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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
eine Bad-Stube oder Marckschreyers Stand oder eine Handwercks-
Statt/ sondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zusammen kommen/ eine
residentz Gottes/ ja der Himmel selbst. Gleich wie nun/ wann der Him-
mel in die Enge getrieben würde/ und dahin könte gebracht werden/ ob du
schon Vater und Mutter sehest/ für Verwunderung würdestu doch nicht
mit ihnen reden: Also soll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan-
delt werden.

So solts seyn; Aber Ara hara! ihr verunheiliget meinen Tempel
und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ son-Ioh. 2, 16.
dern gar eine Mörder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen-
mörderische Lehre/ wie Er anderswo erwiesen/ Dann alle die vor mirc. 10, 8.
kommen sind/ (non tempore, sed ordine sine me vocante, nicht der
Zeit/ sondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) sind Diebe und
Mörder gewesen;
davon zeugen eure Krämerey und Wechsel/ dann
es hatten die Priester in den Vorhöfen des Tempels einen öffentlichen
Marckt und Wechsel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit-
gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer in praesenti
erkauffen können/ und so er irgend ungänge oder ungebige Müntze mitge-
bracht/ es außgewächselt/ da schlugen die collybisten ihren Auffwechsel
drauff/ die Priester trieben simoni und Fuggerey mit den Bäncken und
Stülen/ waren geistliche Holtz-Händler/ schlugen theils auff die Opffer
selbst/ theils auff den Platz Profit/ und das thäten sie im Tempel ihren
Brüdern/ von denen sie keinen Wucher nehmen solten; So gieng es da-
mal her! Jst das nicht Schande? ist das nicht unrecht?

Was Christus dazumal gesagt/ geklagt und gethan/ dasselbe thut Er
noch heut zu Tage/ Er sihet umb/ wann Er von seinem hohen HimmelMarc. 11, 11.
herab sihet/ nicht nur auff die templaorientalia, auff die herrlichen/ Kunst-
und kost-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/
ietzt aber die Greuel des Alcorans; sondern auch in Occident die vielfäl-
tige weiland schöne Bet-Häuser/ wie dieselbe zu einer Mörder-Grube wor-
den: sonderlich zu Rom/ wann Ignatius der uralte heilige Märterer die
Statt Rom elogisiren und derselben einen Lob-Spruch thun will/ so kan
er fast nicht gnug Titul finden/ er nennet Rom ekklesian egiasmenen, pepho-
tismenen, aziotheon, prokathemenen tes agapes, patronumon, khrisonumon, pn[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]-
matophoron, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-würdige/ liebreiche/ Christliche/ geist-
volle Mutter-Kirche; solte er aber gemeldte Römische Kirche anietzo an-
schauen/ so würde er warhafftig bekennen müssen/ es sey eine Mörder-

Grube
Sechster Theil. Kk

Predigt.
eine Bad-Stube oder Marckſchreyers Stand oder eine Handwercks-
Statt/ ſondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zuſammen kommen/ eine
reſidentz Gottes/ ja der Himmel ſelbſt. Gleich wie nun/ wann der Him-
mel in die Enge getrieben wuͤrde/ und dahin koͤnte gebracht werden/ ob du
ſchon Vater und Mutter ſeheſt/ fuͤr Verwunderung wuͤrdeſtu doch nicht
mit ihnen reden: Alſo ſoll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan-
delt werden.

So ſolts ſeyn; Aber Ara hara! ihr verunheiliget meinen Tempel
und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ ſon-Ioh. 2, 16.
dern gar eine Moͤrder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen-
moͤrderiſche Lehre/ wie Er anderswo erwieſen/ Dann alle die vor mirc. 10, 8.
kommen ſind/ (non tempore, ſed ordine ſine me vocante, nicht der
Zeit/ ſondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) ſind Diebe und
Moͤrder geweſen;
davon zeugen eure Kraͤmerey und Wechſel/ dann
es hatten die Prieſter in den Vorhoͤfen des Tempels einen oͤffentlichen
Marckt und Wechſel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit-
gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer in præſenti
erkauffen koͤnnen/ und ſo er irgend ungaͤnge oder ungebige Muͤntze mitge-
bracht/ es außgewaͤchſelt/ da ſchlugen die collybiſten ihren Auffwechſel
drauff/ die Prieſter trieben ſimoni und Fuggerey mit den Baͤncken und
Stuͤlen/ waren geiſtliche Holtz-Haͤndler/ ſchlugen theils auff die Opffer
ſelbſt/ theils auff den Platz Profit/ und das thaͤten ſie im Tempel ihren
Bruͤdern/ von denen ſie keinen Wucher nehmen ſolten; So gieng es da-
mal her! Jſt das nicht Schande? iſt das nicht unrecht?

