Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
Drey Stück/ sag ich/ sind allhier wol in acht zu nehmen I. Erstlich
das Göttliche Locken;
Jst ein Gleichnüß genommen von den Vo-
gelfängern/ die haben ihre aves illices, ihre Lock-Vögel und Lock-Pfeiffen/
und locken die flüchtigen und irrenden Vögel/ daß sie sich in ihren Vogel-
Herd begeben: Also wüntschet/ also bittet/ also propheceyet Noah/ daß
Gott der Herr dermaleins durch die Apostolische Lock-Vögel und
holdselige Evangelische Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und über-
reden die Verlockte und im Heydenthumb gefährlich herumb-vagirende
Taube.

Ose. 7, 11.

2. Wen werde er locken? den Japhet: Jst eine liebliche
paronomasia im Hebreischen/ Japhet lejephet, Gott werde locken
den löcklichen oder einfältigen Japhet/
der seine Vernunfft gefan-
gen nehmen werde/ unter den Gehorsam des Glaubens; Es wird aber
hiedurch nicht praecise und eigentlich Japhet in der Person verstanden/
sondern seine familia und posterität; das seynd nun fürnemlich wir
Teutschen/ die wir von Thuisco und seines Manni Sohne einem Herkom-
men; Tacitus schreibet/ daß die Alten den Thuisconem/ der ein Gott sey
von der Erden erschaffen/ und seinen Sohn Mannum für den Vrsprung
und Vrheber dieses Volcks gehalten/ welchem Manno sie drey Söhne
zuschreiben. Wer ist dieser Thuisco/ so von der Erde geboren oder ge-
schaffen/ als Adam der erste Mensch? Wer ist dieser Mannus anders/
als der Noah und seine drey Söhne/ oder vielmehr auch Gomer/ der Sohn
Japhets/ der drey Söhne hatte/ Ascenas/ Riphat und Thogarma. EtlicheGen. 10, 3.
wollen unser Geschlecht von Ascenas deduciren und herfletzen/ andere
gläublicher von Thogarma/ weil die Namen Thogarma und Germania
correspond
iren/ auch der uralte Chaldeische Dolmetsch das Thogar-
ma Ezech. 27. durch das Wort Germaniam üerdolmetschet. Dem seyEzech. 27,
14.

wie ihm wolle/ so ists unstreitig/ daß wir von dem Japhet herkommen;
Von dem sagt Noah: Er werde in seinen Nachkommen gelocket
werden/ er werde sich locken und beruffen lassen.

3. Wohin? Zu der Hütten Sems/ das ist/ zu dem geist-
lichen Sion/ zu der Christlichen Kirchen/ aus welcher und in welcher der
Messias und Heiland der Welt geboren/ von dannen der Lock-Schall des
Göttlichen Worts außgegangen; zur wahren Kirchen/ hier einer fahren-
den Hütte/ die sich von einem Ort zum andern lässet bewegen/ aber von dan-
nen in die beständige/ unzerstörliche/ himlische Wohnung.

Diß
Sechster Theil. N

Predigt.
Drey Stuͤck/ ſag ich/ ſind allhier wol in acht zu nehmen I. Erſtlich
das Göttliche Locken;
Jſt ein Gleichnuͤß genommen von den Vo-
gelfaͤngern/ die haben ihre aves illices, ihre Lock-Voͤgel und Lock-Pfeiffen/
und locken die fluͤchtigen und irrenden Voͤgel/ daß ſie ſich in ihren Vogel-
Herd begeben: Alſo wuͤntſchet/ alſo bittet/ alſo propheceyet Noah/ daß
Gott der Herr dermaleins durch die Apoſtoliſche Lock-Voͤgel und
holdſelige Evangeliſche Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und uͤber-
reden die Verlockte und im Heydenthumb gefaͤhrlich herumb-vagirende
Taube.

Oſe. 7, 11.

2. Wen werde er locken? den Japhet: Jſt eine liebliche
παρονομασἰα im Hebreiſchen/ Japhet lejephet, Gott werde locken
den loͤcklichen oder einfaͤltigen Japhet/
der ſeine Vernunfft gefan-
gen nehmen werde/ unter den Gehorſam des Glaubens; Es wird aber
hiedurch nicht præcisè und eigentlich Japhet in der Perſon verſtanden/
ſondern ſeine familia und poſteritaͤt; das ſeynd nun fuͤrnemlich wir
Teutſchen/ die wir von Thuiſco und ſeines Manni Sohne einem Herkom-
men; Tacitus ſchreibet/ daß die Alten den Thuiſconem/ der ein Gott ſey
von der Erden erſchaffen/ und ſeinen Sohn Mannum fuͤr den Vrſprung
und Vrheber dieſes Volcks gehalten/ welchem Manno ſie drey Soͤhne
zuſchreiben. Wer iſt dieſer Thuiſco/ ſo von der Erde geboren oder ge-
ſchaffen/ als Adam der erſte Menſch? Wer iſt dieſer Mannus anders/
als der Noah und ſeine drey Soͤhne/ oder vielmehr auch Gomer/ der Sohn
Japhets/ der drey Soͤhne hatte/ Aſcenas/ Riphat und Thogarma. EtlicheGen. 10, 3.
wollen unſer Geſchlecht von Aſcenas deduciren und herfletzen/ andere
glaͤublicher von Thogarma/ weil die Namen Thogarma und Germania
correſpond
iren/ auch der uralte Chaldeiſche Dolmetſch das Thogar-
ma Ezech. 27. durch das Wort Germaniam uͤerdolmetſchet. Dem ſeyEzech. 27,
14.

wie ihm wolle/ ſo iſts unſtreitig/ daß wir von dem Japhet herkommen;
Von dem ſagt Noah: Er werde in ſeinen Nachkommen gelocket
werden/ er werde ſich locken und beruffen laſſen.

