Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.Fünftes Capitel. bürgte Zusagen über das, was ihnen bleiben soll. Woüberdieß die Domäne, arg verschleudert, täglich mehr zu- sammenschwand, nicht einmahl für den Bedarf des regie- renden Hauses ausreichte, da war es einer von Steuer- Bewilligungen abhängigen Krone am Ende selber recht, sichere Geldeinkünfte statt der Domänen für bestimmte mit den Ständen vereinbarte Zwecke jährlich zu beziehen, Pri- vatgüter von Ersparnissen zu häufen und eine königliche Privatverlassenschaft von dem Zubehör der Staatsverlassen- schaft, der dem Thronerben zufällt, gründlicher als bisher abzuscheiden. Man kam damit in England, freilich sehr unvollkommen, zu Stande, indem man eine Menge von Staatsausgaben, den Aufwand für die ganze Civil-Ver- waltung mit dem Privat-Aufwand in Verbindung bleiben ließ. Die ganze dafür ausgesetzte Summe hieß civil list. Aber diese Vermischung heterogener Zwecke ließ es zu kei- ner Prüfung des wahren Bedarfs kommen, und rief eine Menge außerordentlicher Zuschüsse hervor, bis endlich unter der gegenwärtigen Regierung (1831.) eine völlige Abschei- dung des civil government und Unterstellung desselben unter die Controle des Parlaments, Abscheidung auch der Pensionen der Brüder des Königs bewirkt ist. Die der- gestalt entlastete s. g. Civil-Liste ist für des Königs Re- gierung auf 520,000 Pfd Sterling festgesetzt. Eine wohl- geordnete Civil-Liste soll demgemäß lediglich für die Haus- und Hofhalts-Kosten bestimmt seyn, welche aus dem Hausstande des Königs, der Königin und der unerwachse- nen königlichen Kinder hervorgehen. Das ganze Apanagen- Wesen ist ausgeschlossen. Die Schlösser, Forsten, Biblio- theken, Silbergeräthe etc., die dem Könige als solchem ge- hören, fallen mit ihren Unterhaltungskosten der Civil-Liste zur Last, ohne in die Privat-Erbschaft überzugehen. Der Fuͤnftes Capitel. buͤrgte Zuſagen uͤber das, was ihnen bleiben ſoll. Wouͤberdieß die Domaͤne, arg verſchleudert, taͤglich mehr zu- ſammenſchwand, nicht einmahl fuͤr den Bedarf des regie- renden Hauſes ausreichte, da war es einer von Steuer- Bewilligungen abhaͤngigen Krone am Ende ſelber recht, ſichere Geldeinkuͤnfte ſtatt der Domaͤnen fuͤr beſtimmte mit den Staͤnden vereinbarte Zwecke jaͤhrlich zu beziehen, Pri- vatguͤter von Erſparniſſen zu haͤufen und eine koͤnigliche Privatverlaſſenſchaft von dem Zubehoͤr der Staatsverlaſſen- ſchaft, der dem Thronerben zufaͤllt, gruͤndlicher als bisher abzuſcheiden. Man kam damit in England, freilich ſehr unvollkommen, zu Stande, indem man eine Menge von Staatsausgaben, den Aufwand fuͤr die ganze Civil-Ver- waltung mit dem Privat-Aufwand in Verbindung bleiben ließ. Die ganze dafuͤr ausgeſetzte Summe hieß civil list. Aber dieſe Vermiſchung heterogener Zwecke ließ es zu kei- ner Pruͤfung des wahren Bedarfs kommen, und rief eine Menge außerordentlicher Zuſchuͤſſe hervor, bis endlich unter der gegenwaͤrtigen Regierung (1831.) eine voͤllige Abſchei- dung des civil government und Unterſtellung deſſelben unter die Controle des Parlaments, Abſcheidung auch der Penſionen der Bruͤder des Koͤnigs bewirkt iſt. Die der- geſtalt entlaſtete ſ. g. Civil-Liſte iſt fuͤr des Koͤnigs Re- gierung auf 520,000 Pfd Sterling feſtgeſetzt. Eine wohl- geordnete Civil-Liſte ſoll demgemaͤß lediglich fuͤr die Haus- und Hofhalts-Koſten beſtimmt ſeyn, welche aus dem Hausſtande des Koͤnigs, der Koͤnigin und der unerwachſe- nen koͤniglichen Kinder hervorgehen. Das ganze Apanagen- Weſen iſt ausgeſchloſſen. Die Schloͤſſer, Forſten, Biblio- theken, Silbergeraͤthe ꝛc., die dem Koͤnige als ſolchem ge- hoͤren, fallen mit ihren Unterhaltungskoſten der Civil-Liſte zur Laſt, ohne in die Privat-Erbſchaft uͤberzugehen. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0106" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fuͤnftes Capitel</hi>.</fw><lb/> buͤrgte Zuſagen uͤber das, was ihnen bleiben ſoll. 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Fuͤnftes Capitel.
buͤrgte Zuſagen uͤber das, was ihnen bleiben ſoll. Wo
uͤberdieß die Domaͤne, arg verſchleudert, taͤglich mehr zu-
ſammenſchwand, nicht einmahl fuͤr den Bedarf des regie-
renden Hauſes ausreichte, da war es einer von Steuer-
Bewilligungen abhaͤngigen Krone am Ende ſelber recht,
ſichere Geldeinkuͤnfte ſtatt der Domaͤnen fuͤr beſtimmte mit
den Staͤnden vereinbarte Zwecke jaͤhrlich zu beziehen, Pri-
vatguͤter von Erſparniſſen zu haͤufen und eine koͤnigliche
Privatverlaſſenſchaft von dem Zubehoͤr der Staatsverlaſſen-
ſchaft, der dem Thronerben zufaͤllt, gruͤndlicher als bisher
abzuſcheiden. Man kam damit in England, freilich ſehr
unvollkommen, zu Stande, indem man eine Menge von
Staatsausgaben, den Aufwand fuͤr die ganze Civil-Ver-
waltung mit dem Privat-Aufwand in Verbindung bleiben
ließ. Die ganze dafuͤr ausgeſetzte Summe hieß civil list.
Aber dieſe Vermiſchung heterogener Zwecke ließ es zu kei-
ner Pruͤfung des wahren Bedarfs kommen, und rief eine
Menge außerordentlicher Zuſchuͤſſe hervor, bis endlich unter
der gegenwaͤrtigen Regierung (1831.) eine voͤllige Abſchei-
dung des civil government und Unterſtellung deſſelben
unter die Controle des Parlaments, Abſcheidung auch der
Penſionen der Bruͤder des Koͤnigs bewirkt iſt. Die der-
geſtalt entlaſtete ſ. g. Civil-Liſte iſt fuͤr des Koͤnigs Re-
gierung auf 520,000 Pfd Sterling feſtgeſetzt. Eine wohl-
geordnete Civil-Liſte ſoll demgemaͤß lediglich fuͤr die Haus-
und Hofhalts-Koſten beſtimmt ſeyn, welche aus dem
Hausſtande des Koͤnigs, der Koͤnigin und der unerwachſe-
nen koͤniglichen Kinder hervorgehen. Das ganze Apanagen-
Weſen iſt ausgeſchloſſen. Die Schloͤſſer, Forſten, Biblio-
theken, Silbergeraͤthe ꝛc., die dem Koͤnige als ſolchem ge-
hoͤren, fallen mit ihren Unterhaltungskoſten der Civil-Liſte
zur Laſt, ohne in die Privat-Erbſchaft uͤberzugehen. Der
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