Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

DEDICATIO.
weilen frölich zur Tafel/ zuweilen traurig und weinend. Der
junge Hofmann hielt feines Vaters regul, und stellet sich ge-
gen der traurigen Königin traurig/ und gegen der frölichen
frölich. Das mercket nun einer/ der ihn abgünstig war/ und
verklagt ihn heimlieh bey dem Könige/ als ob er umb die Kö-
nigin buhlete; Der König gibt Achtung drauff/ und befindet/
so offt die Königin lachet/ daß der Jüngling/ so für der Tafel
stund und auffwartete/ auch lache/ und so offt sie weinet/ daß er
mitweine; Daraus wird sein Verdacht gestärcket/ und be-
gehret von dem Kläger Rath/ wie er den Jungling/ der ihm
von seinem Vater so fleissig befohlen war/ heimlich hinrichten
möchte lassen? Der Beschluß ist/ man soll den Kalckbrennern
gebieten/ der erste/ so morgens früh sich werde bey ihnen im
Namen des Königs anmelden/ den sollen sie alßbald in Ofen
werffen und verbrennen. Als der Morgen anbricht/ schicket
der König diesen Jungling zu den Kalckbrennern/ weiß nicht
was daselbsten außzurichten/ der Jüngling oder Juncker pa-
r
irt/ und reutet dem Kalck-Ofen zu/ wie er aber zu einem Wal-
de sich nahet/ höret er in einem Dorff zum Gottesdienst läu-
ten/ da fiel ihm seines Vaters Lehr ein/ daß er täglich Messe
hören solte/ und reutet der Kirchen zu/ steiget ab vom Roß/ und
wohnet dem Gottesdienst biß zum Ende bey; Nach verrich-
tetem Gottesdienst gibt er sich widerumb auff den Weg; Mit-
lerzeit aber war dem/ der ihn angegeben hatte/ so jäh nach des
Jünglings Tode/ daß er nicht anders vermeynte/ er wäre
schon im Rauch auffgangen/ laufft derohalben hin zu den
Kalckbrennern/ und fraget sie im Namen des Königes/ ob sie
das verrichtet/ was ihnen von Jhrer Majestät wäre an befoh-
len/ antworten sie darauff: Nein: Aber ietzt wollen wirs ver-
richten/ und nehmen den Herrn/ und werffen ihn flugs in
Ofen; Wie nun der aus der Meß hinkommen/ thun sie ihm
nichts/ weil sie allein Befelch hatten/ den ersten/ der sich im
Namen des Königs anmelden würde/ zu verbrennen. Das

erfuhr
):( ):( 3

DEDICATIO.
weilen froͤlich zur Tafel/ zuweilen traurig und weinend. Der
junge Hofmann hielt feines Vaters regul, und ſtellet ſich ge-
gen der traurigen Koͤnigin traurig/ und gegen der frölichen
frölich. Das mercket nun einer/ der ihn abguͤnſtig war/ und
verklagt ihn heimlieh bey dem Koͤnige/ als ob er umb die Koͤ-
nigin buhlete; Der König gibt Achtung drauff/ und befindet/
ſo offt die Koͤnigin lachet/ daß der Juͤngling/ ſo fuͤr der Tafel
ſtund und auffwartete/ auch lache/ und ſo offt ſie weinet/ daß er
mitweine; Daraus wird ſein Verdacht geſtärcket/ und be-
gehret von dem Klaͤger Rath/ wie er den Jůngling/ der ihm
von ſeinem Vater ſo fleiſſig befohlen war/ heimlich hinrichten
moͤchte laſſen? Der Beſchluß iſt/ man ſoll den Kalckbrennern
gebieten/ der erſte/ ſo morgens fruͤh ſich werde bey ihnen im
Namen des Königs anmelden/ den ſollen ſie alßbald in Ofen
werffen und verbrennen. Als der Morgen anbricht/ ſchicket
der Koͤnig dieſen Jůngling zu den Kalckbrennern/ weiß nicht
was daſelbſten außzurichten/ der Juͤngling oder Juncker pa-
