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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Drey vnd dreysigste
sack gelegen/ sondern Gott selbs in einem vnverwesenlichen Leibegelegen; ist
ein privilegiun, so Christo allein geziemet. Es wird zwar von vnterschidlichen
Päpstischen Heiligen vnd Heiligthumb/ sonderlich von dem Leichnam deß
vermeinten Jndianischen Apostels Fr. Xaverii fabuliret vnd gedichtet/ als ob
derselbe Leichnam nach dem tode vnverweßlich geblieben/ vnd lieblichen Ge-
ruch von sich gegeben/ ist aber pia fraus, ein frommer Betrug. David war wol
ein grösserer Heiliger/ als einiger Päpstischer Heilige seyn mag/ der heilige
Geist hat ihn selbst canonisiret; So war Lazarus im Newen Testament ein
grosser/ heiliger vnd liebster Freund Jesu Christi/ aber sie haben die Verwe-
sung sehen müssen; Lazari Leichnam hat gestuncken. Christi heiligstem
Iob: 11, 31.
Dan. 6, 14.
& seqq.
Fronleichnam bleibet das prae auch in disem stuck.

Der hocherleuchte Fürstliche Prophet Daniel ist in disem Stuck ein
schönes Fürbild gewest auff Christum/ als welcher asulos schadloß in den
Graben geworffen/ schadloß darinnen über nacht gebliben/ schadloß darauß
gezogen/ darvon zeuget die Historia klar. Die Lewen/ sagt er zum Kö-
nig/ haben mir kein leyd gethan; da man ihn auß dem Graben gezo-
gen/ spüret man keinen schaden an ihm; woher aber solche asulia vnd schad-
losigkeit kommen/ darauff deutet auch die Historia klärlich. Es war 1. asu-
lia Basilica, eine königliche Sicherung; Dann ob zwar wol der König
Darius ihn gern aller gefahr entzogen hette/ grossen fleiß angewendet ihn zu
erlösen/ vnd sich bemühet biß die Sonn vntergangen/ auch darüber gefa-
stet vnd betrübet gewest; jedoch weil ihn der Perser vnd Meder recht gar zu
starck vnd scharff vnter die augen geschienen/ vnd er sich eines Auffruhrs zu-
befahren gehabt/ wiewol wann er Gott geförchtet hätte vnd klug gewest wä-
re/ er Daniel wol hätte retten können/ vnd sollen gedencken/ fiat justitia aut
pereat mundus;
Es muß Gerechtigkeit die Oberhand haben vnd solte die
Welt drüber vntergehen; wie Ahasveros gethan/ der ohn ansehen der Per-
ser vnd Meder recht durch die beredsame Esther beredet/ sein edict vnd Be-
fehl cassiret/ da er vernommen/ daß es dem Könige zum Nachschand vnd
Vnglimpff außschlagen möchte. Auffs wenigste geräthe es zu schmälung
Esth. 7, 4.Königlicher Reputation einen vnschuldigen Menschen straffen/ der Feind
würde dem König selbs schaden. Ob/ sag ich/ er wol nichts außrichten können
so hat er doch gethan/ was er gekönnet/ den lieben Daniel durch Göttliche
Direction geschützet/ daß er die Thür deß Grabens mit einem zugeweltzten
Stein verwahret/ mit seinem vnd seiner gewaltigen Ring versigelt/ auff
daß sonst niemand an Daniel Muthwillen übete! der Graben hat ver-
muhtlich eiserne Krembs vnd Gitter gehabt/ dardurch leichtlich hätte kön-

nen

Die Drey vnd dreyſigſte
ſack gelegen/ ſondern Gott ſelbs in einem vnverweſenlichen Leibegelegen; iſt
ein privilegiũ, ſo Chriſto allein geziemet. Es wird zwar von vnterſchidlichen
Paͤpſtiſchen Heiligen vnd Heiligthumb/ ſonderlich von dem Leichnam deß
vermeinten Jndianiſchen Apoſtels Fr. Xaverii fabuliret vñ gedichtet/ als ob
derſelbe Leichnam nach dem tode vnverweßlich geblieben/ vnd lieblichen Ge-
ruch von ſich gegeben/ iſt aber pia fraus, ein from̃er Betrug. David war wol
ein groͤſſerer Heiliger/ als einiger Paͤpſtiſcher Heilige ſeyn mag/ der heilige
Geiſt hat ihn ſelbſt canoniſiret; So war Lazarus im Newen Teſtament ein
groſſer/ heiliger vnd liebſter Freund Jeſu Chriſti/ aber ſie haben die Verwe-
ſung ſehen muͤſſen; Lazari Leichnam hat geſtuncken. Chriſti heiligſtem
Iob: 11, 31.
Dan. 6, 14.
& ſeqq.
Fronleichnam bleibet das præ auch in diſem ſtuck.

Der hocherleuchte Fuͤrſtliche Prophet Daniel iſt in diſem Stuck ein
ſchoͤnes Fuͤrbild geweſt auff Chriſtum/ als welcher ἄσυλος ſchadloß in den
Graben geworffen/ ſchadloß darinnen uͤber nacht gebliben/ ſchadloß darauß
gezogen/ darvon zeuget die Hiſtoria klar. Die Lewen/ ſagt er zum Koͤ-
nig/ haben mir kein leyd gethan; da man ihn auß dem Graben gezo-
gen/ ſpuͤret man keinen ſchaden an ihm; woher aber ſolche ἀσυλία vnd ſchad-
loſigkeit kommen/ darauff deutet auch die Hiſtoria klaͤrlich. Es war 1. ἀσυ-
λία Baſilica, eine koͤnigliche Sicherung; Dann ob zwar wol der Koͤnig
Darius ihn gern aller gefahr entzogen hette/ groſſen fleiß angewendet ihn zu
erloͤſen/ vnd ſich bemuͤhet biß die Sonn vntergangen/ auch daruͤber gefa-
ſtet vnd betruͤbet geweſt; jedoch weil ihn der Perſer vnd Meder recht gar zu
ſtarck vnd ſcharff vnter die augen geſchienen/ vnd er ſich eines Auffruhrs zu-
befahren gehabt/ wiewol wann er Gott gefoͤrchtet haͤtte vnd klug geweſt waͤ-
re/ er Daniel wol haͤtte retten koͤnnen/ vnd ſollen gedencken/ fiat juſtitia aut
pereat mundus;
Es muß Gerechtigkeit die Oberhand haben vnd ſolte die
Welt druͤber vntergehen; wie Ahasveros gethan/ der ohn anſehen der Per-
ſer vnd Meder recht durch die beredſame Eſther beredet/ ſein edict vnd Be-
fehl caſſiret/ da er vernommen/ daß es dem Koͤnige zum Nachſchand vnd
Vnglimpff außſchlagen moͤchte. Auffs wenigſte geraͤthe es zu ſchmaͤlung
Eſth. 7, 4.Koͤniglicher Reputation einen vnſchuldigen Menſchen ſtraffen/ der Feind
wuͤrde dem Koͤnig ſelbs ſchaden. Ob/ ſag ich/ er wol nichts außrichten koͤnnẽ
ſo hat er doch gethan/ was er gekoͤnnet/ den lieben Daniel durch Goͤttliche
Direction geſchuͤtzet/ daß er die Thuͤr deß Grabens mit einem zugeweltzten
Stein verwahret/ mit ſeinem vnd ſeiner gewaltigen Ring verſigelt/ auff
daß ſonſt niemand an Daniel Muthwillen uͤbete! der Graben hat ver-
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[996/0480] Die Drey vnd dreyſigſte ſack gelegen/ ſondern Gott ſelbs in einem vnverweſenlichen Leibegelegen; iſt ein privilegiũ, ſo Chriſto allein geziemet. Es wird zwar von vnterſchidlichen Paͤpſtiſchen Heiligen vnd Heiligthumb/ ſonderlich von dem Leichnam deß vermeinten Jndianiſchen Apoſtels Fr. Xaverii fabuliret vñ gedichtet/ als ob derſelbe Leichnam nach dem tode vnverweßlich geblieben/ vnd lieblichen Ge- ruch von ſich gegeben/ iſt aber pia fraus, ein from̃er Betrug. David war