Vber den dritten Articul/ und über die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17.
Die Siebende Predigt/
Von der sündlichen naophthora, das ist: Entheiligung des geistlichen Tempels oder der Verunreinigung des menschlichen Hertzens.
GEliebte in Christo: Mein Hauß soll ein Bet- Hauß heissen/ ihr aber habt eine Mörder-Grube Matt. 21, 13.daraus gemacht/ so spricht der Herr/ da Er seinen Einzug zu Jerusalem gehalten/ und als der oberste Tempel- Herr zu seinem eigenen Tempel kommen/ umbgesehen/ denselben reformirt/ Käuffer und Verkäuffer heraus getrieben/ der Wechsler Tische und der Tauben-Krämer Stüle umbgestossen/ sagt Er zum anwesenden Jüdischen Volck: Es stehet geschrieben/ nemlich Esa. 56, 7.Esa. 56. mein Hauß soll ein Bet-Hauß heissen allen Völckern/ ihr aber machets zur Mörder-Gruben. Jst eine hefftige/ aber hochbefügte und abgenöthigte invectiv und Verweiß-Klage; Quae ca- tastrophe? will der Herr sagen; Wie kehrt sich alles umb? Jhr wisset ja worzu anfangs die Stiffts-Hütte conseorirt/ worzu Salomon den Tempel erbauet/ nemlich wie in seinem Weih-Gebet er selbst die Wort ge- 1. Reg. 8, 43.braucht/ daß alle Völcker hier anbeten sollen/ opffern und Gottesdienst ver- richten; Jhr wisset/ was beym Propheten Esaia geschrieben stehet/ die Exempel leuchten euch für Augen/ deren die von weit-abgelegenen Orten Juden und Jüdengenossen hieher kommen zu beten: Jhr wisset/ sind Chrysost. hom. 36. in 1. Cor.Chrysostomi Wort: Neque enim tonstrina aut unguentaria taberna est Ecclesia aut officina forensis, sed locus Angelorum, locus Archange- lorum, Regia Dei, coelum ipsum. Quemadmodum igitur si coelum quispiam in angustum redactum illuc inducat, etiamsi patrem, etiamsi fratrem videas, prae stupore non alloquare: Sic neque heic quicquam quam sancta sonare decet. Daß die Kirche oder der Tempel nicht seye
eine
Die Ein und Zwantzigſte (Siebende)
Die Ein und Zwantzigſte
Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17.
Die Siebende Predigt/
Von der ſuͤndlichen ναοφϑορᾷ, das iſt: Entheiligung des geiſtlichen Tempels oder der Verunreinigung des menſchlichen Hertzens.
GEliebte in Chriſto: Mein Hauß ſoll ein Bet- Hauß heiſſen/ ihr aber habt eine Moͤrder-Grube Matt. 21, 13.daraus gemacht/ ſo ſpricht der Herr/ da Er ſeinen Einzug zu Jeruſalem gehalten/ und als der oberſte Tempel- Herr zu ſeinem eigenen Tempel kommen/ umbgeſehen/ denſelben reformirt/ Kaͤuffer und Verkaͤuffer heraus getrieben/ der Wechsler Tiſche und der Tauben-Kraͤmer Stuͤle umbgeſtoſſen/ ſagt Er zum anweſenden Juͤdiſchen Volck: Es ſtehet geſchrieben/ nemlich Eſa. 56, 7.Eſa. 56. mein Hauß ſoll ein Bet-Hauß heiſſen allen Völckern/ ihr aber machets zur Moͤrder-Gruben. Jſt eine hefftige/ aber hochbefuͤgte und abgenoͤthigte invectiv und Verweiß-Klage; Quæ ca- taſtrophe? will der Herr ſagen; Wie kehrt ſich alles umb? Jhr wiſſet ja worzu anfangs die Stiffts-Huͤtte conſeorirt/ worzu Salomon den Tempel erbauet/ nemlich wie in ſeinem