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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Fünff und Zwantzigste (Erste)
so lasset diese gehen. Der edle und heilsame Hirsch/ dessen Athem/
sonderlich Haut und Hörner ein bewährtes antidotum gewest wider das
Seelen-Gifft der höllischen Schlangen/ uns angehauchet; Der lechzende/
Arist. l. 6.
hist. ani-
mal. c.
29.
durstige Hirsch/ dia to kauma kai to asthma, wie Aristoteles einen Hirsch be-
schreibet/ von der Hitz/ Hatz und Jagt ermüdet/ keuchend/ durstig. Wie
schreyet dann dieser Hirsch?
taarog stehet in seiner sprach/ und
Ioel. 1, 20.wird in der Hebreischen Bibel nur zweymal gelesen/ hie und Joel. 1.
Es schreyen auch die wilden Thiere zu dir/ dann die Wasser-
bäche sind außgetrucknet. Das Wild/
und also auch der Hirsch/
Ier. 14, 6.stehet auff den Hügeln/ und schnappet nach Lufft/ wie die
Drachen/ und verschmachtet/ weil kein Kraut wächset; der
Hirsch schreyet
mit grossem Schall glocitando, er gluchset gleichsam
als wie eine Gluck-Henn/ und lässet nicht nach/ biß er ein echo aus den
Gründen und Gebürgen und Wassern/ da der Widerschall geboren wird/
erwecke/ dadurch er ein Wasserbächlein oder kühlen Quell erspäet und
ermerckt: Also hat auch Christus am Oel-Berge in seiner Höllen-Noth
und Qual geklaget über seinen Durst/ Er hat nach den Bergen geschnap-
Hebr. 5, 7.pet und geathmet/ davon ihm Hülffe kommen solte/ Er hat am Tage
seines Fleisches Gebet und Flehen mit starckem Geschrey und
Thränen geopffert/ zu dem/ der ihn von dem Tode kunte auß-

Matth. 26,
39. 42. 44.
helffen/ und ist erhöret: Er hat gegluchst zum drittenmal: Ach Va-
ter! Jsts müglich etc.
Er hat nicht nachgelassen/ biß Er einen Wider-
schall und eine Trost-Quell vom Himmel herab durch einen Engel/
der ihn gestärcket/
gefunden.

Wornach schreyet dann dieser Hirsch so ängstlich/ so
sehnlich/ so hefftig? Nach Wasser/ nach frischem Wasser/
nach der lebendigen Quell;
dann solchen Durst erweckte die höllische
Marter und Pein/ die Er außgestanden. Gleich wie der reiche Schläm-
mer nach Wasser/ und nicht nach Malvasier/ nur nach einem Tropffen/
nicht Faß oder Eymer voll geschrien/ denselben zu empfahen/ nicht in einem
güldenen Gefäß/ sondern aus den weiland garstigen/ gründigen Händen
Luc. 16, 24.Lazari; Vater Abraham! schreyet er: erbarme dich mein/ und
sende Lazarum/ daß er das eusserste seines Fingers ins Wasser
tauche/ und kühle meine Zunge/ dann ich leide Pein in dieser

Flam-

Die Fuͤnff und Zwantzigſte (Erſte)
ſo laſſet dieſe gehen. Der edle und heilſame Hirſch/ deſſen Athem/
ſonderlich Haut und Hoͤrner ein bewaͤhrtes antidotum geweſt wider das
Seelen-Gifft der hoͤlliſchen Schlangen/ uns angehauchet; Der lechzende/
Ariſt. l. 6.
hiſt. ani-
mal. c.
29.
durſtige Hirſch/ διὰ τὸ καῦμα καὶ τὸ ἄσϑμα, wie Ariſtoteles einen Hirſch be-
ſchreibet/ von der Hitz/ Hatz und Jagt ermuͤdet/ keuchend/ durſtig. Wie
ſchreyet dann dieſer Hirſch?
taarog ſtehet in ſeiner ſprach/ und
Ioel. 1, 20.wird in der Hebreiſchen Bibel nur zweymal geleſen/ hie und Joel. 1.
Es ſchreyen auch die wilden Thiere zu dir/ dann die Waſſer-
baͤche ſind außgetrucknet. Das Wild/
und alſo auch der Hirſch/
Ier. 14, 6.ſtehet auff den Huͤgeln/ und ſchnappet nach Lufft/ wie die
Drachen/ und verſchmachtet/ weil kein Kraut waͤchſet; der
Hirſch ſchreyet
mit groſſem Schall glocitando, er gluchſet gleichſam
als wie eine Gluck-Henn/ und laͤſſet nicht nach/ biß er ein echo aus den
Gruͤnden und Gebuͤrgen und Waſſern/ da der Widerſchall geboren wird/
erwecke/ dadurch er ein Waſſerbaͤchlein oder kuͤhlen Quell erſpaͤet und
ermerckt: Alſo hat auch Chriſtus am Oel-Berge in ſeiner Hoͤllen-Noth
und Qual geklaget uͤber ſeinen Durſt/ Er hat nach den Bergen geſchnap-
Hebr. 5, 7.pet und geathmet/ davon ihm Huͤlffe kommen ſolte/ Er hat am Tage
ſeines Fleiſches Gebet und Flehen mit ſtarckem Geſchrey und
Thraͤnen geopffert/ zu dem/ der ihn von dem Tode kunte auß-

Matth. 26,
39. 42. 44.
helffen/ und iſt erhoͤret: Er hat gegluchſt zum drittenmal: Ach Va-
ter! Jſts muͤglich ꝛc.
Er hat nicht nachgelaſſen/ biß Er einen Wider-
ſchall und eine Troſt-Quell vom Himmel herab durch einen Engel/
der ihn geſtaͤrcket/
gefunden.

