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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Dreyzehende
& time, ecce Petrum & fide! Sihe Judam an/ und fürchte dich/ schaue
Petrum an und glaube.

Jm Papstumb rühmt man auch eine Busse/ aber sie ist eine Spiel-
Ludovic.
Viv. ad l. 8.
de Civ. Dei
c.
27.
Busse/ eine rechte histrionia, wider welche auch Ludovicus Vives geeifert/
sonderlich in der Marter-Woch/ da man als in einer Tragoedi und Auff-
zug die Busse theatrisirt/ auff die Schau führet/ zugleich auch in einer lan-
gen procession die Selbstbüsser erscheinen/ denen der Herr Christus langst
Esa. 1, 12.abgedanckt und gesagt: Wer hat dieses von euren Händen ge-
fordert?
Ein ander Bildnüß mahlet uns der Heilige Geist für Augen/
an der schönen Buß-Reue der jenigen armen bußfertigen Sünder im
Alten und Neuen Testament auffgezeichnet/ die zwar auch mit eusserlichen
ceremonien Hertzens-affecten bezeuget/ aber es war nicht die förm-
Matt. 12, 41.
confer Ion.
3, 5. seqq.
() ita enim
usurpatur
vox
meta-
noia apud
LXX.
Prov. 24,
32. Hebr.
12, 17. Ier.
31, 19. Sap.
5. 3. Act. 11,
18. 2. Cor.
7, 10. 2. Ti-
mot.
2, 25.
liche Busse selbst. Christus unser Heiland stellet uns gar bedenck-
lich zu einem exemplar und Buß-Muster/ die bußfertige Statt
Ninive/ rühmt von derselben die () metanoean, das ist/ das genaue/ scharffe/
ernsthaffte/ strenge nachsinnen/ nachdencken/ nachforschen im Gemüthe
des Verstandes: Die Nach-Reu in der edelsten Krafft der Seelen dem
Willen/ darinnen sie das volo in nolo, das volui in nollem, das volam
in nolam convert
irt: Die Nach-Traur/ Nach-Schmertzen/ Nach-
Angst/ Nach-Furcht/ Nach-Scheu in den affecten/ die sich alle in eusser-
lichen Gebärden Kleider-Wechsel/ Asch-Sitzen/ Anzug der Säcke/ heffti-
Buß-Litaneyen und würcklicher Bekehrung von ihren bösen Wegen und
Greuel herfür gethan/ und weil dieselbe mit der edlen Krafft des seligma-
chenden Glaubens begleitet gewesen/ so war es metanoia eis zoen` eiis soterian
eis epignosin aletheias, ein Reu die zum Leben/ Liecht und Heil gedeyet/ davon
sie aus ihrem Sündenschlaff erwachten/ und die viertzig Tage/ so ihnen zur
1. Sam. 25,
38.
Buß gefristet und gegönnt gewesen/ besser angelegt als Nabal seine 10. Tage.

Petri Thränen/ zum Exempel/ waren die Fenster/ dadurch man ihm
ins Hertz hinein schauen konte/ wie der Artzt aus dem Geblüt/ so aus der
eröffneten Ader geflossen/ von dem Temperament des Menschen urtheilet/
wie die Mutter-Milch/ davon das Kind an dero Brüsten gesäuget wird/
zeuget von der Philostorgia und mütterlichen Bluts-Liebe/ wie das gum-
mi
oder Hartz/ so aus den Bäumen schwitzt/ deroselben Fettigkeit andeu-
tet/ also sind auch die Buß-Thränen sanguis vulnerati cordis, das Zeug-
Blut eines verwundeten Hertzens. Aber wie dem allem/ so besteht doch da-
rinn die Buß nicht förmlich und eigentlich/ weniger sind dieselben die jenige
büssenden Thränen/ dadurch seine begangene Mißhandlung abgewaschen/
und außgesöhnet worden/ es gehören andere Zähren zu seiner büssenden

Busse/

Die Dreyzehende
& time, ecce Petrum & fide! Sihe Judam an/ und fuͤrchte dich/ ſchaue
Petrum an und glaube.

