über alle Menschen kommen/ Adams Sünd und würckliche Apffel- Biß ist auff alle Menschen gefallen; wie? durch irgend einen Einguß der- selben Sünd? O nein: sondern es ist dieselbe Sünd uns allen zugerech- net worden/ als hätten wir sie in Person begangen: Also ist auch durch Rom. 5, 18.eines (Christi des andern Adams) Gerechtigkeit die Rechtferti- gung des Lebens über alle Menschen kommen: durch eines Gehorsam katasathesontai, constituti sunt,sind viel als Gerech- 1. Cor. 1, 30.te dargestellet worden. Christus ist uns gemacht zur Gerechtig- keit/ verstehe nicht bloß efficienter, weil Er uns gerecht machet/ auff welche Weise auch der Vater und der Heilige Geist unsere Gerechtigkeit mag genennet werden/ sondern formaliter, dieweil seine Gerech- tigkeit uns zugeeignet und durch den Glauben unser eigen worden. 2. Cor. 5, 21.Gott der HErr hat den/ (Christum) der von keiner Sünden wuste/ für uns zur Sünde gemacht. Wie? Hat er ihm unsere Sünde eingegossen? Das sey ferne/ sondern zugerechnet. Auff daß auch wir würden in ihm die Gerechtigkeit/ die für Gott gilt/ das ist/ Er hat ebener massen seine Gerechtigkeit uns zugerechnet und zu- gemessen. Welche Kern- und Macht-Sprüche wol in das Gedächtnüß zu fassen und ins Hertz zu schreiben sind/ als daran der Grund/ Safft und Krafft unsers seligmachenden Glaubens hafftet.
2. Aus der Abwegung der Gerechtigkeit/ zu deren Bezeu- gung unsere Gerechtfertigung eingesetzt/ die stehet da und hebt die Wage/ leget in eine Schal unsere Schuld/ das sind zehen tausend Pfund/ in die andere Schal justitiam infusam, gradualem, die endliche/ eingegossene/ proportionirte Gerechtigkeit/ und wanns gleich Adams im Stande der Vnschuld/ ja Englische Gerechtigkeit were. Da findet sie keine proportion nach dem Seckel des Göttlichen Heiligthumbs; darumb sagt sie: Was soll der Strohhalm? sie blaset ihn weg/ es ist leicht Geld/ es ist zu leichte/ Dan. 5, 27.mene tekel,man hat sie gewogen/ aber zu leichte funden; Wann aber eine frembde/ nemlich die allervollwichtigste/ theureste Christi Gerechtigkeit von unendlicher Krafft und Adel/ darauff gelegt wird/ so überschläget sie/ der Glaube greiffet alsobald darnach/ fallt darauff. Auff solche Weise würde der Mensch justissimus, der allergerechteste/ durch eine unendliche Gerechtigkeit. Wie aber/ durch eigene oder durch frembde Ge- rechtigkeit? nicht durch jene/ die ist zu wenig/ zu gering vor der unend- lichen Gerechtigkeit und Majestät Gottes zu bestehen/ vor welcher auch die
heili-
Die Zwoͤlffte
uͤber alle Menſchen kommen/ Adams Suͤnd und wuͤrckliche Apffel- Biß iſt auff alle Menſchen gefallen; wie? durch irgend einen Einguß der- ſelben Suͤnd? O nein: ſondern es iſt dieſelbe Suͤnd uns allen zugerech- net worden/ als haͤtten wir ſie in Perſon begangen: Alſo iſt auch durch Rom. 5, 18.eines (Chriſti des andern Adams) Gerechtigkeit die Rechtferti- gung des Lebens uͤber alle Menſchen kommen: durch eines Gehorſam καταςαϑήσονται, conſtituti ſunt,ſind viel als Gerech- 1. Cor. 1, 30.te dargeſtellet worden. Chriſtus iſt uns gemacht zur Gerechtig- keit/ verſtehe nicht bloß efficienter, weil Er uns gerecht machet/ auff welche Weiſe auch der Vater und der Heilige Geiſt unſere Gerechtigkeit mag genennet werden/ ſondern formaliter, dieweil ſeine Gerech- tigkeit uns zugeeignet und durch den Glauben unſer eigen worden. 2. Cor. 5, 21.Gott der HErr hat den/ (Chriſtum) der von keiner Suͤnden wuſte/ fuͤr uns zur Suͤnde gemacht. Wie? Hat er ihm unſere Suͤnde eingegoſſen? Das ſey ferne/ ſondern zugerechnet. Auff daß auch wir wuͤrden in ihm die Gerechtigkeit/ die fuͤr Gott gilt/ das iſt/ Er hat ebener maſſen ſeine Gerechtigkeit uns zugerechnet und zu- gemeſſen. Welche Kern- und Macht-Spruͤche wol in das Gedaͤchtnuͤß zu faſſen und ins Hertz zu ſchreiben ſind/ als daran der Grund/ Safft und Krafft unſers ſeligmachenden Glaubens hafftet.
