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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Die Fünffte
wie vnser Nicenisches Symbolum bekennet/ so ist er leibhafftig worden/ in-
Ioh. 1. 14.
1. Tim. 3.
16. 1. Petr.
3, 18. c, 4. 1.
1. Ioh.
4. 2.
carnatus oder eingefleischet. Dann also stehet geschrieben/ das Wort
ward fleisch/ GOtt ist geoffenbahret im fleisch/ Er ist getödtet
nach dem fleisch/ Er ist im fleisch.
Jst eine art zn reden in Heiliger
Schrifft gebräuchlich/ da manchmahl die menschliche Natur Fleisch
genennet wird.

Vnd zwar heißt allhie Fleisch so viel als ein warhafftes fleisch/ was
man eygentlich fleisch pfleget zu nennen/ kein Schema, blosse gestallt oder
Gespänst/ so bald verschwindet/ wie sonst auch im Alten Testament in sol-
cher Menschlicher gestalt der Sohn Gottes bißweilen erschienen/ vnd gar
im Paradißgarten sich nicht nur hören lassen (als der damahl das Evan-
gelium vom Schlangen-tretter vnsern gefallenen Eltern zu trost gepredi-
get/ vnd auß dem Schoß seines Vatters herfür gebracht/ Gnad vnd War-
heit ist durch jhn kommen) sondern auch sehen lassen/ für dessen Angesicht
sie sich verdeckten: Jn der Chaldeischen Bibel stehet: Sie hörten die stim-
me deß Worts deß Herren/ das ist deß Sohnes Gottes/ welcher sich in
Menschen gestalt/ sehen vnd hören ließ. Deßgleichen hat er auch ein solch
Schema mit sich gebracht/ da Er bey dem Ertzvatter Abraham eingekehret/
vber dessen tag er sich inniglich erfrewet/ vnd sonst mehr mahl gleichsam als
in einem praeludio oder Vorspiel seine künfftige Menschwerdung bezengt.
Also ringet ein Mann mit Jacob/ welcher daselbst gleichfalls Gott genen-
net wird/ daß ist gewesen der Sohn Gottes/ welcher in gestalt eines Man-
Gen. 32.
Exod.
24.
nes dem Jacob erschienen. Es sihet Moses sampt den Eltesten den Gott
Jsrael/ daß es vnder seinen füssen/ war wie ein schöner Saphier/ vnd wie
die gestalt deß Himmels/ wenn er klar ist/ da ist abermahl der Sohn Got-
Ios. 5.tes in Menschen gestalt erschienen. Der Held Josua sihet bey Jericho ei-
nen Mann/ der hatte ein bloß Schwerd in seiner Hand/ welcher sich nen-
Dan. 7.net den Fürsten vber das Heer deß Herren. Der Prophet Daniel
siehet einen kommen in den Wolcken deß Himmels/ wie eines Menschen
Zach. 1.Sohn. Zacharias siehet einen Mann auff einem rothen Pferde sitzen/ der
hielt vnder den Myrten in der Awe; dieser Mann wird hernach genennet
der Herr/ vnd wird beschrieben als ein Fürst deß himmlischen Heers der
Engel.

Aber der jenig Leib in deme der Sohn GOttes erschinen/ war
kein warhafftes fleisch nicht/ viel weniger sein eygen fleisch/ sondern ein
blosses schatten-Werck/ ein Göttliches Gespänst; Hie aber ein leibhaff-
tiger Mensch/ der fleisch vnd Blut/ Adern vnd Bein gehabt/ wie ein
ander Adams kind. Die Jünger deß Herren verführeten sich

selbs

Die Fuͤnffte
wie vnſer Niceniſches Symbolum bekennet/ ſo iſt er leibhafftig worden/ in-
Ioh. 1. 14.
1. Tim. 3.
16. 1. Petr.
3, 18. c, 4. 1.
1. Ioh.
4. 2.
carnatus oder eingefleiſchet. Dann alſo ſtehet geſchrieben/ das Wort
ward fleiſch/ GOtt iſt geoffenbahret im fleiſch/ Er iſt getoͤdtet
nach dem fleiſch/ Er iſt im fleiſch.
Jſt eine art zn reden in Heiliger
Schrifft gebraͤuchlich/ da manchmahl die menſchliche Natur Fleiſch
genennet wird.

