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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Predigt.
erst nachmal eingeblasen worden: ist sie damal schon da gewest/ so muß sie
von der Seelen der Eltern/ als wie ein Liecht von einem andern Liecht an-
gezündet vnd erwecket seyn worden: vom Himmel herab vnmittelbar kan
sie nicht kommen seyn/ dieweil von Gott nichts/ das mit Sünden behaff-
tet/ entspringen kan/ GOtt ist kein Vrheber vnd Schöpffer der Sünden.
Wahr ist es/ die Seel des Menschen kan nicht sterben/ folgt aber darumb
nicht daß sie nicht könne auch durch die natürliche Geburt fortgepflantzet
werden/ denn auch der Mensch/ wenn er im Stand der Vnschuld wäre ge-
blieben/ Vnsterblich gewest wäre/ hätte aber doch durch die Geburt sein specien
vnd Natur erhalten müssen. Waar ist es was Salamon sagt/ der Geist
kehre
(nach Ableibung des Menschen) wider zu GOtt/ der jhn gege-Eccl. 12, 7.
ben hat/ aber darauß folget noch lange nicht/ daß solche Gab des geistes
vnmittelbar geschehe: daß aber folgt/ daß Gott der Herr der jenige sey/
der noch heut zu Tag die Mittel Crafft vnd Segen zur natürlichen Fort-
pflantzung beschere/ vnnd nach seinem freyen Willen den Segen zu ruck
halte/ von jhm habe die Seel vnd das Leben des Menschen jhren Vrsprung.
es wird Gott der Herr von S. Paulo pater ton pneumaton ein Vatter der
Geister genennet/ ist aber nach Art der heiligen Sprach zu verstehen von
einem geistlichen Vatter/ der seine glaubige geistlicher weiß widergebo-
ren/ vnnd gezeuget nach seinem Willen durch das Wort derIac. 1, 18.
Warheit/ daß sie würden Erstlinge seiner Creaturen. Wie es
aber mit solcher Fortpflantzung vnd Vermehrung der menschlichen Seel
in allen Stücken vnd Vmbständen beschaffen/ da lassen wir vnsern Für-
witz/ vnnd Antworten kürtzlich auff alle für- vnd überwitzige Fragen auß
dem 139. Psalm/ Jch dancke dir o Gott/ daß ich wunderlich ge-
macht bin/ wunderbarlich sind deine Werck/ vnnd das erken-
net meine Seele wol.

Et factus est homo in spiritum loquentem, ita Chaldaeus Paraphra-D. Luther.
in Gen. 2.
fol.
25.

stes, scribit Moses, esse eum factum in animam viventem, non simpliciter,
sicut alias bestias, sed in animam excellenter viventem: propterea quod
ad imaginem Dei est conditus, quae imago procul dubio in statu innocen-
tiae singulariter reluxit in facie Adae & Evae: sicut post peccatum tamen
gentes ex positu corporis, quod solus homo erectus incedit & attollit
oculosad coelum, collegerunt, hominem praestantiorem esse creaturam
inter omnes reliquas creaturas.

Vnnd also ist der Mensch worden eine lebendige Seel/ vonGen. 2, 7.
deren der Leib/ der zuvor auß der Erden gebildet worden/ Leben/

Athem/
Y y

Predigt.
erſt nachmal eingeblaſen worden: iſt ſie damal ſchon da geweſt/ ſo muß ſie
von der Seelen der Eltern/ als wie ein Liecht von einem andern Liecht an-
gezuͤndet vnd erwecket ſeyn worden: vom Himmel herab vnmittelbar kan
ſie nicht kommen ſeyn/ dieweil von Gott nichts/ das mit Suͤnden behaff-
tet/ entſpringen kan/ GOtt iſt kein Vrheber vnd Schoͤpffer der Suͤnden.
Wahr iſt es/ die Seel des Menſchen kan nicht ſterben/ folgt aber darumb
nicht daß ſie nicht koͤnne auch durch die natuͤrliche Geburt fortgepflantzet
werden/ denn auch der Menſch/ wenn er im Stand der Vnſchuld waͤre ge-
bliebẽ/ Vnſterblich geweſt waͤre/ haͤtte aber doch durch die Geburt ſein ſpeciẽ
vnd Natur erhalten muͤſſen. Waar iſt es was Salamon ſagt/ der Geiſt
kehre
(nach Ableibung des Menſchen) wider zu GOtt/ der jhn gege-Eccl. 12, 7.
ben hat/ aber darauß folget noch lange nicht/ daß ſolche Gab des geiſtes
vnmittelbar geſchehe: daß aber folgt/ daß Gott der Herr der jenige ſey/
der noch heut zu Tag die Mittel Crafft vnd Segen zur natuͤrlichen Fort-
pflantzung beſchere/ vnnd nach ſeinem freyen Willen den Segen zu ruck
halte/ von jhm habe die Seel vnd das Leben des Menſchen jhren Vrſprung.
es wird Gott der Herr von S. Paulo πατὴϱ τῶν πνευμάτων ein Vatter der
Geiſter genennet/ iſt aber nach Art der heiligen Sprach zu verſtehen von
einem geiſtlichen Vatter/ der ſeine glaubige geiſtlicher weiß widergebo-
ren/ vnnd gezeuget nach ſeinem Willen durch das Wort derIac. 1, 18.
Warheit/ daß ſie wuͤrden Erſtlinge ſeiner Creaturen. Wie es
aber mit ſolcher Fortpflantzung vnd Vermehrung der menſchlichen Seel
in allen Stuͤcken vnd Vmbſtaͤnden beſchaffen/ da laſſen wir vnſern Fuͤr-
witz/ vnnd Antworten kuͤrtzlich auff alle fuͤr- vnd uͤberwitzige Fragen auß
dem 139. Pſalm/ Jch dancke dir o Gott/ daß ich wunderlich ge-
macht bin/ wunderbarlich ſind deine Werck/ vnnd das erken-
net meine Seele wol.

