Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Dreyzehende keinen Glauben von sich leuchten/ er hat das Hertz nicht/ Gott denHerrn anzuruffen und zu sagen: Mein GOTT! sondern er bittet 1. Sam. 15, 30.den Samuel/ daß er für ihn beten wolle/ kehre mit mir umb/ daß ich den HERREN DEJNEN GOTT anbete. Dieser Psal. 51, 3.rufft mitten unter der Ruthe: Erbarm dich mein GOTT nach 2. Cor. 7, 10.deiner Gute: Jener verzweifelt in seinen Sünden; dieser trauret zur Busse/ die da gewürcket eine Reu/ die ihn nimmermehr gereuet. Es gehet in diesem Fall eben/ wie wann einer auff dem Pranger ste- Es mangelt an einem recht zerknirschten/ zerschlagenen/ Es mangelt an der schamhafften Stirn/ sie haben eine Hu- rühmen
Die Dreyzehende keinen Glauben von ſich leuchten/ er hat das Hertz nicht/ Gott denHerrn anzuruffen und zu ſagen: Mein GOTT! ſondern er bittet 1. Sam. 15, 30.den Samuel/ daß er fuͤr ihn beten wolle/ kehre mit mir umb/ daß ich den HERREN DEJNEN GOTT anbete. Dieſer Pſal. 51, 3.rufft mitten unter der Ruthe: Erbarm dich mein GOTT nach 2. Cor. 7, 10.deiner Gůte: Jener verzweifelt in ſeinen Suͤnden; dieſer trauret zur Buſſe/ die da gewuͤrcket eine Reu/ die ihn nimmermehr gereuet. Es gehet in dieſem Fall eben/ wie wann einer auff dem Pranger ſte- Es mangelt an einem recht zerknirſchten/ zerſchlagenen/ Es mangelt an der ſchamhafften Stirn/ ſie haben eine Hu- ruͤhmen
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Die Dreyzehende
keinen Glauben von ſich leuchten/ er hat das Hertz nicht/ Gott den
Herrn anzuruffen und zu ſagen: Mein GOTT! ſondern er bittet
den Samuel/ daß er fuͤr ihn beten wolle/ kehre mit mir umb/ daß ich
den HERREN DEJNEN GOTT anbete. Dieſer
rufft mitten unter der Ruthe: Erbarm dich mein GOTT nach
deiner Gůte: Jener verzweifelt in ſeinen Suͤnden; dieſer trauret zur
Buſſe/ die da gewuͤrcket eine Reu/ die ihn nimmermehr gereuet.
1. Sam. 15,
30.
Pſal. 51, 3.
2. Cor. 7,
10.
Es gehet in dieſem Fall eben/ wie wann einer auff dem Pranger ſte-
het iederman zu Spott/ aber unter dem Hauffen ſtehet mancher/ der es
eben ſo grob und noch groͤber gemacht/ der ſpottet mit/ meynet es gehe ihn
nichts an: Oder wie ſich bißweilen begibet/ daß wann einer am Halß-
Eiſen ſtehet/ ein anderer unverſehens aus Vnwiſſenheit auff den Laſter-
Stein tritt/ man lacht ihn aus/ er lachet mit/ gerade als haͤtt er es wol ge-
troffen/ er ſeye nicht gemeynet: ſo gehets in der Welt; man hoͤret von
der Buſſe/ und deren Exempel leuchten fuͤr Augen in der Schrifft; Aber
das achtet nicht der blinde/ unſinnige Suͤnder/ der in Suͤnden ſtecket biß
uͤber die Ohren/ will kein Waſſer betruͤbt haben/ und glaubet nicht daß ſein
Schade ſo verzweifelt-boͤſe/ ſteckt in groſſer aber uͤberwindlicher Blind- und
Vnwiſſenheit. Jch will von der Erb-Suͤnde nichts ſagen; die Vnwiſ-
ſenheit des Decalogi, daß man die zehen Gebott Gottes nicht recht/ eigent-
lich/ gruͤndlich wiſſen noch verſtehen will/ die iſt ſemen malorum, die
Wurtzel alles boͤſen/ aller Suͤnde und Ergernuͤß.
Es mangelt an einem recht zerknirſchten/ zerſchlagenen/
mit Goͤttlicher Traurigkeit umbfangenen Hertzen/ die fuͤhlet
kein Stahl- und Eiſen-hartes oder Diamant-feſtes/ kein erſtarretes/
Pharaoniſches Hertz/ ſo mit allerhand fulcris ſich auffhaltet. Wann man
ein wenig Lufft bekommt/ ſo laͤſt man die motus divinos, die Goͤttlichen
Bewegungen/ nicht auffkommen/ man ſopiret und daͤmpffet dieſelbe mit
dem Trunck fleiſchlicher Wolluſt und Geſellſchafft/ kommt Creutz/ Straff/
Vngluͤck/ ſo faͤllt man auf das ander extremum, da wird man ungedultig/
murret wider Gott wie die Jſraeliten/ bellet wie der Hund wider den
Stein damit man geworffen/ wuͤndſcht ihm ſelbſt den Tod/ gerathet in die
deſperation und Selbſt-Mord; nichts iſt gemeiner als den Tod wuͤn-
ſchen/ daß man aus Vngedult ſaget/ Ey daß ich zehen Klaffter unter
der Erden leg! ja wann keine tieffere Hoͤlle waͤr!
Es mangelt an der ſchamhafften Stirn/ ſie haben eine Hu-
ren-Stirn/ ſchaͤmen ſich ihrer Suͤnden nicht/ mehren und naͤhren ſie/ und
ruͤhmen
Ieſ. 3, 9.
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