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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Zwantzigste (Sechste)
1. Timoth.
1, 15.
meinem HERREN. Dann das ist ie gewißlich wahr/
daß Jesus Christus kommen ist in die Welt/ mich armen

1. Ioh. 3, 14.
c.
4, 13.
Sünder selig zu machen; und mit St. Johanne: Wir wissen/
daß wir aus dem Tode ins Leben kommen sind/ dann wir
lieben die Brüder.

Freude wider alle ungleiche censur und Splitter-Ge-
() tom. 2.
Isleb. in
Ps. 9. &
17.
richt/ darwider () Lutherus ein schön nachdenckliches Gebet gerichtet/
also lautend: HERR/ ich will nicht/ daß meine Sach von den
Menschen gerichtet werde/ bey denselben hab ich schon verloh-
ren/ da werd ich nichts außrichten/ dann sie verdammen/
darumb richte du und vertritt meine Sach/ und treibe jene
zurück/ lieber HERRE GOTT/ sey du HERR/ regiere
du/ und Menschen laß nicht regieren/ sie wollen sonst uber
dich/ dein Wort und Volck regieren/ darumb laß sie geurthei-
let werden für dir/ dann für der Welt werden sie nicht gerich-
tet/ sondern sie sind selbst Richter/
biß hieher Lutherus. Die Welt
richtet kat' opsin, nach der eusserlichen Schau/ Worten/ Geberden/ nach
Kopff hencken/ nach der perieautonlogia, dem Selbst-Ruhm eigener devo-
tion,
Gebet und Tugenden/ Gott der Hertzenkündiger aber weiß was
bißweilen für ein Schalck darunter verborgen. * Der Selbst-Betrug
ist hier ein gefährlich Ding/ mancher steckt in der Blindheit/ in der opinion
eines gar guten Gewissen/ darff wol darauff pochen und damit triumphi-
ren/ wann mans aber recht beym Liecht besihet/ so gehen seine Handlungen
ex conscientia erronea, aus irrendem Gewissen/ hefftiger apprehension,
und darauff folgender starcker execution. Ein anderer muß nach mensch-
lichen/ mit bösen affecten gefärbten Vrtheilen Sünder seyn/ und gehet
einem Christen offt/ wie seinem Herrn Christo/ daß man sagt: Er hat
Ioh. 10, 20.den Teufel/ und ist unsinnig/ was höret ihr ihn zu? Joh. 10.

* Homines periclitantur & sperando & desperando. Sperando dum
dicunt, bonus est Deus, faciam quod mihi placet, quod libet: desperando, dum
ob gravia peccata dicunt, jam damnandi sumus. Metuendum est ne te occidat
spes, ne te occidat desperatio. Igitur propter illos qui desperatione periclitantur,
proposuit indulgentiae portum: propter illos qui spe periclitantur, fecit diem
mortis incertum. Augustin. tract. 33. in Ioh.

Freude wider alle Anfechtungen/ sonderlich auch der per-
severan
tz in Gottes Gnad/ wann der starcke Hertz-Stoß sich erzeigt/

und

Die Zwantzigſte (Sechſte)
1. Timoth.
1, 15.
meinem HERREN. Dann das iſt ie gewißlich wahr/
daß Jeſus Chriſtus kommen iſt in die Welt/ mich armen

1. Ioh. 3, 14.
c.
4, 13.
Suͤnder ſelig zu machen; und mit St. Johanne: Wir wiſſen/
daß wir aus dem Tode ins Leben kommen ſind/ dann wir
lieben die Bruͤder.

Freude wider alle ungleiche cenſur und Splitter-Ge-
() tom. 2.
Isleb. in
Pſ. 9. &
17.
richt/ darwider () Lutherus ein ſchoͤn nachdenckliches Gebet gerichtet/
alſo lautend: HERR/ ich will nicht/ daß meine Sach von den
Menſchen gerichtet werde/ bey denſelben hab ich ſchon verloh-
ren/ da werd ich nichts außrichten/ dann ſie verdammen/
darumb richte du und vertritt meine Sach/ und treibe jene
zuruͤck/ lieber HERRE GOTT/ ſey du HERR/ regiere
du/ und Menſchen laß nicht regieren/ ſie wollen ſonſt ůber
dich/ dein Wort und Volck regieren/ darumb laß ſie geurthei-
let werden fuͤr dir/ dann fuͤr der Welt werden ſie nicht gerich-
tet/ ſondern ſie ſind ſelbſt Richter/
biß hieher Lutherus. Die Welt
richtet κατ᾽ ὄψιν, nach der euſſerlichen Schau/ Worten/ Geberden/ nach
Kopff hencken/ nach der περιεαυτονλογία, dem Selbſt-Ruhm eigener devo-
tion,
Gebet und Tugenden/ Gott der Hertzenkuͤndiger aber weiß was
bißweilen fuͤr ein Schalck darunter verborgen. * Der Selbſt-Betrug
iſt hier ein gefaͤhrlich Ding/ mancher ſteckt in der Blindheit/ in der opinion
eines gar guten Gewiſſen/ darff wol darauff pochen und damit triumphi-
ren/ wann mans aber recht beym Liecht beſihet/ ſo gehen ſeine Handlungen
ex conſcientiâ erroneâ, aus irrendem Gewiſſen/ hefftiger apprehenſion,
und darauff folgender ſtarcker execution. Ein anderer muß nach menſch-
lichen/ mit boͤſen affecten gefaͤrbten Vrtheilen Suͤnder ſeyn/ und gehet
einem Chriſten offt/ wie ſeinem Herrn Chriſto/ daß man ſagt: Er hat
Ioh. 10, 20.den Teufel/ und iſt unſinnig/ was hoͤret ihr ihn zu? Joh. 10.

