ternahm er es, den Herzog von Braunschweig zu überzeu- gen, er habe nicht allein den Willen, sondern auch die Kraft, die Macht der Krone wiederherzustellen, versteht sich erst nachdem die Preußen ihm durch die schleunige Räu- mung Frankreichs freie Hand, sein Heer zu gebrauchen, ver- schafft haben werden. Wunderbarer Umschwung der Dinge! Keine vierundzwanzig Stunden sind seit jener entscheidungs- vollen Kanonade verflossen und wir finden beide Heerfüh- rer in einer Unterhandlung, welche sich unter einer Aus- wechselung von Gefangenen versteckt, und bereits am Abend Sept.22.des dritten Tages tritt ein Waffenstillstand ein. So un- bedingt Dumouriez den Antrag verwirft, gemeinschaftliche Sache mit den Verbündeten zu machen, sein Heer zur Ret- tung des Königs gegen Paris zu führen, eben so nach- drücklich macht er durch seine Abgeordneten geltend, es gebe kein anderes Mittel, die Tage des Königs und die Monarchie zu sichern, als den Rückzug der Preußen und die Lossagung dieser Macht von einem Kriege, welchen sie un- gereizt, gegen alle gesunde Politik, Österreich zu Gefallen unternommen habe. Eben das war die nicht ganz verbor- gene Ansicht des Herzogs; als dieser aber die Wiederein- setzung Ludwigs XVI. in die Macht, welche er vor dem 10ten August besessen, zur Basis jeder Friedensunterhand- lung machte (ein ungeheures Zugeständniß von Seiten ei- nes Fürsten, welcher das Coblenzer Manifest hatte aus- gehen lassen), antwortete Dumouriez mit der Meldung: der französische Nationalconvent habe an seinem ersten
ternahm er es, den Herzog von Braunſchweig zu überzeu- gen, er habe nicht allein den Willen, ſondern auch die Kraft, die Macht der Krone wiederherzuſtellen, verſteht ſich erſt nachdem die Preußen ihm durch die ſchleunige Räu- mung Frankreichs freie Hand, ſein Heer zu gebrauchen, ver- ſchafft haben werden. Wunderbarer Umſchwung der Dinge! Keine vierundzwanzig Stunden ſind ſeit jener entſcheidungs- vollen Kanonade verfloſſen und wir finden beide Heerfüh- rer in einer Unterhandlung, welche ſich unter einer Aus- wechſelung von Gefangenen verſteckt, und bereits am Abend Sept.22.des dritten Tages tritt ein Waffenſtillſtand ein. So un- bedingt Dumouriez den Antrag verwirft, gemeinſchaftliche Sache mit den Verbündeten zu machen, ſein Heer zur Ret- tung des Königs gegen Paris zu führen, eben ſo nach- drücklich macht er durch ſeine Abgeordneten geltend, es gebe kein anderes Mittel, die Tage des Königs und die Monarchie zu ſichern, als den Rückzug der Preußen und die Losſagung dieſer Macht von einem Kriege, welchen ſie un- gereizt, gegen alle geſunde Politik, Öſterreich zu Gefallen unternommen habe. Eben das war die nicht ganz verbor- gene Anſicht des Herzogs; als dieſer aber die Wiederein- ſetzung Ludwigs XVI. in die Macht, welche er vor dem 10ten Auguſt beſeſſen, zur Baſis jeder Friedensunterhand- lung machte (ein ungeheures Zugeſtändniß von Seiten ei- nes Fürſten, welcher das Coblenzer Manifeſt hatte aus- gehen laſſen), antwortete Dumouriez mit der Meldung: der franzöſiſche Nationalconvent habe an ſeinem erſten
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ternahm er es, den Herzog von Braunſchweig zu überzeu-
gen, er habe nicht allein den Willen, ſondern auch die
Kraft, die Macht der Krone wiederherzuſtellen, verſteht ſich
erſt nachdem die Preußen ihm durch die ſchleunige Räu-
mung Frankreichs freie Hand, ſein Heer zu gebrauchen, ver-
ſchafft haben werden. Wunderbarer Umſchwung der Dinge!
Keine vierundzwanzig Stunden ſind ſeit jener entſcheidungs-
vollen Kanonade verfloſſen und wir finden beide Heerfüh-
rer in einer Unterhandlung, welche ſich unter einer Aus-
wechſelung von Gefangenen verſteckt, und bereits am Abend
des dritten Tages tritt ein Waffenſtillſtand ein. So un-
bedingt Dumouriez den Antrag verwirft, gemeinſchaftliche
Sache mit den Verbündeten zu machen, ſein Heer zur Ret-
tung des Königs gegen Paris zu führen, eben ſo nach-
drücklich macht er durch ſeine Abgeordneten geltend, es
gebe kein anderes Mittel, die Tage des Königs und die
Monarchie zu ſichern, als den Rückzug der Preußen und die
Losſagung dieſer Macht von einem Kriege, welchen ſie un-
gereizt, gegen alle geſunde Politik, Öſterreich zu Gefallen
unternommen habe. Eben das war die nicht ganz verbor-
gene Anſicht des Herzogs; als dieſer aber die Wiederein-
ſetzung Ludwigs XVI. in die Macht, welche er vor dem
10ten Auguſt beſeſſen, zur Baſis jeder Friedensunterhand-
lung machte (ein ungeheures Zugeſtändniß von Seiten ei-
nes Fürſten, welcher das Coblenzer Manifeſt hatte aus-
gehen laſſen), antwortete Dumouriez mit der Meldung:
der franzöſiſche Nationalconvent habe an ſeinem erſten
Sept.22.
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/482>, abgerufen am 04.12.2024.
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