r
irt/ und reutet dem Kalck-Ofen zu/ wie er aber zu einem Wal-
de ſich nahet/ höret er in einem Dorff zum Gottesdienſt laͤu-
ten/ da fiel ihm ſeines Vaters Lehr ein/ daß er taͤglich Meſſe
hoͤren ſolte/ und reutet der Kirchen zu/ ſteiget ab vom Roß/ und
wohnet dem Gottesdienſt biß zum Ende bey; Nach verrich-
tetem Gottesdienſt gibt er ſich widerumb auff den Weg; Mit-
lerzeit aber war dem/ der ihn angegeben hatte/ ſo jäh nach des
Juͤnglings Tode/ daß er nicht anders vermeynte/ er waͤre
ſchon im Rauch auffgangen/ laufft derohalben hin zu den
Kalckbrennern/ und fraget ſie im Namen des Koͤniges/ ob ſie
das verrichtet/ was ihnen von Jhrer Majeſtät waͤre an befoh-
len/ antworten ſie darauff: Nein: Aber ietzt wollen wirs ver-
richten/ und nehmen den Herrn/ und werffen ihn flugs in
Ofen; Wie nun der aus der Meß hinkommen/ thun ſie ihm
nichts/ weil ſie allein Befelch hatten/ den erſten/ der ſich im
Namen des Koͤnigs anmelden wuͤrde/ zu verbrennen. Das

erfuhr
):( ):( 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0017"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DEDICATIO.</hi></hi></fw><lb/>
weilen fro&#x0364;lich zur Tafel/ zuweilen traurig und weinend. Der<lb/>
junge Hofmann hielt feines Vaters <hi rendition="#aq">regul,</hi> und &#x017F;tellet &#x017F;ich ge-<lb/>
gen der traurigen Ko&#x0364;nigin traurig/ und gegen der frölichen<lb/>
frölich. Das mercket nun einer/ der ihn abgu&#x0364;n&#x017F;tig war/ und<lb/>
verklagt ihn heimlieh bey dem Ko&#x0364;nige/ als ob er umb die Ko&#x0364;-<lb/>
nigin buhlete; Der König gibt Achtung drauff/ und befindet/<lb/>
&#x017F;o offt die Ko&#x0364;nigin lachet/ daß der Ju&#x0364;ngling/ &#x017F;o fu&#x0364;r der Tafel<lb/>
&#x017F;tund und auffwartete/ auch lache/ und &#x017F;o offt &#x017F;ie weinet/ daß er<lb/>
mitweine; Daraus wird &#x017F;ein Verdacht ge&#x017F;tärcket/ und be-<lb/>
gehret von dem Kla&#x0364;ger Rath/ wie er den J&#x016F;ngling/ der ihm<lb/>
von &#x017F;einem Vater &#x017F;o flei&#x017F;&#x017F;ig befohlen war/ heimlich hinrichten<lb/>
mo&#x0364;chte la&#x017F;&#x017F;en<hi rendition="#fr">?</hi> Der Be&#x017F;chluß i&#x017F;t/ man &#x017F;oll den Kalckbrennern<lb/>
gebieten/ der er&#x017F;te/ &#x017F;o morgens fru&#x0364;h &#x017F;ich werde bey ihnen im<lb/>
Namen des Königs anmelden/ den &#x017F;ollen &#x017F;ie alßbald in Ofen<lb/>
werffen und verbrennen. Als der Morgen anbricht/ &#x017F;chicket<lb/>
der Ko&#x0364;nig die&#x017F;en J&#x016F;ngling zu den Kalckbrennern/ weiß nicht<lb/>
was da&#x017F;elb&#x017F;ten außzurichten/ der Ju&#x0364;ngling oder Juncker <hi rendition="#aq">pa-<lb/>
r</hi>irt/ und reutet dem Kalck-Ofen zu/ wie er aber zu einem Wal-<lb/>
de &#x017F;ich nahet/ höret er in einem Dorff zum Gottesdien&#x017F;t la&#x0364;u-<lb/>
ten/ da fiel ihm &#x017F;eines Vaters Lehr ein/ daß er ta&#x0364;glich Me&#x017F;&#x017F;e<lb/>
ho&#x0364;ren &#x017F;olte/ und reutet der Kirchen zu/ &#x017F;teiget ab vom Roß/ und<lb/>
wohnet dem Gottesdien&#x017F;t biß zum Ende bey; Nach verrich-<lb/>
tetem Gottesdien&#x017F;t gibt er &#x017F;ich widerumb auff den Weg; Mit-<lb/>
