"Das Recht Steuern aufzulegen und das Recht Repräsen- tanten zu schicken ist unzertrennlich. Alle Zeit ist der Satz von den Bürgern dieses Reiches heilig gehalten, daß was ein Mann rechtlich erworben hat, sein unbedingtes Eigen- thum ist, welches er nach freiem Willen geben, das ihm aber niemand nehmen kann ohne seine Einwilligung". 1774.Kurz vor dem völligen Bruche sprach er: "Ich will den Grundsatz in mein Grab nehmen: Ihr habt kein Recht 1775.Amerika zu besteuern," und als man schon kriegte: "Han- delt, wie ein guter liebreicher Vater einen theuern Sohn behandelt. Statt der harten und strengen Gebote erlasset eine Amnestie für alle ihre jugendlichen Irrthümer, um- fasset sie noch einmal freundlich, und ich wage zu behaup- ten daß Ihr in ihnen Kinder finden werdet, würdig ihres Vaters." Bald darauf aber ward die Rechtlosigkeit der deutschen Unterthanen-Verhältnisse Ursache, daß das Band zwischen Mutter- und Tochterland unwiederherstellbar brach. Denn als unsere Landesväter von Braunschweig 1776.und Hessen-Cassel, Anspach und Waldeck 20,000 Deut- sche der englischen Regierung verkauften, die oft vergeblich widerstrebenden zwangen sich für Nordamerika einschiffen zu lassen, wobei der Erbprinz von Hessen-Cassel noch sei- nen besonderen Profit aus verhandelten Hanauern zog, seit- dem galten die Bande des Bluts zwischen England und Ame- 1777.rika nichts mehr. Abermals aber vernahm man Chathams Stimme über dieses "Handeln und Markten mit jedem kläglichen kleinen deutschen Fürsten, der seine Unterthanen
„Das Recht Steuern aufzulegen und das Recht Repräſen- tanten zu ſchicken iſt unzertrennlich. Alle Zeit iſt der Satz von den Bürgern dieſes Reiches heilig gehalten, daß was ein Mann rechtlich erworben hat, ſein unbedingtes Eigen- thum iſt, welches er nach freiem Willen geben, das ihm aber niemand nehmen kann ohne ſeine Einwilligung“. 1774.Kurz vor dem völligen Bruche ſprach er: „Ich will den Grundſatz in mein Grab nehmen: Ihr habt kein Recht 1775.Amerika zu beſteuern,“ und als man ſchon kriegte: „Han- delt, wie ein guter liebreicher Vater einen theuern Sohn behandelt. Statt der harten und ſtrengen Gebote erlaſſet eine Amneſtie für alle ihre jugendlichen Irrthümer, um- faſſet ſie noch einmal freundlich, und ich wage zu behaup- ten daß Ihr in ihnen Kinder finden werdet, würdig ihres Vaters.“ Bald darauf aber ward die Rechtloſigkeit der deutſchen Unterthanen-Verhältniſſe Urſache, daß das Band zwiſchen Mutter- und Tochterland unwiederherſtellbar brach. Denn als unſere Landesväter von Braunſchweig 1776.und Heſſen-Caſſel, Anſpach und Waldeck 20,000 Deut- ſche der engliſchen Regierung verkauften, die oft vergeblich widerſtrebenden zwangen ſich für Nordamerika einſchiffen zu laſſen, wobei der Erbprinz von Heſſen-Caſſel noch ſei- nen beſonderen Profit aus verhandelten Hanauern zog, ſeit- dem galten die Bande des Bluts zwiſchen England und Ame- 1777.rika nichts mehr. Abermals aber vernahm man Chathams Stimme über dieſes „Handeln und Markten mit jedem kläglichen kleinen deutſchen Fürſten, der ſeine Unterthanen
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„Das Recht Steuern aufzulegen und das Recht Repräſen-
tanten zu ſchicken iſt unzertrennlich. Alle Zeit iſt der Satz
von den Bürgern dieſes Reiches heilig gehalten, daß was
ein Mann rechtlich erworben hat, ſein unbedingtes Eigen-
thum iſt, welches er nach freiem Willen geben, das ihm
aber niemand nehmen kann ohne ſeine Einwilligung“.
Kurz vor dem völligen Bruche ſprach er: „Ich will den
Grundſatz in mein Grab nehmen: Ihr habt kein Recht
Amerika zu beſteuern,“ und als man ſchon kriegte: „Han-
delt, wie ein guter liebreicher Vater einen theuern Sohn
behandelt. Statt der harten und ſtrengen Gebote erlaſſet
eine Amneſtie für alle ihre jugendlichen Irrthümer, um-
faſſet ſie noch einmal freundlich, und ich wage zu behaup-
ten daß Ihr in ihnen Kinder finden werdet, würdig ihres
Vaters.“ Bald darauf aber ward die Rechtloſigkeit der
deutſchen Unterthanen-Verhältniſſe Urſache, daß das Band
zwiſchen Mutter- und Tochterland unwiederherſtellbar
brach. Denn als unſere Landesväter von Braunſchweig
und Heſſen-Caſſel, Anſpach und Waldeck 20,000 Deut-
ſche der engliſchen Regierung verkauften, die oft vergeblich
widerſtrebenden zwangen ſich für Nordamerika einſchiffen
zu laſſen, wobei der Erbprinz von Heſſen-Caſſel noch ſei-
nen beſonderen Profit aus verhandelten Hanauern zog, ſeit-
dem galten die Bande des Bluts zwiſchen England und Ame-
rika nichts mehr. Abermals aber vernahm man Chathams
Stimme über dieſes „Handeln und Markten mit jedem
kläglichen kleinen deutſchen Fürſten, der ſeine Unterthanen
1774.
1775.
1776.
1777.
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/76>, abgerufen am 26.11.2024.
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