Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.Predigt. boren ist/ daß ist vom H. Geist. Jst die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnddann sie ans tag Liecht kommen/ schon geboren gewest/ so war ja die Seel vnd das leben in der Leibesfrucht fürhanden; in massen dann auch alle an- dere Kinder per traducem gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von dem anderen/ als den Eltern wird angezündet. Wir haben allhie keine miracula vnnötiger weiß zu erdencken/ Chri- Die lieben Alten habens erklärt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie darauß
Predigt. boren iſt/ daß iſt vom H. Geiſt. Jſt die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnddann ſie ans tag Liecht kommen/ ſchon geboren geweſt/ ſo war ja die Seel vnd das leben in der Leibesfrucht fuͤrhanden; in maſſen dann auch alle an- dere Kinder per traducem gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von dem anderen/ als den Eltern wird angezuͤndet. Wir haben allhie keine miracula vnnoͤtiger weiß zu erdencken/ Chri- Die lieben Alten habens erklaͤrt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie darauß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0155" n="671"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">boren iſt/ daß iſt vom H. Geiſt.</hi> Jſt die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnd<lb/> dann ſie ans tag Liecht kommen/ ſchon geboren geweſt/ ſo war ja die Seel<lb/> vnd das leben in der Leibesfrucht fuͤrhanden; in maſſen dann auch alle an-<lb/> dere Kinder <hi rendition="#aq">per traducem</hi> gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von<lb/> dem anderen/ als den Eltern wird angezuͤndet.</p><lb/> <p>Wir haben allhie keine <hi rendition="#aq">miracula</hi> vnnoͤtiger weiß zu erdencken/ Chri-<lb/> ſtus hat Abrahams-ſaamen angenohmen/ iſt theilhafftig worden deß flei-<lb/> ſches vnd Bluts gleich wie andere Adams-kinder mit Leib vnd Seel/ doch<lb/> ohne Suͤnde. Sonſt koͤnte die Jungfraw Maria keine Mutter ſein vnd<lb/> heiſſen deß Meſſi<hi rendition="#aq">æ</hi>/ wann derſelb von Jhr mehr nicht als den Leib vnd nicht<lb/> die lebendige Seel zu gleich geſchoͤpffet vnd empfangen hette. Folgends<lb/> werde er (wie dann auch wuͤrcklich geſchehen) durch die heyligmachende<lb/> vberkunfft deß heyligmachenden Geiſtes/ dergeſtalt gereiniget/ geheyliget<lb/> vnd von allen Suͤnden abgeſondert werden/ daß allerdings kein Mackel/<lb/> flecken oder Suͤndenruß an demſelben zu verſpuͤren geweſt; Der Engel heiſ-<lb/> ſet die Leibesfrucht Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> nicht vergebens daß Heylige/ <hi rendition="#fr">daß Heylige/</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 1, 35.</note><lb/> ſpricht Er/ <hi rendition="#fr">daß von dir geboren wuͤrd/ wird Gottes Sohn genen-<lb/> net werden/</hi> verſtehe daß Heylige κατ᾽ ἐξοχὴν, daß allerheyligſte/ derglei-<lb/> chen kein ſolch heyliges fleiſch in der Welt zu finden/ durch welches alles an-<lb/> dere Menſchliche fleiſch ſoll geheyliget vnd geſegnet werden/ auff daß er ein<lb/> gantz heyliger/ von allen Suͤndern abgeſonderter Hoheprieſter ſein moͤge.<lb/> Die Jungfraͤwlichen blutstropflen Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> waren von Natur ſo wol mit<lb/> Suͤnden befleckt geweſen/ als ein anderes Weibes-blut/ wann nicht der<lb/> H. Geiſt durch ſein heylig vnd rein-machende vberkunfft dieſelbe blutstropf-<lb/> fen gereiniget hette.</p><lb/> <p>Die lieben Alten habens erklaͤrt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie<lb/> auch zuvor erwehnet worden/ auß einem <hi rendition="#aq">roſeto</hi> oder Roſenſtock/ in welchem<lb/> Gifft vnd Honig mit einander vermiſcht (ſintemahlen auch die ſpinne jhr<lb/> Gifft auß der Roſen zuſaugen pflegt) allein den reinen vnd ſauberen Honig<lb/> hierauß ſauget/ alſo hab auch der H. Geiſt einen von Jhm ſelbs geſauberten<lb/> Bluthonig herauß geſogen/ auß welchem der zarte Leib deß liebſten JEſus-<lb/> Kind bereitet vnd erbawen worden: Worauff dann gefolgt die Perſoͤnliche<lb/> vereinigung/ die <hi rendition="#aq">Copulation</hi> vnd vermaͤhlung/ nach dem die Braut gantz<lb/> ſauber/ Heylig vnd rein von dem H. Geiſt dargeſtellt/ vñ dem Sohn Gottes<lb/> als ein Braut zugefuͤhret vnd beygeleget wordẽ/ ſo hat alsdañ der Geiſt Got-<lb/> tes den edelſten Sohn Gottes mit dem allerheyligſten gebluͤt Mari<hi rendition="#aq">æ</hi> verein-<lb/> baret/ daß wie Mañ vnd Weib ein fleiſch/ alſo Gott vnd Menſch ein Perſon<lb/> <fw place="bottom" type="catch">darauß</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [671/0155]
Predigt.