Jm Papſtumb ruͤhmt man auch eine Buſſe/ aber ſie iſt eine Spiel-
Ludovic.
Viv. ad l. 8.
de Civ. Dei
c.
27.
Buſſe/ eine rechte hiſtrionia, wider welche auch Ludovicus Vives geeifert/
ſonderlich in der Marter-Woch/ da man als in einer Tragœdi und Auff-
zug die Buſſe theatriſirt/ auff die Schau fuͤhret/ zugleich auch in einer lan-
gen proceſſion die Selbſtbuͤſſer erſcheinen/ denen der Herr Chriſtus langſt
Eſa. 1, 12.abgedanckt und geſagt: Wer hat dieſes von euren Händen ge-
fordert?
Ein ander Bildnuͤß mahlet uns der Heilige Geiſt fuͤr Augen/
an der ſchoͤnen Buß-Reue der jenigen armen bußfertigen Suͤnder im
Alten und Neuen Teſtament auffgezeichnet/ die zwar auch mit euſſerlichen
ceremonien Hertzens-affecten bezeuget/ aber es war nicht die foͤrm-
Matt. 12, 41.
confer Ion.
3, 5. ſeqq.
() ita enim
uſurpatur
vox
μετα-
νοια apud
LXX.
Prov. 24,
32. Hebr.
12, 17. Ier.
31, 19. Sap.
5. 3. Act. 11,
18. 2. Cor.
7, 10. 2. Ti-
mot.
2, 25.
liche Buſſe ſelbſt. Chriſtus unſer Heiland ſtellet uns gar bedenck-
lich zu einem exemplar und Buß-Muſter/ die bußfertige Statt
Ninive/ ruͤhmt von derſelben die () metanœan, das iſt/ das genaue/ ſcharffe/
ernſthaffte/ ſtrenge nachſinnen/ nachdencken/ nachforſchen im Gemuͤthe
des Verſtandes: Die Nach-Reu in der edelſten Krafft der Seelen dem
Willen/ darinnen ſie das volo in nolo, das volui in nollem, das volam
in nolam convert
irt: Die Nach-Traur/ Nach-Schmertzen/ Nach-
Angſt/ Nach-Furcht/ Nach-Scheu in den affecten/ die ſich alle in euſſer-
lichen Gebaͤrden Kleider-Wechſel/ Aſch-Sitzen/ Anzug der Saͤcke/ heffti-
Buß-Litaneyen und wuͤrcklicher Bekehrung von ihren boͤſen Wegen und
Greuel herfuͤr gethan/ und weil dieſelbe mit der edlen Krafft des ſeligma-
chenden Glaubens begleitet geweſen/ ſo war es μετάνοια εἰς ζωην` εἰις σωτηρίαν
εἰς ἐπἰγνωσιν ἀληθείας, ein Reu die zum Leben/ Liecht und Heil gedeyet/ davon
ſie aus ihrem Suͤndenſchlaff erwachten/ und die viertzig Tage/ ſo ihnen zur
1. Sam. 25,
38.
Buß gefriſtet und gegoͤñt geweſen/ beſſer angelegt als Nabal ſeine 10. Tage.

Petri Thraͤnen/ zum Exempel/ waren die Fenſter/ dadurch man ihm
ins Hertz hinein ſchauen konte/ wie der Artzt aus dem Gebluͤt/ ſo aus der
eroͤffneten Ader gefloſſen/ von dem Temperament des Menſchen urtheilet/
wie die Mutter-Milch/ davon das Kind an dero Bruͤſten geſaͤuget wird/
zeuget von der Philoſtorgiâ und muͤtterlichen Bluts-Liebe/ wie das gum-
mi
oder Hartz/ ſo aus den Baͤumen ſchwitzt/ deroſelben Fettigkeit andeu-
tet/ alſo ſind auch die Buß-Thraͤnen ſanguis vulnerati cordis, das Zeug-
Blut eines verwundeten Hertzens. Aber wie dem allem/ ſo beſteht doch da-
rinn die Buß nicht foͤrmlich und eigentlich/ weniger ſind dieſelben die jenige
buͤſſenden Thraͤnen/ dadurch ſeine begangene Mißhandlung abgewaſchen/
und außgeſoͤhnet worden/ es gehoͤren andere Zaͤhren zu ſeiner buͤſſenden

