Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Dreyzehende heut zu Tag viel böses/ das vor der Sündfluth geschehen ist/ und kommt dochkeine Sündfluth/ aber darauff wartet ein höllisches Feuer; Gott hat viel Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der Jsraeliten feurige Schlangen/ Würme/ etc. Die blinde Last-Träger und tolle Büsser/ flagel- lanten und Geißler im Papstumb werden am Jüngsten Tage wider solche zarten Büsser aufftretten/ und sie ins Angesicht schelten/ als die solch groß Liecht nicht gehabt! Hier stehet ferner der poenitentiarius, der Büsser für Augen/ Die
Die Dreyzehende heut zu Tag viel boͤſes/ das vor der Suͤndfluth geſchehen iſt/ und kom̃t dochkeine Suͤndfluth/ aber darauff wartet ein hoͤlliſches Feuer; Gott hat viel Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der Jſraeliten feurige Schlangen/ Wuͤrme/ ꝛc. Die blinde Laſt-Traͤger und tolle Buͤſſer/ flagel- lanten und Geißler im Papſtumb werden am Juͤngſten Tage wider ſolche zarten Buͤſſer aufftretten/ und ſie ins Angeſicht ſchelten/ als die ſolch groß Liecht nicht gehabt! Hier ſtehet ferner der pœnitentiarius, der Buͤſſer fuͤr Augen/ Die
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Die Dreyzehende
heut zu Tag viel boͤſes/ das vor der Suͤndfluth geſchehen iſt/ und kom̃t doch
keine Suͤndfluth/ aber darauff wartet ein hoͤlliſches Feuer; Gott hat viel
Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der Jſraeliten feurige
Schlangen/ Wuͤrme/ ꝛc. Die blinde Laſt-Traͤger und tolle Buͤſſer/ flagel-
lanten und Geißler im Papſtumb werden am Juͤngſten Tage wider ſolche
zarten Buͤſſer aufftretten/ und ſie ins Angeſicht ſchelten/ als die ſolch groß
Liecht nicht gehabt!
Hier ſtehet ferner der pœnitentiarius, der Buͤſſer fuͤr Augen/
zur imitation, Nachfolge und Nachahnung/ daß man dieſem
Bilde aͤhnlich werde. Dann was iſt die Vrſach/ daß nicht alle Menſchen
ſelig werden? Auff ſeiten Gottes iſt die Gnade gleich gegen einem wie ge-
gen dem andern: Einig und allein die Buſſe machet den Vnterſcheid.
Das will Gott einmal haben/ Er will das Heiligthumb und die Perlen
ſeiner Gnaden-Schaͤtze nicht laſſen fuͤr die Schwein und Hunde hinwerf-
fen/ Er will Buſſe fuͤr Suͤnde annehmen/ aber daß es eine rechte ernſt-
haffte und wahre Buſſe ſey: Das Evangelium gehet auff die zerſchla-
gene Hertzen. Die Exempel find fuͤrhanden: David/ der ſeine Suͤnde
offentlich cantiren laſſen; Petrus/ die groſſe Suͤnderin/ Auguſtinus, der in
offentlichen von ihm außgegangenen Beicht-Buͤchern ſeine Suͤnden der
gantzen Welt gebeichtet. Nimmer wird kein Richter keinen loßſprechen/
wann gleich ranzion fuͤr ihn bezahlet/ der ſeine Suͤnde nicht auch beken-
net/ abbittet/ bereuet/ ſich ſchaͤmet/ abſtehet; man hat irgends das erſte mal
bedauren mit einem Diebe/ Ehebrecher ꝛc. kommt er aber noch einmal/
ſo exequirt man ohn Barmhertzigkeit. So laſſet uns nun Jeremiæ ſein
kurtz Gebet nachſprechen allezeit! gehoͤret unter unſer taͤglich Bitt/ nach
dem das walt Gott geſprochen/ ſoll alſobald dieſes Gebetlein folgen:
Jſt ein ſuſpirium jaculatorium, ein rechtes Stoß-Gebetlein: Bekehre
du mich HERR/ (als wie ein Schiff) ſo werde ich bekehret/
dann du HERR biſt mein GOTT/
Amen.
Matth. 7, 6.
Luc. 4, 18.
Luc. 7, 38.
Ier. 31, 18.
Die
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