Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Neunzehende (Fünffte) Augustini Gottselige Gedancken; Einem Liebhaber komt alles leichte an/was er umb des Geliebten oder der Geliebten thun und außstehen muß/ die Liebe überzuckert alle Bitterkeit/ wie solches bezeuget das Exempel Jacobi/ als er seine Rahel lieb hatte/ und aus Liebe gegen sie dem Laban zwantzig Gen. 29, 20.Jahr dienete/ welche ihn doch nur dauchte/ als werens eintzele Tage; amor vincit omnia, die Liebe überwindet alle Dinge/ getreue und liebreiche Ehe- gatten erfahren dergleichen. Jn Summa/ von diesem Geist kom- met auch visagendi, die Krafft zu würcken/ und das gute Werck zu verrichten/ da dann der Vnterscheid des Zustands eines Menschen vor und nach der Bekehrung wol in acht zu nehmen; vor der Bekehrung Eph. 2, 5. Ioh. 8, 36. Rom. 8, 14. Matth. 9, 9. Luc. 19, 6. Esa. 1, 16. E- zech. 18, 31. Col. 3, 8. Matt. 5, 16. Psal. 1, 3. Rom. 6, 4. c. 12, 2. Eph. 4, 24. 2. Tim. 2, 21. 1. Ioh. 3, 3. 1. Petr. 4, 2. 1. Cor. 15, 10. 2. Cor. 13, 3. c. 3, 5. Gal. 5, 22.ist der Mensch tod/ gefangen/ ohnmächtig/ blind; Aber wann er bekehret ist und widergeboren/ da hat er ein neu Leben bekommen/ er ist gelöset von seiner Gefängnüß/ wird als ein gehorsames Kind sanfft geleitet/ er folget/ er nimmet an die Verheissungen und Dräuungen/ und thut selbst ex viri- bus dativis, aus geschenckten und mitgetheilten Kräfften gute Werck/ da lässet er sein Liecht leuchten/ er bringet seine Früchte zu seiner Zeit/ er wür- cket gute Werck/ aber alles aus Gnaden; die Wurtzel selbst und die Fruchtbarkeit ist von Gott/ gleich wie in einem Baum die fruchtbare Krafft ist von Gott/ aber doch würcket der Baum mit. August. serm. 24. de verb. Apost. confer Luther. tom. 8. Witteb. in Proph. Dieses ist die gratia renovatrix, die erneuernde Gnade pro
Die Neunzehende (Fuͤnffte) Auguſtini Gottſelige Gedancken; Einem Liebhaber komt alles leichte an/was er umb des Geliebten oder der Geliebten thun und außſtehen muß/ die Liebe uͤberzuckert alle Bitterkeit/ wie ſolches bezeuget das Exempel Jacobi/ als er ſeine Rahel lieb hatte/ und aus Liebe gegen ſie dem Laban zwantzig Gen. 29, 20.Jahr dienete/ welche ihn doch nur dauchte/ als werens eintzele Tage; amor vincit omnia, die Liebe uͤberwindet alle Dinge/ getreue und liebreiche Ehe- gatten erfahren dergleichen. Jn Summa/ von dieſem Geiſt kom- met auch visagendi, die Krafft zu wuͤrcken/ und das gute Werck zu verrichten/ da dann der Vnterſcheid des Zuſtands eines Menſchen vor und nach der Bekehrung wol in acht zu nehmen; vor der Bekehrung Eph. 2, 5. Ioh. 8, 36. Rom. 8, 14. Matth. 9, 9. Luc. 19, 6. Eſa. 1, 16. E- zech. 18, 31. Col. 3, 8. Matt. 5, 16. Pſal. 1, 3. Rom. 6, 4. c. 12, 2. Eph. 4, 24. 2. Tim. 2, 21. 1. Ioh. 3, 3. 1. Petr. 4, 2. 1. Cor. 15, 10. 2. Cor. 13, 3. c. 3, 5. Gal. 5, 22.iſt der Menſch tod/ gefangen/ ohnmaͤchtig/ blind; Aber wann er bekehret iſt und widergeboren/ da hat er ein neu Leben bekommen/ er iſt geloͤſet von ſeiner Gefaͤngnuͤß/ wird als ein gehorſames Kind ſanfft geleitet/ er folget/ er nimmet an die Verheiſſungen und Draͤuungen/ und thut ſelbſt ex viri- bus dativis, aus geſchenckten und mitgetheilten Kraͤfften gute Werck/ da laͤſſet er ſein Liecht leuchten/ er bringet ſeine Fruͤchte zu ſeiner Zeit/ er wuͤr- cket gute Werck/ aber alles aus Gnaden; die Wurtzel ſelbſt und die Fruchtbarkeit iſt von Gott/ gleich wie in einem Baum die fruchtbare Krafft iſt von Gott/ aber doch wuͤrcket der Baum mit. Auguſt. ſerm. 24. de verb. Apoſt. confer Luther. tom. 8. Witteb. in Proph. Dieſes iſt die gratia renovatrix, die erneuernde Gnade pro