Vnd zwar heißt allhie Fleiſch ſo viel als ein warhafftes fleiſch/ was
man eygentlich fleiſch pfleget zu nennen/ kein Schema, bloſſe geſtallt oder
Geſpaͤnſt/ ſo bald verſchwindet/ wie ſonſt auch im Alten Teſtament in ſol-
cher Menſchlicher geſtalt der Sohn Gottes bißweilen erſchienen/ vnd gar
im Paradißgarten ſich nicht nur hoͤren laſſen (als der damahl das Evan-
gelium vom Schlangen-tretter vnſern gefallenen Eltern zu troſt gepredi-
get/ vnd auß dem Schoß ſeines Vatters herfuͤr gebracht/ Gnad vnd War-
heit iſt durch jhn kommen) ſondern auch ſehen laſſen/ fuͤr deſſen Angeſicht
ſie ſich verdeckten: Jn der Chaldeiſchen Bibel ſtehet: Sie hoͤrten die ſtim-
me deß Worts deß Herren/ das iſt deß Sohnes Gottes/ welcher ſich in
Menſchen geſtalt/ ſehen vnd hoͤren ließ. Deßgleichen hat er auch ein ſolch
Schema mit ſich gebracht/ da Er bey dem Ertzvatter Abraham eingekehret/
vber deſſen tag er ſich inniglich erfrewet/ vnd ſonſt mehr mahl gleichſam als
in einem præludio oder Vorſpiel ſeine kuͤnfftige Menſchwerdung bezengt.
Alſo ringet ein Mann mit Jacob/ welcher daſelbſt gleichfalls Gott genen-
net wird/ daß iſt geweſen der Sohn Gottes/ welcher in geſtalt eines Man-
Gen. 32.
Exod.
24.
nes dem Jacob erſchienen. Es ſihet Moſes ſampt den Elteſten den Gott
Jſrael/ daß es vnder ſeinen fuͤſſen/ war wie ein ſchoͤner Saphier/ vnd wie
die geſtalt deß Himmels/ wenn er klar iſt/ da iſt abermahl der Sohn Got-
Ioſ. 5.tes in Menſchen geſtalt erſchienen. Der Held Joſua ſihet bey Jericho ei-
nen Mann/ der hatte ein bloß Schwerd in ſeiner Hand/ welcher ſich nen-
Dan. 7.net den Fuͤrſten vber das Heer deß Herren. Der Prophet Daniel
ſiehet einen kommen in den Wolcken deß Himmels/ wie eines Menſchen
Zach. 1.Sohn. Zacharias ſiehet einen Mann auff einem rothen Pferde ſitzen/ der
hielt vnder den Myrten in der Awe; dieſer Mann wird hernach genennet
der Herr/ vnd wird beſchrieben als ein Fuͤrſt deß himmliſchen Heers der
Engel.

Aber der jenig Leib in deme der Sohn GOttes erſchinen/ war
kein warhafftes fleiſch nicht/ viel weniger ſein eygen fleiſch/ ſondern ein
bloſſes ſchatten-Werck/ ein Goͤttliches Geſpaͤnſt; Hie aber ein leibhaff-
tiger Menſch/ der fleiſch vnd Blut/ Adern vnd Bein gehabt/ wie ein
ander Adams kind. Die Juͤnger deß Herren verfuͤhreten ſich

