Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

DEDICATIO.
Iessenius erzehlete/ pflegte er hinzu zu setzen: Vt ego mentitus non sum, ita Fer-
dinandus operam da bit, ne vates vanus sit.
Gleich wie ich nicht gelogen habe/ also
wird Ferdinandus Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweissaget
habe. Beydes hat sich begeben: Der Käyser Matthias ist in dem Mertz von die-
ser Welt geschieden. Iessenius ist auch zur Todes-Straff gezogen worden.

Weissagen heisset philosophiren/ die Natur und dero
Geheimnüß/ gute Sitten und Policey-Verfassung aus be-
währten Historien/ und in den selben göttliche providentz for-
schen und andern vortragen/ auch wohl mit schönen carmini-
bus,
Gedichten und Liedern dieselbe nach poetischer Art zieren
Job war freylich ein Prophet/ nicht nur dazumahl/ da er von
Christi Aufferstehung propheceyet/ sondern auch in seinem sehr
schönen compendio physico von c. 36. biß c. 42. David war
ein Prophet/ nicht nur Ps. 2. & 110. etc. sondern auch/ da er allePs. 2, 22.
Creaturen/ sonderlich im 148. Ps. in gewisse Chor abtheilt und
Gott zu loben befihlet/ da er seine Psalmen nach poetischer
Art/ alios trimetro, alios tetrametro beschrieben/ wie JosephIoseph.
l.
7, 12.

bezeuget. Assaph war ein Prophet/ nicht nur zu andern Zeiten/
sondern auch Ps. 78. Ich will meinen Mund auffthunPs. 78, 2.
zu Sprüchen/ und alte Geschichte außsprechen/ und
wer wolte Salomon/ dem Weisesten den Titul eines Prophe-
ten absprechen/ wann die Schrifft seine philosophi herrlich
heraus streicht/ 1. Reg. 4.

1. Reg. 4,

Was Moses gewündschet/ das ist zwar dazumahl klar
und wahr worden/ aber nur Tropffenweise; Die zwey und sie-
bentzig Männer tretten auff und weissagen/ was sie aber/ auff
welche Art und Weise sie geweissaget/ meldet die Schrifft
nicht/ den Rabbinen lassen wir hievon ihre Gedichte. Ver-
muthlich ist/ sie werden in einem schönen praeludio auff die
Pfingst-Propheten/ Act. 2. die magnalia Dei außgesprochen/
und zu ihren künfftigen Rathstellen fpecimina abgelegt/ und
Proben gethan haben. Vollkommenlich aber/ herrlich und
überflüssig in den Zeiten des Neuen Testaments/ auff das erste
Pfingst-Fest/ nach der Aufferstehung und Himmelfahrt Christi/

da sich

DEDICATIO.
Ieſſenius erzehlete/ pflegte er hinzu zu ſetzen: Vt ego mentitus non ſum, ita Fer-
dinandus operam da bit, ne vates vanus ſit.
Gleich wie ich nicht gelogen habe/ alſo
wird Ferdinandus Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweiſſaget
habe. Beydes hat ſich begeben: Der Kaͤyſer Matthias iſt in dem Mertz von die-
ſer Welt geſchieden. Ieſſenius iſt auch zur Todes-Straff gezogen worden.

Weiſſagen heiſſet philoſophiren/ die Natur und dero
Geheimnuͤß/ gute Sitten und Policey-Verfaſſung aus be-
waͤhrten Hiſtorien/ und in den ſelben göttliche providentz for-
ſchen und andern vortragen/ auch wohl mit ſchoͤnen carmini-
bus,
Gedichten und Liedern dieſelbe nach poëtiſcher Art zieren
Job war freylich ein Prophet/ nicht nur dazumahl/ da er von
Chriſti Aufferſtehung propheceyet/ ſondern auch in ſeinem ſehr
ſchoͤnen compendio phyſico von c. 36. biß c. 42. David war
ein Prophet/ nicht nur Pſ. 2. & 110. ꝛc. ſondern auch/ da er allePſ. 2, 22.
Creaturen/ ſonderlich im 148. Pſ. in gewiſſe Chor abtheilt und
Gott zu loben befihlet/ da er ſeine Pſalmen nach poëtiſcher
Art/ alios trimetro, alios tetrametro beſchrieben/ wie JoſephIoſeph.
l.
7, 12.

bezeuget. Aſſaph war ein Prophet/ nicht nur zu andern Zeiten/
ſondern auch Pſ. 78. Ich will meinen Mund auffthunPſ. 78, 2.
zu Spruͤchen/ und alte Geſchichte außſprechen/ und
wer wolte Salomon/ dem Weiſeſten den Titul eines Prophe-
ten abſprechen/ wann die Schrifft ſeine philoſophi herrlich
heraus ſtreicht/ 1. Reg. 4.