lerzeit aber war dem/ der ihn angegeben hatte/ &#x017F;o jäh nach des<lb/>
Ju&#x0364;nglings Tode/ daß er nicht anders vermeynte/ er wa&#x0364;re<lb/>
&#x017F;chon im Rauch auffgangen/ laufft derohalben hin zu den<lb/>
Kalckbrennern/ und fraget &#x017F;ie im Namen des Ko&#x0364;niges/ ob &#x017F;ie<lb/>
das verrichtet/ was ihnen von Jhrer Maje&#x017F;tät wa&#x0364;re an befoh-<lb/>
len/ antworten &#x017F;ie darauff: Nein: Aber ietzt wollen wirs ver-<lb/>
richten/ und nehmen den Herrn/ und werffen ihn flugs in<lb/>
Ofen; Wie nun der aus der Meß hinkommen/ thun &#x017F;ie ihm<lb/>
nichts/ weil &#x017F;ie allein Befelch hatten/ den er&#x017F;ten/ der &#x017F;ich im<lb/>
Namen des Ko&#x0364;nigs anmelden wu&#x0364;rde/ zu verbrennen. Das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">):( ):( 3</fw><fw place="bottom" type="catch">erfuhr</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0017] DEDICATIO. weilen froͤlich zur Tafel/ zuweilen traurig und weinend. Der junge Hofmann hielt feines Vaters regul, und ſtellet ſich ge- gen der traurigen Koͤnigin traurig/ und gegen der frölichen frölich. Das mercket nun einer/ der ihn abguͤnſtig war/ und verklagt ihn heimlieh bey dem Koͤnige/ als ob er umb die Koͤ- nigin buhlete; Der König gibt Achtung drauff/ und befindet/ ſo offt die Koͤnigin lachet/ daß der Juͤngling/ ſo fuͤr der Tafel ſtund und auffwartete/ auch lache/ und ſo offt ſie weinet/ daß er mitweine; Daraus wird ſein Verdacht geſtärcket/ und be- gehret von dem Klaͤger Rath/ wie er den Jůngling/ der ihm von ſeinem Vater ſo fleiſſig befohlen war/ heimlich hinrichten moͤchte laſſen? Der Beſchluß iſt/ man ſoll den Kalckbrennern gebieten/ der erſte/ ſo morgens fruͤh ſich werde bey ihnen im Namen des Königs anmelden/ den ſollen ſie alßbald in Ofen werffen und verbrennen. Als der Morgen anbricht/ ſchicket der Koͤnig dieſen Jůngling zu den Kalckbrennern/ weiß nicht was daſelbſten außzurichten/ der Juͤngling oder Juncker pa- rirt/ und reutet dem Kalck-Ofen zu/ wie er aber zu einem Wal- de ſich nahet/ höret er in einem Dorff zum Gottesdienſt laͤu- ten/ da fiel ihm ſeines Vaters Lehr ein/ daß er taͤglich Meſſe hoͤren ſolte/ und reutet der Kirchen zu/ ſteiget ab vom Roß/ und wohnet dem Gottesdienſt biß zum Ende bey; Nach verrich- tetem Gottesdienſt gibt er ſich widerumb auff den Weg; Mit- lerzeit aber war dem/ der ihn angegeben hatte/ ſo jäh nach des Juͤnglings Tode/ daß er nicht anders vermeynte/ er waͤre ſchon im Rauch auffgangen/ laufft derohalben hin zu den Kalckbrennern/ und fraget ſie im Namen des Koͤniges/ ob ſie das verrichtet/ was ihnen von Jhrer Majeſtät waͤre an befoh- len/ antworten ſie darauff: Nein: Aber ietzt wollen wirs ver- richten/ und nehmen den Herrn/ und werffen ihn flugs in Ofen; Wie nun der aus der Meß hinkommen/ thun ſie ihm nichts/ weil ſie allein Befelch hatten/ den erſten/ der ſich im Namen des Koͤnigs anmelden wuͤrde/ zu verbrennen. Das erfuhr ):( ):( 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/17
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/17>, abgerufen am 23.11.2024.