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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
werden/ welchen edlen Balsam der grosse Hohepriester Christus erworben/
geschencket/ in unser Hertz außgegossen/ von dem haben wir diese hohe Gabe
empfangen: Gleich wie der köstliche Balsam vom Häupt Aaron herabPsal. 133, 2.
geflossen auff sein gantzes Kleid/ Ps. 133. Also ist Christus als das Haupt
mit unermeßlichen Gaben gesalbet/ aber die Tröpfflein sind auch auff die
membra und Gliedmassen gefallen: Dannenhero wir auch den Namen
führen/ und heissen Christiani, Christen/ von Christo dem Gesalb-
ten/
und chrismate Spiritus S. dem Heiligen Geiste als der Sal-
bung. Es ist derselbe ein solch vollkommener Lehrer/ der uns

allerley lehret/ was wahr ist/ durch welchen wir allen Rath Gottes in
Sachen unserer Seligkeit betreffend wissen/ also gar/ daß uns niemand
lehren darff;
Wie? das scheinet fast Enthustastisch geredet; Darff
uns dann niemand lehren/ was bedarffs dann des kostbaren Predig-
Ampts? Antwort: Das sey fern/ daß diese Meynung St. Johanni in
Sinn kommen/ dann so würde er sich selbst in Backen gehauen haben;
Dörffen wir keines Lehrers mehr/ was bemühet sich dann der Apostel?
Warumb schreibet er diese Epistel? Warumb gedencket er der Schrifft
mit Ehren? Warumb berufft er sich auff das/ was er zuvor gehöret v. 21.
24. 25. 26. Warumb schweigen die Enthusiasten nicht selbst/ sondern ver-
klüttern alle Bücher? Sondern er redet von neuen Lehren/ der damalsv. D. Luth.
gloss. ad
Ier.
31, 23.

grassirenden und verführenden Wider-Christen und Flader-Geister/ die
von der Apostolischen Kirchen abgefallen/ außgangen/ und hohe/ sonder-
bare/ neue Lehren und Geheimnüssen auff die Bahn gebracht über das
was sie von den heiligen Aposteln und Apostolischen Männern aus Got-
tes Wort gehöret und gelernet. Die Meynung ist diese: Jhr wisset alles
aus dem Gehör und lesen Göttliches Worts/ was euch zu glauben/ zu hof-
fen und zu thun nöthig/ ihr bedürfft keiner neuen Lehrer/ die euch die Ohren
grauen mit sonderbaren/ selbst-erdichteten Geheimnüssen. Durch das in
Gottes Wort geoffenbarte Liecht/ den H. Geist/ und dessen Lehr-reichen
Salbung seyt ihr gnugsam erleuchtet worden/ darumb lasset jene die Mei-
ster von hohen und neuen Sinnen fahren; dann der Heilige Geist lehret
nichts neues/ sondern das alte repetirt Er durch Erinnerung/ Erleuch-
tung und kräfftige Bewegung.

Ioh. 16, 13.

Er ist ein bleibender und innwohnender Lehrer/ der da
bey euch bleibet in Ewigkeit/
als ein Gast in dem Hause/ als der LehrerIoh. 14, 16.
im Tempel/ verstehe/ so lang der Mensch demselben nicht selbst gleichsam Vr-

laub
Bb 3

Predigt.
werden/ welchen edlen Balſam der groſſe Hoheprieſter Chriſtus erworben/
geſchencket/ in unſer Hertz außgegoſſen/ von dem haben wir dieſe hohe Gabe
empfangen: Gleich wie der koͤſtliche Balſam vom Haͤupt Aaron herabPſal. 133, 2.
gefloſſen auff ſein gantzes Kleid/ Pſ. 133. Alſo iſt Chriſtus als das Haupt
mit unermeßlichen Gaben geſalbet/ aber die Troͤpfflein ſind auch auff die
membra und Gliedmaſſen gefallen: Dannenhero wir auch den Namen
fuͤhren/ und heiſſen Chriſtiani, Chriſten/ von Chriſto dem Geſalb-
ten/
und chriſmate Spiritus S. dem Heiligen Geiſte als der Sal-
bung. Es iſt derſelbe ein ſolch vollkommener Lehrer/ der uns

allerley lehret/ was wahr iſt/ durch welchen wir allen Rath Gottes in
Sachen unſerer Seligkeit betreffend wiſſen/ alſo gar/ daß uns niemand
lehren darff;
Wie? das ſcheinet faſt Enthuſtaſtiſch geredet; Darff
uns dann niemand lehren/ was bedarffs dann des koſtbaren Predig-
Ampts? Antwort: Das ſey fern/ daß dieſe Meynung St. Johanni in
Sinn kommen/ dann ſo wuͤrde er ſich ſelbſt in Backen gehauen haben;
Doͤrffen wir keines Lehrers mehr/ was bemuͤhet ſich dann der Apoſtel?
Warumb ſchreibet er dieſe Epiſtel? Warumb gedencket er der Schrifft
mit Ehren? Warumb berufft er ſich auff das/ was er zuvor gehoͤret v. 21.
24. 25. 26. Warumb ſchweigen die Enthuſiaſten nicht ſelbſt/ ſondern ver-
kluͤttern alle Buͤcher? Sondern er redet von neuen Lehren/ der damalsv. D. Luth.
gloſſ. ad
Ier.
31, 23.

