Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.Vierzehntes Capitel. thager, kein Aristoteles, (der unter Andern auch den Ele-phanten secirte, welchen die Kriegszüge seines Zöglings ihm zuführten), sondern der Mann eines einzelnen Faches, die Medicin für sich herausriß, welche bis dahin ebenfalls von der Geistlichkeit mit Reliquien und Beschwörungen und Receptbüchern bestritten ward, und der Welt zeigte, daß seine weitläuftigen Reisen in Asien und Ägypten ihn weiter gebracht haben. Man nennt ihn als den Anlaß zur medicinischen Schule von Salern. 274. Manch Menschenalter aber verging, ehe aus 1) Von 1220, da es Pabst Honorius III verbot, bis 1568 und Vierzehntes Capitel. thager, kein Ariſtoteles, (der unter Andern auch den Ele-phanten ſecirte, welchen die Kriegszuͤge ſeines Zoͤglings ihm zufuͤhrten), ſondern der Mann eines einzelnen Faches, die Medicin fuͤr ſich herausriß, welche bis dahin ebenfalls von der Geiſtlichkeit mit Reliquien und Beſchwoͤrungen und Receptbuͤchern beſtritten ward, und der Welt zeigte, daß ſeine weitlaͤuftigen Reiſen in Aſien und Ägypten ihn weiter gebracht haben. Man nennt ihn als den Anlaß zur mediciniſchen Schule von Salern. 274. Manch Menſchenalter aber verging, ehe aus 1) Von 1220, da es Pabſt Honorius III verbot, bis 1568 und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0290" n="278"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vierzehntes Capitel</hi>.</fw><lb/> thager, kein Ariſtoteles, (der unter Andern auch den Ele-<lb/> phanten ſecirte, welchen die Kriegszuͤge ſeines Zoͤglings<lb/> ihm zufuͤhrten), ſondern der Mann eines einzelnen Faches,<lb/> die Medicin fuͤr ſich herausriß, welche bis dahin ebenfalls<lb/> von der Geiſtlichkeit mit Reliquien und Beſchwoͤrungen<lb/> und Receptbuͤchern beſtritten ward, und der Welt zeigte,<lb/> daß ſeine weitlaͤuftigen Reiſen in Aſien und Ägypten ihn<lb/> weiter gebracht haben. Man nennt ihn als den Anlaß zur<lb/> mediciniſchen Schule von Salern.</p><lb/> <p>274. Manch Menſchenalter aber verging, ehe aus<lb/> ſolchem Betriebe vereinzelter Zweige des Wiſſens der voll-<lb/> ſtaͤndige Koͤrper der Wiſſenſchaft auf dem Wege allmaͤhli-<lb/> ger Verbindung ihrer Gliedmaaßen hervortrat. Denn Kai-<lb/> ſer Friedrich <hi rendition="#aq">II,</hi> hier wie in Vielem das Maaß der Zeit<lb/> uͤberſpringend, ging uͤber die gelehrten Mittel ſeiner Tage<lb/> hinaus, als er auf die hohe Schule von Neapel Lehrer fuͤr<lb/> alle Wiſſenſchaften berief; und als es daran laͤngſt nicht<lb/> mehr gebrach, hat nicht die Pariſer Univerſitaͤt gleichwohl<lb/> viertehalb Jahrhunderte lang das Roͤmiſche Recht nicht<lb/> lehren duͤrfen, oder nur verſtohlen gelehrt<hi rendition="#sup">1</hi>)? Nachdem man<lb/> aber den nothwendigen Zuſammenhang des menſchlichen<lb/> Wiſſens verſtanden und erfahren hatte, was der Geſammt-<lb/> betrieb an demſelben Orte bedeute, ließ ſich die Nothwen-<lb/> digkeit der Theilung der Arbeit um ſo weniger uͤberſehen,<lb/> je erſichtlicher mit jedem Tage der Apparat des Wiſſens<lb/> zunahm. Unmoͤglich, daß wie vormahls der Geiſtliche auch<lb/> den Civiliſten mache, ohne ſeinen Beruf zu verfehlen. Wenn<lb/> zufaͤllige Umſtaͤnde den Sieg der Facultaͤts-Verfaſſung<lb/> uͤber die nach Nationen und Provinzen hervorriefen, es<lb/> war nichts deſto weniger ein Sieg der Wiſſenſchaft.</p><lb/> <note place="end" n="1)">Von 1220, da es Pabſt Honorius <hi rendition="#aq">III</hi> verbot, bis 1568 und<lb/></note> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0290]
Vierzehntes Capitel.
thager, kein Ariſtoteles, (der unter Andern auch den Ele-
phanten ſecirte, welchen die Kriegszuͤge ſeines Zoͤglings
ihm zufuͤhrten), ſondern der Mann eines einzelnen Faches,
die Medicin fuͤr ſich herausriß, welche bis dahin ebenfalls
von der Geiſtlichkeit mit Reliquien und Beſchwoͤrungen
und Receptbuͤchern beſtritten ward, und der Welt zeigte,
daß ſeine weitlaͤuftigen Reiſen in Aſien und Ägypten ihn
weiter gebracht haben. Man nennt ihn als den Anlaß zur
mediciniſchen Schule von Salern.
274. Manch Menſchenalter aber verging, ehe aus
ſolchem Betriebe vereinzelter Zweige des Wiſſens der voll-
ſtaͤndige Koͤrper der Wiſſenſchaft auf dem Wege allmaͤhli-
ger Verbindung ihrer Gliedmaaßen hervortrat. Denn Kai-
ſer Friedrich II, hier wie in Vielem das Maaß der Zeit
uͤberſpringend, ging uͤber die gelehrten Mittel ſeiner Tage
hinaus, als er auf die hohe Schule von Neapel Lehrer fuͤr
alle Wiſſenſchaften berief; und als es daran laͤngſt nicht
mehr gebrach, hat nicht die Pariſer Univerſitaͤt gleichwohl
viertehalb Jahrhunderte lang das Roͤmiſche Recht nicht
lehren duͤrfen, oder nur verſtohlen gelehrt1)? Nachdem man
aber den nothwendigen Zuſammenhang des menſchlichen
Wiſſens verſtanden und erfahren hatte, was der Geſammt-
betrieb an demſelben Orte bedeute, ließ ſich die Nothwen-
digkeit der Theilung der Arbeit um ſo weniger uͤberſehen,
je erſichtlicher mit jedem Tage der Apparat des Wiſſens
zunahm. Unmoͤglich, daß wie vormahls der Geiſtliche auch
den Civiliſten mache, ohne ſeinen Beruf zu verfehlen. Wenn
zufaͤllige Umſtaͤnde den Sieg der Facultaͤts-Verfaſſung
uͤber die nach Nationen und Provinzen hervorriefen, es
war nichts deſto weniger ein Sieg der Wiſſenſchaft.
¹⁾ Von 1220, da es Pabſt Honorius III verbot, bis 1568 und
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