sollten an der Spitze der verschworenen Unzufriedenen in unsere Provinzen zurückkehren; und Sie, Sire, die Sie einen Vorwand zur Entzündung des bürgerlichen Krieges, zum Blutvergießen und zum Umsturze der Constitution, deren Erhaltung Sie beschworen haben, suchten, fanden ihn in der Widersetzlichkeit der Geistlichkeit. Sie haben geduldet, daß diese ihre Beschwerden nach Rom ge- bracht, in der Hoffnung daß das Volk zu Gunsten ränke- süchtiger meuterischer Priester die Waffen ergreifen werde, damit der Fanatismus den Staat in Flammen setze und das Blut der Freiheitsfreunde durch die Hand von Ver- schwörern fließe. Der Himmel hat diesen abscheulichen Plan vereitelt, und erst nachdem Sie sein Mislingen nach allen Richtungen erfahren, willigen Sie in die Annahme des Decrets, welches die meuterischen Priester bändigen soll; Ihren hartnäckigen Widerstand aber beschönigen Sie mit dem lächerlichen Vorwande, man müsse den erhitzten Gemüthern Frist zur Beruhigung lassen, als ob nicht die- ser hartnäckige Widerstand gerade das Mittel wäre, sie zu einem verzweifelten Wagniß zu treiben und die Fackel des Krieges zu entzünden.
"Wohlan, Sire, da sind sie in aller Reinheit diese abscheulichen Wahrheiten, welche aus Ihrem Munde nicht zu entschlüpfen wagten; ihre Bekanntmachung müßte Sie vor Schrecken erstarren machen. Möchten sie Ihre Stirn mit einer heiligen Röthe überziehen und Ihr von Bösewichtern umlagertes verführtes Herz zum Gefühle
ſollten an der Spitze der verſchworenen Unzufriedenen in unſere Provinzen zurückkehren; und Sie, Sire, die Sie einen Vorwand zur Entzündung des bürgerlichen Krieges, zum Blutvergießen und zum Umſturze der Conſtitution, deren Erhaltung Sie beſchworen haben, ſuchten, fanden ihn in der Widerſetzlichkeit der Geiſtlichkeit. Sie haben geduldet, daß dieſe ihre Beſchwerden nach Rom ge- bracht, in der Hoffnung daß das Volk zu Gunſten ränke- ſüchtiger meuteriſcher Prieſter die Waffen ergreifen werde, damit der Fanatismus den Staat in Flammen ſetze und das Blut der Freiheitsfreunde durch die Hand von Ver- ſchwörern fließe. Der Himmel hat dieſen abſcheulichen Plan vereitelt, und erſt nachdem Sie ſein Mislingen nach allen Richtungen erfahren, willigen Sie in die Annahme des Decrets, welches die meuteriſchen Prieſter bändigen ſoll; Ihren hartnäckigen Widerſtand aber beſchönigen Sie mit dem lächerlichen Vorwande, man müſſe den erhitzten Gemüthern Friſt zur Beruhigung laſſen, als ob nicht die- ſer hartnäckige Widerſtand gerade das Mittel wäre, ſie zu einem verzweifelten Wagniß zu treiben und die Fackel des Krieges zu entzünden.
„Wohlan, Sire, da ſind ſie in aller Reinheit dieſe abſcheulichen Wahrheiten, welche aus Ihrem Munde nicht zu entſchlüpfen wagten; ihre Bekanntmachung müßte Sie vor Schrecken erſtarren machen. Möchten ſie Ihre Stirn mit einer heiligen Röthe überziehen und Ihr von Böſewichtern umlagertes verführtes Herz zum Gefühle
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ſollten an der Spitze der verſchworenen Unzufriedenen in
unſere Provinzen zurückkehren; und Sie, Sire, die Sie
einen Vorwand zur Entzündung des bürgerlichen Krieges,
zum Blutvergießen und zum Umſturze der Conſtitution,
deren Erhaltung Sie beſchworen haben, ſuchten, fanden
ihn in der Widerſetzlichkeit der Geiſtlichkeit. Sie haben
geduldet, daß dieſe ihre Beſchwerden nach Rom ge-
bracht, in der Hoffnung daß das Volk zu Gunſten ränke-
ſüchtiger meuteriſcher Prieſter die Waffen ergreifen werde,
damit der Fanatismus den Staat in Flammen ſetze und
das Blut der Freiheitsfreunde durch die Hand von Ver-
ſchwörern fließe. Der Himmel hat dieſen abſcheulichen
Plan vereitelt, und erſt nachdem Sie ſein Mislingen nach
allen Richtungen erfahren, willigen Sie in die Annahme
des Decrets, welches die meuteriſchen Prieſter bändigen
ſoll; Ihren hartnäckigen Widerſtand aber beſchönigen Sie
mit dem lächerlichen Vorwande, man müſſe den erhitzten
Gemüthern Friſt zur Beruhigung laſſen, als ob nicht die-
ſer hartnäckige Widerſtand gerade das Mittel wäre, ſie
zu einem verzweifelten Wagniß zu treiben und die Fackel
des Krieges zu entzünden.
„Wohlan, Sire, da ſind ſie in aller Reinheit dieſe
abſcheulichen Wahrheiten, welche aus Ihrem Munde
nicht zu entſchlüpfen wagten; ihre Bekanntmachung müßte
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/380>, abgerufen am 23.12.2024.
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