Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.Predigt. Mund vnd Rede/ also Christum in Fleisch vnd menschlichen/ lieblichen an-mühtigen Gebärden. Das Gespräch an jhm selbs war zweyerley/ en pa- rabole kai paRResia, eines von einer schönen Figur vnd Gleichniß/ eines wunderseltzamen lebendigen gesunden Himmelquellenden Wassers/ so von einem dürstigen vnnd lechzenden vnd doch Wasserreichen durst- löschenden Brunnen/ den da nach Bußthränen/ noch Glaubensdurst nach dem geistlichen Tranckopffer/ nach den Strömen des lebendigen Was- sers der Gnadengaben des H. Geistes gedürstet/ geflossen. Daß ander war concipiert vnd gefast in claren deutlichen vnd vngeblümten Worten von einer alten langgeübten vnd hefftig getriebenen strittigen Frag/ belangend den Ort des anbetens/ wo die rechte Religion vnd waare Gottesdienst an- zutreffen/ zu Jerusalem oder auff dem Berg Garizim? Welche Frag entstanden auß occasion vnd Gelegenheit des Tem-apud Io- hin- D d ij
Predigt. Mund vnd Rede/ alſo Chriſtum in Fleiſch vnd menſchlichen/ lieblichen an-muͤhtigen Gebaͤrden. Das Geſpraͤch an jhm ſelbs war zweyerley/ ἐν πα- ραβολῇ καὶ παῤῥησίᾳ, eines von einer ſchoͤnen Figur vnd Gleichniß/ eines wunderſeltzamen lebendigen geſunden Himmelquellenden Waſſers/ ſo von einem duͤrſtigen vnnd lechzenden vnd doch Waſſerreichen durſt- loͤſchenden Brunnen/ den da nach Bußthraͤnen/ noch Glaubensdurſt nach dem geiſtlichen Tranckopffer/ nach den Stroͤmen des lebendigen Waſ- ſers der Gnadengaben des H. Geiſtes geduͤrſtet/ gefloſſen. Daß ander war concipiert vnd gefaſt in claren deutlichen vnd vngebluͤmten Worten von einer alten langgeuͤbten vnd hefftig getriebenen ſtrittigen Frag/ belangend den Ort des anbetens/ wo die rechte Religion vnd waare Gottesdienſt an- zutreffen/ zu Jeruſalem oder auff dem Berg Garizim? Welche Frag entſtanden auß occaſion vnd Gelegenheit des Tem-apud Io- hin- D d ij
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Predigt.
Mund vnd Rede/ alſo Chriſtum in Fleiſch vnd menſchlichen/ lieblichen an-
muͤhtigen Gebaͤrden. Das Geſpraͤch an jhm ſelbs war zweyerley/ ἐν πα-
ραβολῇ καὶ παῤῥησίᾳ, eines von einer ſchoͤnen Figur vnd Gleichniß/
eines wunderſeltzamen lebendigen geſunden Himmelquellenden Waſſers/
ſo von einem duͤrſtigen vnnd lechzenden vnd doch Waſſerreichen durſt-
loͤſchenden Brunnen/ den da nach Bußthraͤnen/ noch Glaubensdurſt
nach dem geiſtlichen Tranckopffer/ nach den Stroͤmen des lebendigen Waſ-
ſers der Gnadengaben des H. Geiſtes geduͤrſtet/ gefloſſen. Daß ander war
concipiert vnd gefaſt in claren deutlichen vnd vngebluͤmten Worten von
einer alten langgeuͤbten vnd hefftig getriebenen ſtrittigen Frag/ belangend
den Ort des anbetens/ wo die rechte Religion vnd waare Gottesdienſt an-
zutreffen/ zu Jeruſalem oder auff dem Berg Garizim?
Welche Frag entſtanden auß occaſion vnd Gelegenheit des Tem-
pels/ der vor Zeiten von Saneballat einen Samaritiſchen Fuͤrſten ſeinem
Eydam vnd Tochtermann dem verloffenen abtruͤnnigen Manaſſe/ des
Juͤdiſchen Hohenprieſters Jaddi Bruder zu Ehren gebawen auf gemeldten
Berg Garizim/ dem Juͤdiſchen Tempel zu Jeruſalem zum Trotz vnd Hon:
daruͤber zanckten vnd zerbeiſſen ſich nun die Samariter mit den Juden/
vnd dieſe mit jenen. Die Samariter wolten behaupten/ es waͤr dieſer
Tempel _ _, das Hauß des Heiligthumbs/ das rechte waare
von Gott beliebte Heiligthumb/ die rechte Kirch/ da die rechte waare ſelig-
machende Religion anzutreffen: dem zu wider/ gaben die Juden vor/ er
ſeye _ _, ein Grewel vnd Goͤtzenhauß. An ſcheinbaren
Beweiſungen mangelts keinem theil; Jene/ die Samariter kamen auff
gut Paͤpſtiſch (wie in heutigen Strittigkeiten/ da auch die Frag/ ob zum
Exempel/ zu Straßburg oder Heydelberg oder Ottilienberg die waare ſe-
ligmachende Religion zu finden?) auffgezogen/ mit der ſancta antiquitate,
dem heiligen alten Glauben vnſerer Vaͤtter/ vnſere Vaͤtter haben an die-
ſem Ort laͤngeſt ehe vnd dann der Tempel zu Jeruſalem gebawen worden/
angebetten; Abraham hat an dieſem Ort ein Altar auffgerichtet/ weil jhm
der HErr daſelbſt erſchienen vnd gemeldten Ort conſecriert; Jacob hat
ſein Wallfahrt dahin angeſtellt/ vnd zum Zeichen hat der nechſt gelegene
Brunnen noch den Nam/ daß er Jacobs-Brunnen genennet wird; Ja
auff dieſem Berg wuͤrde vor Zeiten der Segen uͤber das Volck auß Goͤtt-
lichen Befehl außgeſprochen. Waren diß nicht ſtattliche monimenta
vnd Gruͤnde vor der Vernunfft. Die Juden hatten fuͤr ſich zum Schein
fuͤrnemlich Gottes Wort/ an dem Ort/ ſagt der HErr/ den er erweh-
len werde/ daß er ſein Nam daſelbs laſſe wohnen/ da ſolten ſie
hin-
apud Io-
ſeph. l. 3.
antiq. c 17.
Gen. 12, 6. 7
c. 33. 18.
Deut. 11, 29
c. 27, 12.
Deut. 12, 5.
D d ij
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