Was Chriſtus dazumal geſagt/ geklagt und gethan/ daſſelbe thut Er
noch heut zu Tage/ Er ſihet umb/ wann Er von ſeinem hohen HimmelMarc. 11, 11.
herab ſihet/ nicht nur auff die templaorientalia, auff die herrlichen/ Kunſt-
und koſt-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/
ietzt aber die Greuel des Alcorans; ſondern auch in Occident die vielfaͤl-
tige weiland ſchoͤne Bet-Haͤuſer/ wie dieſelbe zu einer Moͤrder-Grube wor-
den: ſonderlich zu Rom/ wann Ignatius der uralte heilige Maͤrterer die
Statt Rom elogiſiren und derſelben einen Lob-Spruch thun will/ ſo kan
er faſt nicht gnug Titul finden/ er neñet Rom ἐκκλησίαν ἡγιασμένην, πεφω-
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ματοφόρον, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-wuͤrdige/ liebreiche/ Chriſtliche/ geiſt-
volle Mutter-Kirche; ſolte er aber gemeldte Roͤmiſche Kirche anietzo an-
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Grube
Sechſter Theil. Kk
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[257/0289] Predigt. eine Bad-Stube oder Marckſchreyers Stand oder eine Handwercks- Statt/ ſondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zuſammen kommen/ eine reſidentz Gottes/ ja der Himmel ſelbſt. Gleich wie nun/ wann der Him- mel in die Enge getrieben wuͤrde/ und dahin koͤnte gebracht werden/ ob du ſchon Vater und Mutter ſeheſt/ fuͤr Verwunderung wuͤrdeſtu doch nicht mit ihnen reden: Alſo ſoll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan- delt werden. So ſolts ſeyn; Aber Ara hara! ihr verunheiliget meinen Tempel und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ ſon- dern gar eine Moͤrder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen- moͤrderiſche Lehre/ wie Er anderswo erwieſen/ Dann alle die vor mir kommen ſind/ (non tempore, ſed ordine ſine me vocante, nicht der Zeit/ ſondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) ſind Diebe und Moͤrder geweſen; davon zeugen eure Kraͤmerey und Wechſel/ dann es hatten die Prieſter in den Vorhoͤfen des Tempels einen oͤffentlichen Marckt und Wechſel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit- gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer in præſenti erkauffen koͤnnen/ und ſo er irgend ungaͤnge oder ungebige Muͤntze mitge- bracht/ es außgewaͤchſelt/ da ſchlugen die collybiſten ihren Auffwechſel drauff/ die Prieſter trieben ſimoni und Fuggerey mit den Baͤncken und Stuͤlen/ waren geiſtliche Holtz-Haͤndler/ ſchlugen theils auff die Opffer ſelbſt/ theils auff den Platz Profit/ und das thaͤten ſie im Tempel ihren Bruͤdern/ von denen ſie keinen Wucher nehmen ſolten; So gieng es da- mal her! Jſt das nicht Schande? iſt das nicht unrecht? Ioh. 2, 16. c. 10, 8. Was Chriſtus dazumal geſagt/ geklagt und gethan/ daſſelbe thut Er noch heut zu Tage/ Er ſihet umb/ wann Er von ſeinem hohen Himmel herab ſihet/ nicht nur auff die templaorientalia, auff die herrlichen/ Kunſt- und koſt-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/ ietzt aber die Greuel des Alcorans; ſondern auch in Occident die vielfaͤl- tige weiland ſchoͤne Bet-Haͤuſer/ wie dieſelbe zu einer Moͤrder-Grube wor- den: ſonderlich zu Rom/ wann Ignatius der uralte heilige Maͤrterer die Statt Rom elogiſiren und derſelben einen Lob-Spruch thun will/ ſo kan er faſt nicht gnug Titul finden/ er neñet Rom ἐκκλησίαν ἡγιασμένην, πεφω- τισμένην, ἀζιόϑεον, προκαθημένην τῆς ἀγάπης, πατρώνυμον, χρίςώνυμον, πν_- ματοφόρον, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-wuͤrdige/ liebreiche/ Chriſtliche/ geiſt- volle Mutter-Kirche; ſolte er aber gemeldte Roͤmiſche Kirche anietzo an- ſchauen/ ſo wuͤrde er warhafftig bekennen muͤſſen/ es ſey eine Moͤrder- Grube Marc. 11, 11. Sechſter Theil. Kk

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/289>, abgerufen am 22.11.2024.