1. Reg. 4,

Was Moſes gewuͤndſchet/ das iſt zwar dazumahl klar
und wahr worden/ aber nur Tropffenweiſe; Die zwey und ſie-
bentzig Maͤnner tretten auff und weiſſagen/ was ſie aber/ auff
welche Art und Weiſe ſie geweiſſaget/ meldet die Schrifft
nicht/ den Rabbinen laſſen wir hievon ihre Gedichte. Ver-
muthlich iſt/ ſie werden in einem ſchoͤnen præludio auff die
Pfingſt-Propheten/ Act. 2. die magnalia Dei außgeſprochen/
und zu ihren kuͤnfftigen Rathſtellen fpecimina abgelegt/ und
Proben gethan haben. Vollkommenlich aber/ herrlich und
uͤberfluͤſſig in den Zeiten des Neuen Teſtaments/ auff das erſte
Pfingſt-Feſt/ nach der Aufferſtehung und Him̃elfahrt Chriſti/

da ſich
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0011"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DEDICATIO.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Ie&#x017F;&#x017F;enius</hi> erzehlete/ pflegte er hinzu zu &#x017F;etzen: <hi rendition="#aq">Vt ego mentitus non &#x017F;um, ita Fer-<lb/>
dinandus operam da bit, ne vates vanus &#x017F;it.</hi> Gleich wie ich nicht gelogen habe/ al&#x017F;o<lb/>
wird <hi rendition="#aq">Ferdinandus</hi> Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit gewei&#x017F;&#x017F;aget<lb/>
habe. Beydes hat &#x017F;ich begeben: Der Ka&#x0364;y&#x017F;er <hi rendition="#aq">Matthias</hi> i&#x017F;t in dem Mertz von die-<lb/>
&#x017F;er Welt ge&#x017F;chieden. <hi rendition="#aq">Ie&#x017F;&#x017F;enius</hi> i&#x017F;t auch zur Todes-Straff gezogen worden.</p><lb/>
        <p>Wei&#x017F;&#x017F;agen hei&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq">philo&#x017F;oph</hi>iren/ die Natur und dero<lb/>
Geheimnu&#x0364;ß/ gute Sitten und Policey-Verfa&#x017F;&#x017F;ung aus be-<lb/>
wa&#x0364;hrten Hi&#x017F;torien/ und in den &#x017F;elben göttliche <hi rendition="#aq">providen</hi>tz for-<lb/>
&#x017F;chen und andern vortragen/ auch wohl mit &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">carmini-<lb/>
bus,</hi> Gedichten und Liedern die&#x017F;elbe nach <hi rendition="#aq">poët</hi>i&#x017F;cher Art zieren<lb/>
Job war freylich ein Prophet/ nicht nur dazumahl/ da er von<lb/>
Chri&#x017F;ti Auffer&#x017F;tehung propheceyet/ &#x017F;ondern auch in &#x017F;einem &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">compendio phy&#x017F;ico</hi> von c. 36. biß c. 42. David war<lb/>
ein Prophet/ nicht nur P&#x017F;. 2. &amp; 110. <hi rendition="#fr">&#xA75B;c.</hi> &#x017F;ondern auch/ da er alle<note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 2, 22.</note><lb/>
Creaturen/ &#x017F;onderlich im 148. P&#x017F;. in gewi&#x017F;&#x017F;e Chor abtheilt und<lb/>
Gott zu loben befihlet/ da er &#x017F;eine P&#x017F;almen nach <hi rendition="#aq">poët</hi>i&#x017F;cher<lb/>
Art/ <hi rendition="#aq">alios trimetro, alios tetrametro</hi> be&#x017F;chrieben/ wie Jo&#x017F;eph<note place="right"><hi rendition="#aq">Io&#x017F;eph.<lb/>
l.</hi> 7, 12.</note><lb/>
bezeuget. A&#x017F;&#x017F;aph war ein Prophet/ nicht nur zu andern Zeiten/<lb/>
&#x017F;ondern auch P&#x017F;. 78. <hi rendition="#fr">Ich will meinen Mund auffthun</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 78, 2.</note><lb/><hi rendition="#fr">zu Spru&#x0364;chen/ und alte Ge&#x017F;chichte auß&#x017F;prechen/</hi> und<lb/>
wer wolte Salomon/ dem Wei&#x017F;e&#x017F;ten den Titul eines Prophe-<lb/>
ten ab&#x017F;prechen/ wann die Schrifft &#x017F;eine <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophi</hi> herrlich<lb/>
heraus &#x017F;treicht/ 1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 4.</p>
