Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.Die Vierdte mir aber leider wie einem jungen zarten Rebreißlin/ so an einem Reb-stock angebunden/ das kan nicht empor/ es wird mit Gewalt zur Erden gekrümmet/ laßt mans loß/ so schwinget sichs alsbald in die höhe: also tru- cket mich das beywohnend Sündenband hienab zur Erden. Ach wie gern were ich desselben quit vnd loß? Darumm o HErr nach dir verlanget mich/ mein Hertz/ Sinn vnd Begierd stehen zu dem der Jacob über der Leyter erschinen/ wann werde ich dahin kommen/ daß ich sein Antlitz sehe? hie lig ich auff dem harten Creutzstein ohne Ruh! ich sehne mich nach dir Gott vnd nach deinem Schoß/ der ewigen Ruhe! Lasset vns in allem Creutz/ Trübsal vnnd Widerwertigkeit hinauff sehen gen Himmel/ ja mitten vnter den Creutzsteinen vnd in der letzten Todtes noth mit S. Stephano gen Himmel sehen vnd sagen/ Welt gut Nacht/ ich sehe den Himmel offen. Den bescher vns allen Christus Jesus der ihn vns erworben/ Amen! Die Vierdte Predigt. Von der Göttichen Rede vnd Verheissung GEliebte in Christo. Gantz hold seelig vnnd schön vergleicht der
Die Vierdte mir aber leider wie einem jungen zarten Rebreißlin/ ſo an einem Reb-ſtock angebunden/ das kan nicht empor/ es wird mit Gewalt zur Erden gekruͤm̃et/ laßt mans loß/ ſo ſchwinget ſichs alsbald in die hoͤhe: alſo tru- cket mich das beywohnend Suͤndenband hienab zur Erden. Ach wie gern were ich deſſelben quit vnd loß? Darum̃ o HErꝛ nach dir verlanget mich/ mein Hertz/ Sinn vnd Begierd ſtehen zu dem der Jacob uͤber der Leyter erſchinen/ wann werde ich dahin kommen/ daß ich ſein Antlitz ſehe? hie lig ich auff dem harten Creutzſtein ohne Ruh! ich ſehne mich nach dir Gott vnd nach deinem Schoß/ der ewigen Ruhe! Laſſet vns in allem Creutz/ Truͤbſal vnnd Widerwertigkeit hinauff ſehen gen Himmel/ ja mitten vnter den Creutzſteinen vnd in der letzten Todtes noth mit S. Stephano gen Himmel ſehen vnd ſagen/ Welt gut Nacht/ ich ſehe den Him̃el offen. Den beſcher vns allen Chriſtus Jeſus der ihn vns erworben/ Amen! Die Vierdte Predigt. Von der Goͤttichen Rede vnd Verheiſſung GEliebte in Chriſto. Gantz hold ſeelig vnnd ſchoͤn vergleicht der
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Die Vierdte
mir aber leider wie einem jungen zarten Rebreißlin/ ſo an einem Reb-
ſtock angebunden/ das kan nicht empor/ es wird mit Gewalt zur Erden
gekruͤm̃et/ laßt mans loß/ ſo ſchwinget ſichs alsbald in die hoͤhe: alſo tru-
cket mich das beywohnend Suͤndenband hienab zur Erden. Ach wie gern
were ich deſſelben quit vnd loß? Darum̃ o HErꝛ nach dir verlanget mich/
mein Hertz/ Sinn vnd Begierd ſtehen zu dem der Jacob uͤber der Leyter
erſchinen/ wann werde ich dahin kommen/ daß ich ſein Antlitz ſehe? hie lig
ich auff dem harten Creutzſtein ohne Ruh! ich ſehne mich nach dir Gott
vnd nach deinem Schoß/ der ewigen Ruhe! Laſſet vns in allem Creutz/
Truͤbſal vnnd Widerwertigkeit hinauff ſehen gen Himmel/ ja mitten
vnter den Creutzſteinen vnd in der letzten Todtes noth mit S. Stephano
gen Himmel ſehen vnd ſagen/ Welt gut Nacht/ ich ſehe den Him̃el
offen. Den beſcher vns allen Chriſtus Jeſus der ihn vns erworben/
Amen!
Die Vierdte Predigt.
Von der Goͤttichen Rede vnd Verheiſſung
deß geſegneten Samens.
GEliebte in Chriſto. Gantz hold ſeelig vnnd ſchoͤn vergleicht
vnſer Heyland das Reich Chriſti einem Perlin/ da er ſagt:
Das Himmelreich iſt gleich einem Kauffmann/ der
gute Perlin ſuchte/ vnd da er ein koͤſtlich Perlein fand/ gieng
er hin/ vnd verkauffte alles was er hatte/ vnd kauffte daſſelbe:
verſtehet durch das Perlein ſich ſelbs/ dem er ſich vergleicht. I. In ori-
gine, in dem Vrſprung: das Perlin wird gebohren in der Meer-
ſchneck/ die ein Jungfraw/ vnd von keinem Zuſammengang/ oder von
keiner Vermiſchung weiß/ auß dem Thaw deß Himmels. Alſo iſt Chri-
ſtus ein Menſch gebohren auß der Mutter/ die ein reine Jungfraw/ vom
Him̃liſchen Taw deß H. Geiſtes befeuchtet geweſen. Vnd wie ſolches in
der fuͤlle der Zeit/ an ſeiner Perſon leiblicher weiſe beſchehen/ alſo werden
Chriſto noch heut zu Tag geiſtlicher weiſe in der Chriſtlichen Kirch/ durch
das gepredigte Wort/ durch den him̃liſchen Thaw deß H. Geiſtes Kinder
gezeuget. Deine Kinder werdẽ dir gebohren/ wie der Thaw auß
der
Matth. 13,
45, 46.
Plin. l. 9.
c. 35.
Pſ. 110, 3.
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