wie es scheint, nicht minder an der Gesinnung der Husa- ren als an der des Königs scheitern mußte. Dieser will auf allen Fall Bouille's Ankunft abwarten, der, meinte er, ganz gewiß kommt: außerdem hält er sich daran daß ja die Gemeinde von Varennes ihrem Könige die Reise nicht abgeschlagen, nur verlangt hat daß er warte bis morgen früh. Aber Bouille kam nicht; statt seiner er- schien ein Adjudant Lafayette's, begleitet von einem Of- ficier der pariser Nationalgarde. Sie überreichen dem Kö- nige ein Decret der Nationalversammlung, welches seine Rückkehr fordert, gestützt auf ein früheres Decret, welches dem Könige verbietet sich weiter als 20 Lieues vom Sitze der Nationalversammlung zu entfernen. Der König sprach: "Dieses Decret habe ich nie sanctionirt." Morgens acht Uhr saß der König wieder im Wagen, aber die Reise ging zurück nach Paris. Eine Stunde nach seiner Abfahrt er- schien Bouille mit einem Reuterregiment vor dem von Tau- senden umringten, rings abgesperrten Varennes. Da wandte er um und rettete sich mit seinem Stabe über die französische Gränze hinaus nach Luxemburg. Von hier schrieb er an die Nationalversammlung einen Drohbrief, dessen Schluß zu erkennen giebt, wie sehr es diesem Tapfern an politischer Voraussicht gebreche: "Ich wollte mein Vaterland, den König und seine Familie retten: Sehet da mein Verbrechen! Ihr werdet über ihre Erhal- tung Rechenschaft geben müssen, nicht mir, aber allen Königen; und ich verkünde Euch, daß, krümmt man ihnen
wie es ſcheint, nicht minder an der Geſinnung der Huſa- ren als an der des Königs ſcheitern mußte. Dieſer will auf allen Fall Bouillé’s Ankunft abwarten, der, meinte er, ganz gewiß kommt: außerdem hält er ſich daran daß ja die Gemeinde von Varennes ihrem Könige die Reiſe nicht abgeſchlagen, nur verlangt hat daß er warte bis morgen früh. Aber Bouillé kam nicht; ſtatt ſeiner er- ſchien ein Adjudant Lafayette’s, begleitet von einem Of- ficier der pariſer Nationalgarde. Sie überreichen dem Kö- nige ein Decret der Nationalverſammlung, welches ſeine Rückkehr fordert, geſtützt auf ein früheres Decret, welches dem Könige verbietet ſich weiter als 20 Lieues vom Sitze der Nationalverſammlung zu entfernen. Der König ſprach: „Dieſes Decret habe ich nie ſanctionirt.“ Morgens acht Uhr ſaß der König wieder im Wagen, aber die Reiſe ging zurück nach Paris. Eine Stunde nach ſeiner Abfahrt er- ſchien Bouillé mit einem Reuterregiment vor dem von Tau- ſenden umringten, rings abgeſperrten Varennes. Da wandte er um und rettete ſich mit ſeinem Stabe über die franzöſiſche Gränze hinaus nach Luxemburg. Von hier ſchrieb er an die Nationalverſammlung einen Drohbrief, deſſen Schluß zu erkennen giebt, wie ſehr es dieſem Tapfern an politiſcher Vorausſicht gebreche: „Ich wollte mein Vaterland, den König und ſeine Familie retten: Sehet da mein Verbrechen! Ihr werdet über ihre Erhal- tung Rechenſchaft geben müſſen, nicht mir, aber allen Königen; und ich verkünde Euch, daß, krümmt man ihnen
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wie es ſcheint, nicht minder an der Geſinnung der Huſa-
ren als an der des Königs ſcheitern mußte. Dieſer will
auf allen Fall Bouillé’s Ankunft abwarten, der, meinte
er, ganz gewiß kommt: außerdem hält er ſich daran daß
ja die Gemeinde von Varennes ihrem Könige die Reiſe
nicht abgeſchlagen, nur verlangt hat daß er warte bis
morgen früh. Aber Bouillé kam nicht; ſtatt ſeiner er-
ſchien ein Adjudant Lafayette’s, begleitet von einem Of-
ficier der pariſer Nationalgarde. Sie überreichen dem Kö-
nige ein Decret der Nationalverſammlung, welches ſeine
Rückkehr fordert, geſtützt auf ein früheres Decret, welches
dem Könige verbietet ſich weiter als 20 Lieues vom Sitze
der Nationalverſammlung zu entfernen. Der König ſprach:
„Dieſes Decret habe ich nie ſanctionirt.“ Morgens acht
Uhr ſaß der König wieder im Wagen, aber die Reiſe ging
zurück nach Paris. Eine Stunde nach ſeiner Abfahrt er-
ſchien Bouillé mit einem Reuterregiment vor dem von Tau-
ſenden umringten, rings abgeſperrten Varennes. Da
wandte er um und rettete ſich mit ſeinem Stabe über die
franzöſiſche Gränze hinaus nach Luxemburg. Von hier
ſchrieb er an die Nationalverſammlung einen Drohbrief,
deſſen Schluß zu erkennen giebt, wie ſehr es dieſem
Tapfern an politiſcher Vorausſicht gebreche: „Ich wollte
mein Vaterland, den König und ſeine Familie retten:
Sehet da mein Verbrechen! Ihr werdet über ihre Erhal-
tung Rechenſchaft geben müſſen, nicht mir, aber allen
Königen; und ich verkünde Euch, daß, krümmt man ihnen
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/388>, abgerufen am 23.12.2024.
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