2. Aus der Abwegung der Gerechtigkeit/ zu deren Bezeu- gung unſere Gerechtfertigung eingeſetzt/ die ſtehet da und hebt die Wage/ leget in eine Schal unſere Schuld/ das ſind zehen tauſend Pfund/ in die andere Schal juſtitiam infuſam, gradualem, die endliche/ eingegoſſene/ proportionirte Gerechtigkeit/ und wanns gleich Adams im Stande der Vnſchuld/ ja Engliſche Gerechtigkeit were. Da findet ſie keine proportion nach dem Seckel des Goͤttlichen Heiligthumbs; darumb ſagt ſie: Was ſoll der Strohhalm? ſie blaſet ihn weg/ es iſt leicht Geld/ es iſt zu leichte/ Dan. 5, 27.mene tekel,man hat ſie gewogen/ aber zu leichte funden; Wann aber eine frembde/ nemlich die allervollwichtigſte/ theureſte Chriſti Gerechtigkeit von unendlicher Krafft und Adel/ darauff gelegt wird/ ſo uͤberſchlaͤget ſie/ der Glaube greiffet alſobald darnach/ fallt darauff. Auff ſolche Weiſe wuͤrde der Menſch juſtiſſimus, der allergerechteſte/ durch eine unendliche Gerechtigkeit. Wie aber/ durch eigene oder durch frembde Ge- rechtigkeit? nicht durch jene/ die iſt zu wenig/ zu gering vor der unend- lichen Gerechtigkeit und Majeſtaͤt Gottes zu beſtehen/ vor welcher auch die
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Die Zwoͤlffte
uͤber alle Menſchen kommen/ Adams Suͤnd und wuͤrckliche Apffel-
Biß iſt auff alle Menſchen gefallen; wie? durch irgend einen Einguß der-
ſelben Suͤnd? O nein: ſondern es iſt dieſelbe Suͤnd uns allen zugerech-
net worden/ als haͤtten wir ſie in Perſon begangen: Alſo iſt auch durch
eines (Chriſti des andern Adams) Gerechtigkeit die Rechtferti-
gung des Lebens uͤber alle Menſchen kommen: durch eines
Gehorſam καταςαϑήσονται, conſtituti ſunt, ſind viel als Gerech-
te dargeſtellet worden. Chriſtus iſt uns gemacht zur Gerechtig-
keit/ verſtehe nicht bloß efficienter, weil Er uns gerecht machet/ auff
welche Weiſe auch der Vater und der Heilige Geiſt unſere Gerechtigkeit
mag genennet werden/ ſondern formaliter, dieweil ſeine Gerech-
tigkeit uns zugeeignet und durch den Glauben unſer eigen worden.
Gott der HErr hat den/ (Chriſtum) der von keiner Suͤnden
wuſte/ fuͤr uns zur Suͤnde gemacht. Wie? Hat er ihm unſere
Suͤnde eingegoſſen? Das ſey ferne/ ſondern zugerechnet. Auff daß
auch wir wuͤrden in ihm die Gerechtigkeit/ die fuͤr Gott gilt/
das iſt/ Er hat ebener maſſen ſeine Gerechtigkeit uns zugerechnet und zu-
gemeſſen. Welche Kern- und Macht-Spruͤche wol in das Gedaͤchtnuͤß
zu faſſen und ins Hertz zu ſchreiben ſind/ als daran der Grund/ Safft
und Krafft unſers ſeligmachenden Glaubens hafftet.
Rom. 5, 18.
1. Cor. 1, 30.
2. Cor. 5, 21.
2. Aus der Abwegung der Gerechtigkeit/ zu deren Bezeu-
gung unſere Gerechtfertigung eingeſetzt/ die ſtehet da und hebt die Wage/
leget in eine Schal unſere Schuld/ das ſind zehen tauſend Pfund/ in
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Vnſchuld/ ja Engliſche Gerechtigkeit were. Da findet ſie keine proportion
nach dem Seckel des Goͤttlichen Heiligthumbs; darumb ſagt ſie: Was
ſoll der Strohhalm? ſie blaſet ihn weg/ es iſt leicht Geld/ es iſt zu leichte/
mene tekel, man hat ſie gewogen/ aber zu leichte funden;
Wann aber eine frembde/ nemlich die allervollwichtigſte/ theureſte Chriſti
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Dan. 5, 27.
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/184>, abgerufen am 16.02.2025.
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