Et factus eſt homo in ſpiritum loquentem, ita Chaldæus Paraphra-D. Luther.
in Gen. 2.
fol.
25.

ſtes, ſcribit Moſes, eſſe eum factum in animam viventem, non ſimpliciter,
ſicut alias beſtias, ſed in animam excellenter viventem: propterea quòd
ad imaginem Dei eſt conditus, quæ imago procul dubio in ſtatu innocen-
tiæ ſingulariter reluxit in facie Adæ & Evæ: ſicut poſt peccatum tamen
gentes ex poſitu corporis, quod ſolus homo erectus incedit & attollit
oculosad cœlum, collegerunt, hominem præſtantiorem eſſe creaturam
inter omnes reliquas creaturas.

Vnnd alſo iſt der Menſch worden eine lebendige Seel/ vonGen. 2, 7.
deren der Leib/ der zuvor auß der Erden gebildet worden/ Leben/

Athem/
Y y
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[353/0371] Predigt. erſt nachmal eingeblaſen worden: iſt ſie damal ſchon da geweſt/ ſo muß ſie von der Seelen der Eltern/ als wie ein Liecht von einem andern Liecht an- gezuͤndet vnd erwecket ſeyn worden: vom Himmel herab vnmittelbar kan ſie nicht kommen ſeyn/ dieweil von Gott nichts/ das mit Suͤnden behaff- tet/ entſpringen kan/ GOtt iſt kein Vrheber vnd Schoͤpffer der Suͤnden. Wahr iſt es/ die Seel des Menſchen kan nicht ſterben/ folgt aber darumb nicht daß ſie nicht koͤnne auch durch die natuͤrliche Geburt fortgepflantzet werden/ denn auch der Menſch/ wenn er im Stand der Vnſchuld waͤre ge- bliebẽ/ Vnſterblich geweſt waͤre/ haͤtte aber doch durch die Geburt ſein ſpeciẽ vnd Natur erhalten muͤſſen. Waar iſt es was Salamon ſagt/ der Geiſt kehre (nach Ableibung des Menſchen) wider zu GOtt/ der jhn gege- ben hat/ aber darauß folget noch lange nicht/ daß ſolche Gab des geiſtes vnmittelbar geſchehe: daß aber folgt/ daß Gott der Herr der jenige ſey/ der noch heut zu Tag die Mittel Crafft vnd Segen zur natuͤrlichen Fort- pflantzung beſchere/ vnnd nach ſeinem freyen Willen den Segen zu ruck halte/ von jhm habe die Seel vnd das Leben des Menſchen jhren Vrſprung. es wird Gott der Herr von S. Paulo πατὴϱ τῶν πνευμάτων ein Vatter der Geiſter genennet/ iſt aber nach Art der heiligen Sprach zu verſtehen von einem geiſtlichen Vatter/ der ſeine glaubige geiſtlicher weiß widergebo- ren/ vnnd gezeuget nach ſeinem Willen durch das Wort der Warheit/ daß ſie wuͤrden Erſtlinge ſeiner Creaturen. Wie es aber mit ſolcher Fortpflantzung vnd Vermehrung der menſchlichen Seel in allen Stuͤcken vnd Vmbſtaͤnden beſchaffen/ da laſſen wir vnſern Fuͤr- witz/ vnnd Antworten kuͤrtzlich auff alle fuͤr- vnd uͤberwitzige Fragen auß dem 139. Pſalm/ Jch dancke dir o Gott/ daß ich wunderlich ge- macht bin/ wunderbarlich ſind deine Werck/ vnnd das erken- net meine Seele wol. Eccl. 12, 7. Iac. 1, 18. Et factus eſt homo in ſpiritum loquentem, ita Chaldæus Paraphra- ſtes, ſcribit Moſes, eſſe eum factum in animam viventem, non ſimpliciter, ſicut alias beſtias, ſed in animam excellenter viventem: propterea quòd ad imaginem Dei eſt conditus, quæ imago procul dubio in ſtatu innocen- tiæ ſingulariter reluxit in facie Adæ & Evæ: ſicut poſt peccatum tamen gentes ex poſitu corporis, quod ſolus homo erectus incedit & attollit oculosad cœlum, collegerunt, hominem præſtantiorem eſſe creaturam inter omnes reliquas creaturas. Vnnd alſo iſt der Menſch worden eine lebendige Seel/ von deren der Leib/ der zuvor auß der Erden gebildet worden/ Leben/ Athem/ Gen. 2, 7. Y y

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/371>, abgerufen am 26.11.2024.