Weih-Gebet er ſelbſt die Wort ge- 1. Reg. 8, 43.braucht/ daß alle Voͤlcker hier anbeten ſollen/ opffern und Gottesdienſt ver- richten; Jhr wiſſet/ was beym Propheten Eſaia geſchrieben ſtehet/ die Exempel leuchten euch fuͤr Augen/ deren die von weit-abgelegenen Orten Juden und Juͤdengenoſſen hieher kommen zu beten: Jhr wiſſet/ ſind Chryſoſt. hom. 36. in 1. Cor.Chryſoſtomi Wort: Neque enim tonſtrina aut unguentaria taberna eſt Eccleſia aut officina forenſis, ſed locus Angelorum, locus Archange- lorum, Regia Dei, cœlum ipſum. Quemadmodum igitur ſi cœlum quispiam in anguſtum redactum illuc inducat, etiamſi patrem, etiamſi fratrem videas, præ ſtupore non alloquare: Sic neque hîc quicquam quàm ſancta ſonare decet. Daß die Kirche oder der Tempel nicht ſeye
eine
<TEI><text><body><pbfacs="#f0288"n="256"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Ein und Zwantzigſte (Siebende)</hi></fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#fr">Die Ein und Zwantzigſte</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort</hi><lb/>
St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17.</hi></p></argument><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Die Siebende Predigt/</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Von der ſuͤndlichen</hi>ναοφϑορᾷ, <hirendition="#fr">das iſt: Entheiligung<lb/>
des geiſtlichen Tempels oder der Verunreinigung<lb/>
des menſchlichen Hertzens.</hi></hi></p></argument><lb/><p><hirendition="#in">G</hi>Eliebte in Chriſto: <hirendition="#fr">Mein Hauß ſoll ein Bet-<lb/>
Hauß heiſſen/ ihr aber habt eine Moͤrder-Grube</hi><lb/><noteplace="left"><hirendition="#aq">Matt.</hi> 21, 13.</note><hirendition="#fr">daraus gemacht/</hi>ſo ſpricht der <hirendition="#g"><hirendition="#k">Herr/</hi></hi> da Er ſeinen<lb/>
Einzug zu Jeruſalem gehalten/ und als der oberſte Tempel-<lb/>
Herr zu ſeinem eigenen Tempel kommen/ umbgeſehen/<lb/>
denſelben <hirendition="#aq">reform</hi>irt/ Kaͤuffer und Verkaͤuffer heraus getrieben/ der<lb/>
Wechsler Tiſche und der Tauben-Kraͤmer Stuͤle umbgeſtoſſen/ ſagt Er<lb/>
zum anweſenden Juͤdiſchen Volck: <hirendition="#fr">Es ſtehet geſchrieben/ nemlich</hi><lb/><noteplace="left"><hirendition="#aq">Eſa.</hi> 56, 7.</note>Eſa. 56. <hirendition="#fr">mein Hauß ſoll ein Bet-Hauß heiſſen allen Völckern/<lb/>
ihr aber machets zur Moͤrder-Gruben.</hi> Jſt eine hefftige/ aber<lb/>
hochbefuͤgte und abgenoͤthigte <hirendition="#aq">invectiv</hi> und Verweiß-Klage; <hirendition="#aq">Quæ ca-<lb/>
taſtrophe?</hi> will der <hirendition="#g"><hirendition="#k">Herr</hi></hi>ſagen; Wie kehrt ſich alles umb? Jhr wiſſet<lb/>
ja worzu anfangs die Stiffts-Huͤtte <hirendition="#aq">conſeor</hi>irt/ worzu Salomon den<lb/>
Tempel erbauet/ nemlich wie in ſeinem Weih-Gebet er ſelbſt die Wort ge-<lb/><noteplace="left">1. <hirendition="#aq">Reg.</hi> 8, 43.</note>braucht/ daß alle Voͤlcker hier anbeten ſollen/ opffern und Gottesdienſt ver-<lb/>
