Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. thut sich herfür in seiner Majestät und Gaben; Wo wohnt das Leben? wodie spiracula und Lebens-Geister sich beständig erzeigen; Wo wohnet das Leben eines Baums? wann er beständig seine Früchte bringet zu seiner Zeit; Nun aber sind Früchte des Geistes/ Liebe/ (ano kai kato, gegen GottGal. 5, 22. 24. und dem Nächsten) Freude/ aus der Gnaden Gottes; Friede/ aus dem guten Gewissen; Gedult/ Freundligkeit/ Gütigkeit/ Glaube/ so wol in Worten als in der That; Keuschheit/ sonderlich Creutzi- gung des Fleisches sampt Lüsten und Begierden. So gehet nun die summarturia und Mitzeugnüß im Hertzen also her: Wo die Früchte des Geistes sich erzeigen a posteriori, da wohnet der Heilige Geist; Nun sagt dir dein eigen Hertz/ (der Geist des Menschen weiß/ was1. Cor. 2, 11. im Menschen ist/) daß solche Früchte sich bey dir erzeigen. Ja/ sprichstu/ ich bin aber bißweilen gar schwach! Antwort: Ligt nichts dran/ ob du schon nicht den höchsten Grad der Vollkommenheit erlanget/ gnüge dich/ wann nur das Leben oder das Wesen ohne falsch da ist/ ja wann du nur darnach strebest/ so gefällets Gott auch/ wann ein Baum eben nicht gleich voll trägt/ ist er doch angenehm; Ja/ sagstu/ dergleichen fühle ich bey mir nicht/ ich habe keine solche geistliche Empfindung bey mir/ meine Seele ligt manchmal in der Ohnmacht? Antwort: Ohnmacht ist noch nicht der Tod selbst/ sicherer ist zwar hier affirmative schliessen/ als negative, wo die Früchte des Geistes sich nicht mercksam erzeigen/ da wohnet auch der Heilige Geist nicht; das folget nicht/ sondern also: Wo die edlen Glau- bens-Früchte sich herfür thun/ da ist der Geist: aber wo sie sich nicht erzei- gen/ folget darumb noch nicht/ daß der gute Geist nicht vorhanden/ sondern daß er da gleichsam ruhe/ und doch in dem Menschen wohne: Wo im Ge- gentheil contrarii fructus, böse Früchte herfür blicken/ da ist auch ein böser Baum. Hierauff folget nun die Apostolische Verweiß-Frage: Wisset ihr geneh- Ji 2
Predigt. thut ſich herfuͤr in ſeiner Majeſtaͤt und Gaben; Wo wohnt das Leben? wodie ſpiracula und Lebens-Geiſter ſich beſtaͤndig erzeigen; Wo wohnet das Leben eines Baums? wañ er beſtaͤndig ſeine Fruͤchte bringet zu ſeiner Zeit; Nun aber ſind Fruͤchte des Geiſtes/ Liebe/ (ἄνω καὶ κάτω, gegen GottGal. 5, 22. 24. und dem Naͤchſten) Freude/ aus der Gnaden Gottes; Friede/ aus dem guten Gewiſſen; Gedult/ Freundligkeit/ Guͤtigkeit/ Glaube/ ſo wol in Worten als in der That; Keuſchheit/ ſonderlich Creutzi- gung des Fleiſches ſampt Lüſten und Begierden. So gehet nun die συμμαρτυρία und Mitzeugnuͤß im Hertzen alſo her: Wo die Fruͤchte des Geiſtes ſich erzeigen à poſteriori, da wohnet der Heilige Geiſt; Nun ſagt dir dein eigen Hertz/ (der Geiſt des Menſchen weiß/ was1. Cor. 2, 11. im Menſchen iſt/) daß ſolche Fruͤchte ſich bey dir erzeigen. Ja/ ſprichſtu/ ich bin aber bißweilen gar ſchwach! Antwort: Ligt nichts dran/ ob du ſchon nicht den hoͤchſten Grad der Vollkommenheit erlanget/ gnuͤge dich/ wann nur das Leben oder das Weſen ohne falſch da iſt/ ja wann du nur darnach ſtrebeſt/ ſo gefaͤllets Gott auch/ wann ein Baum eben nicht gleich voll traͤgt/ iſt er doch angenehm; Ja/ ſagſtu/ dergleichen fuͤhle ich bey mir nicht/ ich habe keine ſolche geiſtliche Empfindung bey mir/ meine Seele ligt manchmal in der Ohnmacht? Antwort: Ohnmacht iſt noch nicht der Tod ſelbſt/ ſicherer iſt zwar hier affirmativè ſchlieſſen/ als negativè, wo die Fruͤchte des Geiſtes ſich nicht merckſam erzeigen/ da wohnet auch der Heilige Geiſt nicht; das folget nicht/ ſondern alſo: Wo die edlen Glau- bens-Fruͤchte ſich herfuͤr thun/ da iſt der Geiſt: aber wo ſie ſich nicht erzei- gen/ folget darumb noch nicht/ daß der gute Geiſt nicht vorhanden/ ſondern daß er da gleichſam ruhe/ und doch in dem Menſchen wohne: Wo im Ge- gentheil contrarii fructus, boͤſe Fruͤchte herfuͤr blicken/ da iſt auch ein boͤſer Baum. Hierauff folget nun die Apoſtoliſche Verweiß-Frage: Wiſſet ihr geneh- Ji 2
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Predigt.