* Homines periclitantur & ſperando & deſperando. Sperando dum
dicunt, bonus eſt Deus, faciam quod mihi placet, quod libet: deſperando, dum
ob gravia peccata dicunt, jam damnandi ſumus. Metuendum eſt ne te occidat
ſpes, ne te occidat deſperatio. Igitur propter illos qui deſperatione periclitantur,
propoſuit indulgentiæ portum: propter illos qui ſpe periclitantur, fecit diem
mortis incertum. Auguſtin. tract. 33. in Ioh.

Freude wider alle Anfechtungen/ ſonderlich auch der per-
ſeveran
tz in Gottes Gnad/ wann der ſtarcke Hertz-Stoß ſich erzeigt/

und
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[254/0286] Die Zwantzigſte (Sechſte) meinem HERREN. Dann das iſt ie gewißlich wahr/ daß Jeſus Chriſtus kommen iſt in die Welt/ mich armen Suͤnder ſelig zu machen; und mit St. Johanne: Wir wiſſen/ daß wir aus dem Tode ins Leben kommen ſind/ dann wir lieben die Bruͤder. 1. Timoth. 1, 15. 1. Ioh. 3, 14. c. 4, 13. Freude wider alle ungleiche cenſur und Splitter-Ge- richt/ darwider () Lutherus ein ſchoͤn nachdenckliches Gebet gerichtet/ alſo lautend: HERR/ ich will nicht/ daß meine Sach von den Menſchen gerichtet werde/ bey denſelben hab ich ſchon verloh- ren/ da werd ich nichts außrichten/ dann ſie verdammen/ darumb richte du und vertritt meine Sach/ und treibe jene zuruͤck/ lieber HERRE GOTT/ ſey du HERR/ regiere du/ und Menſchen laß nicht regieren/ ſie wollen ſonſt ůber dich/ dein Wort und Volck regieren/ darumb laß ſie geurthei- let werden fuͤr dir/ dann fuͤr der Welt werden ſie nicht gerich- tet/ ſondern ſie ſind ſelbſt Richter/ biß hieher Lutherus. Die Welt richtet κατ᾽ ὄψιν, nach der euſſerlichen Schau/ Worten/ Geberden/ nach Kopff hencken/ nach der περιεαυτονλογία, dem Selbſt-Ruhm eigener devo- tion, Gebet und Tugenden/ Gott der Hertzenkuͤndiger aber weiß was bißweilen fuͤr ein Schalck darunter verborgen. * Der Selbſt-Betrug iſt hier ein gefaͤhrlich Ding/ mancher ſteckt in der Blindheit/ in der opinion eines gar guten Gewiſſen/ darff wol darauff pochen und damit triumphi- ren/ wann mans aber recht beym Liecht beſihet/ ſo gehen ſeine Handlungen ex conſcientiâ erroneâ, aus irrendem Gewiſſen/ hefftiger apprehenſion, und darauff folgender ſtarcker execution. Ein anderer muß nach menſch- lichen/ mit boͤſen affecten gefaͤrbten Vrtheilen Suͤnder ſeyn/ und gehet einem Chriſten offt/ wie ſeinem Herrn Chriſto/ daß man ſagt: Er hat den Teufel/ und iſt unſinnig/ was hoͤret ihr ihn zu? Joh. 10. () tom. 2. Isleb. in Pſ. 9. & 17. Ioh. 10, 20. * Homines periclitantur & ſperando & deſperando. Sperando dum dicunt, bonus eſt Deus, faciam quod mihi placet, quod libet: deſperando, dum ob gravia peccata dicunt, jam damnandi ſumus. Metuendum eſt ne te occidat ſpes, ne te occidat deſperatio. Igitur propter illos qui deſperatione periclitantur, propoſuit indulgentiæ portum: propter illos qui ſpe periclitantur, fecit diem mortis incertum. Auguſtin. tract. 33. in Ioh. Freude wider alle Anfechtungen/ ſonderlich auch der per- ſeverantz in Gottes Gnad/ wann der ſtarcke Hertz-Stoß ſich erzeigt/ und

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/286>, abgerufen am 25.11.2024.