        <note place="right">1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 4,</note><lb/>
        <p>Was Mo&#x017F;es gewu&#x0364;nd&#x017F;chet/ das i&#x017F;t zwar dazumahl klar<lb/>
und wahr worden/ aber nur Tropffenwei&#x017F;e; Die zwey und &#x017F;ie-<lb/>
bentzig Ma&#x0364;nner tretten auff und wei&#x017F;&#x017F;agen/ was &#x017F;ie aber/ auff<lb/>
welche Art und Wei&#x017F;e &#x017F;ie gewei&#x017F;&#x017F;aget/ meldet die Schrifft<lb/>
nicht/ den Rabbinen la&#x017F;&#x017F;en wir hievon ihre Gedichte. Ver-<lb/>
muthlich i&#x017F;t/ &#x017F;ie werden in einem &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">præludio</hi> auff die<lb/>
Pfing&#x017F;t-Propheten/ <hi rendition="#aq">Act.</hi> 2. die <hi rendition="#aq">magnalia Dei</hi> außge&#x017F;prochen/<lb/>
und zu ihren ku&#x0364;nfftigen Rath&#x017F;tellen <hi rendition="#aq">fpecimina</hi> abgelegt/ und<lb/>
Proben gethan haben. Vollkommenlich aber/ herrlich und<lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig in den Zeiten des Neuen Te&#x017F;taments/ auff das er&#x017F;te<lb/>
Pfing&#x017F;t-Fe&#x017F;t/ nach der Auffer&#x017F;tehung und Him&#x0303;elfahrt Chri&#x017F;ti/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da &#x017F;ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0011] DEDICATIO. Ieſſenius erzehlete/ pflegte er hinzu zu ſetzen: Vt ego mentitus non ſum, ita Fer- dinandus operam da bit, ne vates vanus ſit. Gleich wie ich nicht gelogen habe/ alſo wird Ferdinandus Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweiſſaget habe. Beydes hat ſich begeben: Der Kaͤyſer Matthias iſt in dem Mertz von die- ſer Welt geſchieden. Ieſſenius iſt auch zur Todes-Straff gezogen worden. Weiſſagen heiſſet philoſophiren/ die Natur und dero Geheimnuͤß/ gute Sitten und Policey-Verfaſſung aus be- waͤhrten Hiſtorien/ und in den ſelben göttliche providentz for- ſchen und andern vortragen/ auch wohl mit ſchoͤnen carmini- bus, Gedichten und Liedern dieſelbe nach poëtiſcher Art zieren Job war freylich ein Prophet/ nicht nur dazumahl/ da er von Chriſti Aufferſtehung propheceyet/ ſondern auch in ſeinem ſehr ſchoͤnen compendio phyſico von c. 36. biß c. 42. David war ein Prophet/ nicht nur Pſ. 2. & 110. ꝛc. ſondern auch/ da er alle Creaturen/ ſonderlich im 148. Pſ. in gewiſſe Chor abtheilt und Gott zu loben befihlet/ da er ſeine Pſalmen nach poëtiſcher Art/ alios trimetro, alios tetrametro beſchrieben/ wie Joſeph bezeuget. Aſſaph war ein Prophet/ nicht nur zu andern Zeiten/ ſondern auch Pſ. 78. Ich will meinen Mund auffthun zu Spruͤchen/ und alte Geſchichte außſprechen/ und wer wolte Salomon/ dem Weiſeſten den Titul eines Prophe- ten abſprechen/ wann die Schrifft ſeine philoſophi herrlich heraus ſtreicht/ 1. Reg. 4. Pſ. 2, 22. Ioſeph. l. 7, 12. Pſ. 78, 2. Was Moſes gewuͤndſchet/ das iſt zwar dazumahl klar und wahr worden/ aber nur Tropffenweiſe; Die zwey und ſie- bentzig Maͤnner tretten auff und weiſſagen/ was ſie aber/ auff welche Art und Weiſe ſie geweiſſaget/ meldet die Schrifft nicht/ den Rabbinen laſſen wir hievon ihre Gedichte. Ver- muthlich iſt/ ſie werden in einem ſchoͤnen præludio auff die Pfingſt-Propheten/ Act. 2. die magnalia Dei außgeſprochen/ und zu ihren kuͤnfftigen Rathſtellen fpecimina abgelegt/ und Proben gethan haben. Vollkommenlich aber/ herrlich und uͤberfluͤſſig in den Zeiten des Neuen Teſtaments/ auff das erſte Pfingſt-Feſt/ nach der Aufferſtehung und Him̃elfahrt Chriſti/ da ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/11
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/11>, abgerufen am 24.11.2024.