Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.Predigt. Schöpffer aller ding/ wie bistu worden so gering/ daß du da ligstauff dürrem Graß: davon ein Rind vnd Esel aß! Das ist der Schöpffer aller ding/ der ligt warhafftig auff dem Graß. Jtem: Den aller Welt kreiß nie beschloß/ der ligt in Marien Schoß; das ist der vnermeßliche Gott/ den fasset Maria in jhre Arm/ er ligt da vmb- schrieben von einem gewissen ort: nemlich/ dem Schoß seiner Mutter. Das müssen wir nun wissen vnd verstehen/ Christum lieb haben istEphes. 3, 19. besser denn alles wissen: wie aber lieben ohne erkäntnüß? daß were ei- ne blinde Lieb. Si Christum discis, nihil est, si caetera nescis; Si Christum nescis, nihil est si caeteris discis, wer JEsum Christum recht erkendt/ hat all seine zeit wol angewendt. Die Welt-Weisen belustigen sich mit jhren arcanis, alle arcana Beyneben ligt vns auch ob zuerkennen den vnderscheid zwischen Tag dann T t t t iij
Predigt. Schoͤpffer aller ding/ wie biſtu worden ſo gering/ daß du da ligſtauff duͤrꝛem Graß: davon ein Rind vnd Eſel aß! Das iſt der Schoͤpffer aller ding/ der ligt warhafftig auff dem Graß. Jtem: Den aller Welt kreiß nie beſchloß/ der ligt in Marien Schoß; das iſt der vnermeßliche Gott/ den faſſet Maria in jhre Arm/ er ligt da vmb- ſchrieben von einem gewiſſen ort: nemlich/ dem Schoß ſeiner Mutter. Das muͤſſen wir nun wiſſen vnd verſtehen/ Chriſtum lieb haben iſtEpheſ. 3, 19. beſſer denn alles wiſſen: wie aber lieben ohne erkaͤntnuͤß? daß were ei- ne blinde Lieb. Si Chriſtum diſcis, nihil eſt, ſi cætera neſcis; Si Chriſtum neſcis, nihil eſt ſi cæteris diſcis, wer JEſum Chriſtum recht erkendt/ hat all ſeine zeit wol angewendt. Die Welt-Weiſen beluſtigen ſich mit jhren arcanis, alle arcana Beyneben ligt vns auch ob zuerkennen den vnderſcheid zwiſchen Tag dann T t t t iij
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Predigt.
Schoͤpffer aller ding/ wie biſtu worden ſo gering/ daß du da ligſt
auff duͤrꝛem Graß: davon ein Rind vnd Eſel aß! Das iſt der
Schoͤpffer aller ding/ der ligt warhafftig auff dem Graß. Jtem: Den
aller Welt kreiß nie beſchloß/ der ligt in Marien Schoß;
das iſt der vnermeßliche Gott/ den faſſet Maria in jhre Arm/ er ligt da vmb-
ſchrieben von einem gewiſſen ort: nemlich/ dem Schoß ſeiner Mutter.
Das muͤſſen wir nun wiſſen vnd verſtehen/ Chriſtum lieb haben iſt
beſſer denn alles wiſſen: wie aber lieben ohne erkaͤntnuͤß? daß were ei-
ne blinde Lieb. Si Chriſtum diſcis, nihil eſt, ſi cætera neſcis; Si Chriſtum
neſcis, nihil eſt ſi cæteris diſcis, wer JEſum Chriſtum recht erkendt/ hat all
ſeine zeit wol angewendt.
Epheſ. 3,
19.
Die Welt-Weiſen beluſtigen ſich mit jhren arcanis, alle arcana
Politica, alle Politiſche verborgene ding außzuecken/ wie auch die Geheim-
nuͤß der Natur/ die geheimnuͤſſen in allerhand Kuͤnſten außzudencken
vnd außzugruͤnden/ iſt jhnen angelegen: aber wo bleibt das unum
neceſſarium? deß jenige noͤthige Geheimnuͤß/ daran die ſeligkeit haff-
tet/ deß geoffenbarten Gottes im fleiſch? da weiß Herodes nichts von/
das iſt dem gemeinen Mann zu hoch/ dem gilts gleich/ er glaube was er
woll: der nimmet leichtlich eine Religion an/ die (wie das Gelt) geng vnd
geb iſt! Nun es wird einmahl ein tag kom̃en/ da ein jeder wird rechenſchafft
geben muͤſſen ſeines glaubens/ vnd ein hartes examen außſtehen. Wehe
dem in ewigkeit/ der da vbel beſtehet?
Beyneben ligt vns auch ob zuerkennen den vnderſcheid zwiſchen Tag
vnd Nacht/ Liecht vnd Finſternuͤß/ Warheit vnd Luͤgen. Wir haben hier
abermahl zwey extrema fuͤr vns/ dort den Eutychianiſchen Schwarm von
einem ſectiriſchen Moͤnch zu Conſtantinopel/ Eutyches genandt/ erdacht/
der vorgebẽ/ die Menſchheit ſeye in die Gottheit verwandelt worden/ conſe-
quenter habe die Gottheit ſelbs in jhrer eygnen Natur gelitten; welchen
jrꝛthumb aber jener Fraͤnckiſche Koͤnig Alamandurus gar artig beſchlagen/
zu welchem als Severus ein Eutychianiſcher Biſchoff geſandten abgeferti-
get hatte/ die jhn/ dem Kaͤtzer Eutychi beyfall zugeben/ vberreden ſollen; Er
ſie zwar gehoͤret/ aber hernach beſtellet/ daß jhm Brieffe gebracht worden
ſind/ darinn jhm zur newen Zeitung geſchrieben/ daß der Ertz-Engel
Michael geſtorben were. Wie er nun dieſe brieffe in beyſein der Geſandten
geleſen/ hatten ſie ſich gleichſam daruͤber entſetzet/ vnd geſagt/ der Koͤnig
ſolte es nicht glauben: Dann die Engel koͤnten nicht ſterben; darauff er
geantwortet: Ey/ ſo die Engel nicht ſterben koͤnnen/ warumb wolt jhr mich
dann
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