Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

nach dem Muster der englischen Constitution zu geben, kei-
neswegs aber auf der Bahn der französischen Menschen-
rechte den gefährlichen Versuch zu machen die Nation durch
die Nation zu regieren, was nirgend zu rathen, und am
allerwenigsten in einem Gebiete, wo Franzosen mit ame-
rikanischen Ansiedlern, die aus den vereinigten Staaten
ausgewandert, untermischt lebten. Warnend wies er auf
die Lage der französischen Colonien in Westindien, beson-
ders Domingo hin, wo ein friedlicher Zustand durch die
pariser Menschenrechte in ein wechselseitiges Morden aller
Hautfarben umgeschlagen ist. Das Mutterland hat Trup-
pen entsenden müssen und diese Menschenrechtler ermorden
ihren eigenen Anführer. Soll man dem nachahmen? Von
da ging der Redner zu dem inneren Zustande von Frank-
reich über, zu dem Könige, welchen der erste Kerkermei-
ster von Frankreich, Lafayette genannt, in Verwahrung
hält, und so ferner. Als man hier Burke'n zur Ordnung
rief, trat Fox diesem Rufe bei, erklärte solche Abschwei-
fungen, welche die Quebecfrage nichts angingen, nicht
billigen zu können, wie er denn dabei beharre die franzö-
sische Revolution eines der ruhmvollsten Ereignisse in der
Geschichte der Menschheit zu nennen, ohne darum die ge-
genwärtige französische Constitution zu preisen, welche
vieler Nachbesserung durch Erfahrung bedürfe. Aber die
Willkürherrschaft sey doch entfernt und das Beste des Volks
werde berücksichtigt, Vieles darin verdiene Nachahmung,
und sein Freund habe sein vielgelesenes Buch geschrieben,