graſſirenden und verfuͤhrenden Wider-Chriſten und Flader-Geiſter/ die
von der Apoſtoliſchen Kirchen abgefallen/ außgangen/ und hohe/ ſonder-
bare/ neue Lehren und Geheimnuͤſſen auff die Bahn gebracht uͤber das
was ſie von den heiligen Apoſteln und Apoſtoliſchen Maͤnnern aus Got-
tes Wort gehoͤret und gelernet. Die Meynung iſt dieſe: Jhr wiſſet alles
aus dem Gehoͤr und leſen Goͤttliches Worts/ was euch zu glauben/ zu hof-
fen und zu thun noͤthig/ ihr beduͤrfft keiner neuen Lehrer/ die euch die Ohren
grauen mit ſonderbaren/ ſelbſt-erdichteten Geheimnuͤſſen. Durch das in
Gottes Wort geoffenbarte Liecht/ den H. Geiſt/ und deſſen Lehr-reichen
Salbung ſeyt ihr gnugſam erleuchtet worden/ darumb laſſet jene die Mei-
ſter von hohen und neuen Sinnen fahren; dann der Heilige Geiſt lehret
nichts neues/ ſondern das alte repetirt Er durch Erinnerung/ Erleuch-
tung und kraͤfftige Bewegung.

Ioh. 16, 13.

Er iſt ein bleibender und innwohnender Lehrer/ der da
bey euch bleibet in Ewigkeit/
als ein Gaſt in dem Hauſe/ als der LehrerIoh. 14, 16.
im Tempel/ verſtehe/ ſo lang der Menſch demſelbẽ nicht ſelbſt gleichſam Vr-

laub
Bb 3
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[197/0229] Predigt. werden/ welchen edlen Balſam der groſſe Hoheprieſter Chriſtus erworben/ geſchencket/ in unſer Hertz außgegoſſen/ von dem haben wir dieſe hohe Gabe empfangen: Gleich wie der koͤſtliche Balſam vom Haͤupt Aaron herab gefloſſen auff ſein gantzes Kleid/ Pſ. 133. Alſo iſt Chriſtus als das Haupt mit unermeßlichen Gaben geſalbet/ aber die Troͤpfflein ſind auch auff die membra und Gliedmaſſen gefallen: Dannenhero wir auch den Namen fuͤhren/ und heiſſen Chriſtiani, Chriſten/ von Chriſto dem Geſalb- ten/ und chriſmate Spiritus S. dem Heiligen Geiſte als der Sal- bung. Es iſt derſelbe ein ſolch vollkommener Lehrer/ der uns allerley lehret/ was wahr iſt/ durch welchen wir allen Rath Gottes in Sachen unſerer Seligkeit betreffend wiſſen/ alſo gar/ daß uns niemand lehren darff; Wie? das ſcheinet faſt Enthuſtaſtiſch geredet; Darff uns dann niemand lehren/ was bedarffs dann des koſtbaren Predig- Ampts? Antwort: Das ſey fern/ daß dieſe Meynung St. Johanni in Sinn kommen/ dann ſo wuͤrde er ſich ſelbſt in Backen gehauen haben; Doͤrffen wir keines Lehrers mehr/ was bemuͤhet ſich dann der Apoſtel? Warumb ſchreibet er dieſe Epiſtel? Warumb gedencket er der Schrifft mit Ehren? Warumb berufft er ſich auff das/ was er zuvor gehoͤret v. 21. 24. 25. 26. Warumb ſchweigen die Enthuſiaſten nicht ſelbſt/ ſondern ver- kluͤttern alle Buͤcher? Sondern er redet von neuen Lehren/ der damals graſſirenden und verfuͤhrenden Wider-Chriſten und Flader-Geiſter/ die von der Apoſtoliſchen Kirchen abgefallen/ außgangen/ und hohe/ ſonder- bare/ neue Lehren und Geheimnuͤſſen auff die Bahn gebracht uͤber das was ſie von den heiligen Apoſteln und Apoſtoliſchen Maͤnnern aus Got- tes Wort gehoͤret und gelernet. Die Meynung iſt dieſe: Jhr wiſſet alles aus dem Gehoͤr und leſen Goͤttliches Worts/ was euch zu glauben/ zu hof- fen und zu thun noͤthig/ ihr beduͤrfft keiner neuen Lehrer/ die euch die Ohren grauen mit ſonderbaren/ ſelbſt-erdichteten Geheimnuͤſſen. Durch das in Gottes Wort geoffenbarte Liecht/ den H. Geiſt/ und deſſen Lehr-reichen Salbung ſeyt ihr gnugſam erleuchtet worden/ darumb laſſet jene die Mei- ſter von hohen und neuen Sinnen fahren; dann der Heilige Geiſt lehret nichts neues/ ſondern das alte repetirt Er durch Erinnerung/ Erleuch- tung und kraͤfftige Bewegung. Pſal. 133, 2. v. D. Luth. gloſſ. ad Ier. 31, 23. Er iſt ein bleibender und innwohnender Lehrer/ der da bey euch bleibet in Ewigkeit/ als ein Gaſt in dem Hauſe/ als der Lehrer im Tempel/ verſtehe/ ſo lang der Menſch demſelbẽ nicht ſelbſt gleichſam Vr- laub Ioh. 14, 16. Bb 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/229>, abgerufen am 25.11.2024.