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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Fünff und Zwantzigste (Erste)
Psal. 8, 6.
Hebr.
2, 7.
schen nicht geholffen worden/ er muste eine kleine Zeit der Engel mangeln
elattomenos, Er ist geringer worden; Wer hätte am allerbillichsten nach
unserer Vernunfft hie helffen und trösten sollen/ als GOTT sein
himmlischer Vater selbst/ der inwohnende Sohn Gottes und
Heil-Brunn/ der auff ihm ruhende Heilige Geist?
Aber da ist
alles still und kleinlaut; Gott der Vater schonet seiner nicht/ sondern
richtet ihn/ wie er ihn findet: die inwohnende Gottheit ruhet und
schlaffet/ und last keinen Geruch und Labsal aus sich fliessen; die Quell des
Trosts der Heilige Geist ist verstopffet und versiegen. Jm Gegen-
theil wird ihm ein Kelch gereichet/ O ein schröcklicher Kelch! den soll Er
außtrincken/ und damit seinen Durst löschen/ kein Kelch vom Wein und
starckem Geträncke/ damit sonst die zum Tode verurtheilte erlabet werden:
auch kein Essig-Tranck/ der ihm hernach am Creutz gereichet worden: auch
kein leiblich/ natürlich Artzney- oder Gifft-Tranck/ wie Socrati dem Ehren-
und Biedermann begegnet (Einer aus denen/ welche die dreissig Tyran-
nen zu Athen erwürgen lassen/ ist der fromme Socrates, ein trefflicher Phi-
losophus
und Ehrenmann gewest; dem haben sie durch den Hencker einen
vergifften Trunck ins Gefängnüß geschickt/ da er nun solchen empfieng/
sprach er/ er wolte dem Critia eines bringen (dann also hieß einer von den
dreissig Tyrannen/ und wol der allergeitzigste und blutgierigste) und zwar
Critias hat ihm bald Bescheid thun müssen/ dann nicht lang hernach ist er
von Thrasibuli Anhang erschlagen worden) sondern das höllische Gifft
aus den Bächen Belials geschöpffet/ der spiritus tartari, die quinta essen-
tia
und gleichsam der Geist/ Krafft/ Flor und Außschuß aller höllischen
Marter und Pein/ die wurden ihm von der grimmigen/ zornigen Hand
der Göttlichen Gerechtigkeit gereichet außzutrincken biß auff die Häfen.

IV. Krafft- und Trost-durstige und begierige Person/
die in solcher Noth nicht verzaget/ sondern umb Trost geschrien/ so den
Trost durch inniglich/ hertzlich/ inständig/ unabläßlich beten/ flehen und
grossem Geschrey gesucht; kein besser Mittel findet er in solcher Noth/ als
beten/ beten/ darzu Er zwar seine Jünger vermahnet/ aber umbsonst! dar-
Luc. 22,
40. 44.
umb betet Er selbst/ er betet ekteneseron proseukheto, Er betet ie länger
ie hefftiger/
intensissime, im hochgetriebenem Grad/ extensissime, in
unterschiedlichen mahlen/ protensissime totis viribus, ohn auffhören in
Marc. 14,
36.
dreyfacher repetition: Abba! mein Vater! dir ist alles müglich/
überheb mich dieses Kelchs/ doch nicht mein/ sondern dein

Will

Die Fuͤnff und Zwantzigſte (Erſte)
Pſal. 8, 6.
Hebr.
2, 7.
ſchen nicht geholffen worden/ er muſte eine kleine Zeit der Engel mangeln
ἡλαττώμενος, Er iſt geringer worden; Wer haͤtte am allerbillichſten nach
unſerer Vernunfft hie helffen und troͤſten ſollen/ als GOTT ſein
himmliſcher Vater ſelbſt/ der inwohnende Sohn Gottes und
Heil-Brunn/ der auff ihm ruhende Heilige Geiſt?
Aber da iſt
alles ſtill und kleinlaut; Gott der Vater ſchonet ſeiner nicht/ ſondern
richtet ihn/ wie er ihn findet: die inwohnende Gottheit ruhet und
ſchlaffet/ und laſt keinen Geruch und Labſal aus ſich flieſſen; die Quell des
Troſts der Heilige Geiſt iſt verſtopffet und verſiegen. Jm Gegen-
theil wird ihm ein Kelch gereichet/ O ein ſchroͤcklicher Kelch! den ſoll Er
außtrincken/ und damit ſeinen Durſt loͤſchen/ kein Kelch vom Wein und
ſtarckem Getraͤncke/ damit ſonſt die zum Tode verurtheilte erlabet werden:
auch kein Eſſig-Tranck/ der ihm hernach am Creutz gereichet worden: auch
kein leiblich/ natuͤrlich Artzney- oder Gifft-Tranck/ wie Socrati dem Ehren-
und Biedermann begegnet (Einer aus denen/ welche die dreiſſig Tyran-
nen zu Athen erwuͤrgen laſſen/ iſt der fromme Socrates, ein trefflicher Phi-
loſophus
und Ehrenmann geweſt; dem haben ſie durch den Hencker einen
vergifften Trunck ins Gefaͤngnuͤß geſchickt/ da er nun ſolchen empfieng/
ſprach er/ er wolte dem Critia eines bringen (dann alſo hieß einer von den
dreiſſig Tyrannen/ und wol der allergeitzigſte und blutgierigſte) und zwar
Critias hat ihm bald Beſcheid thun muͤſſen/ dann nicht lang hernach iſt er
von Thraſibuli Anhang erſchlagen worden) ſondern das hoͤlliſche Gifft
aus den Baͤchen Belials geſchoͤpffet/ der ſpiritus tartari, die quinta eſſen-
tia
und gleichſam der Geiſt/ Krafft/ Flor und Außſchuß aller hoͤlliſchen
Marter und Pein/ die wurden ihm von der grimmigen/ zornigen Hand
der Goͤttlichen Gerechtigkeit gereichet außzutrincken biß auff die Haͤfen.