boren iſt/ daß iſt vom H. Geiſt. Jſt die Leibesfrucht in Jhr/ ehe vnd
dann ſie ans tag Liecht kommen/ ſchon geboren geweſt/ ſo war ja die Seel
vnd das leben in der Leibesfrucht fuͤrhanden; in maſſen dann auch alle an-
dere Kinder per traducem gezeuget/ daß immer ein lebendiges Liecht von
dem anderen/ als den Eltern wird angezuͤndet.
Wir haben allhie keine miracula vnnoͤtiger weiß zu erdencken/ Chri-
ſtus hat Abrahams-ſaamen angenohmen/ iſt theilhafftig worden deß flei-
ſches vnd Bluts gleich wie andere Adams-kinder mit Leib vnd Seel/ doch
ohne Suͤnde. Sonſt koͤnte die Jungfraw Maria keine Mutter ſein vnd
heiſſen deß Meſſiæ/ wann derſelb von Jhr mehr nicht als den Leib vnd nicht
die lebendige Seel zu gleich geſchoͤpffet vnd empfangen hette. Folgends
werde er (wie dann auch wuͤrcklich geſchehen) durch die heyligmachende
vberkunfft deß heyligmachenden Geiſtes/ dergeſtalt gereiniget/ geheyliget
vnd von allen Suͤnden abgeſondert werden/ daß allerdings kein Mackel/
flecken oder Suͤndenruß an demſelben zu verſpuͤren geweſt; Der Engel heiſ-
ſet die Leibesfrucht Mariæ nicht vergebens daß Heylige/ daß Heylige/
ſpricht Er/ daß von dir geboren wuͤrd/ wird Gottes Sohn genen-
net werden/ verſtehe daß Heylige κατ᾽ ἐξοχὴν, daß allerheyligſte/ derglei-
chen kein ſolch heyliges fleiſch in der Welt zu finden/ durch welches alles an-
dere Menſchliche fleiſch ſoll geheyliget vnd geſegnet werden/ auff daß er ein
gantz heyliger/ von allen Suͤndern abgeſonderter Hoheprieſter ſein moͤge.
Die Jungfraͤwlichen blutstropflen Mariæ waren von Natur ſo wol mit
Suͤnden befleckt geweſen/ als ein anderes Weibes-blut/ wann nicht der
H. Geiſt durch ſein heylig vnd rein-machende vberkunfft dieſelbe blutstropf-
fen gereiniget hette.
Luc. 1, 35.
Die lieben Alten habens erklaͤrt mit einer Jmm vnd Bien/ welche wie
auch zuvor erwehnet worden/ auß einem roſeto oder Roſenſtock/ in welchem
Gifft vnd Honig mit einander vermiſcht (ſintemahlen auch die ſpinne jhr
Gifft auß der Roſen zuſaugen pflegt) allein den reinen vnd ſauberen Honig
hierauß ſauget/ alſo hab auch der H. Geiſt einen von Jhm ſelbs geſauberten
Bluthonig herauß geſogen/ auß welchem der zarte Leib deß liebſten JEſus-
Kind bereitet vnd erbawen worden: Worauff dann gefolgt die Perſoͤnliche
vereinigung/ die Copulation vnd vermaͤhlung/ nach dem die Braut gantz
ſauber/ Heylig vnd rein von dem H. Geiſt dargeſtellt/ vñ dem Sohn Gottes
als ein Braut zugefuͤhret vnd beygeleget wordẽ/ ſo hat alsdañ der Geiſt Got-
tes den edelſten Sohn Gottes mit dem allerheyligſten gebluͤt Mariæ verein-
baret/ daß wie Mañ vnd Weib ein fleiſch/ alſo Gott vnd Menſch ein Perſon
darauß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |