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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Eylffte

IV. Auff was weise ist diese begnadung geschehen? Ver-
muthlich wie etwan ein Liecht das ander anzündet durch eine doppelung?
Nein/ dann die Majestät vnd klarheit deß Vatters vnd deß Sohns ist vnd
bleibt vnwandelbar eins. Jsts geschehen außgießlich durch eine ein- vnd
auß giessung/ als wann wirs dafür hielten/ daß die Göttliche eygenschafften
auß der Göttlichen Natur auß- vnd in die Menschliche Natur eingegossen
seyen (gleich wie man auß einem Faß in das ander Wasser eingeusset) vnd
dardurch die eygenschafften der Gottheit zu eygenschafften der Menschheit
worden? Jsts geschehen reumlich oder schößlich/ wie die erschaffenen gaben
in dem Schoß der Seelen sich auffenthalten/ wircken vnd wohnen? Nein/
dann das fleisch Christi ist nicht ein ort deß Worts/ sondern das Wort in
dem fleisch ist viel mehr der Schoß/ in welchem das fleisch auffgenommen
worden. Jsts geschehen gleichähnlich durch eine wesentliche gleichmachung?
Nein/ dann alle die Ehren-Cron/ damit die Menschheit Christi beseliget wor-
den/ ist vnd bleibt ein Gnaden-geschenck; derowegen ist noch vnd bleibt der
Sohn kleiner dann der Vater/ verstehe nach der menschheit/ auß diesem grund
1. Cor. 15,
28.
Esther.
6.
10. 11.
spricht der Apostel: Der Sohn selbst werde vnderthan seyn dem/
der jhm alles vnderthan hat/ auff daß GOtt sey alles in allem.

Gleich wie Ahasveros zwar dem wolverdienten Juden Mardochai lassen
anziehen Königliche kleyder/ jhm eine Königliche Cron lassen auffsetzen/ ein
Königlich Pferd vnder den Leib gegeben/ vnd in der Statt Susan durch
Haman lassen herumbführen vnd sagen: Also wird man dem Mann
thun/ den der König gerne ehren wolt/
vnd ist doch einen weg als den
andern Mardochai deß Königs vnderthan geblieben/ vnd dem König nicht
gleich worden. Oder ists geschehen zerstörlich/ durch eine zerstörung? Jst
die Menschheit Christi durch solchen glantz der Göttlichen gaben in die
Gottheit versencket vnd verschlungen worden? Nein; dann die Herrligkeit
Matth. 17,
1. seqq.
Col.
2, 9.
vnd klarheit thut der Natur keinen abbruch/ wie zusehen in der verklärung
Christi auff dem Berge.

Sondern es ist geschehen warhafftiglich/ wiewol nicht wesentlich/
doch thätlich somatikos, leibhafftig/ das ist/ wie die Seele die einfliessen-
de gemeinschafft dem Leibe mittheilet/ vnd hingegen der Leib ohne die Seele
todt ist/ gleich wie das Oel alle Glieder deß Leibs durchdringet/ wiein einem
glüenden eysen deß fewers krafft vnd Hitz durch das eysen durchdringet/
daß es ein glüendes/ brennendes vnd leuchtendes eysen ist vnd heist. Nicht
Apoc. 1,
15.
vergebens vnd ohne gefähr hat sich der Herr selbs in der himmlischen Offen-
bahrung St. Johanni in glüenden füssen dargestellet: Also hat sich die Gott-

heit
Die Eylffte

IV. Auff was weiſe iſt dieſe begnadung geſchehen? Ver-
muthlich wie etwan ein Liecht das ander anzuͤndet durch eine doppelung?
Nein/ dann die Majeſtaͤt vnd klarheit deß Vatters vnd deß Sohns iſt vnd
bleibt vnwandelbar eins. Jſts geſchehen außgießlich durch eine ein- vnd
auß gieſſung/ als wann wirs dafuͤr hielten/ daß die Goͤttliche eygenſchafften
auß der Goͤttlichen Natur auß- vnd in die Menſchliche Natur eingegoſſen
ſeyen (gleich wie man auß einem Faß in das ander Waſſer eingeuſſet) vnd
dardurch die eygenſchafften der Gottheit zu eygenſchafften der Menſchheit
worden? Jſts geſchehen reumlich oder ſchoͤßlich/ wie die erſchaffenen gaben
in dem Schoß der Seelen ſich auffenthalten/ wircken vnd wohnen? Nein/
dann das fleiſch Chriſti iſt nicht ein ort deß Worts/ ſondern das Wort in
dem fleiſch iſt viel mehr der Schoß/ in welchem das fleiſch auffgenommen
worden. Jſts geſchehen gleichaͤhnlich durch eine weſentliche gleichmachung?
Nein/ dañ alle die Ehren-Cron/ damit die Menſchheit Chriſti beſeliget wor-
den/ iſt vnd bleibt ein Gnaden-geſchenck; derowegen iſt noch vnd bleibt der
Sohn kleiner dañ der Vater/ verſtehe nach der menſchheit/ auß dieſem grund
1. Cor. 15,
28.
Eſther.
6.
10. 11.
ſpricht der Apoſtel: Der Sohn ſelbſt werde vnderthan ſeyn dem/
der jhm alles vnderthan hat/ auff daß GOtt ſey alles in allem.

Gleich wie Ahaſveros zwar dem wolverdienten Juden Mardochai laſſen
anziehen Koͤnigliche kleyder/ jhm eine Koͤnigliche Cron laſſen auffſetzen/ ein
Koͤniglich Pferd vnder den Leib gegeben/ vnd in der Statt Suſan durch
Haman laſſen herumbfuͤhren vnd ſagen: Alſo wird man dem Mann
thun/ den der Koͤnig gerne ehren wolt/
vnd iſt doch einen weg als den
andern Mardochai deß Koͤnigs vnderthan geblieben/ vnd dem Koͤnig nicht
gleich worden. Oder iſts geſchehen zerſtoͤrlich/ durch eine zerſtoͤrung? Jſt
die Menſchheit Chriſti durch ſolchen glantz der Goͤttlichen gaben in die
Gottheit verſencket vnd verſchlungen worden? Nein; dann die Herꝛligkeit
Matth. 17,
1. ſeqq.
Col.
2, 9.
vnd klarheit thut der Natur keinen abbruch/ wie zuſehen in der verklaͤrung
Chriſti auff dem Berge.

Sondern es iſt geſchehen warhafftiglich/ wiewol nicht weſentlich/
doch thaͤtlich σωματικῶς, leibhafftig/ das iſt/ wie die Seele die einflieſſen-
de gemeinſchafft dem Leibe mittheilet/ vnd hingegen der Leib ohne die Seele
todt iſt/ gleich wie das Oel alle Glieder deß Leibs durchdringet/ wiein einem
gluͤenden eyſen deß fewers krafft vnd Hitz durch das eyſen durchdringet/
daß es ein gluͤendes/ brennendes vnd leuchtendes eyſen iſt vnd heiſt. Nicht
Apoc. 1,
15.
vergebens vnd ohne gefaͤhr hat ſich der Herꝛ ſelbs in der him̃liſchen Offen-
bahrung St. Johanni in gluͤendẽ fuͤſſen dargeſtellet: Alſo hat ſich die Gott-

heit
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[716/0200] Die Eylffte IV. Auff was weiſe iſt dieſe begnadung geſchehen? Ver- muthlich wie etwan ein Liecht das ander anzuͤndet durch eine doppelung? Nein/ dann die Majeſtaͤt vnd klarheit deß Vatters vnd deß Sohns iſt vnd bleibt vnwandelbar eins. Jſts geſchehen außgießlich durch eine ein- vnd auß gieſſung/ als wann wirs dafuͤr hielten/ daß die Goͤttliche eygenſchafften auß der Goͤttlichen Natur auß- vnd in die Menſchliche Natur eingegoſſen ſeyen (gleich wie man auß einem Faß in das ander Waſſer eingeuſſet) vnd dardurch die eygenſchafften der Gottheit zu eygenſchafften der Menſchheit worden? Jſts geſchehen reumlich oder ſchoͤßlich/ wie die erſchaffenen gaben in dem Schoß der Seelen ſich auffenthalten/ wircken vnd wohnen? Nein/ dann das fleiſch Chriſti iſt nicht ein ort deß Worts/ ſondern das Wort in dem fleiſch iſt viel mehr der Schoß/ in welchem das fleiſch auffgenommen worden. Jſts geſchehen gleichaͤhnlich durch eine weſentliche gleichmachung? Nein/ dañ alle die Ehren-Cron/ damit die Menſchheit Chriſti beſeliget wor- den/ iſt vnd bleibt ein Gnaden-geſchenck; derowegen iſt noch vnd bleibt der Sohn kleiner dañ der Vater/ verſtehe nach der menſchheit/ auß dieſem grund ſpricht der Apoſtel: Der Sohn ſelbſt werde vnderthan ſeyn dem/ der jhm alles vnderthan hat/ auff daß GOtt ſey alles in allem. Gleich wie Ahaſveros zwar dem wolverdienten Juden Mardochai laſſen anziehen Koͤnigliche kleyder/ jhm eine Koͤnigliche Cron laſſen auffſetzen/ ein Koͤniglich Pferd vnder den Leib gegeben/ vnd in der Statt Suſan durch Haman laſſen herumbfuͤhren vnd ſagen: Alſo wird man dem Mann thun/ den der Koͤnig gerne ehren wolt/ vnd iſt doch einen weg als den andern Mardochai deß Koͤnigs vnderthan geblieben/ vnd dem Koͤnig nicht gleich worden. Oder iſts geſchehen zerſtoͤrlich/ durch eine zerſtoͤrung? Jſt die Menſchheit Chriſti durch ſolchen glantz der Goͤttlichen gaben in die Gottheit verſencket vnd verſchlungen worden? Nein; dann die Herꝛligkeit vnd klarheit thut der Natur keinen abbruch/ wie zuſehen in der verklaͤrung Chriſti auff dem Berge. 1. Cor. 15, 28. Eſther. 6. 10. 11. Matth. 17, 1. ſeqq. Col. 2, 9. Sondern es iſt geſchehen warhafftiglich/ wiewol nicht weſentlich/ doch thaͤtlich σωματικῶς, leibhafftig/ das iſt/ wie die Seele die einflieſſen- de gemeinſchafft dem Leibe mittheilet/ vnd hingegen der Leib ohne die Seele todt iſt/ gleich wie das Oel alle Glieder deß Leibs durchdringet/ wiein einem gluͤenden eyſen deß fewers krafft vnd Hitz durch das eyſen durchdringet/ daß es ein gluͤendes/ brennendes vnd leuchtendes eyſen iſt vnd heiſt. Nicht vergebens vnd ohne gefaͤhr hat ſich der Herꝛ ſelbs in der him̃liſchen Offen- bahrung St. Johanni in gluͤendẽ fuͤſſen dargeſtellet: Alſo hat ſich die Gott- heit Apoc. 1, 15.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/200>, abgerufen am 23.11.2024.