nach dem Muſter der engliſchen Conſtitution zu geben, kei-
neswegs aber auf der Bahn der franzöſiſchen Menſchen-
rechte den gefährlichen Verſuch zu machen die Nation durch
die Nation zu regieren, was nirgend zu rathen, und am
allerwenigſten in einem Gebiete, wo Franzoſen mit ame-
rikaniſchen Anſiedlern, die aus den vereinigten Staaten
ausgewandert, untermiſcht lebten. Warnend wies er auf
die Lage der franzöſiſchen Colonien in Weſtindien, beſon-
ders Domingo hin, wo ein friedlicher Zuſtand durch die
pariſer Menſchenrechte in ein wechſelſeitiges Morden aller
Hautfarben umgeſchlagen iſt. Das Mutterland hat Trup-
pen entſenden müſſen und dieſe Menſchenrechtler ermorden
ihren eigenen Anführer. Soll man dem nachahmen? Von
da ging der Redner zu dem inneren Zuſtande von Frank-
reich über, zu dem Könige, welchen der erſte Kerkermei-
ſter von Frankreich, Lafayette genannt, in Verwahrung
hält, und ſo ferner. Als man hier Burke’n zur Ordnung
rief, trat Fox dieſem Rufe bei, erklärte ſolche Abſchwei-
fungen, welche die Quebecfrage nichts angingen, nicht
billigen zu können, wie er denn dabei beharre die franzö-
ſiſche Revolution eines der ruhmvollſten Ereigniſſe in der
Geſchichte der Menſchheit zu nennen, ohne darum die ge-
genwärtige franzöſiſche Conſtitution zu preiſen, welche
vieler Nachbeſſerung durch Erfahrung bedürfe. Aber die
Willkürherrſchaft ſey doch entfernt und das Beſte des Volks
werde berückſichtigt, Vieles darin verdiene Nachahmung,
und ſein Freund habe ſein vielgeleſenes Buch geſchrieben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0438" n="428"/>
nach dem Mu&#x017F;ter der engli&#x017F;chen Con&#x017F;titution zu geben, kei-<lb/>
neswegs aber auf der Bahn der franzö&#x017F;i&#x017F;chen Men&#x017F;chen-<lb/>
rechte den gefährlichen Ver&#x017F;uch zu machen die Nation durch<lb/>
die Nation zu regieren, was nirgend zu rathen, und am<lb/>
allerwenig&#x017F;ten in einem Gebiete, wo Franzo&#x017F;en mit ame-<lb/>
rikani&#x017F;chen An&#x017F;iedlern, die aus den vereinigten Staaten<lb/>
ausgewandert, untermi&#x017F;cht lebten. Warnend wies er auf<lb/>
die Lage der franzö&#x017F;i&#x017F;chen Colonien in We&#x017F;tindien, be&#x017F;on-<lb/>
ders Domingo hin, wo ein friedlicher Zu&#x017F;tand durch die<lb/>
pari&#x017F;er Men&#x017F;chenrechte in ein wech&#x017F;el&#x017F;eitiges Morden aller<lb/>
Hautfarben umge&#x017F;chlagen i&#x017F;t. Das Mutterland hat Trup-<lb/>
pen ent&#x017F;enden mü&#x017F;&#x017F;en und die&#x017F;e Men&#x017F;chenrechtler ermorden<lb/>
ihren eigenen Anführer. Soll man dem nachahmen? Von<lb/>
da ging der Redner zu dem inneren Zu&#x017F;tande von Frank-<lb/>
reich über, zu dem Könige, welchen der er&#x017F;te Kerkermei-<lb/>
&#x017F;ter von Frankreich, Lafayette genannt, in Verwahrung<lb/>
hält, und &#x017F;o ferner. Als man hier Burke&#x2019;n zur Ordnung<lb/>
rief, trat Fox die&#x017F;em Rufe bei, erklärte &#x017F;olche Ab&#x017F;chwei-<lb/>
fungen, welche die Quebecfrage nichts angingen, nicht<lb/>
billigen zu können, wie er denn dabei beharre die franzö-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;che Revolution eines der ruhmvoll&#x017F;ten Ereigni&#x017F;&#x017F;e in der<lb/>
Ge&#x017F;chichte der Men&#x017F;chheit zu nennen, ohne darum die ge-<lb/>
genwärtige franzö&#x017F;i&#x017F;che Con&#x017F;titution zu prei&#x017F;en, welche<lb/>
vieler Nachbe&#x017F;&#x017F;erung durch Erfahrung bedürfe. Aber die<lb/>
Willkürherr&#x017F;chaft &#x017F;ey doch entfernt und das Be&#x017F;te des Volks<lb/>
werde berück&#x017F;ichtigt, Vieles darin verdiene Nachahmung,<lb/>
und &#x017F;ein Freund habe &#x017F;ein vielgele&#x017F;enes Buch ge&#x017F;chrieben,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[428/0438] nach dem Muſter der engliſchen Conſtitution zu geben, kei- neswegs aber auf der Bahn der franzöſiſchen Menſchen- rechte den gefährlichen Verſuch zu machen die Nation durch die Nation zu regieren, was nirgend zu rathen, und am allerwenigſten in einem Gebiete, wo Franzoſen mit ame- rikaniſchen Anſiedlern, die aus den vereinigten Staaten ausgewandert, untermiſcht lebten. Warnend wies er auf die Lage der franzöſiſchen Colonien in Weſtindien, beſon- ders Domingo hin, wo ein friedlicher Zuſtand durch die pariſer Menſchenrechte in ein wechſelſeitiges Morden aller Hautfarben umgeſchlagen iſt. Das Mutterland hat Trup- pen entſenden müſſen und dieſe Menſchenrechtler ermorden ihren eigenen Anführer. Soll man dem nachahmen? Von da ging der Redner zu dem inneren Zuſtande von Frank- reich über, zu dem Könige, welchen der erſte Kerkermei- ſter von Frankreich, Lafayette genannt, in Verwahrung hält, und ſo ferner. Als man hier Burke’n zur Ordnung rief, trat Fox dieſem Rufe bei, erklärte ſolche Abſchwei- fungen, welche die Quebecfrage nichts angingen, nicht billigen zu können, wie er denn dabei beharre die franzö- ſiſche Revolution eines der ruhmvollſten Ereigniſſe in der Geſchichte der Menſchheit zu nennen, ohne darum die ge- genwärtige franzöſiſche Conſtitution zu preiſen, welche vieler Nachbeſſerung durch Erfahrung bedürfe. Aber die Willkürherrſchaft ſey doch entfernt und das Beſte des Volks werde berückſichtigt, Vieles darin verdiene Nachahmung, und ſein Freund habe ſein vielgeleſenes Buch geſchrieben,

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/438
Zitationshilfe:	Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/438>, abgerufen am 23.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.