wol ein groͤſſerer Heiliger/ als einiger Paͤpſtiſcher Heilige ſeyn mag/ der heilige Geiſt hat ihn ſelbſt canoniſiret; So war Lazarus im Newen Teſtament ein groſſer/ heiliger vnd liebſter Freund Jeſu Chriſti/ aber ſie haben die Verwe- ſung ſehen muͤſſen; Lazari Leichnam hat geſtuncken. Chriſti heiligſtem Fronleichnam bleibet das præ auch in diſem ſtuck. Iob: 11, 31. Dan. 6, 14. & ſeqq. Der hocherleuchte Fuͤrſtliche Prophet Daniel iſt in diſem Stuck ein ſchoͤnes Fuͤrbild geweſt auff Chriſtum/ als welcher ἄσυλος ſchadloß in den Graben geworffen/ ſchadloß darinnen uͤber nacht gebliben/ ſchadloß darauß gezogen/ darvon zeuget die Hiſtoria klar. Die Lewen/ ſagt er zum Koͤ- nig/ haben mir kein leyd gethan; da man ihn auß dem Graben gezo- gen/ ſpuͤret man keinen ſchaden an ihm; woher aber ſolche ἀσυλία vnd ſchad- loſigkeit kommen/ darauff deutet auch die Hiſtoria klaͤrlich. Es war 1. ἀσυ- λία Baſilica, eine koͤnigliche Sicherung; Dann ob zwar wol der Koͤnig Darius ihn gern aller gefahr entzogen hette/ groſſen fleiß angewendet ihn zu erloͤſen/ vnd ſich bemuͤhet biß die Sonn vntergangen/ auch daruͤber gefa- ſtet vnd betruͤbet geweſt; jedoch weil ihn der Perſer vnd Meder recht gar zu ſtarck vnd ſcharff vnter die augen geſchienen/ vnd er ſich eines Auffruhrs zu- befahren gehabt/ wiewol wann er Gott gefoͤrchtet haͤtte vnd klug geweſt waͤ- re/ er Daniel wol haͤtte retten koͤnnen/ vnd ſollen gedencken/ fiat juſtitia aut pereat mundus; Es muß Gerechtigkeit die Oberhand haben vnd ſolte die Welt druͤber vntergehen; wie Ahasveros gethan/ der ohn anſehen der Per- ſer vnd Meder recht durch die beredſame Eſther beredet/ ſein edict vnd Be- fehl caſſiret/ da er vernommen/ daß es dem Koͤnige zum Nachſchand vnd Vnglimpff außſchlagen moͤchte. Auffs wenigſte geraͤthe es zu ſchmaͤlung Koͤniglicher Reputation einen vnſchuldigen Menſchen ſtraffen/ der Feind wuͤrde dem Koͤnig ſelbs ſchaden. Ob/ ſag ich/ er wol nichts außrichten koͤnnẽ ſo hat er doch gethan/ was er gekoͤnnet/ den lieben Daniel durch Goͤttliche Direction geſchuͤtzet/ daß er die Thuͤr deß Grabens mit einem zugeweltzten Stein verwahret/ mit ſeinem vnd ſeiner gewaltigen Ring verſigelt/ auff daß ſonſt niemand an Daniel Muthwillen uͤbete! der Graben hat ver- muhtlich eiſerne Krembs vnd Gitter gehabt/ dardurch leichtlich haͤtte koͤn- nen Eſth. 7, 4.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 996. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/480>, abgerufen am 25.11.2024.