richten; Jhr wiſſet/ was beym Propheten Eſaia geſchrieben ſtehet/ die<lb/>
Exempel leuchten euch fuͤr Augen/ deren die von weit-abgelegenen Orten<lb/>
Juden und Juͤdengenoſſen hieher kommen zu beten: Jhr wiſſet/ ſind<lb/><noteplace="left"><hirendition="#aq">Chryſoſt.<lb/>
hom. 36.<lb/>
in 1. Cor.</hi></note><hirendition="#aq">Chryſoſtomi</hi> Wort: <hirendition="#aq">Neque enim tonſtrina aut unguentaria taberna<lb/>
eſt Eccleſia aut officina forenſis, ſed locus Angelorum, locus Archange-<lb/>
lorum, Regia Dei, cœlum ipſum. Quemadmodum igitur ſi cœlum<lb/>
quispiam in anguſtum redactum illuc inducat, etiamſi patrem, etiamſi<lb/>
fratrem videas, præ ſtupore non alloquare: Sic neque hîc quicquam<lb/>
quàm ſancta ſonare decet.</hi> Daß die Kirche oder der Tempel nicht ſeye<lb/><fwplace="bottom"type="catch">eine</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[256/0288]
Die Ein und Zwantzigſte (Siebende)
Die Ein und Zwantzigſte
Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort
St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17.
Die Siebende Predigt/
Von der ſuͤndlichen ναοφϑορᾷ, das iſt: Entheiligung
des geiſtlichen Tempels oder der Verunreinigung
des menſchlichen Hertzens.
GEliebte in Chriſto: Mein Hauß ſoll ein Bet-
Hauß heiſſen/ ihr aber habt eine Moͤrder-Grube
daraus gemacht/ ſo ſpricht der Herr/ da Er ſeinen
Einzug zu Jeruſalem gehalten/ und als der oberſte Tempel-
Herr zu ſeinem eigenen Tempel kommen/ umbgeſehen/
denſelben reformirt/ Kaͤuffer und Verkaͤuffer heraus getrieben/ der
Wechsler Tiſche und der Tauben-Kraͤmer Stuͤle umbgeſtoſſen/ ſagt Er
zum anweſenden Juͤdiſchen Volck: Es ſtehet geſchrieben/ nemlich
Eſa. 56. mein Hauß ſoll ein Bet-Hauß heiſſen allen Völckern/
ihr aber machets zur Moͤrder-Gruben. Jſt eine hefftige/ aber
hochbefuͤgte und abgenoͤthigte invectiv und Verweiß-Klage; Quæ ca-
taſtrophe? will der Herr ſagen; Wie kehrt ſich alles umb? Jhr wiſſet
ja worzu anfangs die Stiffts-Huͤtte conſeorirt/ worzu Salomon den
Tempel erbauet/ nemlich wie in ſeinem Weih-Gebet er ſelbſt die Wort ge-
braucht/ daß alle Voͤlcker hier anbeten ſollen/ opffern und Gottesdienſt ver-
richten; Jhr wiſſet/ was beym Propheten Eſaia geſchrieben ſtehet/ die
Exempel leuchten euch fuͤr Augen/ deren die von weit-abgelegenen Orten
Juden und Juͤdengenoſſen hieher kommen zu beten: Jhr wiſſet/ ſind
Chryſoſtomi Wort: Neque enim tonſtrina aut unguentaria taberna
eſt Eccleſia aut officina forenſis, ſed locus Angelorum, locus Archange-
lorum, Regia Dei, cœlum ipſum. Quemadmodum igitur ſi cœlum
quispiam in anguſtum redactum illuc inducat, etiamſi patrem, etiamſi
fratrem videas, præ ſtupore non alloquare: Sic neque hîc quicquam
quàm ſancta ſonare decet. Daß die Kirche oder der Tempel nicht ſeye
eine
Matt. 21, 13.
Eſa. 56, 7.
1. Reg. 8, 43.
Chryſoſt.
hom. 36.
in 1. Cor.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/288>, abgerufen am 19.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.