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[634/0118] Die Fuͤnffte wie vnſer Niceniſches Symbolum bekennet/ ſo iſt er leibhafftig worden/ in- carnatus oder eingefleiſchet. Dann alſo ſtehet geſchrieben/ das Wort ward fleiſch/ GOtt iſt geoffenbahret im fleiſch/ Er iſt getoͤdtet nach dem fleiſch/ Er iſt im fleiſch. Jſt eine art zn reden in Heiliger Schrifft gebraͤuchlich/ da manchmahl die menſchliche Natur Fleiſch genennet wird. Ioh. 1. 14. 1. Tim. 3. 16. 1. Petr. 3, 18. c, 4. 1. 1. Ioh. 4. 2. Vnd zwar heißt allhie Fleiſch ſo viel als ein warhafftes fleiſch/ was man eygentlich fleiſch pfleget zu nennen/ kein Schema, bloſſe geſtallt oder Geſpaͤnſt/ ſo bald verſchwindet/ wie ſonſt auch im Alten Teſtament in ſol- cher Menſchlicher geſtalt der Sohn Gottes bißweilen erſchienen/ vnd gar im Paradißgarten ſich nicht nur hoͤren laſſen (als der damahl das Evan- gelium vom Schlangen-tretter vnſern gefallenen Eltern zu troſt gepredi- get/ vnd auß dem Schoß ſeines Vatters herfuͤr gebracht/ Gnad vnd War- heit iſt durch jhn kommen) ſondern auch ſehen laſſen/ fuͤr deſſen Angeſicht ſie ſich verdeckten: Jn der Chaldeiſchen Bibel ſtehet: Sie hoͤrten die ſtim- me deß Worts deß Herren/ das iſt deß Sohnes Gottes/ welcher ſich in Menſchen geſtalt/ ſehen vnd hoͤren ließ. Deßgleichen hat er auch ein ſolch Schema mit ſich gebracht/ da Er bey dem Ertzvatter Abraham eingekehret/ vber deſſen tag er ſich inniglich erfrewet/ vnd ſonſt mehr mahl gleichſam als in einem præludio oder Vorſpiel ſeine kuͤnfftige Menſchwerdung bezengt. Alſo ringet ein Mann mit Jacob/ welcher daſelbſt gleichfalls Gott genen- net wird/ daß iſt geweſen der Sohn Gottes/ welcher in geſtalt eines Man- nes dem Jacob erſchienen. Es ſihet Moſes ſampt den Elteſten den Gott Jſrael/ daß es vnder ſeinen fuͤſſen/ war wie ein ſchoͤner Saphier/ vnd wie die geſtalt deß Himmels/ wenn er klar iſt/ da iſt abermahl der Sohn Got- tes in Menſchen geſtalt erſchienen. Der Held Joſua ſihet bey Jericho ei- nen Mann/ der hatte ein bloß Schwerd in ſeiner Hand/ welcher ſich nen- net den Fuͤrſten vber das Heer deß Herren. Der Prophet Daniel ſiehet einen kommen in den Wolcken deß Himmels/ wie eines Menſchen Sohn. Zacharias ſiehet einen Mann auff einem rothen Pferde ſitzen/ der hielt vnder den Myrten in der Awe; dieſer Mann wird hernach genennet der Herr/ vnd wird beſchrieben als ein Fuͤrſt deß himmliſchen Heers der Engel. Gen. 32. Exod. 24. Ioſ. 5. Dan. 7. Zach. 1. Aber der jenig Leib in deme der Sohn GOttes erſchinen/ war kein warhafftes fleiſch nicht/ viel weniger ſein eygen fleiſch/ ſondern ein bloſſes ſchatten-Werck/ ein Goͤttliches Geſpaͤnſt; Hie aber ein leibhaff- tiger Menſch/ der fleiſch vnd Blut/ Adern vnd Bein gehabt/ wie ein ander Adams kind. Die Juͤnger deß Herren verfuͤhreten ſich ſelbs

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/118>, abgerufen am 24.11.2024.