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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Die Dreyzehende
einen Hauffen gefallen/ etlicher massen auß den zertheilten stücken/ auß
den Daumen vnd Zähen aestimiren vnnd mutmassen können/ wie groß
dasselbe Bildnisse gewest sey/ also last sich hie etlicher massen auff die Spur
kommen wie das göttliche Ebenbild vor dem Fall geartet gewest/ wann wir
bedencken die noch übrige stück davon/ nemlich das Liecht der Warheit vnd
der Tugend Samen/ so in dem Menschen beygelegt/ das Werck des Gesetzes/
so vor allen von Natur mit göttlichem Finger ins Hertz vnd Gewissen ge-
schrieben/ darauß zuermessen/ daß auch das vollkommene Ebenbild natür-
lich müsse gewesen seyn; das sey ferne/ daß in dem ersten Menschen solte
Rom. 2, 15.eintzige reitzende Lust gewohnt haben/ Gott hat den Menschen rechtschaffen
vnd nicht krumm gemacht/ dann sonst müste Gott eine Vrsach der Sün-
den gewest seyn/ von deme vnd keinem andern solch in wohnende Vnart
vrsprünglich müste herkommen seyn. Was Christus nit angenommen/ das
ist in dem ersten Menschen nit gewest: nun aber hat Christus die reitzende Lust
vnd Neigung zum Bösen nit angenommen: darumb ist sie auch in vnd bey
dem ersten Menschen/ verstehe im Stand der Vnschuld nit gewest. Dar-
umb dann auch der Mensch vor dem Fall von Natur vnsterblich gewesen/
c. 6, 22.dann welcher von Natur heilig ist/ der ist auch von Natur vnsterblich.

3. Haereditaria, erblich/ wie auch der Adel vnd die Lehengütter erb-
lich seyn/ solches ist offenbar auß dem Gegensatz des Vbels/ so auß dem
verschertzten Bilde kommen/ nemlich/ es ist erblich auff den Menschen ge-
fallen die Sünde/ vnd durch die Sünde der Tod; ist vnser Patrimonium
vnd Erbgut/ so vns von vnsern ersten Eltern überlassen vnd auffgeerbet
worden. Darauß dann vnschwer folgt/ daß auch das Ebenbild erblich
müsse gewesen seyn.

Doch bleibets darbey/ daß offtermeldtes Ebenbild 4. Accidentalis,
ein bewegliches vnd wandelbares Bild gewesen/ dann der Mensch
nicht das Bild selbst gewest/ sondern nach dem Bild Gottes gemacht wor-
den/ vnd solches zum Vnterscheid Christi des eingebohrnen Sohns/ wel-
2. Cor. 4, 4.
Col. 1, 15.
Ebr.
1, 2. 3.
cher allein ist das wesentliche Ebenbild des vnsichtbaren Gottes/ der
Glantz seiner Herrlichkeit/ der Erstgebohrne vor allen Creatu-
ren/ welchen er gesetzt hat zum Erben über alles/ durch welchen
er auch die Welt gemacht hat.

Vnd deßwegen auch 5. Amissibilis, verlierbar/ so zwar dem Men-
schen nah vnnd hart angeklebet/ aber er konte sich auch desselben verlustig
machen. dann so bald Gott gewichen/ ist auch das Bild gewichen/ gleicher
gestalt/ als wann ein Mensch von einem Spiegel tritt vnd weichet/ so wei-
chet auch der Glast vnd das Bild im Spiegel. Es sind nicht mehr als

etliche

Die Dreyzehende
einen Hauffen gefallen/ etlicher maſſen auß den zertheilten ſtuͤcken/ auß
den Daumen vnd Zaͤhen æſtimiren vnnd mutmaſſen koͤnnen/ wie groß
daſſelbe Bildniſſe geweſt ſey/ alſo laſt ſich hie etlicher maſſen auff die Spur
kommen wie das goͤttliche Ebenbild vor dem Fall geartet geweſt/ wann wir
bedencken die noch uͤbrige ſtuͤck davon/ nemlich das Liecht der Warheit vnd
der Tugend Samen/ ſo in dem Menſchen beygelegt/ das Werck des Geſetzes/
ſo vor allen von Natur mit goͤttlichem Finger ins Hertz vnd Gewiſſen ge-
ſchrieben/ darauß zuermeſſen/ daß auch das vollkommene Ebenbild natuͤr-
lich muͤſſe geweſen ſeyn; das ſey ferne/ daß in dem erſten Menſchen ſolte
Rom. 2, 15.eintzige reitzende Luſt gewohnt haben/ Gott hat den Menſchen rechtſchaffen
vnd nicht krumm gemacht/ dann ſonſt muͤſte Gott eine Vrſach der Suͤn-
den geweſt ſeyn/ von deme vnd keinem andern ſolch in wohnende Vnart
vrſpruͤnglich muͤſte herkom̃en ſeyn. Was Chriſtus nit angenommen/ das
iſt in dem erſtẽ Menſchen nit geweſt: nun aber hat Chriſtus die reitzende Luſt
vnd Neigung zum Boͤſen nit angenommen: darumb iſt ſie auch in vnd bey
dem erſten Menſchen/ verſtehe im Stand der Vnſchuld nit geweſt. Dar-
umb dann auch der Menſch vor dem Fall von Natur vnſterblich geweſen/
c. 6, 22.dann welcher von Natur heilig iſt/ der iſt auch von Natur vnſterblich.

