Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Eingangs- Es sihet aber auch der Apostel samt dem Vater Abraham zurück Es sihet aber S. Paulus allhier samt Abraham freylich auch auff worden/
Eingangs- Es ſihet aber auch der Apoſtel ſamt dem Vater Abraham zuruͤck Es ſihet aber S. Paulus allhier ſamt Abraham freylich auch auff worden/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0034" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Eingangs-</hi> </fw><lb/> <p>Es ſihet aber auch der Apoſtel ſamt dem Vater Abraham zuruͤck<lb/> auff die <hi rendition="#aq">nihilitudinem macrocoſmi,</hi> <hi rendition="#fr">auff die Nichtigkeit der groſſen<lb/> Welt/</hi> in deren ſie verborgen vnd vergraben gelegen vor der Erſchoͤpffung/<lb/> dann von Ewigkeit her war keine Welt/ keine Creatur/ <hi rendition="#aq">Deus tunc ubi<lb/> nunc in ſe, quoniam ſibi ſufficit ipſe,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> allein war eben wo er ietzt<lb/> auch iſt/ welcher keines andern bedarff/ ſondern in ihm ſelber vergnuͤget iſt.<lb/> Aber <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> hab ein kraͤfftiges <hi rendition="#aq">Fiat</hi> geſprochen/ ſo ſeye die erſte<lb/><hi rendition="#aq">maſſa</hi> aus dem Loch vnd Nacht-Winckel der Nichtigkeit herfuͤr geſprun-<lb/> gen/ wie ein Knecht aus ſeinem Neſt und Winckel herfuͤr kreucht/ wann<lb/> ihn der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> auffwecket vnd ihm ruffet/ daß er komme: Erſtlich zwar<lb/> lag der groſſe ungeſtalte/ gemengte Klumpen Himmel und Erden und<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Vid. Grot:<lb/> de verit. re.<lb/> lig. Chriſt.<lb/> p.</hi> 20.</note>Elementen uͤber einem Hauffen/ war alles noch oͤde/ finſter und leer/ die<lb/> Welt lag da als ein groſſes Ey/ das war aber noch nicht außgebruͤtet/<lb/> darumb hab ſich der Geiſt Gottes uͤber die Waſſer und den Klumpen<lb/> geleget/ geſetzet/ Er ſey darauff geſchwebet/ anders nicht als ein Vogel oder<lb/> Henn uͤber den Eyern/ dieſelbe außgebruͤtet/ alles lebend und webend ge-<lb/> macht/ ein iedes nach ſeiner Art/ ſo ſey es allererſt recht gut geweſen und<lb/> gut geprieſen worden/ alles durch ein eintziges Ruff-Wort/ <hi rendition="#aq">Fiat,</hi> es werde/<lb/> und es ward alſo. Darauff ſahe Abraham/ darauff gruͤndete er ſeinen<lb/> Glauben: Hat <hi rendition="#k">Gott</hi> Himmel und Erden aus nichts erſchaffen koͤnnen/<lb/> wie ſolt Er ihm auch nicht koͤnnen Samen geben/ und gleichſam aus<lb/> Steinen Kinder erwecken?</p><lb/> <p>Es ſihet aber S. Paulus allhier ſamt Abraham freylich auch auff<lb/> die <hi rendition="#aq">nihilitudinem microcoſmi communem,</hi> <hi rendition="#fr">auff die Nichtigkeit und<lb/> Vntuͤchtigkeit des Menſchen ingeſamt/</hi> wie ſo gar es war ſey/ was<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pſal. 39, 6.<lb/> &</hi> 12.</note>mit ſonderbaren <hi rendition="#aq">affect</hi>en in Pſal. 39. zum zweyten mal außgeſprochen<lb/> wird: <hi rendition="#fr">Ach wie nichts ſind doch alle Menſchen! Ach wie nichts<lb/> ſind doch alle Menſchen!</hi> Ja freylich nichts vor der Erſchoͤpffung/<lb/> nichts in der Erſchoͤpffung/ nichts nach der Erſchoͤpffung. Vor etzlich<lb/> tauſent Jahren war noch kein lebendiger Menſch im Weſen/ vor dem<lb/> ſechſten Schoͤpff-Tage war noch kein Menſch auff Erden. Jn der Er-<lb/> ſchoͤpffung/ da <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> die Hand angelegt/ war zwar ein<lb/> unfoͤrmlicher Klumpen da/ ein leimen <hi rendition="#aq">maſſa,</hi> aber die war untuͤchtig/ daß<lb/> ein Menſch daraus werden ſolte. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> muſte ein Wort ſprechen/ ſo<lb/> wurde ihm ein lebendiger Geiſt eingeblaſen/ er wurde mit dem goͤttlichen<lb/> Ebenbild gezieret/ vnd alſo etwas gutes. Nichts nach der Erſchoͤpffung/<lb/> nemlich nach dem Suͤnden-Fall/ da iſt der Menſch recht <hi rendition="#aq">homo nihili</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">worden/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0034]
Eingangs-
Es ſihet aber auch der Apoſtel ſamt dem Vater Abraham zuruͤck
auff die nihilitudinem macrocoſmi, auff die Nichtigkeit der groſſen
Welt/ in deren ſie verborgen vnd vergraben gelegen vor der Erſchoͤpffung/
dann von Ewigkeit her war keine Welt/ keine Creatur/ Deus tunc ubi
nunc in ſe, quoniam ſibi ſufficit ipſe, Gott allein war eben wo er ietzt
auch iſt/ welcher keines andern bedarff/ ſondern in ihm ſelber vergnuͤget iſt.
Aber Gott der Herr hab ein kraͤfftiges Fiat geſprochen/ ſo ſeye die erſte
maſſa aus dem Loch vnd Nacht-Winckel der Nichtigkeit herfuͤr geſprun-
gen/ wie ein Knecht aus ſeinem Neſt und Winckel herfuͤr kreucht/ wann
ihn der Herr auffwecket vnd ihm ruffet/ daß er komme: Erſtlich zwar
lag der groſſe ungeſtalte/ gemengte Klumpen Himmel und Erden und
Elementen uͤber einem Hauffen/ war alles noch oͤde/ finſter und leer/ die
Welt lag da als ein groſſes Ey/ das war aber noch nicht außgebruͤtet/
darumb hab ſich der Geiſt Gottes uͤber die Waſſer und den Klumpen
geleget/ geſetzet/ Er ſey darauff geſchwebet/ anders nicht als ein Vogel oder
Henn uͤber den Eyern/ dieſelbe außgebruͤtet/ alles lebend und webend ge-
macht/ ein iedes nach ſeiner Art/ ſo ſey es allererſt recht gut geweſen und
gut geprieſen worden/ alles durch ein eintziges Ruff-Wort/ Fiat, es werde/
und es ward alſo. Darauff ſahe Abraham/ darauff gruͤndete er ſeinen
Glauben: Hat Gott Himmel und Erden aus nichts erſchaffen koͤnnen/
wie ſolt Er ihm auch nicht koͤnnen Samen geben/ und gleichſam aus
Steinen Kinder erwecken?
Vid. Grot:
de verit. re.
lig. Chriſt.
p. 20.
Es ſihet aber S. Paulus allhier ſamt Abraham freylich auch auff
die nihilitudinem microcoſmi communem, auff die Nichtigkeit und
Vntuͤchtigkeit des Menſchen ingeſamt/ wie ſo gar es war ſey/ was
mit ſonderbaren affecten in Pſal. 39. zum zweyten mal außgeſprochen
wird: Ach wie nichts ſind doch alle Menſchen! Ach wie nichts
ſind doch alle Menſchen! Ja freylich nichts vor der Erſchoͤpffung/
nichts in der Erſchoͤpffung/ nichts nach der Erſchoͤpffung. Vor etzlich
tauſent Jahren war noch kein lebendiger Menſch im Weſen/ vor dem
ſechſten Schoͤpff-Tage war noch kein Menſch auff Erden. Jn der Er-
ſchoͤpffung/ da Gott der Herr die Hand angelegt/ war zwar ein
unfoͤrmlicher Klumpen da/ ein leimen maſſa, aber die war untuͤchtig/ daß
ein Menſch daraus werden ſolte. Gott muſte ein Wort ſprechen/ ſo
wurde ihm ein lebendiger Geiſt eingeblaſen/ er wurde mit dem goͤttlichen
Ebenbild gezieret/ vnd alſo etwas gutes. Nichts nach der Erſchoͤpffung/
nemlich nach dem Suͤnden-Fall/ da iſt der Menſch recht homo nihili
worden/
Pſal. 39, 6.
& 12.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |