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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Predigt.
Schöpffer aller ding/ wie bistu worden so gering/ daß du da ligst
auff dürrem Graß: davon ein Rind vnd Esel aß!
Das ist der
Schöpffer aller ding/ der ligt warhafftig auff dem Graß. Jtem: Den
aller Welt kreiß nie beschloß/ der ligt in Marien Schoß;

das ist der vnermeßliche Gott/ den fasset Maria in jhre Arm/ er ligt da vmb-
schrieben von einem gewissen ort: nemlich/ dem Schoß seiner Mutter.
Das müssen wir nun wissen vnd verstehen/ Christum lieb haben istEphes. 3,
19.

besser denn alles wissen: wie aber lieben ohne erkäntnüß? daß were ei-
ne blinde Lieb. Si Christum discis, nihil est, si caetera nescis; Si Christum
nescis, nihil est si caeteris discis,
wer JEsum Christum recht erkendt/ hat all
seine zeit wol angewendt.

Die Welt-Weisen belustigen sich mit jhren arcanis, alle arcana
Politica,
alle Politische verborgene ding außzuecken/ wie auch die Geheim-
nüß der Natur/ die geheimnüssen in allerhand Künsten außzudencken
vnd außzugründen/ ist jhnen angelegen: aber wo bleibt das unum
necessarium?
deß jenige nöthige Geheimnüß/ daran die seligkeit haff-
tet/ deß geoffenbarten Gottes im fleisch? da weiß Herodes nichts von/
das ist dem gemeinen Mann zu hoch/ dem gilts gleich/ er glaube was er
woll: der nimmet leichtlich eine Religion an/ die (wie das Gelt) geng vnd
geb ist! Nun es wird einmahl ein tag kommen/ da ein jeder wird rechenschafft
geben müssen seines glaubens/ vnd ein hartes examen außstehen. Wehe
dem in ewigkeit/ der da vbel bestehet?

Beyneben ligt vns auch ob zuerkennen den vnderscheid zwischen Tag
vnd Nacht/ Liecht vnd Finsternüß/ Warheit vnd Lügen. Wir haben hier
abermahl zwey extrema für vns/ dort den Eutychianischen Schwarm von
einem sectirischen Mönch zu Constantinopel/ Eutyches genandt/ erdacht/
der vorgeben/ die Menschheit seye in die Gottheit verwandelt worden/ conse-
quenter
habe die Gottheit selbs in jhrer eygnen Natur gelitten; welchen
jrrthumb aber jener Fränckische König Alamandurus gar artig beschlagen/
zu welchem als Severus ein Eutychianischer Bischoff gesandten abgeferti-
get hatte/ die jhn/ dem Kätzer Eutychi beyfall zugeben/ vberreden sollen; Er
sie zwar gehöret/ aber hernach bestellet/ daß jhm Brieffe gebracht worden
sind/ darinn jhm zur newen Zeitung geschrieben/ daß der Ertz-Engel
Michael gestorben were. Wie er nun diese brieffe in beysein der Gesandten
gelesen/ hatten sie sich gleichsam darüber entsetzet/ vnd gesagt/ der König
solte es nicht glauben: Dann die Engel könten nicht sterben; darauff er
geantwortet: Ey/ so die Engel nicht sterben können/ warumb wolt jhr mich

dann
T t t t iij

Predigt.
Schoͤpffer aller ding/ wie biſtu worden ſo gering/ daß du da ligſt
auff duͤrꝛem Graß: davon ein Rind vnd Eſel aß!
Das iſt der
Schoͤpffer aller ding/ der ligt warhafftig auff dem Graß. Jtem: Den
aller Welt kreiß nie beſchloß/ der ligt in Marien Schoß;

das iſt der vnermeßliche Gott/ den faſſet Maria in jhre Arm/ er ligt da vmb-
ſchrieben von einem gewiſſen ort: nemlich/ dem Schoß ſeiner Mutter.
Das muͤſſen wir nun wiſſen vnd verſtehen/ Chriſtum lieb haben iſtEpheſ. 3,
19.

beſſer denn alles wiſſen: wie aber lieben ohne erkaͤntnuͤß? daß were ei-
ne blinde Lieb. Si Chriſtum diſcis, nihil eſt, ſi cætera neſcis; Si Chriſtum
neſcis, nihil eſt ſi cæteris diſcis,
wer JEſum Chriſtum recht erkendt/ hat all
ſeine zeit wol angewendt.

Die Welt-Weiſen beluſtigen ſich mit jhren arcanis, alle arcana
Politica,
alle Politiſche verborgene ding außzuecken/ wie auch die Geheim-
nuͤß der Natur/ die geheimnuͤſſen in allerhand Kuͤnſten außzudencken
vnd außzugruͤnden/ iſt jhnen angelegen: aber wo bleibt das unum
neceſſarium?
deß jenige noͤthige Geheimnuͤß/ daran die ſeligkeit haff-
tet/ deß geoffenbarten Gottes im fleiſch? da weiß Herodes nichts von/
das iſt dem gemeinen Mann zu hoch/ dem gilts gleich/ er glaube was er
woll: der nimmet leichtlich eine Religion an/ die (wie das Gelt) geng vnd
geb iſt! Nun es wird einmahl ein tag kom̃en/ da ein jeder wird rechenſchafft
geben muͤſſen ſeines glaubens/ vnd ein hartes examen außſtehen. Wehe
dem in ewigkeit/ der da vbel beſtehet?