3. Hæreditaria, erblich/ wie auch der Adel vnd die Lehenguͤtter erb-
lich ſeyn/ ſolches iſt offenbar auß dem Gegenſatz des Vbels/ ſo auß dem
verſchertzten Bilde kommen/ nemlich/ es iſt erblich auff den Menſchen ge-
fallen die Suͤnde/ vnd durch die Suͤnde der Tod; iſt vnſer Patrimonium
vnd Erbgut/ ſo vns von vnſern erſten Eltern uͤberlaſſen vnd auffgeerbet
worden. Darauß dann vnſchwer folgt/ daß auch das Ebenbild erblich
muͤſſe geweſen ſeyn.

Doch bleibets darbey/ daß offtermeldtes Ebenbild 4. Accidentalis,
ein bewegliches vnd wandelbares Bild geweſen/ dann der Menſch
nicht das Bild ſelbſt geweſt/ ſondern nach dem Bild Gottes gemacht wor-
den/ vnd ſolches zum Vnterſcheid Chriſti des eingebohrnen Sohns/ wel-
2. Cor. 4, 4.
Col. 1, 15.
Ebr.
1, 2. 3.
cher allein iſt das weſentliche Ebenbild des vnſichtbaren Gottes/ der
Glantz ſeiner Herrlichkeit/ der Erſtgebohrne vor allen Creatu-
ren/ welchen er geſetzt hat zum Erben uͤber alles/ durch welchen
er auch die Welt gemacht hat.

Vnd deßwegen auch 5. Amiſſibilis, verlierbar/ ſo zwar dem Men-
ſchen nah vnnd hart angeklebet/ aber er konte ſich auch deſſelben verluſtig
machen. dann ſo bald Gott gewichen/ iſt auch das Bild gewichen/ gleicher
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chet auch der Glaſt vnd das Bild im Spiegel. Es ſind nicht mehr als

etliche
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[368/0386] Die Dreyzehende einen Hauffen gefallen/ etlicher maſſen auß den zertheilten ſtuͤcken/ auß den Daumen vnd Zaͤhen æſtimiren vnnd mutmaſſen koͤnnen/ wie groß daſſelbe Bildniſſe geweſt ſey/ alſo laſt ſich hie etlicher maſſen auff die Spur kommen wie das goͤttliche Ebenbild vor dem Fall geartet geweſt/ wann wir bedencken die noch uͤbrige ſtuͤck davon/ nemlich das Liecht der Warheit vnd der Tugend Samen/ ſo in dem Menſchen beygelegt/ das Werck des Geſetzes/ ſo vor allen von Natur mit goͤttlichem Finger ins Hertz vnd Gewiſſen ge- ſchrieben/ darauß zuermeſſen/ daß auch das vollkommene Ebenbild natuͤr- lich muͤſſe geweſen ſeyn; das ſey ferne/ daß in dem erſten Menſchen ſolte eintzige reitzende Luſt gewohnt haben/ Gott hat den Menſchen rechtſchaffen vnd nicht krumm gemacht/ dann ſonſt muͤſte Gott eine Vrſach der Suͤn- den geweſt ſeyn/ von deme vnd keinem andern ſolch in wohnende Vnart vrſpruͤnglich muͤſte herkom̃en ſeyn. Was Chriſtus nit angenommen/ das iſt in dem erſtẽ Menſchen nit geweſt: nun aber hat Chriſtus die reitzende Luſt vnd Neigung zum Boͤſen nit angenommen: darumb iſt ſie auch in vnd bey dem erſten Menſchen/ verſtehe im Stand der Vnſchuld nit geweſt. Dar- umb dann auch der Menſch vor dem Fall von Natur vnſterblich geweſen/ dann welcher von Natur heilig iſt/ der iſt auch von Natur vnſterblich. Rom. 2, 15. c. 6, 22. 3. Hæreditaria, erblich/ wie auch der Adel vnd die Lehenguͤtter erb- lich ſeyn/ ſolches iſt offenbar auß dem Gegenſatz des Vbels/ ſo auß dem verſchertzten Bilde kommen/ nemlich/ es iſt erblich auff den Menſchen ge- fallen die Suͤnde/ vnd durch die Suͤnde der Tod; iſt vnſer Patrimonium vnd Erbgut/ ſo vns von vnſern erſten Eltern uͤberlaſſen vnd auffgeerbet worden. Darauß dann vnſchwer folgt/ daß auch das Ebenbild erblich muͤſſe geweſen ſeyn. Doch bleibets darbey/ daß offtermeldtes Ebenbild 4. Accidentalis, ein bewegliches vnd wandelbares Bild geweſen/ dann der Menſch nicht das Bild ſelbſt geweſt/ ſondern nach dem Bild Gottes gemacht wor- den/ vnd ſolches zum Vnterſcheid Chriſti des eingebohrnen Sohns/ wel- cher allein iſt das weſentliche Ebenbild des vnſichtbaren Gottes/ der Glantz ſeiner Herrlichkeit/ der Erſtgebohrne vor allen Creatu- ren/ welchen er geſetzt hat zum Erben uͤber alles/ durch welchen er auch die Welt gemacht hat. 2. Cor. 4, 4. Col. 1, 15. Ebr. 1, 2. 3. Vnd deßwegen auch 5. Amiſſibilis, verlierbar/ ſo zwar dem Men- ſchen nah vnnd hart angeklebet/ aber er konte ſich auch deſſelben verluſtig machen. dann ſo bald Gott gewichen/ iſt auch das Bild gewichen/ gleicher geſtalt/ als wann ein Menſch von einem Spiegel tritt vnd weichet/ ſo wei- chet auch der Glaſt vnd das Bild im Spiegel. Es ſind nicht mehr als etliche

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/386>, abgerufen am 27.11.2024.