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[168/0200] Die Dreyzehende & time, ecce Petrum & fide! Sihe Judam an/ und fuͤrchte dich/ ſchaue Petrum an und glaube. Jm Papſtumb ruͤhmt man auch eine Buſſe/ aber ſie iſt eine Spiel- Buſſe/ eine rechte hiſtrionia, wider welche auch Ludovicus Vives geeifert/ ſonderlich in der Marter-Woch/ da man als in einer Tragœdi und Auff- zug die Buſſe theatriſirt/ auff die Schau fuͤhret/ zugleich auch in einer lan- gen proceſſion die Selbſtbuͤſſer erſcheinen/ denen der Herr Chriſtus langſt abgedanckt und geſagt: Wer hat dieſes von euren Händen ge- fordert? Ein ander Bildnuͤß mahlet uns der Heilige Geiſt fuͤr Augen/ an der ſchoͤnen Buß-Reue der jenigen armen bußfertigen Suͤnder im Alten und Neuen Teſtament auffgezeichnet/ die zwar auch mit euſſerlichen ceremonien Hertzens-affecten bezeuget/ aber es war nicht die foͤrm- liche Buſſe ſelbſt. Chriſtus unſer Heiland ſtellet uns gar bedenck- lich zu einem exemplar und Buß-Muſter/ die bußfertige Statt Ninive/ ruͤhmt von derſelben die () metanœan, das iſt/ das genaue/ ſcharffe/ ernſthaffte/ ſtrenge nachſinnen/ nachdencken/ nachforſchen im Gemuͤthe des Verſtandes: Die Nach-Reu in der edelſten Krafft der Seelen dem Willen/ darinnen ſie das volo in nolo, das volui in nollem, das volam in nolam convertirt: Die Nach-Traur/ Nach-Schmertzen/ Nach- Angſt/ Nach-Furcht/ Nach-Scheu in den affecten/ die ſich alle in euſſer- lichen Gebaͤrden Kleider-Wechſel/ Aſch-Sitzen/ Anzug der Saͤcke/ heffti- Buß-Litaneyen und wuͤrcklicher Bekehrung von ihren boͤſen Wegen und Greuel herfuͤr gethan/ und weil dieſelbe mit der edlen Krafft des ſeligma- chenden Glaubens begleitet geweſen/ ſo war es μετάνοια εἰς ζωην` εἰις σωτηρίαν εἰς ἐπἰγνωσιν ἀληθείας, ein Reu die zum Leben/ Liecht und Heil gedeyet/ davon ſie aus ihrem Suͤndenſchlaff erwachten/ und die viertzig Tage/ ſo ihnen zur Buß gefriſtet und gegoͤñt geweſen/ beſſer angelegt als Nabal ſeine 10. Tage. Ludovic. Viv. ad l. 8. de Civ. Dei c. 27. Eſa. 1, 12. Matt. 12, 41. confer Ion. 3, 5. ſeqq. () ita enim uſurpatur vox μετα- νοια apud LXX. Prov. 24, 32. Hebr. 12, 17. Ier. 31, 19. Sap. 5. 3. Act. 11, 18. 2. Cor. 7, 10. 2. Ti- mot. 2, 25. 1. Sam. 25, 38. Petri Thraͤnen/ zum Exempel/ waren die Fenſter/ dadurch man ihm ins Hertz hinein ſchauen konte/ wie der Artzt aus dem Gebluͤt/ ſo aus der eroͤffneten Ader gefloſſen/ von dem Temperament des Menſchen urtheilet/ wie die Mutter-Milch/ davon das Kind an dero Bruͤſten geſaͤuget wird/ zeuget von der Philoſtorgiâ und muͤtterlichen Bluts-Liebe/ wie das gum- mi oder Hartz/ ſo aus den Baͤumen ſchwitzt/ deroſelben Fettigkeit andeu- tet/ alſo ſind auch die Buß-Thraͤnen ſanguis vulnerati cordis, das Zeug- Blut eines verwundeten Hertzens. Aber wie dem allem/ ſo beſteht doch da- rinn die Buß nicht foͤrmlich und eigentlich/ weniger ſind dieſelben die jenige buͤſſenden Thraͤnen/ dadurch ſeine begangene Mißhandlung abgewaſchen/ und außgeſoͤhnet worden/ es gehoͤren andere Zaͤhren zu ſeiner buͤſſenden Buſſe/

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/200>, abgerufen am 24.11.2024.