thut ſich herfuͤr in ſeiner Majeſtaͤt und Gaben; Wo wohnt das Leben? wo
die ſpiracula und Lebens-Geiſter ſich beſtaͤndig erzeigen; Wo wohnet das
Leben eines Baums? wañ er beſtaͤndig ſeine Fruͤchte bringet zu ſeiner Zeit;
Nun aber ſind Fruͤchte des Geiſtes/ Liebe/ (ἄνω καὶ κάτω, gegen Gott
und dem Naͤchſten) Freude/ aus der Gnaden Gottes; Friede/ aus
dem guten Gewiſſen; Gedult/ Freundligkeit/ Guͤtigkeit/ Glaube/
ſo wol in Worten als in der That; Keuſchheit/ ſonderlich Creutzi-
gung des Fleiſches ſampt Lüſten und Begierden. So gehet
nun die συμμαρτυρία und Mitzeugnuͤß im Hertzen alſo her: Wo die
Fruͤchte des Geiſtes ſich erzeigen à poſteriori, da wohnet der Heilige Geiſt;
Nun ſagt dir dein eigen Hertz/ (der Geiſt des Menſchen weiß/ was
im Menſchen iſt/) daß ſolche Fruͤchte ſich bey dir erzeigen. Ja/
ſprichſtu/ ich bin aber bißweilen gar ſchwach! Antwort: Ligt nichts dran/
ob du ſchon nicht den hoͤchſten Grad der Vollkommenheit erlanget/ gnuͤge
dich/ wann nur das Leben oder das Weſen ohne falſch da iſt/ ja wann du
nur darnach ſtrebeſt/ ſo gefaͤllets Gott auch/ wann ein Baum eben nicht
gleich voll traͤgt/ iſt er doch angenehm; Ja/ ſagſtu/ dergleichen fuͤhle ich bey
mir nicht/ ich habe keine ſolche geiſtliche Empfindung bey mir/ meine Seele
ligt manchmal in der Ohnmacht? Antwort: Ohnmacht iſt noch nicht
der Tod ſelbſt/ ſicherer iſt zwar hier affirmativè ſchlieſſen/ als negativè, wo
die Fruͤchte des Geiſtes ſich nicht merckſam erzeigen/ da wohnet auch der
Heilige Geiſt nicht; das folget nicht/ ſondern alſo: Wo die edlen Glau-
bens-Fruͤchte ſich herfuͤr thun/ da iſt der Geiſt: aber wo ſie ſich nicht erzei-
gen/ folget darumb noch nicht/ daß der gute Geiſt nicht vorhanden/ ſondern
daß er da gleichſam ruhe/ und doch in dem Menſchen wohne: Wo im Ge-
gentheil contrarii fructus, boͤſe Fruͤchte herfuͤr blicken/ da iſt auch ein boͤſer
Baum.
Gal. 5, 22.
24.
1. Cor. 2, 11.
Hierauff folget nun die Apoſtoliſche Verweiß-Frage: Wiſſet ihr
nicht/ daß ihr Gottes Tempel ſeyt/ und der Geiſt Gottes in
euch wohnet? So iſt demnach einer Wiſſenſchafft von noͤthen/ Jhr
ſollts ja wiſſen; Wir haben nicht empfangen den Geiſt der
Welt/ ſondern den Geiſt aus GOTT/ daß wir wiſſen koͤnnen/
was uns von GOTT gegeben iſt; als wolte er ſagen: Laſſet die
Welt-Leute hier unwiſſend ſeyn/ die dergleichen Sachen nicht achten/
denen vor ſolchen Gaben eckelt/ bey denen das Sprichwort wahr/ die Kuh
fragt nicht viel nach Muſcaten-Blumen/ Vrſach/ Haberſtroh iſt ihr an-
geneh-
verſ. 12.
Ji 2
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/283>, abgerufen am 16.02.2025. |