hörig bewußt war. Er konnte auf die lange Reihe seiner Vorfahren hinweisen und sagen: "Sehet, diese Männer haben in rastloser Arbeit das vollführt, was Eure Kö- nige, Franzosen, im Wohlbehagen an den Genüssen un- umschränkter Macht versäumten und darum jetzt von der Umwälzung ereilt sind, weil ihre Selbstsucht die Aufgabe so hoher Macht verkannte: die Hinwegräumung des nicht mehr haltbaren mittelalterlichen Staates. Wozu Euch eine warme Augustnacht genügte, das haben jene, freilich langsam, in Menschenaltern vollbracht. Entspricht noch nicht Alles bei uns Euren Begriffen, sehet her, ob nicht unsere Zustände reif sind zu einer weiteren Entwickelung durch Entfesselung des ländlichen und städtischen Gewerbes, und ob sie nicht sicherer begründet sind. In der kirchlichen Freiheit sind meine Preußen Euch voraus, das beweist Eure neueste Priesterverfolgung. Was freilich Eure poli- tische Freiheit angeht, auf die Ihr so stolz seyd, von wel- cher Ihr Eure Zeit datiren wollt, gewiß sie fehlt den Preußen, aber seyd Ihr der Euren denn so sicher, daß Ihr sie lange behaupten werdet? Und fragt Ihr nach Preußens Zukunft, wer sagt Euch denn daß die Hohenzollern ihre Unumschränktheit von vier Menschenaltern anders als wie einen fruchtbaren Durchgangspunct verstehen, daß der Sinn des großen Friedrich, welcher den ersten Diener des Staats in sich erkannte, vor ihren Ohren verklungen ist? Was jemals Herrliches unter den Menschen gelungen ist, Alles das liegt zwischen den großen Axen, von welchen die Welt
hörig bewußt war. Er konnte auf die lange Reihe ſeiner Vorfahren hinweiſen und ſagen: „Sehet, dieſe Männer haben in raſtloſer Arbeit das vollführt, was Eure Kö- nige, Franzoſen, im Wohlbehagen an den Genüſſen un- umſchränkter Macht verſäumten und darum jetzt von der Umwälzung ereilt ſind, weil ihre Selbſtſucht die Aufgabe ſo hoher Macht verkannte: die Hinwegräumung des nicht mehr haltbaren mittelalterlichen Staates. Wozu Euch eine warme Auguſtnacht genügte, das haben jene, freilich langſam, in Menſchenaltern vollbracht. Entſpricht noch nicht Alles bei uns Euren Begriffen, ſehet her, ob nicht unſere Zuſtände reif ſind zu einer weiteren Entwickelung durch Entfeſſelung des ländlichen und ſtädtiſchen Gewerbes, und ob ſie nicht ſicherer begründet ſind. In der kirchlichen Freiheit ſind meine Preußen Euch voraus, das beweiſt Eure neueſte Prieſterverfolgung. Was freilich Eure poli- tiſche Freiheit angeht, auf die Ihr ſo ſtolz ſeyd, von wel- cher Ihr Eure Zeit datiren wollt, gewiß ſie fehlt den Preußen, aber ſeyd Ihr der Euren denn ſo ſicher, daß Ihr ſie lange behaupten werdet? Und fragt Ihr nach Preußens Zukunft, wer ſagt Euch denn daß die Hohenzollern ihre Unumſchränktheit von vier Menſchenaltern anders als wie einen fruchtbaren Durchgangspunct verſtehen, daß der Sinn des großen Friedrich, welcher den erſten Diener des Staats in ſich erkannte, vor ihren Ohren verklungen iſt? Was jemals Herrliches unter den Menſchen gelungen iſt, Alles das liegt zwiſchen den großen Axen, von welchen die Welt
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hörig bewußt war. Er konnte auf die lange Reihe ſeiner
Vorfahren hinweiſen und ſagen: „Sehet, dieſe Männer
haben in raſtloſer Arbeit das vollführt, was Eure Kö-
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umſchränkter Macht verſäumten und darum jetzt von der
Umwälzung ereilt ſind, weil ihre Selbſtſucht die Aufgabe
ſo hoher Macht verkannte: die Hinwegräumung des nicht
mehr haltbaren mittelalterlichen Staates. Wozu Euch eine
warme Auguſtnacht genügte, das haben jene, freilich
langſam, in Menſchenaltern vollbracht. Entſpricht noch
nicht Alles bei uns Euren Begriffen, ſehet her, ob nicht
unſere Zuſtände reif ſind zu einer weiteren Entwickelung
durch Entfeſſelung des ländlichen und ſtädtiſchen Gewerbes,
und ob ſie nicht ſicherer begründet ſind. In der kirchlichen
Freiheit ſind meine Preußen Euch voraus, das beweiſt
Eure neueſte Prieſterverfolgung. Was freilich Eure poli-
tiſche Freiheit angeht, auf die Ihr ſo ſtolz ſeyd, von wel-
cher Ihr Eure Zeit datiren wollt, gewiß ſie fehlt den
Preußen, aber ſeyd Ihr der Euren denn ſo ſicher, daß Ihr
ſie lange behaupten werdet? Und fragt Ihr nach Preußens
Zukunft, wer ſagt Euch denn daß die Hohenzollern ihre
Unumſchränktheit von vier Menſchenaltern anders als wie
einen fruchtbaren Durchgangspunct verſtehen, daß der Sinn
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/431>, abgerufen am 23.12.2024.
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