam ob hoc, ut virtus patientiæ ejuslatius in exemplum cunctis clareſceret, Tob. 2, v. 11. ſeqq. Saulum ob hoc, ut de Saulo perſecutore in Paulum mutaretur Apoſtolum. Actor. 9, v. 8. Elimam verò, ut dignas ſuæ perfidiæ pœnas luens, ab eorum quoque, qui credi- turi erant, dementatione ceſſaret. Actor. 13, v. 11. Et mihi ſi detur optio, malim cum tanto patre (Tobia) ſive divinis ſive humanis ſubjacere juſtus verberibus, quàm ab injuſtitiâ verborum vi ad juſtitiæ ſtudia trahi: rurſumq́; malim à culpâ flagello retrahi, (cum Paulo) quàm pro inſanabili pondere peccatorum æternæ ultioni ſubjici (cum Elyma.) Γνῶθι σεαυτὸν! Da gehe nun ein ieder in ſein Hertz außzuſpuͤren/ in welche Claß ſein Leiden gehoͤr? kommet nun Vngluͤck daher; alſobald gedacht Sechſter Theil. R r

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/345>, abgerufen am 28.11.2024.