Beyneben ligt vns auch ob zuerkennen den vnderſcheid zwiſchen Tag
vnd Nacht/ Liecht vnd Finſternuͤß/ Warheit vnd Luͤgen. Wir haben hier
abermahl zwey extrema fuͤr vns/ dort den Eutychianiſchen Schwarm von
einem ſectiriſchen Moͤnch zu Conſtantinopel/ Eutyches genandt/ erdacht/
der vorgebẽ/ die Menſchheit ſeye in die Gottheit verwandelt worden/ conſe-
quenter
habe die Gottheit ſelbs in jhrer eygnen Natur gelitten; welchen
jrꝛthumb aber jener Fraͤnckiſche Koͤnig Alamandurus gar artig beſchlagen/
zu welchem als Severus ein Eutychianiſcher Biſchoff geſandten abgeferti-
get hatte/ die jhn/ dem Kaͤtzer Eutychi beyfall zugeben/ vberreden ſollen; Er
ſie zwar gehoͤret/ aber hernach beſtellet/ daß jhm Brieffe gebracht worden
ſind/ darinn jhm zur newen Zeitung geſchrieben/ daß der Ertz-Engel
Michael geſtorben were. Wie er nun dieſe brieffe in beyſein der Geſandten
geleſen/ hatten ſie ſich gleichſam daruͤber entſetzet/ vnd geſagt/ der Koͤnig
ſolte es nicht glauben: Dann die Engel koͤnten nicht ſterben; darauff er
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dann
T t t t iij
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[701/0185] Predigt. Schoͤpffer aller ding/ wie biſtu worden ſo gering/ daß du da ligſt auff duͤrꝛem Graß: davon ein Rind vnd Eſel aß! Das iſt der Schoͤpffer aller ding/ der ligt warhafftig auff dem Graß. Jtem: Den aller Welt kreiß nie beſchloß/ der ligt in Marien Schoß; das iſt der vnermeßliche Gott/ den faſſet Maria in jhre Arm/ er ligt da vmb- ſchrieben von einem gewiſſen ort: nemlich/ dem Schoß ſeiner Mutter. Das muͤſſen wir nun wiſſen vnd verſtehen/ Chriſtum lieb haben iſt beſſer denn alles wiſſen: wie aber lieben ohne erkaͤntnuͤß? daß were ei- ne blinde Lieb. Si Chriſtum diſcis, nihil eſt, ſi cætera neſcis; Si Chriſtum neſcis, nihil eſt ſi cæteris diſcis, wer JEſum Chriſtum recht erkendt/ hat all ſeine zeit wol angewendt. Epheſ. 3, 19. Die Welt-Weiſen beluſtigen ſich mit jhren arcanis, alle arcana Politica, alle Politiſche verborgene ding außzuecken/ wie auch die Geheim- nuͤß der Natur/ die geheimnuͤſſen in allerhand Kuͤnſten außzudencken vnd außzugruͤnden/ iſt jhnen angelegen: aber wo bleibt das unum neceſſarium? deß jenige noͤthige Geheimnuͤß/ daran die ſeligkeit haff- tet/ deß geoffenbarten Gottes im fleiſch? da weiß Herodes nichts von/ das iſt dem gemeinen Mann zu hoch/ dem gilts gleich/ er glaube was er woll: der nimmet leichtlich eine Religion an/ die (wie das Gelt) geng vnd geb iſt! Nun es wird einmahl ein tag kom̃en/ da ein jeder wird rechenſchafft geben muͤſſen ſeines glaubens/ vnd ein hartes examen außſtehen. Wehe dem in ewigkeit/ der da vbel beſtehet? Beyneben ligt vns auch ob zuerkennen den vnderſcheid zwiſchen Tag vnd Nacht/ Liecht vnd Finſternuͤß/ Warheit vnd Luͤgen. Wir haben hier abermahl zwey extrema fuͤr vns/ dort den Eutychianiſchen Schwarm von einem ſectiriſchen Moͤnch zu Conſtantinopel/ Eutyches genandt/ erdacht/ der vorgebẽ/ die Menſchheit ſeye in die Gottheit verwandelt worden/ conſe- quenter habe die Gottheit ſelbs in jhrer eygnen Natur gelitten; welchen jrꝛthumb aber jener Fraͤnckiſche Koͤnig Alamandurus gar artig beſchlagen/ zu welchem als Severus ein Eutychianiſcher Biſchoff geſandten abgeferti- get hatte/ die jhn/ dem Kaͤtzer Eutychi beyfall zugeben/ vberreden ſollen; Er ſie zwar gehoͤret/ aber hernach beſtellet/ daß jhm Brieffe gebracht worden ſind/ darinn jhm zur newen Zeitung geſchrieben/ daß der Ertz-Engel Michael geſtorben were. Wie er nun dieſe brieffe in beyſein der Geſandten geleſen/ hatten ſie ſich gleichſam daruͤber entſetzet/ vnd geſagt/ der Koͤnig ſolte es nicht glauben: Dann die Engel koͤnten nicht ſterben; darauff er geantwortet: Ey/ ſo die Engel nicht ſterben koͤnnen/ warumb wolt jhr mich dann T t t t iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/185>, abgerufen am 25.11.2024.