Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. die einmal erleuchtet sind/ und geschmecket haben die himlischeGaben/ (Freude und Trost des Heiligen Geistes) und theilhafftig worden der Gaben des Heiligen Geistes/ und geschmecket das gütige Wort Gottes/ und die Krafft der zukunfftigen Welt/ das ist/ deroselben Vorschmack gehabt/ wo sie abfallen/ und wider- umb ihnen selbst den Sohn Gottes creutzigen/ und für Spott halten/ mit Füssen tretten/ daß sie wider solten erneuert werden zur Busse. Vnd St. Johannes 1. Johan. 5. So iemand sihet1. Ioh. 5, 16. 17. (per donum discretionis) seinen Bruder sündigen nicht zum Tode/ der mag bitten/ so wird er geben das Leben/ denen/ die da sündigen nicht zum Tode; Es ist aber eine Sünde zum Tode/ dafür sage ich nicht/ daß iemand bitte; Alle Vntugend ist Sünde/ und es ist etliche Sünde nicht zum Tode/ gleich wie zweyerley Wunden sind/ eine ist zum Tode/ die andere ist nicht zum Tode; von jener sagt man/ sie könne nicht geheilet werden: Also wer sündiget zum Tode/ dem kans nicht vergeben werden/ das ist die rechte unvermei- dentliche Tod-Sünde. Möchte iemand sagen: Wie? nicht vergeben werden? Hab ich Mensch P p 2
Predigt. die einmal erleuchtet ſind/ und geſchmecket haben die himliſcheGaben/ (Freude und Troſt des Heiligen Geiſtes) und theilhafftig worden der Gaben des Heiligen Geiſtes/ und geſchmecket das guͤtige Wort Gottes/ und die Krafft der zukůnfftigen Welt/ das iſt/ deroſelben Vorſchmack gehabt/ wo ſie abfallen/ und wider- umb ihnen ſelbſt den Sohn Gottes creutzigen/ und fuͤr Spott halten/ mit Fuͤſſen tretten/ daß ſie wider ſolten erneuert werden zur Buſſe. Vnd St. Johannes 1. Johan. 5. So iemand ſihet1. Ioh. 5, 16. 17. (per donum diſcretionis) ſeinen Bruder ſuͤndigen nicht zum Tode/ der mag bitten/ ſo wird er geben das Leben/ denen/ die da ſuͤndigen nicht zum Tode; Es iſt aber eine Suͤnde zum Tode/ dafuͤr ſage ich nicht/ daß iemand bitte; Alle Vntugend iſt Suͤnde/ und es iſt etliche Suͤnde nicht zum Tode/ gleich wie zweyerley Wunden ſind/ eine iſt zum Tode/ die andere iſt nicht zum Tode; von jener ſagt man/ ſie koͤnne nicht geheilet werden: Alſo wer ſuͤndiget zum Tode/ dem kans nicht vergeben werden/ das iſt die rechte unvermei- dentliche Tod-Suͤnde. Moͤchte iemand ſagen: Wie? nicht vergeben werden? Hab ich Menſch P p 2
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Predigt.
die einmal erleuchtet ſind/ und geſchmecket haben die himliſche
Gaben/ (Freude und Troſt des Heiligen Geiſtes) und theilhafftig
worden der Gaben des Heiligen Geiſtes/ und geſchmecket das
guͤtige Wort Gottes/ und die Krafft der zukůnfftigen Welt/
das iſt/ deroſelben Vorſchmack gehabt/ wo ſie abfallen/ und wider-
umb ihnen ſelbſt den Sohn Gottes creutzigen/ und fuͤr Spott
halten/ mit Fuͤſſen tretten/ daß ſie wider ſolten erneuert werden
zur Buſſe. Vnd St. Johannes 1. Johan. 5. So iemand ſihet
(per donum diſcretionis) ſeinen Bruder ſuͤndigen nicht zum
Tode/ der mag bitten/ ſo wird er geben das Leben/ denen/ die da
ſuͤndigen nicht zum Tode; Es iſt aber eine Suͤnde zum Tode/
dafuͤr ſage ich nicht/ daß iemand bitte; Alle Vntugend iſt
Suͤnde/ und es iſt etliche Suͤnde nicht zum Tode/ gleich wie
zweyerley Wunden ſind/ eine iſt zum Tode/ die andere iſt nicht zum Tode;
von jener ſagt man/ ſie koͤnne nicht geheilet werden: Alſo wer ſuͤndiget
zum Tode/ dem kans nicht vergeben werden/ das iſt die rechte unvermei-
dentliche Tod-Suͤnde.
1. Ioh. 5, 16.
17.
Moͤchte iemand ſagen: Wie? nicht vergeben werden? Hab ich
doch ie und allezeit gehoͤret/ es ſey keine Suͤnde ſo groß/ ſie koͤnne vergeben
werden wann man Buſſe thue? Wo die Suͤnde maͤchtig iſt/ da
iſt Gottes Gnade viel maͤchtiger; Ob bey uns iſt der Suͤn-
den viel/ bey GOTT iſt vielmehr Gnade/ ſeine Hand zu
helffen hat kein Ziel/ wie groß auch ſey der Schade? Antwort:
Ja freylich bleibet beydes wahr/ auff Seiten Gottes iſts gewiß/ daß Gott
der Vater den Suͤnder in den Heiligen Geiſt nicht bloß verworffen/ ſon-
dern ſo viel an ihm/ wolle/ daß er nicht ſterbe! Der Sohn Gottes iſt auch
fuͤr dieſe Suͤnde/ wider den Heiligen Geiſt begangen/ geſtorben/ ſein Blut
iſts/ damit er gereiniget; der Heilige Geiſt eben in ipſo actu, da der Menſch
gemeldte Suͤnde begehet/ ſo offerirt Er ihm ja ſeine Gnade kraͤfftig/ ſonſt
ſuͤndigte er nicht in den Heiligen Geiſt/ und koͤnte nicht mit Recht geſtrafft
werden: Die Epiſtel an die Hebreer c. 10. bezeuget klar/ daß der Herr
Chriſtus in particulari ſein Blut vergoſſen habe/ auch fuͤr die/ ſo wider den
Heiligen Geiſt ſuͤndigen/ da ſie ſagt/ daß ein ſolcher Verbrecher das
Blut des Teſtaments unrein achte/ durch welches er gehei-
liget iſt: Sondern auff ſeiten des Menſchen iſts unmoͤglich/ oder der
Menſch
Rom. 5, 21.
Hebr. 10,
29.
P p 2
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/331>, abgerufen am 15.08.2024. |