Wornach ſchreyet dann dieſer Hirſch ſo aͤngſtlich/ ſo
ſehnlich/ ſo hefftig? Nach Waſſer/ nach friſchem Waſſer/
nach der lebendigen Quell;
dann ſolchen Durſt erweckte die hoͤlliſche
Marter und Pein/ die Er außgeſtanden. Gleich wie der reiche Schlaͤm-
mer nach Waſſer/ und nicht nach Malvaſier/ nur nach einem Tropffen/
nicht Faß oder Eymer voll geſchrien/ denſelben zu empfahen/ nicht in einem
guͤldenen Gefaͤß/ ſondern aus den weiland garſtigen/ gruͤndigen Haͤnden
Luc. 16, 24.Lazari; Vater Abraham! ſchreyet er: erbarme dich mein/ und
ſende Lazarum/ daß er das euſſerſte ſeines Fingers ins Waſſer
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[306/0338] Die Fuͤnff und Zwantzigſte (Erſte) ſo laſſet dieſe gehen. Der edle und heilſame Hirſch/ deſſen Athem/ ſonderlich Haut und Hoͤrner ein bewaͤhrtes antidotum geweſt wider das Seelen-Gifft der hoͤlliſchen Schlangen/ uns angehauchet; Der lechzende/ durſtige Hirſch/ διὰ τὸ καῦμα καὶ τὸ ἄσϑμα, wie Ariſtoteles einen Hirſch be- ſchreibet/ von der Hitz/ Hatz und Jagt ermuͤdet/ keuchend/ durſtig. Wie ſchreyet dann dieſer Hirſch? taarog ſtehet in ſeiner ſprach/ und wird in der Hebreiſchen Bibel nur zweymal geleſen/ hie und Joel. 1. Es ſchreyen auch die wilden Thiere zu dir/ dann die Waſſer- baͤche ſind außgetrucknet. Das Wild/ und alſo auch der Hirſch/ ſtehet auff den Huͤgeln/ und ſchnappet nach Lufft/ wie die Drachen/ und verſchmachtet/ weil kein Kraut waͤchſet; der Hirſch ſchreyet mit groſſem Schall glocitando, er gluchſet gleichſam als wie eine Gluck-Henn/ und laͤſſet nicht nach/ biß er ein echo aus den Gruͤnden und Gebuͤrgen und Waſſern/ da der Widerſchall geboren wird/ erwecke/ dadurch er ein Waſſerbaͤchlein oder kuͤhlen Quell erſpaͤet und ermerckt: Alſo hat auch Chriſtus am Oel-Berge in ſeiner Hoͤllen-Noth und Qual geklaget uͤber ſeinen Durſt/ Er hat nach den Bergen geſchnap- pet und geathmet/ davon ihm Huͤlffe kommen ſolte/ Er hat am Tage ſeines Fleiſches Gebet und Flehen mit ſtarckem Geſchrey und Thraͤnen geopffert/ zu dem/ der ihn von dem Tode kunte auß- helffen/ und iſt erhoͤret: Er hat gegluchſt zum drittenmal: Ach Va- ter! Jſts muͤglich ꝛc. Er hat nicht nachgelaſſen/ biß Er einen Wider- ſchall und eine Troſt-Quell vom Himmel herab durch einen Engel/ der ihn geſtaͤrcket/ gefunden. Ariſt. l. 6. hiſt. ani- mal. c. 29. Ioel. 1, 20. Ier. 14, 6. Hebr. 5, 7. Matth. 26, 39. 42. 44. Wornach ſchreyet dann dieſer Hirſch ſo aͤngſtlich/ ſo ſehnlich/ ſo hefftig? Nach Waſſer/ nach friſchem Waſſer/ nach der lebendigen Quell; dann ſolchen Durſt erweckte die hoͤlliſche Marter und Pein/ die Er außgeſtanden. Gleich wie der reiche Schlaͤm- mer nach Waſſer/ und nicht nach Malvaſier/ nur nach einem Tropffen/ nicht Faß oder Eymer voll geſchrien/ denſelben zu empfahen/ nicht in einem guͤldenen Gefaͤß/ ſondern aus den weiland garſtigen/ gruͤndigen Haͤnden Lazari; Vater Abraham! ſchreyet er: erbarme dich mein/ und ſende Lazarum/ daß er das euſſerſte ſeines Fingers ins Waſſer tauche/ und kuͤhle meine Zunge/ dann ich leide Pein in dieſer Flam- Luc. 16, 24.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/338>, abgerufen am 28.11.2024.