ßen, 6000 Hessen und 20,000 Österreicher rückten heran, um den Marsch auf Paris vereinigt anzutreten; dazu kamen 12,000 Emigrirte, welche jedoch die französische Königin nicht werkthätig gebraucht zu sehen wünschte, damit die Leidenschaften eines bürgerlichen Krieges ver- mieden würden. Das hieß den Widerstand des französi- schen Volks nicht hoch anschlagen. Den Oberbefehl über die gesammte Macht erhielt der regierende Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, aus der Kriegs- schule Friedrichs, seines Oheims, und derselbe, welcher jüngst die Holländer zu Paaren trieb. Gewiß keine leichte Aufgabe ein so gemischtes Heer zu befehligen, zumal bei persönlicher Anwesenheit des preußischen Königs, und der Herzog bewies der Welt seine Unfähigkeit, sie selbständig zu lösen, noch vor dem Aufbruche, indem er sich ein Kriegs- manifest, dessen Inhalt seinen Ansichten widerstritt, durchJuli 25. Emigranteneinfluß aufdringen ließ. Denn in dieser Arbeit entsprach dem richtigen Ziele nichts als die Versicherung beider Mächte, keine Vergrößerungen zu beabsichtigen und sich in die innere Regierung von Frankreich nicht mischen zu wollen. Was weiter folgt sind Drohbefehle, wie sie selbst nach einer gewonnenen Feldschlacht nicht an der Stelle gewesen seyn würden. Den französischen National- garden wird aufgegeben, provisorisch die Ordnung aufrecht zu erhalten bis zur Ankunft der kaiserlichen und königlichen Truppen, dafern sie aber Widerstand zu leisten wagen, sollen sie als Rebellen gestraft werden. Eben so alle Be-
ßen, 6000 Heſſen und 20,000 Öſterreicher rückten heran, um den Marſch auf Paris vereinigt anzutreten; dazu kamen 12,000 Emigrirte, welche jedoch die franzöſiſche Königin nicht werkthätig gebraucht zu ſehen wünſchte, damit die Leidenſchaften eines bürgerlichen Krieges ver- mieden würden. Das hieß den Widerſtand des franzöſi- ſchen Volks nicht hoch anſchlagen. Den Oberbefehl über die geſammte Macht erhielt der regierende Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunſchweig, aus der Kriegs- ſchule Friedrichs, ſeines Oheims, und derſelbe, welcher jüngſt die Holländer zu Paaren trieb. Gewiß keine leichte Aufgabe ein ſo gemiſchtes Heer zu befehligen, zumal bei perſönlicher Anweſenheit des preußiſchen Königs, und der Herzog bewies der Welt ſeine Unfähigkeit, ſie ſelbſtändig zu löſen, noch vor dem Aufbruche, indem er ſich ein Kriegs- manifeſt, deſſen Inhalt ſeinen Anſichten widerſtritt, durchJuli 25. Emigranteneinfluß aufdringen ließ. Denn in dieſer Arbeit entſprach dem richtigen Ziele nichts als die Verſicherung beider Mächte, keine Vergrößerungen zu beabſichtigen und ſich in die innere Regierung von Frankreich nicht miſchen zu wollen. Was weiter folgt ſind Drohbefehle, wie ſie ſelbſt nach einer gewonnenen Feldſchlacht nicht an der Stelle geweſen ſeyn würden. Den franzöſiſchen National- garden wird aufgegeben, proviſoriſch die Ordnung aufrecht zu erhalten bis zur Ankunft der kaiſerlichen und königlichen Truppen, dafern ſie aber Widerſtand zu leiſten wagen, ſollen ſie als Rebellen geſtraft werden. Eben ſo alle Be-
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ßen, 6000 Heſſen und 20,000 Öſterreicher rückten heran,
um den Marſch auf Paris vereinigt anzutreten; dazu
kamen 12,000 Emigrirte, welche jedoch die franzöſiſche
Königin nicht werkthätig gebraucht zu ſehen wünſchte,
damit die Leidenſchaften eines bürgerlichen Krieges ver-
mieden würden. Das hieß den Widerſtand des franzöſi-
ſchen Volks nicht hoch anſchlagen. Den Oberbefehl über
die geſammte Macht erhielt der regierende Herzog Karl
Wilhelm Ferdinand von Braunſchweig, aus der Kriegs-
ſchule Friedrichs, ſeines Oheims, und derſelbe, welcher
jüngſt die Holländer zu Paaren trieb. Gewiß keine leichte
Aufgabe ein ſo gemiſchtes Heer zu befehligen, zumal bei
perſönlicher Anweſenheit des preußiſchen Königs, und der
Herzog bewies der Welt ſeine Unfähigkeit, ſie ſelbſtändig
zu löſen, noch vor dem Aufbruche, indem er ſich ein Kriegs-
manifeſt, deſſen Inhalt ſeinen Anſichten widerſtritt, durch
Emigranteneinfluß aufdringen ließ. Denn in dieſer Arbeit
entſprach dem richtigen Ziele nichts als die Verſicherung
beider Mächte, keine Vergrößerungen zu beabſichtigen und
ſich in die innere Regierung von Frankreich nicht miſchen
zu wollen. Was weiter folgt ſind Drohbefehle, wie ſie
ſelbſt nach einer gewonnenen Feldſchlacht nicht an der
Stelle geweſen ſeyn würden. Den franzöſiſchen National-
garden wird aufgegeben, proviſoriſch die Ordnung aufrecht
zu erhalten bis zur Ankunft der kaiſerlichen und königlichen
Truppen, dafern ſie aber Widerſtand zu leiſten wagen,
ſollen ſie als Rebellen geſtraft werden. Eben ſo alle Be-
Juli 25.
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/451>, abgerufen am 04.12.2024.
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