3. Wohin? Zu der Huͤtten Sems/ das iſt/ zu dem geiſt-
lichen Sion/ zu der Chriſtlichen Kirchen/ aus welcher und in welcher der
Meſſias und Heiland der Welt geboren/ von dannen der Lock-Schall des
Goͤttlichen Worts außgegangen; zur wahren Kirchen/ hier einer fahren-
den Huͤtte/ die ſich von einem Ort zum andern laͤſſet bewegen/ aber von dan-
nen in die beſtaͤndige/ unzerſtoͤrliche/ himliſche Wohnung.

Diß
Sechſter Theil. N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0129" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Drey Stu&#x0364;ck/</hi> &#x017F;ag ich/ &#x017F;ind allhier wol in acht zu nehmen <hi rendition="#aq">I.</hi> <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich<lb/>
das Göttliche Locken;</hi> J&#x017F;t ein Gleichnu&#x0364;ß genommen von den Vo-<lb/>
gelfa&#x0364;ngern/ die haben ihre <hi rendition="#aq">aves illices,</hi> ihre Lock-Vo&#x0364;gel und Lock-Pfeiffen/<lb/>
und locken die flu&#x0364;chtigen und irrenden Vo&#x0364;gel/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich in ihren Vogel-<lb/>
Herd begeben: Al&#x017F;o wu&#x0364;nt&#x017F;chet/ al&#x017F;o bittet/ al&#x017F;o propheceyet Noah/ daß<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> der <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> dermaleins durch die Apo&#x017F;toli&#x017F;che Lock-Vo&#x0364;gel und<lb/>
hold&#x017F;elige Evangeli&#x017F;che Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und u&#x0364;ber-<lb/>
reden die Verlockte und im Heydenthumb gefa&#x0364;hrlich herumb-<hi rendition="#aq">vag</hi>irende<lb/>
Taube.</p>
        <note place="right"><hi rendition="#aq">O&#x017F;e.</hi> 7, 11.</note><lb/>
        <p>2. <hi rendition="#fr">Wen werde er locken? den Japhet:</hi> J&#x017F;t eine liebliche<lb/>
&#x03C0;&#x03B1;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C3;&#x1F30;&#x03B1; im Hebrei&#x017F;chen/ <hi rendition="#aq">Japhet lejephet,</hi> <hi rendition="#fr">Gott werde locken<lb/>
den lo&#x0364;cklichen oder einfa&#x0364;ltigen Japhet/</hi> der &#x017F;eine Vernunfft gefan-<lb/>
gen nehmen werde/ unter den Gehor&#x017F;am des Glaubens; Es wird aber<lb/>
hiedurch nicht <hi rendition="#aq">præcisè</hi> und eigentlich Japhet in der Per&#x017F;on ver&#x017F;tanden/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;eine <hi rendition="#aq">familia</hi> und <hi rendition="#aq">po&#x017F;ter</hi>ita&#x0364;t; das &#x017F;eynd nun fu&#x0364;rnemlich wir<lb/>
Teut&#x017F;chen/ die wir von Thui&#x017F;co und &#x017F;eines Manni Sohne einem Herkom-<lb/>
men; <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> &#x017F;chreibet/ daß die Alten den Thui&#x017F;conem/ der ein Gott &#x017F;ey<lb/>
von der Erden er&#x017F;chaffen/ und &#x017F;einen Sohn Mannum fu&#x0364;r den Vr&#x017F;prung<lb/>
und Vrheber die&#x017F;es Volcks gehalten/ welchem Manno &#x017F;ie drey So&#x0364;hne<lb/>
zu&#x017F;chreiben. Wer i&#x017F;t die&#x017F;er Thui&#x017F;co/ &#x017F;o von der Erde geboren oder ge-<lb/>
&#x017F;chaffen/ als Adam der er&#x017F;te Men&#x017F;ch? Wer i&#x017F;t die&#x017F;er Mannus anders/<lb/>
als der Noah und &#x017F;eine drey So&#x0364;hne/ oder vielmehr auch Gomer/ der Sohn<lb/>
Japhets/ der drey So&#x0364;hne hatte/ A&#x017F;cenas/ Riphat und Thogarma. Etliche<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 10, 3.</note><lb/>
wollen un&#x017F;er Ge&#x017F;chlecht von A&#x017F;cenas <hi rendition="#aq">deduc</hi>iren und herfletzen/ andere<lb/>
gla&#x0364;ublicher von Thogarma/ weil die Namen Thogarma und <hi rendition="#aq">Germania<lb/>
corre&#x017F;pond</hi>iren/ auch der uralte Chaldei&#x017F;che Dolmet&#x017F;ch das Thogar-<lb/>
ma Ezech. 27. durch das Wort <hi rendition="#aq">Germaniam</hi> u&#x0364;erdolmet&#x017F;chet. Dem &#x017F;ey<note place="right"><hi rendition="#aq">Ezech.</hi> 27,<lb/>
14.</note><lb/>
wie ihm wolle/ &#x017F;o i&#x017F;ts un&#x017F;treitig/ daß wir von dem Japhet herkommen;<lb/>
Von dem &#x017F;agt <hi rendition="#fr">Noah: Er werde in &#x017F;einen Nachkommen gelocket<lb/>
werden/ er werde &#x017F;ich locken und beruffen la&#x017F;&#x017F;en.</hi></p><lb/>
        <p>3. <hi rendition="#fr">Wohin? Zu der Hu&#x0364;tten Sems/</hi> das i&#x017F;t/ zu dem gei&#x017F;t-<lb/>
lichen Sion/ zu der Chri&#x017F;tlichen Kirchen/ aus welcher und in welcher der<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;ias und Heiland der Welt geboren/ von dannen der Lock-Schall des<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Worts außgegangen; zur wahren Kirchen/ hier einer fahren-<lb/>
den Hu&#x0364;tte/ die &#x017F;ich von einem Ort zum andern la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et bewegen/ aber von dan-<lb/>
nen in die be&#x017F;ta&#x0364;ndige/ unzer&#x017F;to&#x0364;rliche/ himli&#x017F;che Wohnung.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Sech&#x017F;ter Theil. N</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Diß</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0129] Predigt. Drey Stuͤck/ ſag ich/ ſind allhier wol in acht zu nehmen I. Erſtlich das Göttliche Locken; Jſt ein Gleichnuͤß genommen von den Vo- gelfaͤngern/ die haben ihre aves illices, ihre Lock-Voͤgel und Lock-Pfeiffen/ und locken die fluͤchtigen und irrenden Voͤgel/ daß ſie ſich in ihren Vogel- Herd begeben: Alſo wuͤntſchet/ alſo bittet/ alſo propheceyet Noah/ daß Gott der Herr dermaleins durch die Apoſtoliſche Lock-Voͤgel und holdſelige Evangeliſche Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und uͤber- reden die Verlockte und im Heydenthumb gefaͤhrlich herumb-vagirende Taube. 2. Wen werde er locken? den Japhet: Jſt eine liebliche παρονομασἰα im Hebreiſchen/ Japhet lejephet, Gott werde locken den loͤcklichen oder einfaͤltigen Japhet/ der ſeine Vernunfft gefan- gen nehmen werde/ unter den Gehorſam des Glaubens; Es wird aber hiedurch nicht præcisè und eigentlich Japhet in der Perſon verſtanden/ ſondern ſeine familia und poſteritaͤt; das ſeynd nun fuͤrnemlich wir Teutſchen/ die wir von Thuiſco und ſeines Manni Sohne einem Herkom- men; Tacitus ſchreibet/ daß die Alten den Thuiſconem/ der ein Gott ſey von der Erden erſchaffen/ und ſeinen Sohn Mannum fuͤr den Vrſprung und Vrheber dieſes Volcks gehalten/ welchem Manno ſie drey Soͤhne zuſchreiben. Wer iſt dieſer Thuiſco/ ſo von der Erde geboren oder ge- ſchaffen/ als Adam der erſte Menſch? Wer iſt dieſer Mannus anders/ als der Noah und ſeine drey Soͤhne/ oder vielmehr auch Gomer/ der Sohn Japhets/ der drey Soͤhne hatte/ Aſcenas/ Riphat und Thogarma. Etliche wollen unſer Geſchlecht von Aſcenas deduciren und herfletzen/ andere glaͤublicher von Thogarma/ weil die Namen Thogarma und Germania correſpondiren/ auch der uralte Chaldeiſche Dolmetſch das Thogar- ma Ezech. 27. durch das Wort Germaniam uͤerdolmetſchet. Dem ſey wie ihm wolle/ ſo iſts unſtreitig/ daß wir von dem Japhet herkommen; Von dem ſagt Noah: Er werde in ſeinen Nachkommen gelocket werden/ er werde ſich locken und beruffen laſſen. Gen. 10, 3. Ezech. 27, 14. 3. Wohin? Zu der Huͤtten Sems/ das iſt/ zu dem geiſt- lichen Sion/ zu der Chriſtlichen Kirchen/ aus welcher und in welcher der Meſſias und Heiland der Welt geboren/ von dannen der Lock-Schall des Goͤttlichen Worts außgegangen; zur wahren Kirchen/ hier einer fahren- den Huͤtte/ die ſich von einem Ort zum andern laͤſſet bewegen/ aber von dan- nen in die beſtaͤndige/ unzerſtoͤrliche/ himliſche Wohnung. Diß Sechſter Theil. N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/129
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/129>, abgerufen am 22.11.2024.