IV. Krafft- und Troſt-durſtige und begierige Perſon/
die in ſolcher Noth nicht verzaget/ ſondern umb Troſt geſchrien/ ſo den
Troſt durch inniglich/ hertzlich/ inſtaͤndig/ unablaͤßlich beten/ flehen und
groſſem Geſchrey geſucht; kein beſſer Mittel findet er in ſolcher Noth/ als
beten/ beten/ darzu Er zwar ſeine Juͤnger vermahnet/ aber umbſonſt! dar-
Luc. 22,
40. 44.
umb betet Er ſelbſt/ er betet ἐκτενέςερον προσηύχετο, Er betet ie länger
ie hefftiger/
intenſiſſimè, im hochgetriebenem Grad/ extenſiſſimè, in
unterſchiedlichen mahlen/ protenſiſſimè totis viribus, ohn auffhoͤren in
Marc. 14,
36.
dreyfacher repetition: Abba! mein Vater! dir iſt alles muͤglich/
uͤberheb mich dieſes Kelchs/ doch nicht mein/ ſondern dein

Will
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[310/0342] Die Fuͤnff und Zwantzigſte (Erſte) ſchen nicht geholffen worden/ er muſte eine kleine Zeit der Engel mangeln ἡλαττώμενος, Er iſt geringer worden; Wer haͤtte am allerbillichſten nach unſerer Vernunfft hie helffen und troͤſten ſollen/ als GOTT ſein himmliſcher Vater ſelbſt/ der inwohnende Sohn Gottes und Heil-Brunn/ der auff ihm ruhende Heilige Geiſt? Aber da iſt alles ſtill und kleinlaut; Gott der Vater ſchonet ſeiner nicht/ ſondern richtet ihn/ wie er ihn findet: die inwohnende Gottheit ruhet und ſchlaffet/ und laſt keinen Geruch und Labſal aus ſich flieſſen; die Quell des Troſts der Heilige Geiſt iſt verſtopffet und verſiegen. Jm Gegen- theil wird ihm ein Kelch gereichet/ O ein ſchroͤcklicher Kelch! den ſoll Er außtrincken/ und damit ſeinen Durſt loͤſchen/ kein Kelch vom Wein und ſtarckem Getraͤncke/ damit ſonſt die zum Tode verurtheilte erlabet werden: auch kein Eſſig-Tranck/ der ihm hernach am Creutz gereichet worden: auch kein leiblich/ natuͤrlich Artzney- oder Gifft-Tranck/ wie Socrati dem Ehren- und Biedermann begegnet (Einer aus denen/ welche die dreiſſig Tyran- nen zu Athen erwuͤrgen laſſen/ iſt der fromme Socrates, ein trefflicher Phi- loſophus und Ehrenmann geweſt; dem haben ſie durch den Hencker einen vergifften Trunck ins Gefaͤngnuͤß geſchickt/ da er nun ſolchen empfieng/ ſprach er/ er wolte dem Critia eines bringen (dann alſo hieß einer von den dreiſſig Tyrannen/ und wol der allergeitzigſte und blutgierigſte) und zwar Critias hat ihm bald Beſcheid thun muͤſſen/ dann nicht lang hernach iſt er von Thraſibuli Anhang erſchlagen worden) ſondern das hoͤlliſche Gifft aus den Baͤchen Belials geſchoͤpffet/ der ſpiritus tartari, die quinta eſſen- tia und gleichſam der Geiſt/ Krafft/ Flor und Außſchuß aller hoͤlliſchen Marter und Pein/ die wurden ihm von der grimmigen/ zornigen Hand der Goͤttlichen Gerechtigkeit gereichet außzutrincken biß auff die Haͤfen. Pſal. 8, 6. Hebr. 2, 7. IV. Krafft- und Troſt-durſtige und begierige Perſon/ die in ſolcher Noth nicht verzaget/ ſondern umb Troſt geſchrien/ ſo den Troſt durch inniglich/ hertzlich/ inſtaͤndig/ unablaͤßlich beten/ flehen und groſſem Geſchrey geſucht; kein beſſer Mittel findet er in ſolcher Noth/ als beten/ beten/ darzu Er zwar ſeine Juͤnger vermahnet/ aber umbſonſt! dar- umb betet Er ſelbſt/ er betet ἐκτενέςερον προσηύχετο, Er betet ie länger ie hefftiger/ intenſiſſimè, im hochgetriebenem Grad/ extenſiſſimè, in unterſchiedlichen mahlen/ protenſiſſimè totis viribus, ohn auffhoͤren in dreyfacher repetition: Abba! mein Vater! dir iſt alles muͤglich/ uͤberheb mich dieſes Kelchs/ doch nicht mein/ ſondern dein Will Luc. 22, 40. 44. Marc. 14, 36.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/342>, abgerufen am 28.11.2024.