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Die Neunzehende (Fuͤnffte)
Auguſtini Gottſelige Gedancken; Einem Liebhaber komt alles leichte an/
was er umb des Geliebten oder der Geliebten thun und außſtehen muß/ die
Liebe uͤberzuckert alle Bitterkeit/ wie ſolches bezeuget das Exempel Jacobi/
als er ſeine Rahel lieb hatte/ und aus Liebe gegen ſie dem Laban zwantzig
Jahr dienete/ welche ihn doch nur dauchte/ als werens eintzele Tage; amor
vincit omnia, die Liebe uͤberwindet alle Dinge/ getreue und liebreiche Ehe-
gatten erfahren dergleichen. Jn Summa/ von dieſem Geiſt kom-
met auch visagendi, die Krafft zu wuͤrcken/ und das gute Werck
zu verrichten/ da dann der Vnterſcheid des Zuſtands eines Menſchen
vor und nach der Bekehrung wol in acht zu nehmen; vor der Bekehrung
iſt der Menſch tod/ gefangen/ ohnmaͤchtig/ blind; Aber wann er bekehret
iſt und widergeboren/ da hat er ein neu Leben bekommen/ er iſt geloͤſet von
ſeiner Gefaͤngnuͤß/ wird als ein gehorſames Kind ſanfft geleitet/ er folget/
er nimmet an die Verheiſſungen und Draͤuungen/ und thut ſelbſt ex viri-
bus dativis, aus geſchenckten und mitgetheilten Kraͤfften gute Werck/ da
laͤſſet er ſein Liecht leuchten/ er bringet ſeine Fruͤchte zu ſeiner Zeit/ er wuͤr-
cket gute Werck/ aber alles aus Gnaden; die Wurtzel ſelbſt und die
Fruchtbarkeit iſt von Gott/ gleich wie in einem Baum die fruchtbare
Krafft iſt von Gott/ aber doch wuͤrcket der Baum mit.
Gen. 29,
20.
Eph. 2, 5.
Ioh. 8, 36.
Rom. 8, 14.
Matth. 9, 9.
Luc. 19, 6.
Eſa. 1, 16. E-
zech. 18, 31.
Col. 3, 8.
Matt. 5, 16.
Pſal. 1, 3.
Rom. 6, 4.
c. 12, 2.
Eph. 4, 24.
2. Tim. 2,
21.
1. Ioh. 3, 3.
1. Petr. 4, 2.
1. Cor. 15,
10. 2. Cor.
13, 3. c. 3, 5.
Gal. 5, 22.
Auguſt. ſerm. 24. de verb. Apoſt. confer Luther. tom. 8. Witteb. in Proph.
Michæ. fol. m. 482. & ſeqq.
Dieſes iſt die gratia renovatrix, die erneuernde Gnade
von dem heiligen Geiſt/ deſſen terminus und Zweck iſt das
göttliche Ebenbild/ dadurch der Menſch erneuert wird. Hieraus er-
ſcheinet nun/ welches des Menſchen höchſter Adel und vornem-
ſte Schönheit/ Schmuck und Zierrath ſeye? nemlich nicht
1. die Welt und dero Gepraͤng; Welt liebt das ihre/ dem Narren
gefaͤllt ſein Kolben/ Hoffart in Kleidung/ abentheuerliche Tracht/ ab-
ſurde geſtus und gaͤuckleriſche Geberden/ das ſoll den Menſchen zieren/
ja verfuͤhren/ das iſt mundi mundus, der Welt ihr Schmuck/ davon oder
dawider man heur und fern predigt/ aber ohne Frucht/ man hoͤrets nicht
anders an/ als wann eine Ganß angepfiffen haͤtte/ niemand beſſert ſich in
dieſem Stuͤck/ und wie ungern man die Frantzoſen im Lande ſihet/ doch
will alles mitmachen/ frantzoͤſiſch ſeyn/ Franciſci Hoſen wollen nicht ver-
leiden/ ô lues gallica mala lues! Gott woll uns vor der frantzoͤſiſchen
Seuche behuͤten! 2. Nicht die euſſerliche ſchoͤne Geſtalt und
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