Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Dreyzehende
heut zu Tag viel böses/ das vor der Sündfluth geschehen ist/ und kommt doch
keine Sündfluth/ aber darauff wartet ein höllisches Feuer; Gott hat viel
Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der Jsraeliten feurige
Schlangen/ Würme/ etc. Die blinde Last-Träger und tolle Büsser/ flagel-
lant
en und Geißler im Papstumb werden am Jüngsten Tage wider solche
zarten Büsser aufftretten/ und sie ins Angesicht schelten/ als die solch groß
Liecht nicht gehabt!

Hier stehet ferner der poenitentiarius, der Büsser für Augen/
zur imitation, Nachfolge und Nachahnung/ daß man diesem
Bilde ähnlich werde. Dann was ist die Vrsach/ daß nicht alle Menschen
selig werden? Auff seiten Gottes ist die Gnade gleich gegen einem wie ge-
gen dem andern: Einig und allein die Busse machet den Vnterscheid.
Matth. 7, 6.Das will Gott einmal haben/ Er will das Heiligthumb und die Perlen
seiner Gnaden-Schätze nicht lassen für die Schwein und Hunde hinwerf-
fen/ Er will Busse für Sünde annehmen/ aber daß es eine rechte ernst-
Luc. 4, 18.haffte und wahre Busse sey: Das Evangelium gehet auff die zerschla-
gene Hertzen. Die Exempel find fürhanden: David/ der seine Sünde
Luc. 7, 38.offentlich cantiren lassen; Petrus/ die grosse Sünderin/ Augustinus, der in
offentlichen von ihm außgegangenen Beicht-Büchern seine Sünden der
gantzen Welt gebeichtet. Nimmer wird kein Richter keinen loßsprechen/
wann gleich ranzion für ihn bezahlet/ der seine Sünde nicht auch beken-
net/ abbittet/ bereuet/ sich schämet/ abstehet; man hat irgends das erste mal
bedauren mit einem Diebe/ Ehebrecher etc. kommt er aber noch einmal/
Ier. 31, 18.so exequirt man ohn Barmhertzigkeit. So lasset uns nun Jeremiae sein
kurtz Gebet nachsprechen allezeit! gehöret unter unser täglich Bitt/ nach
dem das walt Gott gesprochen/ soll alsobald dieses Gebetlein folgen:
Jst ein suspirium jaculatorium, ein rechtes Stoß-Gebetlein: Bekehre
du mich HERR/
(als wie ein Schiff) so werde ich bekehret/
dann du HERR bist mein GOTT/
Amen.



Die

Die Dreyzehende
heut zu Tag viel boͤſes/ das vor der Suͤndfluth geſchehen iſt/ und kom̃t doch
keine Suͤndfluth/ aber darauff wartet ein hoͤlliſches Feuer; Gott hat viel
Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der Jſraeliten feurige
Schlangen/ Wuͤrme/ ꝛc. Die blinde Laſt-Traͤger und tolle Buͤſſer/ flagel-
lant
en und Geißler im Papſtumb werden am Juͤngſten Tage wider ſolche
zarten Buͤſſer aufftretten/ und ſie ins Angeſicht ſchelten/ als die ſolch groß
Liecht nicht gehabt!

