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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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nacht den Vereinzelten die leise Entfernung aus den Tuil-
lerien, durch einen Nebenausgang. Man ging Anfangs
irre, fand sich aber wieder zusammen und athmete auf als
man in einem Miethwagen, dessen Kutscher Graf Fersen,
ein Schwede in französischen Kriegsdiensten, war, unbe-
hindert durch die Barriere an die Station von Bondy kam,
wo ein vierspänniger Reisewagen wartete. Man schlug
den Weg nach der Festung Montmedy ein; hier wollte
der Monarch, von treuen Truppen geschützt, seine Frei-
heit wiederfinden. In derselben Nacht aber reiste Mon-
sieur in anderer Richtung der Gränze zu und erreichte glück-
lich Brüssel. Es ward acht Uhr Morgens ehe man in Pa-Juni 21.
ris vernahm was über Nacht geschehen sey. Da entstand
ein gewaltiges Strömen des Volks, besonders zu den
Tuillerien, man sah Pikenmänner darunter. Tiefgekränkt
fühlte sich Lafayette; er hatte kürzlich den König wegen
der umlaufenden Gerüchte gefragt, und zur Antwort er-
halten: "Kein Gedanke an eine Entfernung," worauf
der General sich mit seinem Kopfe gegen die Nationalver-
sammlung verbürgte daß nichts dergleichen im Werke sey.
Jetzt besprach er sich schleunig mit Bailly und Alexander
Beauharnais, derzeit Präsidenten der Nationalversamm-
lung, und vernahm aus Beider Munde die Versicherung:
solle Frankreich die Schrecken eines Bürgerkrieges vermei-
den, so müsse man den König anhalten auf seiner Flucht.
Einen der fliehen will anhalten heißt aber ihn verhaften.
Verhaftet man Könige? Lafayette nahm die Verantwort-

nacht den Vereinzelten die leiſe Entfernung aus den Tuil-
lerien, durch einen Nebenausgang. Man ging Anfangs
irre, fand ſich aber wieder zuſammen und athmete auf als
man in einem Miethwagen, deſſen Kutſcher Graf Ferſen,
ein Schwede in franzöſiſchen Kriegsdienſten, war, unbe-
hindert durch die Barriere an die Station von Bondy kam,
wo ein vierſpänniger Reiſewagen wartete. Man ſchlug
den Weg nach der Feſtung Montmedy ein; hier wollte
der Monarch, von treuen Truppen geſchützt, ſeine Frei-
heit wiederfinden. In derſelben Nacht aber reiſte Mon-
ſieur in anderer Richtung der Gränze zu und erreichte glück-
lich Brüſſel. Es ward acht Uhr Morgens ehe man in Pa-Juni 21.
ris vernahm was über Nacht geſchehen ſey. Da entſtand
ein gewaltiges Strömen des Volks, beſonders zu den
Tuillerien, man ſah Pikenmänner darunter. Tiefgekränkt
fühlte ſich Lafayette; er hatte kürzlich den König wegen
der umlaufenden Gerüchte gefragt, und zur Antwort er-
halten: „Kein Gedanke an eine Entfernung,“ worauf
der General ſich mit ſeinem Kopfe gegen die Nationalver-
ſammlung verbürgte daß nichts dergleichen im Werke ſey.
Jetzt beſprach er ſich ſchleunig mit Bailly und Alexander
Beauharnais, derzeit Präſidenten der Nationalverſamm-
lung, und vernahm aus Beider Munde die Verſicherung:
ſolle Frankreich die Schrecken eines Bürgerkrieges vermei-
den, ſo müſſe man den König anhalten auf ſeiner Flucht.
Einen der fliehen will anhalten heißt aber ihn verhaften.
Verhaftet man Könige? Lafayette nahm die Verantwort-

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[373/0383] nacht den Vereinzelten die leiſe Entfernung aus den Tuil- lerien, durch einen Nebenausgang. Man ging Anfangs irre, fand ſich aber wieder zuſammen und athmete auf als man in einem Miethwagen, deſſen Kutſcher Graf Ferſen, ein Schwede in franzöſiſchen Kriegsdienſten, war, unbe- hindert durch die Barriere an die Station von Bondy kam, wo ein vierſpänniger Reiſewagen wartete. Man ſchlug den Weg nach der Feſtung Montmedy ein; hier wollte der Monarch, von treuen Truppen geſchützt, ſeine Frei- heit wiederfinden. In derſelben Nacht aber reiſte Mon- ſieur in anderer Richtung der Gränze zu und erreichte glück- lich Brüſſel. Es ward acht Uhr Morgens ehe man in Pa- ris vernahm was über Nacht geſchehen ſey. Da entſtand ein gewaltiges Strömen des Volks, beſonders zu den Tuillerien, man ſah Pikenmänner darunter. Tiefgekränkt fühlte ſich Lafayette; er hatte kürzlich den König wegen der umlaufenden Gerüchte gefragt, und zur Antwort er- halten: „Kein Gedanke an eine Entfernung,“ worauf der General ſich mit ſeinem Kopfe gegen die Nationalver- ſammlung verbürgte daß nichts dergleichen im Werke ſey. Jetzt beſprach er ſich ſchleunig mit Bailly und Alexander Beauharnais, derzeit Präſidenten der Nationalverſamm- lung, und vernahm aus Beider Munde die Verſicherung: ſolle Frankreich die Schrecken eines Bürgerkrieges vermei- den, ſo müſſe man den König anhalten auf ſeiner Flucht. Einen der fliehen will anhalten heißt aber ihn verhaften. Verhaftet man Könige? Lafayette nahm die Verantwort- Juni 21.

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/383>, abgerufen am 23.12.2024.