Hier ſtehet ferner der pœnitentiarius, der Buͤſſer fuͤr Augen/
zur imitation, Nachfolge und Nachahnung/ daß man dieſem
Bilde aͤhnlich werde. Dann was iſt die Vrſach/ daß nicht alle Menſchen
ſelig werden? Auff ſeiten Gottes iſt die Gnade gleich gegen einem wie ge-
gen dem andern: Einig und allein die Buſſe machet den Vnterſcheid.
Matth. 7, 6.Das will Gott einmal haben/ Er will das Heiligthumb und die Perlen
ſeiner Gnaden-Schaͤtze nicht laſſen fuͤr die Schwein und Hunde hinwerf-
fen/ Er will Buſſe fuͤr Suͤnde annehmen/ aber daß es eine rechte ernſt-
Luc. 4, 18.haffte und wahre Buſſe ſey: Das Evangelium gehet auff die zerſchla-
gene Hertzen. Die Exempel find fuͤrhanden: David/ der ſeine Suͤnde
Luc. 7, 38.offentlich cantiren laſſen; Petrus/ die groſſe Suͤnderin/ Auguſtinus, der in
offentlichen von ihm außgegangenen Beicht-Buͤchern ſeine Suͤnden der
gantzen Welt gebeichtet. Nimmer wird kein Richter keinen loßſprechen/
wann gleich ranzion fuͤr ihn bezahlet/ der ſeine Suͤnde nicht auch beken-
net/ abbittet/ bereuet/ ſich ſchaͤmet/ abſtehet; man hat irgends das erſte mal
bedauren mit einem Diebe/ Ehebrecher ꝛc. kommt er aber noch einmal/
Ier. 31, 18.ſo exequirt man ohn Barmhertzigkeit. So laſſet uns nun Jeremiæ ſein
kurtz Gebet nachſprechen allezeit! gehoͤret unter unſer taͤglich Bitt/ nach
dem das walt Gott geſprochen/ ſoll alſobald dieſes Gebetlein folgen:
Jſt ein ſuſpirium jaculatorium, ein rechtes Stoß-Gebetlein: Bekehre
du mich HERR/
(als wie ein Schiff) ſo werde ich bekehret/
dann du HERR biſt mein GOTT/
Amen.



Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Dreyzehende</hi></fw><lb/>
heut zu Tag viel bo&#x0364;&#x017F;es/ das vor der Su&#x0364;ndfluth ge&#x017F;chehen i&#x017F;t/ und kom&#x0303;t doch<lb/>
keine Su&#x0364;ndfluth/ aber darauff wartet ein ho&#x0364;lli&#x017F;ches Feuer; <hi rendition="#k">Gott</hi> hat viel<lb/>
Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der J&#x017F;raeliten feurige<lb/>
Schlangen/ Wu&#x0364;rme/ &#xA75B;c. Die blinde La&#x017F;t-Tra&#x0364;ger und tolle Bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ <hi rendition="#aq">flagel-<lb/>
lant</hi>en und Geißler im Pap&#x017F;tumb werden am Ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tage wider &#x017F;olche<lb/>
zarten Bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;er aufftretten/ und &#x017F;ie ins Ange&#x017F;icht &#x017F;chelten/ als die &#x017F;olch groß<lb/>
Liecht nicht gehabt!</p><lb/>
        <p>Hier &#x017F;tehet ferner <hi rendition="#fr">der</hi> <hi rendition="#aq">p&#x0153;nitentiarius,</hi> <hi rendition="#fr">der Bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;er</hi> fu&#x0364;r Augen/<lb/><hi rendition="#fr">zur</hi> <hi rendition="#aq">imitation,</hi> <hi rendition="#fr">Nachfolge und Nachahnung/</hi> daß man die&#x017F;em<lb/>
Bilde a&#x0364;hnlich werde. Dann was i&#x017F;t die Vr&#x017F;ach/ daß nicht alle Men&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;elig werden? Auff &#x017F;eiten Gottes i&#x017F;t die Gnade gleich gegen einem wie ge-<lb/>
gen dem andern: Einig und allein die Bu&#x017F;&#x017F;e machet den Vnter&#x017F;cheid.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 7, 6.</note>Das will <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> einmal haben/ Er will das Heiligthumb und die Perlen<lb/>
&#x017F;einer Gnaden-Scha&#x0364;tze nicht la&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;r die Schwein und Hunde hinwerf-<lb/>
fen/ Er will Bu&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r Su&#x0364;nde annehmen/ aber daß es eine rechte ern&#x017F;t-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 4, 18.</note>haffte und wahre Bu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ey: Das Evangelium gehet auff die zer&#x017F;chla-<lb/>
gene Hertzen. Die Exempel find fu&#x0364;rhanden: David/ der &#x017F;eine Su&#x0364;nde<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 7, 38.</note>offentlich <hi rendition="#aq">cant</hi>iren la&#x017F;&#x017F;en; Petrus/ die gro&#x017F;&#x017F;e Su&#x0364;nderin/ <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus,</hi> der in<lb/>
offentlichen von ihm außgegangenen Beicht-Bu&#x0364;chern &#x017F;eine Su&#x0364;nden der<lb/>
gantzen Welt gebeichtet. Nimmer wird kein Richter keinen loß&#x017F;prechen/<lb/>
wann gleich <hi rendition="#aq">ranzion</hi> fu&#x0364;r ihn bezahlet/ der &#x017F;eine Su&#x0364;nde nicht auch beken-<lb/>
net/ abbittet/ bereuet/ &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;met/ ab&#x017F;tehet; man hat irgends das er&#x017F;te mal<lb/>
bedauren mit einem Diebe/ Ehebrecher &#xA75B;c. kommt er aber noch einmal/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ier.</hi> 31, 18.</note>&#x017F;o <hi rendition="#aq">exequ</hi>irt man ohn Barmhertzigkeit. So la&#x017F;&#x017F;et uns nun Jeremi<hi rendition="#aq">æ</hi> &#x017F;ein<lb/>
kurtz Gebet nach&#x017F;prechen allezeit! geho&#x0364;ret unter un&#x017F;er ta&#x0364;glich Bitt/ nach<lb/>
dem das walt <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> ge&#x017F;prochen/ &#x017F;oll al&#x017F;obald die&#x017F;es Gebetlein folgen:<lb/>
J&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">&#x017F;u&#x017F;pirium jaculatorium,</hi> ein rechtes Stoß-Gebetlein: <hi rendition="#fr">Bekehre<lb/>
du mich <hi rendition="#g">HERR/</hi></hi> (als wie ein Schiff) <hi rendition="#fr">&#x017F;o werde ich bekehret/</hi><lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">dann du <hi rendition="#g">HERR</hi> bi&#x017F;t mein <hi rendition="#g">GOTT/</hi></hi><lb/>
Amen.</hi></p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0204] Die Dreyzehende heut zu Tag viel boͤſes/ das vor der Suͤndfluth geſchehen iſt/ und kom̃t doch keine Suͤndfluth/ aber darauff wartet ein hoͤlliſches Feuer; Gott hat viel Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der Jſraeliten feurige Schlangen/ Wuͤrme/ ꝛc. Die blinde Laſt-Traͤger und tolle Buͤſſer/ flagel- lanten und Geißler im Papſtumb werden am Juͤngſten Tage wider ſolche zarten Buͤſſer aufftretten/ und ſie ins Angeſicht ſchelten/ als die ſolch groß Liecht nicht gehabt! Hier ſtehet ferner der pœnitentiarius, der Buͤſſer fuͤr Augen/ zur imitation, Nachfolge und Nachahnung/ daß man dieſem Bilde aͤhnlich werde. Dann was iſt die Vrſach/ daß nicht alle Menſchen ſelig werden? Auff ſeiten Gottes iſt die Gnade gleich gegen einem wie ge- gen dem andern: Einig und allein die Buſſe machet den Vnterſcheid. Das will Gott einmal haben/ Er will das Heiligthumb und die Perlen ſeiner Gnaden-Schaͤtze nicht laſſen fuͤr die Schwein und Hunde hinwerf- fen/ Er will Buſſe fuͤr Suͤnde annehmen/ aber daß es eine rechte ernſt- haffte und wahre Buſſe ſey: Das Evangelium gehet auff die zerſchla- gene Hertzen. Die Exempel find fuͤrhanden: David/ der ſeine Suͤnde offentlich cantiren laſſen; Petrus/ die groſſe Suͤnderin/ Auguſtinus, der in offentlichen von ihm außgegangenen Beicht-Buͤchern ſeine Suͤnden der gantzen Welt gebeichtet. Nimmer wird kein Richter keinen loßſprechen/ wann gleich ranzion fuͤr ihn bezahlet/ der ſeine Suͤnde nicht auch beken- net/ abbittet/ bereuet/ ſich ſchaͤmet/ abſtehet; man hat irgends das erſte mal bedauren mit einem Diebe/ Ehebrecher ꝛc. kommt er aber noch einmal/ ſo exequirt man ohn Barmhertzigkeit. So laſſet uns nun Jeremiæ ſein kurtz Gebet nachſprechen allezeit! gehoͤret unter unſer taͤglich Bitt/ nach dem das walt Gott geſprochen/ ſoll alſobald dieſes Gebetlein folgen: Jſt ein ſuſpirium jaculatorium, ein rechtes Stoß-Gebetlein: Bekehre du mich HERR/ (als wie ein Schiff) ſo werde ich bekehret/ dann du HERR biſt mein GOTT/ Amen. Matth. 7, 6. Luc. 4, 18. Luc. 7, 38. Ier. 31, 18. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/204
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/204>, abgerufen am 24.11.2024.